Automobilclub: Lohnt sich eine Mitgliedschaft ?

  • Mit meiner bestandenen Führerscheinprüfung bekam ich einen 1-Jahres-Gutschein für die Mitgliedschaft bei einem Automobilclub. Er war ein Jahr gültig.
    Bei meinem ersten Auto begannen die Werkstattbesuche schon am ersten Tag nach dem Kauf. Irgendwie fand ich immer Hilfe, bis ich irgendwann einmal einen Abschleppdienst bezahlen musste.
    "Hätte ich doch nur den Gutschein eingelöst. Okay. Jetzt werde ich Mitglied. Nie wieder so hohe Kosten fürs Abschleppen". So begann es dann, dass ich Mitglied im ADAC wurde.


    Rund 30 Jahre später kam dann endlich wieder einmal der Fall, dass erneut ein Abschleppdienst benötig wurde. Trotz Kulanzanfrage stellte sich heraus, dass der Abschleppdienst das Fahrzeug nur bis zur nächstgelegenen Werkstatt abschleppen würde. Diese befand sich jedoch in Sichtweite und ich würde mein Fahrzeug schneller dorthin geschoben haben, bevor auch nur ein Abschleppwagen hätte eintreffen können.


    Nasch 30 Jahren musste ich also doch wieder selbst einen Abschleppdienst suchen und bezahlen, der mein Auto und mich nach Hause bringen sollte. Die treue Mitgliedschaft im ADAC brachte mir keinerlei Vorteile.


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    Nach dieser langen Einleitung stelle ich die Mitgliedschaft in einem Automobilclub einmal auf den Prüfstand.


    Lohnt sich die Mitgliedschaft in einem Automobilclub überhaupt oder bekommt man die gleichen Leistungen auch woanders durchaus erheblich günstiger ?


    1) Jahresgebühr für die Mitgliedschaft
    Die Jahresgebühr beträgt aktuell 44 Euro. Dafür erhält man faktisch Pannenhilfe und wird im Zweifelsfall bis zur nächstgelegenen Werkstatt abgeschleppt.


    Die gleichen Leistungen bekommt man auch über Autoversicherungen. Dies Leistung wird über den Automobilclub erbracht, mit der die Versicherung einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen hat. Versicherungen berechnen dafür in der Regel nur einen Bruchteil.


    Bei Neuwagen geben die Hersteller im Rahmen der regelmäßigen Inspektion Mobilitätsgarantien. Diese sind ohne Aufpreis enthalten. Im Pannenfall kommt ein vom Hersteller beauftragter Pannendienstfahrer. Hierbei handelt es sich in der Regel um den Fahrer einer entsprechenden Markenwerkstatt.


    Fazit: Man bekommt die gleichen Leistungen woanders günstiger.
    Die Mitgliedschaft hat den Vorteil, dass man immer durchgehend nur einen ganz bestimmten Ansprechpartner hat.

    2) Erweiterter Schutz
    Dafür, dass man auch im Ausland abgeschleppt wird, zahlt man 40 Euro zusätzlich zur normalen Jahresgebühr.


    Diese Option ist teilweise auch bei Autoversicherungen enthalten oder zu bekommen. In Mobilitätsgarantien ist sie oft auch Teil der Garantieleistung.


    Fazit: Man bekommt die gleichen Leistungen auch woanders und auch durchaus wieder günstiger


    3) Bindung an ein Fahrzeug oder Person
    Bei einem Automobilclub ist die Leistung personengebunden. In der Regel muss man nicht Besitzer, sondern nur Fahrer eines Fahrzeuges sein.


    Bei Versicherungen und Mobilitätsgarantien sind die Leistungen an das entsprechende Fahrzeug gebunden.


    Fazit: Wer oft mit fremden Fahrzeugen unterwegs ist, erhält nur bei einem Automobilclub entsprechende Pannenhilfe inklusive.


    4) Zusatz-Schutz
    Manche Automobilclubs bieten auch Krankentransporte aus dem Ausland und andere artfremde Dienstleistungen in verschiedenen "Paketen" an.


    Man kann sich von Fall zu Fall auch gegen entsprechende Risiken einzeln bei normalen Versicherungen versichern. Diverse Versicherungen sind oft auch schon im Rahmen von Reisebuchungen oder beim Einsatz von Kreditkarten inbegriffen.


    Fazit: Viele Leistungen bekommt man auch woanders kostenlos oder gegen geringe Gebühr.
    Wer oft auf Reisen ist, sollte sich auf jeden Fall speziell gegen die entsprechenden Risiken versichern. Nur individuell angepasste Versicherungen bieten den, an die persönlichen Bedürfnisse angepassten, Schutz.

    5) Rabatte und Mitglieder-Vorteile
    Automobilclubs fahren immer wieder Werbeaktionen. Dazu schließen sie Verträge mit diversen Anbietern ab, die dadurch darauf hoffen, ihren Umsatz steigern zu können.


    "Mitglieder von xxx zahlen 1 Cent pro Liter weniger an der Tankstelle"
    Dem "Otto-Normalo-Fahrer" spart so eine Aktion relativ wenig ein. 50-60 Cent auf eine komplette Tankfüllung sind nicht wirklich der Rede wert.
    Es gibt nur ein "gutes Gefühl", das man als Mitglied billiger tankt .. das beim Bezahlen dann oft in ein "naja, wenigstens etwas gespart" umschlägt.


    "Mitglieder bekommen X Prozent Rabatt"
    Hier kann es schon interessanter werden. Je teurer das Produkt, desto größer der Vorteil, ein Mitglied zu sein.


    6) Sonderkonditionen für Mitglieder
    Als Mitglied kann man (und man sollte auch speziell danach fragen ) immer wieder nach speziellen Konditionen für Mitglieder von Automobilclubs bekommen.


    Autovermieter, Anbieter von Brillen, Versicherungen und andere Branchen haben oft ganz spezielle Konditionen für Mitglieder von Automobilclubs in der Schublade.
    Fazit: Hier ergeben sich oft sehr große Einspar-Potentiale, die sich auch direkt rechnen. Dazu gibt es oft keine Alternativen.
    Brillenträger und Mietwagenfahrer werden hier die größten Vorteile in einer Mitgliedschaft bei einem Automobilclub finden


    Fazit:
    Den ursprünglichen Bereich von Automobilclubs, die Pannenhilfe, kann man überall günstiger bekommen. Den Vorteil einer Mitgliedschaft hat man eher durch Sonderkonditionen, die man nur als Mitglied eines Clubs bekommen kann. Erst dadurch rechnet sich eine Mitgliedschaft wirklich.
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    Es stellt sich natürlich immer auch die Frage:
    "Wie oft ist man eigentlich auf Pannenhilfe angewiesen ?"


    Als ich meinen Führerschein machte, hatten mich Autos vorher nie wirklich interessiert.
    Ich wusste wirklich nur ein paar Grundlagen:
    - Wischwasser, Kühlwasser und Benzin kommen in verschiedene Einfüllstutzen.
    - Ohne Strom läuft das Auto nicht
    - Bremsen und Lenkung sind lebenswichtig
    Wäre ich willentlich auf diesem Stand stehen geblieben, hätte ich wohl sehr häufig einen Pannendienst benötigt.


    Im Normalfall heißt es aber nicht "dumm geboren und nichts dazu gelernt", sondern man lernt eben immer noch etwas dazu.


    Wenn man sich nicht scheut, das Handbuch des Fahrzeuges einmal durchzulesen, braucht man relativ selten Fremdhilfe. Ein Satz Glühbirnen und Sicherungen dabei und eine Luftpumpe, um einen Reifen zu füllen sind das, was man dabei haben und auch einsetzen können sollte. Dazu noch das übliche Bordwerkzeug und ein paar Arbeitshandschuhe.


    In den Handbüchern und Betriebsanleitungen von Autos werden viele einfachen Handhabungen auch immer ausführlich beschrieben. Wer Wert auf Sicherheit legt, und dass das Fahrzeug immer im Soll-Zustand ist, wird also Pannenhilfe recht selten benötigen.


    Braucht man bei alten Autos automatisch mehr Pannenhilfe ?
    Nein, eher das Gegenteil ist der Fall. Gerade bei älteren Fahrzeuge kann man sich im Pannenfall selbst eher helfen als bei neuen Generationen. Der Schwachpunkt moderner Fahrzeuge ist oft die Elektronik und Elektrik. Je mehr verbaut ist, desto schwerer wird die Selbsthilfe.


    Wie oft kommen Reifenpannen vor ?
    Relativ selten. Wenn man auf den Zustand der Reifen achtet, immer regelmäßig den Reifendruck prüft und scharfkantige Vorsprünge meidet oder sehr behutsam überfährt, muss man sich kaum Sorgen machen.
    In der Regel genügt es, wenn man Luft nachfüllt, um eine Reifenpanne beheben zu können. Einfach eine Luftpumpe dabei haben und schon spart man sich den Radwechsel.


    Wann braucht man unbedingt einen Abschleppdienst ?
    Unfall oder wenn der Motor nicht mehr funktioniert und/oder der Schaden nicht mit Bordmitteln (oder durch Pannnenhelfer) behoben werden kann. Bremse, Lenkung, Radaufhängung, Motor defekt = Abschleppdienst wird nötig.


    In 30 Jahren und mit rund 1 Mio. gefahrenen Kilometern war nur in zwei Fällen ein Abschleppdienst nötig. Einmal ein unverschuldeter Verkehrsunfall und einmal ein Motorschaden. Nur beim Motorschaden musste ich die Kosten selbst tragen.



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    Mein ganz persönliches Fazit zu Automobilclubs:
    Eigentlich brauche ich sie schon lange nicht mehr. Die Mitgliedschaft hat mir immer nur das Gefühl von Sicherheit gegeben, jederzeit kostenlos Hilfe anfordern zu können. Diese Hilfe habe ich so selten in Anspruch genommen, dass es ich überhaupt nicht lohnte.


    Ich könnte jetzt natürlich auf die Idee kommen, nichts mehr selbst zu machen. Einerseits würde sich dadurch auch nicht viel ändern und andererseits mag ich lange Wartereien nicht. Wieso soll ich stundenlang warten, wenn ich das in wenigen Minuten selbst machen könnte ?


    Grundsätzlich wäre es jetzt also an der Zeit für mich, dem ADAC meine Kündigung zu schicken.
    Im Nachhinein stellte ich jedoch fest, dass mir die Sonderkonditionen für Mitglieder einen so großen Vorteil gebracht haben, dass es sich lohnt, auch weiterhin im Club zu bleiben.
    Schon der nächste Mietwagen oder die nächste Brille könnten mir so viel einsparen, dass ich die Jahresgebühr wieder heraus habe.


    Gibt es jedoch keine solchen Sonderkonditionen mehr, gibt es für mich keinerlei Gründe mehr, (dann) sinnlos in einem Automobilclub zu bleiben