Raus aus der Schuldenfalle

  • Schulden kann man relativ schnell bekommen.
    Es genügt, wenn der Arbeitgeber den Lohn zu spät zahlt und schon rutscht man in die Schulden. Normalerweise ärgert man sich nur, weil man für die Zeit, bis das Geld kommt, Überziehungszinsen zahlen muss. Vom Gefühl her sind das gar keine "richtigen Schulden".


    Ähnlich ist es, wenn man mal ganz absichtlich das Konto überzogen hat. Da man ja weiß, dass man genügend Geld "am nächsten Ersten" bekommt, kann man sich so etwas ja mal hin und wieder erlauben.


    Schwierig wird es aber, wenn man Monat für Monat "in die Miesen geht".
    Beim immer gleichen Betrag kann es vielleicht daran liegen, dass man eine größere Anschaffung gemacht hat, die sich jetzt lange Zeit auswirkt. Diese Dauerüberziehung muss man weg sparen.


    Ist der Betrag überschaubar, genügt es vielleicht schon, dass man sich nur ein kleines Bisschen einschränkt.
    Statt dem üblichen "Markenmüsli" am Morgen, kaufst du eben eine Hausmarke. Markenware des täglichen Bedarfs durch Hausmarken zu ersetzen, spart schon sehr viel Geld.
    So kannst du sparen ohne wirklich auf etwas verzichten zu müssen und die Überziehungsschulden werden Monat für Monat immer wieder etwas kleiner.


    Wenn die Schulden dann endlich weg sind, mach noch einmal so lange weiter, wie es gedauert hat. Dann hast du ein kleines Plus angespart, das dafür sorgt, dass du beim nächsten Mal nicht gleich wieder dein Konto überziehen musst.
    Bei überschaubaren Beträgen hilft also schon einfaches Sparen, um aus den Schulden wieder heraus zu kommen.


    Die meisten verschulden sich durch langfristige Verträge


    Mobilfunk-Vertrag
    Zur monatlichen Gebühr bekommt man ein "super tolles Handy" kostenlos dazu ? Überleg zuerst einmal, dass du diese Gebühr jeden Monat haben wirst und das in der Regel rund 2 Jahre.
    In zwei Jahren ist dein "super Gerät" längst ein "alter Knochen". Du bekommst aber kein neues mehr und zahlst die ganzen Jahre lang immer noch die gleiche Gebühr.


    Lass dich also nicht durch "Geschenke" locken, die durch die hohe Monatsgebühr dann doch wieder bezahlen wirst.
    Aus einem Mobilfunk-Vertrag kommst du nicht mehr heraus.


    Konsumgüter Ratenverträge
    Überall kann man günstige Zinsen angeboten bekommen. Einerseits spielt die Höhe der Zinsen natürlich eine große Rolle, weil man die ja noch zusätzlich zahlen muss. Andererseits muss man den Betrag aber auch Monat für Monat abzahlen können.
    Gleichzeitig musst du auch daran denken, dass immer etwas Überraschendes passieren kann, für das du plötzlich Geld benötigen kannst.


    Die monatliche Rate darf nie so hoch sein, dass du wirklich dein ganzes Monatseinkommen aufbrauchst.


    Wohnungsmiete
    Für die Miete geht in Deutschland mittlerweile das meiste Geld drauf. Oft sind die Nebenkosten genau so hoch (oder sogar noch höher) wie die eigentliche Kaltmiete.


    Informiere dich wirklich umfassend, was an Miete und Nebenkosten auf dich zukommt und rechne nach, was du sonst zum Leben brauchst. Allgemein sagt man, dass die Miete (mit allen Kosten) nicht mehr als 30% des Einkommens ausmachen sollte.


    Vorsicht vor Ballon-Verträgen
    Bei solchen Verträgen soll man eine gewisse Zeit nur ganz wenig zahlen und erst am Schluss den Rest auf einmal bezahlen. Ganz am Ende steht also ein riesiger Betrag, der sich, wenn es so weit ist, wie ein Ballon aufbläht.
    Dieser Ballon kann dein Konto platzen lassen und dich ganz tief in die Schuldenfalle führen.


    Wenn du trotzdem so einen Vertrag abschließen willst...
    - Teile die Restsumme durch die Anzahl der Laufzeit-Monate und lege diese Summe jeden Monat zurück.
    Wenn dann der "Ballon" kommt, hast du das dafür nötige Geld bereits zurück gelegt.


    - Verlass dich nicht darauf, dass du irgendwann einmal mehr Geld bekommst, mit dem du dann alles zahlen kannst.
    Wenn die Steuerrückzahlung geringer ausfällt oder ein versprochener Betrag nicht eingeht, würdest du dann vor einem Problem stehen.


    Der Überblick über die Ausgaben fehlt
    Mal eben mit der Bankkarte oder der Kreditkarte zu bezahlen ist ja ganz einfach. Dabei darf man aber nie vergessen, im Kopf den Kontostand immer aktuell zu halten.
    Kreditkartenfirmen ziehen oft alles an einem Tag ein. An diesem Tag wird dein Kontostand also schlagartig um diesen Betrag schrumpfen. Rechne deshalb jede Kartenzahlung so als wenn sie direkt von deinem Konto abgehen würden.


    Diese Tipps waren jetzt also dazu gedacht, dich vor einer Schuldenfalle zu bewahren. Es waren keine Spar-Tipps, sondern nur Sachen, an die man denken muss, bevor man sich auf etwas einlässt.

    [hr]


    Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, nutzt es leider nichts mehr, darüber zu heulen. Passiert ist passiert. Jetzt müssen wir sehen, dass wir von den Schulden wieder herunter kommen.


    1) Gestehe dir selbst ein, dass du Schulden hast
    Mit "wird schon gut gehen" kommst du nicht weiter.


    2) Rechne alles zusammen, was du anderen schuldest
    Monatliche Kosten für Verträge musst du genauso rechnen wie zusätzliche Schulden, die nur einmal angefallen sind.


    3) Schau nach, wie hoch dein Einkommen ist und was davon jeden Monat übrig bleibt.
    Miete, Essen und Trinken, Wasser und Strom sind das wirklich Wichtige. Was dann noch übrig ist, damit kannst du die Schulden begleichen.


    4) Geh aktiv auf deine Gläubiger zu
    Gestehe ihnen offen, dass du dich finanziell übernommen hast und bitte darum, ob man die monatliche Rate nicht nicht kürzen kann. Wenn sie dem zustimmen, musst du zwar länger zahlen, aber du "kommst über die Runden"
    Versprich nichts, was du nicht einhalten kannst. Du wirst keine weitere Chance bekommen.
    Setz deinen eigenen Ratenvorschlag so an, dass du die Rate dann auf jeden Fall, möge kommen was wolle, auch die ganze Zeit bezahlen kannst.


    Natürlich nutzt es nichts, wenn du den Betrag zu tief ansetzt. Der Gläubiger möchte deinen guten Willen sehen, die Schulden auch wirklich zu zahlen. Wenn dein Vorschlag darauf hinaus läuft, dass er 10 Jahre auf sein Geld warten soll, wird er dich ohne positives Ergebnis nach Hause schicken.


    Wenn er monatlich die Hälfte bekommt, was du ihm eigentlich schuldest, verdoppelt sich zwar die Zeit, aber er sieht wenigstens deinen guten Willen. Gefällt ihm dein Vorschlag nicht, soll er bitte einen anderen Vorschlag machen. Jeder Vorschlag ist besser als weiterhin die bisherige monatliche Belastung zu haben.
    ABER
    Denk immer daran, dass die anderen Gläubiger auch ihr Geld haben wollen. Verhandelst du bei einem schlecht, musst du bein nächsten erheblich bessere Konditionen aushandeln.


    5) Schau nach, ob und wo du den Schuldbetrag günstiger bekommst
    Ein einziger größerer Kredit ist oft günstiger als viele kleine. Aktuell sind wir gerade in einer Niedrigzins-Phase, bei der man keine Zinsen auf Ersparnisse bekommt und günstige Kredite finden kann .. aber trotzdem verlangen die Banken immer noch oft bis zu 14.5% Zinsen für Überziehungskredite.


    Einen Überziehungskredit wirst du überall günstiger bekommen können. Sprich dazu jedoch zuerst mit deiner Bank.
    Deine eigene Bank kennt deine Finanzen und muss die nicht erst irgendwo anfragen.
    Natürlich wird sie dich freiwillig darauf hinweisen, dass sie beim Überziehungskredit viel mehr Zinsen von dir bekommt als wenn du einen normalen Kredit aufnimmst.
    Diese zusätzliche Zinsplus geht ihr bei einem normalen Kredit natürlich verloren, aber sie bekommt weiterhin Geld von dir und du bleibst auch ihr Kunde und zahlst weiterhin die normalen Kontogebühren. Du bringst der Bank also auf lange Sicht Geld ein ... und das am Ende viel mehr als sie am "Kontokorrent-Kredit" verdienen würden.

    Wenn du dir aber woanders einen günstigeren Kredit holst, bekommen sie zwar einmalig die erhöhten Zinsen, aber danach bist du weg und bringst keinen Cent mehr dorthin.
    Macht man das der Bank klar, hat man eine ganz andere Verhandlungsbasis.


    Natürlich sollte man auch sagen, dass man sich nicht sofort entscheiden kann .. schließlich willst du auch von anderen Banken noch Angebote einholen - aber - du versprichst (und machst es dann aber auch wirklich) dass du noch einmal wieder kommst.


    Hast du dann andere Angebote, kannst du sie dann ja der Bank zeigen, wenn sie besser sind. Dadurch kannst du eventuell doch noch ein anderes und besseres Angebot bekommen.


    Vorsicht, wenn du den günstigeren Kredit nur bekommst, wenn du gleichzeitig eine Versicherung abschließt
    Du willst aus den Schulden raus und dir nicht noch eine zusätzliche monatliche Belastung aufhalsen.


    6) Kündige alle unnötigen Verträge
    Viele Versicherungen laufen bis zum Ende des Jahres. Im September kannst du alle fristgerecht kündigen. Manche Versicherungen sind sowieso völliger Quatsch,weil sie faktisch nie zahlen müssen.


    Kündige auch andere Verträge, die dann erst viel später enden werden. Lass dir deine Kündigung immer schriftlich oer ganz normalen Brief bestätigen.
    Auch wenn du nicht so schnell aus dem Vertrag kommst, wenn du aber bereits jetzt kündigst, kannst du keine Frist mehr versäumen. Am Ende des Vertrages ist dann Schluss mit der monatlichen Belastung.


    7) Ändere Verträge so, dass sie billiger werden
    Bei einem älteren Auto macht eine Vollkasko keinen Sinn. Die Teilkakso ist eventuell günstiger. Wenn das Auto vielleicht auch noch sehr alt ist und kaum gefahren wird .. du es aber unbedingt brauchst .. vereinbare eine viel niedrigere Jahresfahrleistung. Das spart dir auch viel Geld ein.


    Auch wenn es etwas mehr kostet, lass die Zahlungsweise im Vertrag ändern. Statt 1x im Jahr vielleicht alle 3 Monate oder sogar jeden Monat. Damit hast du einen festen Betrag auf den du nicht lange ansparen musst.


    Gut zu wissen:
    Eine "Vertragsänderung" gibt es nicht. Mit jeder "Änderung" schließt man einen ganz neuen Vertrag ab. Achte also immer auf die Laufzeit und auf die neuen Bedingungen.


    Du kannst auch um "Stundung" bitten.
    Dabei zahlt man dann jeden Monat nur die Zinsen und die eigentliche Tilgung wird nach hinten verschoben. "Hinten" wartet dann aber weiterhin die gesamte Schuld auf dich und am Ende der Stundung geht die Ratenzahlung wie bisher weiter.
    Stundung = Aufschub. Sie bringt dich also nicht viel weiter.


    Du kannst auch um "Aussetzung" bitten.
    Der Vertrag "ruht" während dieser Zeit. Das macht man hin und wieder bei Lebensversicherungen oder ähnlichem. Während der Vertrag ausgesetzt wird, fallen keine monatlichen Gebühren an ... aber ... die Versicherung läuft während der Zeit auch nicht und die "ausgesetzte Zeit" wird hinten wieder angehängt.


    Stundung und Vertragsruhe bzw. Aussetzung verschieben deine Schulden nur nach hinten. Nach der vereinbarten Zeit geht es ganz normal weiter.


    Bei all diesen Sachen müssen die Gläubiger nicht auf ihr Geld verzichten. Sie bekommen zwar monatlich weniger, aber sie bekommen es weiterhin.


    [hr]
    Wenn du durch diese Maßnahmen deine monatlichen Zahlungsverpflichtungen in den Griff bekomme hast, würde ich mich sehr für dich freuen.


    Es ist ganz klar, dass das alles zuerst einmal Überwindung und dann viel Arbeit kostet. Du musst überall persönlich auflaufen und Unmengen an Briefen schreiben und darauf hoffen, dass die Gläubiger dir einen Gefallen tun wollen.


    Es ist auch ganz klar, dass du jetzt jede überflüssige Ausgabe vermeiden musst.
    GAR KEINEN neuen Vertrag abschließen, egal wie gut er aussieht !!! Jeder neue Vertrag wirft dich wieder in die Schuldenfalle .. und irgendwann kommst du aus eigener Kraft nicht mehr heraus.


    Wenn du selbst keine Chance siehst, deine Schulden aus eigener Kraft in den Griff zu bekommen, wende dich möglichst früh an einen professionellen Schuldenberater.
    Damit er die Lage und deine Möglichkeiten richtig beurteilen kann, muss er alles über deine Finanzen wissen. Lege also wirklich alle nötigen Unterlagen bereit.


    Schreibe aber auch sonst einfach mal auf, wofür du dein Geld so ausgibst. Führe ein Haushaltsbuch, in das du wirklich jede einzelne Ausgabe einträgst. Nicht "für Essen und Trinken" sondern jeden einzelnen Artikel separat.
    Wenn du das Buch nach einiger Zeit durchsiehst, wirst du auch selbst schon erkennen, wofür du das meiste Geld ausgegeben hast.


    Der Finanzberater kann dann, zusammen mit dir, zu den Gläubigern gehen und um einen Schuldenerlass bitten. Das versuch auf gar keinen Fall ohne entsprechend fachkundige Hilfe. Der "Fachmann" weiß, wie er vorgehen muss. Es ist sein Beruf und für ihn ist es deshalb Routine.


    Am Ende der Liste stehen dann das "P-Konto" und die "Privatinsolvenz"
    7 Jahre darfst du keinerlei Verträge mehr abschließen und musst alle Einkünfte über dem Lebensminimum an die Gläubiger zahlen. 7 Jahre lang wirst du dann also in "Not und Elend" leben müssen.


    Nach den 7 Jahren wirst du ein ganz anderes Verständnis zu finanziellen Dingen haben. Du wirst gelernt haben, mit wenig Geld auszukommen und auch dein Konsumverhalten geändert haben.
    Du hast faktisch gelernt, wie du auch ohne Schulden leben kannst. Lebe besser weiter so und denke nicht "jetzt bin ich schuldenfrei und kann wieder so leben wie vorher".


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    Wie üblich, wieder einmal meine eigenen Erfahrungen zum Thema.


    Mir sind auch einmal alle Konten hochgegangen, weil mein Arbeitgeber einfach mehrere Wochen zu spät gezahlt hat. Ich konnte dadurch weder Miete noch anderes mehr zahlen. Überall angerufen und gesagt, dass das Geld später kommt und für größere Summen eine Ratenzahlung vereinbart ( nur auf zwei Mal)


    Zu einer anderen Zeit habe ich auch mit Kontokorrent und Kreditkarte jonglieren müssen.
    Nach dem Erlebnis von oben, habe ich vereinbart, dass die Kreditkarte immer in der Mitte des Monats abgebucht wird. Dadurch hatte ich einen Zeitpuffer, sodass die Konten nie wieder erneut platzen konnten.
    Als der Vortragspuffer dann zu hoch wurde (ich hatte jeden Monat den gleichen Wert an Überziehungsschulden) verkaufte ich mein Auto, beglich die Schulden und holte mir den ersten "500-Euro-Wagen".


    Die Schulden waren endlich weg und mit einem "Wertverlust" von 500 Euro im Jahr kann man eigentlich bei einem Auto ganz gut leben. Nach einem Jahr kam der Wagen dann eben in die Presse und der nächste wurde gekauft.


    Vorher habe ich auch für alles Langzeitverträge gehabt. Danach lief alles nur noch auf Monatsbasis. Bis auf die Wohnung kann ich also alles zum nächsten Monat kündigen.
    Wenn es irgendeinen "Vertrag" also wirklich erheblich billiger gibt, dauert es nicht lange, bis ich aus dem alten heraus bin.


    Aber eins ist sicher:
    Wer keine Schulden machen will oder Schulden abbezahlen will, der braucht auf jeden Fall einen Arbeitsplatz.
    Von nichts kommt nichts. Von Grundsicherung allein kann an eigentlich keine Schulden abbauen.