Weg vom Plastik. Wie war es denn vorher ?

  • Eben sah ich eine Sendung über den Plastikmüll in den Meeren und dacht mir: Wie war es eigentlich bevor es überall alles in Plastik gab ?


    Ich bin als Kind in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Wenn ich so in meinen Erinnerungen krame....


    Milch in Tetra Packs ?
    Dass die Milchverpackungen ökologisch sind, ist eine Verbraucherlüge. Sie bestehen nur außen aus recycelbarer Pappe. Danach folgt eine Schicht aus Aluminium und dann eine aus Plastik. Nur so hält sich die Tütenmilch so lange und weicht auch nicht die Pappe auf.
    Eine moderne Milchverrpackung lässt sich beim Recycling nicht leicht trennen. Weil das Trennen viel zu aufwändig ist, landen sie oft beim "thermischen Recycling" = sie wird verbrannt.


    Als Kind konnte ich noch miterleben, wie die Bauern ihre Milchkannen auf dem Trecker zu den Sammelstellen brachten.
    Wenn ich selbst zum Milchholen geschickt wurde, nahm ich die Blechkanne (später waren es auch Plastikkannen) und fuhr mit dem Fahrrad zum Bauern.
    Wenn ich ankam, stand schon die gefüllte Milchkanne für mich auf dem großen Kühltank bereit. Jede Familie hatte ihre Kannen. Damit war auch jeder selbst für seine Hygiene verantwortlich.


    Natürlich war das keine normale Milch. Es war pure Rohmilch mit vollem Fettgehalt und nicht schon pasteurisiert. "Frisch von der Kuh". Was sich heutzutage "Rohmilch" nennt, hat nichts mit "richtiger Rohmilch zu tun.
    Die "Echte" darf man nicht so trinken. Man muss sie zuerst kochen.
    Als Kind war mir das völlig egal. Nicht abgekochte Milch habe ich gerne getrunken... auch weil ich den Schmand auf der abgekochten Milch nicht mochte.


    Heutige Hygiene-Vorschriften verbieten leider, dass Bauern die Rohmilch so abgeben wie damals. Gleichzeitig würden es die Milchkonzerne auch nicht zulassen, weil sie dann nicht erst viele wertvolle Bestandteile abschöpfen können, um daraus Sahne, Käse, Butter und Schmand herzustellen, die dann extra verkauft werden.
    Ohne Tetra Packs geht es leider also nicht mehr.


    Einkaufstaschen aus Kunststoff ?
    Die Technik war noch nicht so weit, um so profane Gegenstände billig herzustellen. Die Einkaufstaschen bestanden damals wirklich noch aus Stoff .. aber nicht aus labbriger Jute, die die Form nicht hält. Jute wurde nur für Säcke verwendet.


    Joghurt in Plastikbechern ?
    Nein, den bekam man im Glas zu kaufen. Als es dann später die Plastikbecher bekam, konnte man als Kind richtig schön damit experimentieren. Heißes Wasser hinein gießen und sie schnurrten regelrecht zusammen. Der Kunststoff war nicht hart genug, um die Form zu halten und verformte sich sofort, wenn er zu heiß wurde.


    Joghurt in Gläsern gibt es heute noch. Die Plastikbecher sind jedoch so dick und hart, dass man problemlos auch mal kochendes Wasser hineingießen kann. Weniger dickes Material würde Ressourcen schonen und das Recycling vereinfachen


    Abgepacktes Obst ?
    Rund um das Dorf stehen auch heute noch Obstbäume an den Straßen. Einmal im Jahr wurden sie "verkauft".
    Ich erinnere mich, dass ich einmal für 50 Pfennig (ca. 25 Cent) alle Obstbäume an einem Berg gekauft habe. Glück gehabt. Außer mir hatte keiner Lust gehabt mitzugehen.
    Pech für mich, weil: Wer die Bäume kauft, muss sie auch abernten. Das war mir eine Lehre, weil ich das dann natürlich auch machen musste *lach*


    Zusätzlich gab es natürlich noch Obstbauern, bei denen man sich gegen Bezahlung das Obst pflücken konnte oder sie verkauften das Obst eben auf dem Hof oder im Laden. Man versorgte sich also mit dem Obst, das direkt in der Gegend wuchs.


    Die Obstbäume stehen heute noch an der Straße. Sie werden schon lange nicht mehr verkauft. Wer möchte, pflückt sich so viele Äpfel oder Birnen wie er möchte. Kostet keinen einzigen Cent.
    Meine alte Mutter geht hin und wieder mal ein paar Äpfel sammeln. Die Bäume sind teilweise so hoch nach oben beschnitten, dass man an die Äste nicht mehr problemlos heran kommt.


    Letztes Wochenende habe ich sie mal auf einem Spaziergang begleitet und dazu gleich eine große Tasche mitgenommen. Es dauerte nicht lange, bis ich ihr rund 20 Kilogramm frische Äpfel vom Baum gepflückt hatte. Später bedauerte ich es aber, dass ich nicht mit dem Auto dahin gefahren war. 20 Kg rund 2 Kilometer schleppen, macht echt keinen Spaß *lach*


    Anstatt überall in den Städten Nutzhölzer anzupflanzen, dessen Holz dann doch nicht genutzt wird, könnten Obstbäume doch genauso gut überall kostenloses Obst liefern. Dagegen spricht nur, dass man natürlich auch das Fallobst beseitigen muss, weil es eine Unfallgefahr darstellt.


    Auch unter den Bäumen in dem Dorf liegt massenhaft Fallobst herum, das keiner haben will. Es landet im Graben oder auf der Straße und wird dann von Insekten befallen.
    Aber heißt es nicht, dass wir Insekten mehr Lebensraum und Überlebensmöglichkeiten geben müssen ? Fallobst sieht nicht gut aus und man rutscht darauf auch aus, aber es ist trotzdem für die Natur nützlich.


    Abgepacktes Obst muss nicht sein .. und wenn schon, dann wenigstens nicht 2 oder 4 Stück Obst jeweils einzeln in einer Plastikschale mit viel Plastikfolie drum herum einschweißen.


    In Plastik eingeschweißtes Gemüse ?
    Salatköpfe einzeln in Plastik verpackt. Was soll der Unsinn ? Man kann sie zwar besser stapeln und transportieren aber unter dem Plastik gammelt das Gemüse viel schneller als wenn es nicht eingepackt wäre.


    Die Idiotie sondergleichen ist es, Biogemüse einzuschweißen !
    Das macht man aber nur, weil man es sonst nicht vom normalen unterschieden könnte.


    Getränke in Plastikflaschen ?
    Damals gab es keine Plastikflaschen. Alle Flaschen waren aus Glas. Alle Flaschen waren gleichzeitig auch Pfandflaschen. Wenn man sein Geld zurück haben wollte, musste man eben sorgsam mit den Flaschen umgehen.


    Mehrweg-Plastikflaschen sind keine Lösung. Sie dünsten massiv aus und geben ihre Bestandteile an das Getränk ab. Das Mindesthaltbarkeitsdatum darf deshalb nie so lang sein, wie man das Getränk aus einer Glasflasche unbesorgt trinken könnte.


    Bier aus einer Plastikflasche ? Mich ekelt es davor. Entweder Glasflasche oder direkt vom Fass. Da gibt es dann gar keinen Abfall mehr.
    Die Firma Coca Cola führt jetzt langsam wieder Glasflaschen ein. Grundsätzlich ist es der richtige Weg.


    Immer mehr überflüssige Plastik-Applikationen
    Tetra Packs in jeglicher Größe bekommen zusätzliche Ausgießer aus Plastik aufgeklebt. Man braucht sie nicht, weil man auch einfach eine Ecke umknicken könnte.
    Dicht sind die Schraubverschlüsse sowieso nicht.


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    Verglichen mit vor vielen Jahren, hat Kunststoff viele anderen Stoffe abgelöst.


    In vielen Bereichen liegt es daran, dass man immer mehr Wert auf Sicherheit legt (Gesundheit, weniger Gefahren)
    In anderen Bereichen geht es jedoch nur darum, das Leben bequemer zu machen.
    Dann kommt hinzu, dass heute viel mehr Waren transportiert werden müssen und deshalb alles transportgerecht verpackt werden muss.


    Der letzte Grund ist der reine Kommerz.
    "Schön in Plastikfolie verpackt" verkauft sich besser als lose Ware. Alles muss neu und sauber aussehen ... auch wenn es schon lange da liegt. Der Verbraucher ist auch bereit, mehr zu zahlen, wenn etwas gut verpackt ist.


    Wir können die Uhr also nicht zurück drehen.
    "Jute statt Plastik" ? Blödsinn.
    Eine richtig vernünftige Tasche macht viel mehr Sinn.. weil sie länger hält und sie auch größer ist.


    Wieso immer mehr Möbel aus Kunststoff anstatt Holz?
    Holz kann man immer wieder aufarbeiten. Beschädigungen kann man abschleifen. Holz kann man später eine andere Form geben oder anders anstreichen.


    Kugellager aus Kunststoff statt Metall ?
    Plastik nutzt sich viel schneller ab. Das Gerät ist viel schneller defekt.


    Ich bin nicht wirklich "ökologisch angehaucht", mache mir jedoch auch Sorgen darüber, dass immer mehr Plastik im Umlauf kommt.


    Es sind nicht die Ressourcen, die verbraucht werden.
    Würde man den Angaben von Wissenschaftlern glauben schenken wollen ... könnte man nach Prognosen aus den 1980er Jahren heute längst kein Kunststoff mehr herstellen, weil es längst kein Erdöl mehr geben würde.
    Immer neue Techniken wurden erfunden, um an den begehrten Rohstoff zu kommen und gleichzeitig findet man auch immer mehr weitere Lagerstätten. Nach den aktuell prognostizierten Erdölmengen, könnten wir noch einige Jahrhunderte so weiter machen,


    Aber alles was von unten herauf geholt wird, belastet die Welt hier oben. Wenn wir es nicht komplett erneut nutzen (recyceln) können, müssen wir vermeiden, dass zu viel produziert wird.


    Die Firma Coca Cola geht den Weg, wieder Glasflaschen einzuführen. Pepsi Cola hat sich bei Soda Stream eingekauft, weil in den USA der Hang dazu geht, einfach Leitungswasser selbst aufzusprudeln. Zwei völlig verschiedene Wege, die dazu führen, die Plastik-Belastung zu verringern.


    Als Verbraucher muss man kein "Öko" sein, um etwas dazu beizutragen.
    Ich fahre auch ein Auto mit Verbrennungsmotor, lasse es aber auch stehen, wenn ich zum Einkaufen gehe. Dann gehe ich eben jeden Tag zu Fuß in den Laden. Als "Städter" muss ich zum Glück keine große Vorratshaltung betreiben.
    Zum Einkauf nehme ich eine große Tasche mit, die so lange Henkel hat, dass ich mir die Tasche auch über die Schultern hängen kann. 10-20 Kg kann man damit schon durch die Gegend schleppen.
    Würde es mir zu schwer, gibt es ja noch die "Einkaufstaschen mit Rädern".


    Gemüse kaufe ich nur unverpackt. Obst kaufe ich lose oder in kleinen Holzkisten oder Pappkartons. Brot kaufe ich in einer Bäckerei, in der ich es schneiden lasse und in einer Papiertüte bekomme.
    Wenn ich verpackte Lebensmittel kaufen will, nehme ich die, die in einer Dose oder einem Glas verpackt sind. In Kunststoff verpackte Ware lasse ich im Regal liegen.


    Dass Kunststoff kein ideales Verpackungsmaterial ist, kann man gut am Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) sehen.
    Schau dir einfach mal an, wie lange zum Beispiel Würstchen in einer Plastikverpackung, einem Glas oder einer Dose haltbar sind.
    In Plastik einige Wochen. In Glas viele Monate. In der Dose mehrere Jahre.


    Man spart oft nicht nur Geld, sondern hat auch langfristig nur Vorteile davon.
    Kauf dir heute ein paar Würstchen. Mit der Zeit werden sie immer teurer werden. Je länger sie haltbar sind, desto mehr kannst du sparen.


    Beispiel (durchaus übertriebene Mengen):
    Heute für 100 Euro Würstchen kaufen, werden sie jedes Jahr ca. 10 Euro teurer werden.
    Kauf dir jeden Monat neu die gleiche Menge, weil du sie nicht länger lagern kannst und so viel verbrauchst = 1200 Euro im ersten Jahr.
    Im zweiten Jahr musst du 120 Euro mehr ausgeben und im dritten Jahr (vom ersten Jahr aus gesehen) schon 240 Euro mehr. In zwei weiteren Jahren hast du also 360 Euro mehr dafür ausgeben müssen.
    Hättest du sie alle jedoch alle im ersten Jahr in Dosen gekauft, hättest du also 30 Prozent gespart.
    Und gleichzeitig hast du etwas für die Umwelt getan, weil du Glas oder Blech als Verpackung genommen hast, die sich beide problemlos recyceln lassen .. und selbst wenn du sie einfach wegwerfen würdest, würden sie der Umwelt nicht so sehr schaden wie die gleiche Menge an Plastik. Metall und Glas zersetzen sich mit der Zeit auch ohne unser Zutun.


    Ich habe Würstchen als Beispiel genommen, weil sie in allen Verpackungsarten angeboten werden . Ersetzt sie durch andere Lebensmittel, bei denen ihr auch die Wahl zwischen Kunststoff und Glas/Blech habt.


    Der Umwelt zu helfen, muss also keinen Verzicht bedeuten und es muss auch nicht teurer sein. Einfach mal beim nächsten Einkauf etwas nachdenken ;)