Zahnriemen / Steuerriemen wechseln

  • Otto- und Dieselmotoren haben eine Nockenwelle als Ausgleichswelle für die beim Betrieb entstehenden Unwuchten im Motor. Diese Welle ist bei den Motoren lebensnotwendig, weil sie auch zur Steuerung der Ventile dient.
    Detaillierte Infos dazu könnt ihr unter anderem unter Wikipedia finden


    Die Nockenwelle wird über einen Zahnriemen direkt vom Motor mit angetrieben. Der Zahnriemen läuft dabei über verschiedene Spannrollen, die dafür sorgen, dass er immer gestrafft bleibt, und auch die Wasserpumpe wird durch den Zahnriemen mit angetrieben.


    Wenn der Zahnriemen reißt, ist der Motor "hinüber". In dem Fall hört schlagartig die Ventilsteuerung auf und es gibt auch keine Motorkühlung mehr.Knall, peng, aus die Maus. Ein kapitaler Schaden entsteht.

    Weil der Zahnriemen so wichtig ist, geben die Hersteller auch Intervalle an, nach denen er getauscht werden muss. Dabei geht man auf "Nummer sicher" und lässt lieber zu früh tauschen als dass durch ein falsches Intervall Motoren irreparabel geschädigt werden.


    Sehr oft schreiben die Hersteller einen Austausch nach 60.000 - 150.000 Kilometern vor.
    Manche Hersteller haben längere oder kürzere Intervalle. Für jedes Auto und jede Motorengeneration gibt es andere Intervalle. Neben der Kilometer-Leistung muss ein Zahnriemen auch bei einem gewissen Alter gewechselt werden.
    Die Zeit variiert zwischen 4 und 10 Jahren.
      
    Den genauen Wert sollte man in der Betriebsanleitung seines Autos nachschauen oder in einer Fachwerkstatt nachfragen.


    Bei einem Zahnriemen-Wechsel müssen auch andere Teile getauscht werden


    Spannrollen
    Die Spannrollen müssen den Riemen immer auf Spannung halten. Dabei entsteht rein mechanischer Verschleiß. Werden die Spannrollen nicht gleichzeitig mit getauscht, kann es sein, dass ihre Lager irgendwann ausgeschlagen sind.
    Ist ein Rollenlager ausgeschlagen, blockiert die Rolle ganz oder teilweise.
    In dem Fall entstehen extreme Spannungsunterschiede auf dem Zahnriemen, wenn eine der Rollen blockiert. Die eine Rolle bremst den Riemen, sodass er nicht gleichmäßig abrollen kann. Diese erhöhte Spannung sorgt für mechanischen Verschleiß am Zahnriemen, weil er jetzt nicht mehr abrollt, sondern darüber gezogen wird. Die Zähne reiben sich faktisch an der Rolle ab.
    Wenn eine Rolle blockiert, erhöht sich die Zugkraft auf den anderen Spannrollen. Dadurch werden auch ihre Lager stärker beansprucht als es eigentlich vorgesehen ist. Der Ausfall der nächsten Spannrollen ist also vorhersehbar.


    Noch schlimmer werden die Belastungen, wenn eins der Rollenlager, nach einer Blockade dann plötzlich wieder nachgibt. Die extrem hohen Zugkräfte werden schlagartig wieder freigegeben und müssen von den Spannrollen wieder ausgeglichen werden. Wie ein überdehntes Gummiband springt der Zahnriemen plötzlich wieder weiter.
    Dass das nicht gut für das ganze System ist, versteht sich von selbst.
    Passiert so etwas, kann man von Glück sprechen, wenn die Ventilsteuerung davon nicht betroffen wird. Der "springende Zahnriemen" kann also durchaus auch den Motor beschädigen.


    Kühlwasserpumpe
    Diese kleine mechanische Pumpe ist faktisch das Herz des ganzen Kühlkreislaufs. Wenn sie blockiert, ist es aus mit dem Weiterfahren. Der Motor wird nicht mehr gekühlt.
    Eine simple Gartenpumpe hat mehr Technik drin als eine Kühlwasserpumpe. Die Kühlwasserpumpe ist daher weder teuer noch aufwändig gestaltet oder hergestellt. Sie muss sich nur ein paar Tausend Kilometer immer zuverlässig mitdrehen.


    Weil die Pumpe auch am Zahnriemen hängt, beschädigt ihr Ausfall auch den Zahnriemen. Hersteller-Empfehlungen, die Wasserpumpe gleichzeitig mit dem Zahnriemen zu tauschen, sind also keine Geldschneiderei, sondern dienen nur der Motorsicherheit.



    Kühlwasserpumpen kosten verhältnismäßig wenig. Je nach Auto kann man sie schon ab 30 Euro bekommen. Ähnlich teuer sind auch Zahnriemen. Auch hierbei handelt es sich nur um ein günstiges Verschleißteil.
    In einem Spannrollesatz steckt durchaus mehr Technik, weil die Rollen ja federgelagert sind. Hier kann man ca. ab 80 Euro für einen Satz rechnen.


    Die Kosten für die Ersatzteile bei einem Zahnriemenwechsel, sind also durchaus überschaubar. Das wirklich Teure dabei sind die Arbeitskosten, weil für den Wechsel sehr oft der ganze Motor raus muss.



    Kann man einen Zahnriemenwechsel auch selbst vornehmen ? Ja


    Das eigentliche Problem dabei ist oft nur, an den Zahnriemen heran zu kommen. Es geht dabei nicht darum, dass man ihn ab und wieder drauf bekommt, sondern, dass man auch die Stellungen der Zahnräder exakt sehen kann.
    Ein einziger Fehler oder eine kleine Nachlässigkeit beim Wechsel und der Motor schrottet sich selbst, sobald man ihn später startet
    Sicherheitshalber also besser einen Fachmann lassen.


    Ich habe einmal einen Zahnriemen selbst gewechselt und mir dabei auch von einem Meister sagen und zeigen lassen, worauf man zu achten hat.
    Was jetzt kommt, ist keine Anleitung zum Selbermachen für die, die noch nie an einem Motor herum geschraubt haben. Wer das nachmacht, macht es auf seine eigene Gefahr !


    Vom Prinzip ist der ganze Ablauf eigentlich ganz einfach. Mit den mir gezeigten Tricks sollte es später keine Probleme geben.


    1) Zahnriemenbreich komplett freilegen
    In meinem Fall handelte es sich um einen Alfa mit Boxeremotor, bei dem wir "nur" die komplette Front und die Kotflügel abschrauben mussten, um Motor und Zahnriemen gut sichtbar und offen vor uns zu haben.


    2) Mit einem ölfesten Stift Markierungen an allen Zahnrädern und am Motorblock anbringen
    Jedes Zahnrad bekommt eine Markierung und direkt dahinter kommt eine Markierung an der gleichen Stelle am Motorblock.
    Die Markierungen müssen genau übereinander stehen. Das Zahnrad muss später wieder an exakt der gleichen Position sein, sobald der neue Zahnriemen drauf ist.


    Ach du meist, du kannst dir das auch so merken ?
    Okay.Ich bin dann mal weg. Ich kann es mir nämlich nicht mit ansehen, wie gestandene Mannsbilder wie kleine Mädchen ins Heulen und Jammern ausbrechen :lach:


    Ganz wichtig ist, dass du nichts am Zahnriemen machst, bevor du nicht sicher sein kannst, dass später alles wieder identisch stehen wird.
    Hast du trotzdem den Zahnriemen schon abgenommen, ruf jetzt einen Mechaniker, der zu dir hin kommt oder einen Abschleppwagen. Jetzt kann nur ein Fachmann dir noch helfen.


    3) Zahnriemen runter, Wasserpumpe raus
    Einfach Druck auf die Spannrollen ausüben, damit der Zahnriemen locker hängt. Jetzt kannst du ihn relativ einfach herunter ziehen.
    Abziehen geht ganz leicht auch alleine. Zum Aufziehen ist es besser, man hat Hilfe dabei, die die Spannrollen nach innen drückt, während du den neuen Zahnriemen aufschiebst.


    Die Wasserpumpe wird oft nur durch ein paar Schrauben am Rausfallen gehalten. Mit den Jahren ist sie jedoch faktisch in ihrer Stellung "festgerostet". Etwas "Rütteln und Klopfen" löst sie jedoch wieder, sodass man sie herausziehen kann.


    Den Spannrollensatz haben wir nicht gewechselt, weil Alfa keinen auf Lager gehabt hatte. Das konnte man später dann aber auch hören, weil der alte Satz irgendwann Geräusche machte.
    Eine "einfache Einbauanleitung" kann man da aber sowieso nicht geben, weil jeder Satz Spannrollen anderes konstruiert ist.


    4) Neue Wasserpumpe rein und neuen Zahnriemen drauf
    Wasserpumpe rein und festschrauben ist ein Klacks. Beim Aufziehen des Zahnriemens muss man jetzt jedoch mit pedantischer Sorgfalt vorgehen.


    a) Markierungen der Zahnräder wieder überein bringen
    Beim Abziehen des alten Riemens können sie in eine andere Position gegangen sein.


    b) Zahnriemen vorsichtig über die Zahnräder legen
    Dabei sollte ein Helfer die Spannrollen nach innen drücken, damit der Zahnriemen locker bleibt und ganz behutsam auf die Zahnräder gelegt werden kann.
    Unten wird der Riemen automatisch durchhängen. Das bleibt so lange, bis die Spannrollen wieder nach außen gehen und den Riemen straff ziehen.
    Während der Helfer jetzt die Rollen langsam nach außen kommen lässt, musst du unten die Zahnriemen auf dem Zahnrad fixieren und gegebenenfalls noch einmal in seiner Position korrigieren.


    Achtet beide darauf, dass sich bei der Aktion nichts an den Markierungen verändert. Nur etwas Zug und schon drehen sich die Zahnräder leicht und die letzte Position kann nicht mehr stimmen.
    "Wird wohl schon passen" gibt es nicht. "Alles oder Nichts" muss es hier heißen.


    Übrigens macht es Sinn, alle beweglichen Teile mal eben mit Fett zu versorgen, wenn man sie gerade frei vor sich liegen hat.
    Gut gefettete Lager laufen länger und ruhiger und auch Bowdenzüge freuen sich immer wieder über etwas Fett, weil der Stahldraht darin dann reibungsloser und leichter läuft. Vielleicht kannst du dadurch ja schon die Ursache von diversen Schwergängigkeiten oder Klappereien beseitigen.
    Später wirst du nie mehr so mühelos daran kommen. Die paar Minuten zusätzliche Zeit solltest du als gerne opfern wollen.


    Die eigentliche Arbeit war damals relativ schnell erledigt. Da der Motor nicht ausgebaut werden musste, wurde er zu einer letzten Kontrolle noch einmal gestartet. So konnte man sehen, ob alles gleichmäßig läuft und die Spannrollen ordnungsgemäß funktionierten.
    Noch einmal: Mein "Helfer" war ein Meister mit jahrelanger Erfahrung. "Einfach so" hätte ich es nicht probiert.


    Er hat mir auch gezeigt, wie man die Bremsen komplett wechselt.
    Wissen und Können sind jedoch immer verschiedene Sachen. Den Wechsel von kompletten Bremsen überlasse ich dem Fachmann. Das Wissen hat mir jedoch schon geholfen, einen Fehler korrekt zu lokalisieren, sodass sie wirklich instandgesetzt wurde. Vorher war nur daran herum gepfuscht worden.



    Kann man erkennen, wie lange ein Zahnriemen noch halten wird ? Nein


    Man muss zwar keine Panik bekommen, wenn das Intervall erreicht ist. Ein "paar Kilometer darüber" sind kein Problem, weil der Hersteller beim Wartungsintervall ja auch auf Nummer sicher gehen muss. und deshalb lieber zu früh als zu spät tauschen lässt.


    Wie lange der Zahnriemen aber noch ganz genau halten wird, kann selbst der Fachmann nicht sagen.


    Man kann nur sehen wie weit die Zähne sich abgearbeitet haben.
    Ab einer gewissen Grenze könnte der Riemen rutschen. Dann erfolgt das Gleiche, als wenn der Zahnriemen reißen würde.


    Auch wenn die Zähne keinen Verschleiß zeigen, kann der Riemen plötzlich reißen.
    Man müsste direkt in die Struktur des Riemens hinein sehen können und dann ganz genau wissen, wie lange er er die Belastung noch aushalten wird. Dazu ist keiner in der Lage.



    Kann man erkennen, wann Spannrollen oder Wasserpumpe gewechselt werden müssen ?
    Ja, es gibt einige Indizien


    Wenn die Spannrollen zu alt werden, kann man ein "mahlendes Geräusch" auf der Seite hören, an der der Zahnriemen ist. Wenn die Lager so langsam ausschlagen, bekommen sie immer mehr Spiel. Das äußert sich durch ein lauteres Abrollgeräusch.


    Wenn die Wasserpumpe so langsam ihren Geist aufgeben will, hört man aus dieser Richtung auch ein Geräusch.
    Das Geräusch ist eher ein "Rasseln", das vorrangig bei langsamer Fahrt hörbar wird oder wenn man neben einer Mauer fährt.
    Bei schnellerer Fahrt ist es kaum hörbar, weil der Motor das Geräusch übertönt und die Drehzahl der Pumpe auch so hoch wird, dass die Frequenz des Geräusches in den Bereich außerhalb des Hörbereichs wandert.


    Wenn man Geräusche aus Richtung des Zahnriemens hört, sollte man nachschauen ob das Wartungsintervall eingehalten wurde.
    Gerade, wenn man nicht weiß, wann der Zahnriemen zuletzt gewechselt wurde - und ob dabei auch Wasserpumpe und Spannrollen getauscht wurden - sollte man auf Sicherheit gehen und alles tauschen lassen.


    Das Problem tritt gerade bei älteren Fahrzeugen auf, bei denen man beim Kauf keine Nachweise erhält, wann was gemacht wurde.



    PS:
    Das mit dem Geräusch der Wasserpumpe habe ich letzte Woche erfahren müssen, als sie mir unterwegs ausfiel. Das Geräusch selbst trat vor rund 10 Monaten zum ersten Mal auf. Damals konnte man sich noch nicht denken, woher es kommen könnte. Nachdem jetzt Zahnriemen, Wasserpumpe und Spannrollen gewechselt wurden, ist das Geräusch weg.


    Seit eben weiß ich, dass die Wasserpumpe ein Schwachpunkt bei meinem Wagen ist und das Wartungsintervall deshalb niedrige 60 TKM beträgt. Mehr als 80 TKM und 4 Jahre hält sie in der Regel nicht. Ich würde sagen, dass ich bei meinem 17 Jahre alten Wagen mit 192 TKM mächtig Glück gehabt habe.