Hambacher Forst: Weitere Rodungen ausgesetzt

  • Der "Hambacher Forst" war ursprünglich einmal 4.000 Hektar groß. Von diesem großen Waldgebiet sind gerade einmal 200 Hektar übrig, da er in einem rheinischen Braunkohle-Abbaugebiet (Tagebau) liegt.


    Seit Jahren versuchen Naturschützer aller Fassion, den verbliebenen Teil vor der kompletten Rodung zu schützen. Die zuständigen Landkreise Rhein-Erft und Düren sahen diesen Bemühungen gelassen zu und sahen keinen Grund dazu einzugreifen. Auch fehlte es an einer entsprechenden Handhabe dazu.


    Im Oktober 2018 soll es einen Kohle-Gipfel geben, in dem entschieden werden soll, wie es mit dem Abbau in Zukunft weiter gehen soll. Erst nach diesem Gipfel wird es eine politische Entscheidung geben.


    Weitere Infos zum Hambacher Forst könnt ihr unter anderem bei Wikipedia finden


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    Alles hätte friedlich weiter gehen können, wäre nicht ein Politiker der Landesregierung auf die Idee gekommen, dass die Baumhäuser der Waldbesetzer ja das ganze Jahr durchgehend bewohnt werden. Dadurch konnte auf Berechtigungen zurückgegriffen werden, die eigentlich für Häuser geschaffen wurden.


    NACH der großen Trockenheit, in der überall eine große Waldbrandgefahr herrschte, wurde eine polizeiliche Räumung aller Baumhäuser angeordnet. Es bestand jetzt die Gefahr, dass in den Baumhäusern ein Feuer ausbrechen könnte. "Gefahr für Leib und Leben der Bewohner" war also die Begründung, weshalb ein Teil des Waldes gerodet werden musste, um die Baumhäuser abreißen zu können.


    Erst durch diese Aktion gab es den ersten Toten, einen Blogger, der die Aktion von einer der vielen selbst gebauten Wipfelbrücken beobachten wollte und dabei einbrach und einstürzte.


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    Wie ein Hohn erschien die Aussage des Sprechers des Tagebauunternehmens als er verlautbaren ließ´"egal was der Kohle-Gipfel ergibt. Der Wald wird auf jeden Fall gerodet. Wir brauchen die Erde unter ihm, um die Böschungen zu sichern und stützen"


    Spätestens nach dieser Verlautbarung stellte ich mich persönlich innerlich auf die Seite der Naturschützer. Die Politik will eine Lösung suchen und finden, die für alle von Vorteil sein soll.
    Dem Betreiber ist das Ergebnis aber völlig egal. Er will trotzdem, auch entgegen eventueller Beschlüsse, den Wald komplett roden lassen.


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    Es gab bereits diverse Gerichtsprozesse um den Betrieb und den Ausbau des Tagebaus. Dabei hat der Betreiber des Tagebaus immer wieder die Genehmigung erhalten, weiter machen zu dürfen.


    Ein Verfahren ist jedoch noch nicht abgeschlossen, da es darauf beruht, dass der Wald als Naturschutzgebiet und wegen des Artenschutzes unbedingt erhaltenswert ist. Es wird erwartet, dass das Verfahren erst in einigen Jahren abgeschlossen werden kann.
    Natürlich wäre es sinnlos, wenn es bei Urteilsverkündung keinen Wald mehr geben würde, den man schützen könnte.


    Damit der Betreiber des Tagebaus keine nicht wieder gut zu machenden Fakten schaffen kann - indem er jetzt schon den Wald rodet ohne ein Urteil abzuwarten - hat das Oberverwaltungsgericht in Münster heute jegliche weitere Rodung des Hambacher Forsts untersagt, bis das Verfahren abgeschlossen ist.


    Mir persönlich hat dieser Entschluss gefallen, weil er zeigte, dass auch große Firmen nicht über dem Recht stehen und einfach machen können, was sie wollen.


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    Mit der Entscheidung war es heute jedoch noch nicht Schluss mit den Verlautbarungen.
    Der Tagebaubetreiber kündigte fast direkt danach an, dass durch den Aufschub der Rodungen jährlich ein Schaden in niedriger 3stelliger Millionenhöhe entstehen würde.


    Zuerst würden die Bagger an den Randgebieten stillstehen müssen und später dann auch die mehrere Häuser großen Hauptbagger. Der gesamte Tagebau würde zum Erliegen kommen müssen und die Stromversorgung der Region wäre dadurch gefährdet.


    Parallel dazu äußerten sich Arbeitnehmerverbände dazu, dass durch den Aufschub der Rodungen Tausende von Arbeitsplätzen gefährdet wären.


    Ja, in der Region sind wirklich sehr viele Arbeitsplätze vom Tagebau abhängig. Gibt es aber einen Kohleausstieg, sind diese sowieso weg.
    Die, durch diesen Tagebau versorgten, Kraftwerke produzieren zwar Strom für die Region, sind jedoch nicht so überlebensnotwendig wie es dargestellt wird. Neuere Kraftwerke des gleichen Konzerns laufen nicht einmal mehr nur mit Kohle, sondern sind sogar darauf angewiesen, dass in ihnen auch Müll verheizt wird. Die betreffenden Kraftwerke sind also Oldies, die unnütz Ressourcen verheizen.


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    Noch ein Punkt bei dem der Betreiber einen guten Eindruck erwecken will, jedoch aktiv ein ganz anderes Verhalten zeigt...


    Für morgen, Samstag 06.10.2018, war eine Demonstration von Umweltschützern angemeldet worden. Der Konzern äußerte sich positiv zu diesem Engagement.
    Die Demonstration wurde jedoch von der Polizei in Aachen untersagt, weil man nicht für die nötige Sicherheit sorgen kann.


    Die Umweltschützer hatten bis zu 20.000 Teilnehmer angekündigt. Für so eine Menschenmenge muss natürlich auch Platz sein.
    Die Landwirte rund um den Hambacher Forst haben dazu keine Genehmigung erteilt, dass auf ihren Feldern so eine Versammlung stattfinden kann.


    Es ist klar, dass 20.000 Menschen faktisch wie eine riesige Dampfwalze wirken, die den Boden so verdichten, dass darauf lange nichts mehr wachsen kann. Man müsste den Boden bis in sehr tiefe Lage erst einmal wieder auflockern. Das kostet viel Geld und Zeit. Den Landwirten würde also ein enormer Schaden entstehen.


    Der Einzige, der entsprechende Landfläche in der Nähe hat, ist der Betreiber des Tagebaus. Obwohl er den Naturschutz anscheinbar unterstützen will, verbietet er jedoch das Betreten seiner Flächen zu einer Demonstration.


    Der Hambacher Wald wird nun mit Zäunen, Flatterband und Gräben eingeigelt. Das Betreten ist verboten. Wer es dennoch macht, begeht Hausfriedensbruch und muss mit einer Anzeige rechnen.


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    Ich bin dann mal gespannt, was morgen da abgehen wird.
    - Es ist noch ein Eilverfahren anhängig, das das Versammlungsverbot aufheben soll
    - Werden sich 20.000 Menschen von einem Versammlungsverbot abhalten lassen ?
    - Wie viele Ordnungskräfte werden nötig sein, um für die Sicherheit von 20.000 Menschen zuständig zu sein ?


    PS:
    Während der Räumungsaktion der Baumhäuser waren an manchen Tagen bis zu 4.000 Polizisten im Einsatz. An diesen Tagen gab es aber keine ähnliche großen Demonstrationen. Die Polizei wird sich im schlimmsten Fall darauf einstellen müssen, ein Vielfaches an Kräften binnen wenigere Stunden zu aktivieren.