Spritmangel in Deutschland wirklich wegen Trockenheit im Sommer ?

  • Für spätere Zeiten: Wir befinden uns im Spätherbst und seit dem Frühjahr hat es verhältnismäßig wenig geregnet. Der Rhein und andere Flüsse führen so wenig Wasser, dass die Flussschifffahrt nur noch einen Bruchteil der Güter transportieren kann, die sie sonst befördert.


    Einerseits reichen die Transportkapazitäten von LKW und Bahn nicht aus, um die ausfallenden Transportmengen zu kompensieren und andererseits kosten die anderen Transporte erheblich mehr als die auf dem Wasser.


    Zur Kompensation hat die Bundesregierung die Notfallreserven geöffnet, die seit der ersten Ölkrise angelegt wurden, um in Deutschland die Versorgung für drei Monate mit Erdöl und Kraftstoffen sicher zu stellen. Der Zugriff auf die Reserven wird den am meisten betroffenen Bundesländern gewährt.


    Eigentlich sollte damit ja das Problem gelöst sein. Eigentlich .....


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    Die Mineralölwirtschaft hat zu Monatsbeginn die Preise Kraftstoffe deutlich angehoben. Obwohl der Erdölpreis aktuell im Fallen begriffen ist, steigen die Preise in Deutschland immer weiter.


    Als Grund für die Preiserhöhung wird angegeben, dass die Transportschiffe jetzt ja öfters fahren müssen, um die benötigte Mengen transportieren zu können.
    Diese Begründung ist an den Haaren herbeigezogen !!!
    Die Flussschiffer fahren zwar wirklich öfters, werden jedoch weiterhin nur nach der beförderten Menge und nicht pro Transportvorgang bezahlt. Die zusätzlichen Transportkosten tragen also die Schiffer und nicht die Mineralölwirtschaft.


    Als zweiter Grund wird angegeben, dass die Landtransporte ja erheblich teurer sind.
    Bei gleicher Transportmenge sind diese Kosten wirklich sehr viel höher. Es muss jedoch nicht überall über Land transportiert werden, weil nicht überall ein Transportausfall kompensiert werden muss. Zudem sind die Notfallreserven so zentral angelegt, dass die Versorgung auch bei Ausfall einer Transportmöglichkeit nicht gefährdet ist.
    Die Transportwege sind also relativ kurz und verursachen nicht so hohe Kosten als wenn weite Wege gefahren werden müssten.
    Oft wird auch gerne außer Acht gelassen, dass die Tankstellen ja auch im Normalfall per LKW versorgt werden.


    Aus den Reserven wurden 150.000 Tonnen Diesel angeboten.Der Monatsumsatz in Deutschland beträgt 3 Mio. Tonnen. Das sind also gerade einmal 5% der benötigten Menge. Die angebotene Menge entspricht normalerweise dem Bedarf in den betroffenen Bundesländern.
    1/3 der Bundesländer sind betroffen. Nur in diesen Gebieten fallen höhere Transportkosten an und das auch nur wenn ein Reservelager weiter entfernt ist, als das normale Reservoir.


    Schade, dass die Lage der Notfallreserven aus Sicherheitsgründen geheim ist. Ich würde sehr gerne einmal nachrechnen, wie weit sich dadurch der Transportweg wirklich erhöht oder verändert.
    Ohne belastbare Zahlen kann man nur davon ausgehen, dass maximal für 150.000 Tonnen auch erhöhte Kosten anfallen. 178,5 Mio Liter müssen also per Rohrleitungen zu den "Zapfstellen" für LKW und Bahn befördert werden.

    In einen Tankwagen passen 20.000-30.000 Liter. Das sind also (bei einem 20.000 Liter Tank) im Höchstfall nur 8.924 LKW- oder Bahn-Transporte.
    Wo bitte soll sich diese geringe Menge so weit auf den Preis durchschlagen, um eine Preiserhöhung von 15 Cent pro Liter gerechtfertigen zu können ? 26,775 Mio. Euro werden zusätzlich erhoben. Jeder einzelne Landtransport würde also fast exakt 3000 Euro mehr kosten als sonst.
    Für 3000 Euro fährt ein normaler 40 Tonner LKW mehr als einmal von Deutschland nach Spanien.


    Ich habe jetzt aber nur die 150.000 Tonnen gerechnet. Die Preise werden aber für alle 3 Mio. Tonnen angehoben !
    Für die gesamte Menge werden 535,5 Mio. Euro mehr verlangt. Damit kann man problemlos > 1 Mio. LKW los schicken.
    Die LKW wären aneinander gereiht 15.650 Kilometer lang.Das deutsche Autobahnnetz ist insgesamt aber nur 13.000 Kilometer lang.
    Na ? Wo sind die vielen Tankwagen auf Straße oder Schiene für die wir extra bezahlen müssen ?
      
    Als Grund für die Treibstoffknappheit in Süddeutschland wird, neben der angeblich zu geringen Menge aus den Reserven, auch der Ausfall einer Raffinerie in Bayern angegeben
    Wenn die Versorgung einer großen Region wirklich von nur einer einzigen Raffinerie abhängig ist, zeigt es nur, dass es hier eine "ungewöhnliche Abhängigkeit" gibt. Verlassen sich wirklich alle Hersteller darauf, nur von dieser Raffinerie versorgt zu werden ? Lassen sie sich wirklich alle gemeinsam von ihr auch die Preise diktieren ?
    Quatsch. Jeder kaufmännische AZUBI lernt schon im zweiten Jahr, dass man nicht nur eine Bezugsquelle haben darf um nicht davon abhängig zu sein.
    Mineralölkonzerne würde nie dort hingekommen sein, wenn sie solche Anfängerfehler machen würden. Dem Verbraucher werden aber solche Begründungen angeboten.


    Natürlich haben die Verbraucher Schuld daran, dass die Tankstellen den Betrieb einstellen müssen.
    Sie tanken früher als üblich und wenn eine Tankstelle nicht mehr liefern kann, fahren sie eben zur nächsten weiter anstatt brav abzuwarten, bis diese Tankstelle wieder Nachschub erhalten hat.
    Genau so ist es richtig ! Lieber dann tanken, wenn man es noch nicht dringend muss, anstatt mit leerem Tank irgendwo stehen zu bleiben.


    Ich habe jeden Tag mit Begründungen für Preiserhöhungen zu tun. 90% der Gründe sind nur vorgeschoben, weil bereits sehr lange zuvor von einer drohenden Knappheit die Rede ist. Die Verknappung wird in dieser Branche jedoch ganz gezielt herbei geführt, indem man einfach ganze Produktionsreihen einstellt.



    Zitat


    > in China ist ein Sack Reis umgefallen <
    oder
    > Im Westerwald ist ein Blatt vom Baum gefallen <


    "Diese Erklärungen sind genauso logisch wie deine Begründungen für eine Preiserhöhung", antworte ich dann.
    Auch der Mineralölindustrie möchte ich diese Worte sagen.


    Trotz fallenden Erdölpreisen sollen die Preise an den Tankstellen weiter steigen, biss die Flüsse endlich wieder genügend Wasser führen.
    Wetten, dass es danach trotzdem keine schnellen Preissenkungen geben wird ? Ich bin gespannt auf die Gründe, die uns dann wieder vorgesetzt werden


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    Meine Kerndaten habe ich aus einem n-tv-Artikel bezogen. Die Rechnereien habe ich selbst angestellt
    Als ich den Artikel gestern las, schaute ich einige Zeit später nach den Spritpreisen. Eine freie Tankstelle war zu der Zeit geschlossen.
    Freie Tankstellen scheinen also eher betroffen zu sein, als die bestimmter Marken.


    Mir ist es völlig egal, was die Mineralölindustrie gerne möchte. Ich werde heute oder morgen, trotz halbvollem Tank, nachtanken, damit ich Samstag nicht in einer anderen Region festsitze und darauf hoffen muss, irgendwo ein paar Liter Sprit für die Rückfahrt bekommen zu können.
    Sollten die Mineralölfirmen die Verknappung einerseits weiter forcieren um andererseits die Preise nach oben zu treiben, kann ich problemlos in zwei anderen Ländern tanken, die die gleichen Wetterbedingungen hatte, jedoch trotzdem keine Knappheit kennen.


    PS:
    Meine Region liegt in der Nähe eines großen Flusses, der jetzt auch kaum noch Transporte zulässt. Einerseits sind aber gerade in dieser Region viele Reservelager vorhanden und andererseits liegen die großen Raffinerien Europas auch nur rund 300 km entfernt. Theoretisch kann also jede Tankstelle innerhalb weniger Stunden per LKW direkt versorgt werden .. WENN man das denn überhaupt wollte.
    Tankzüge gehören jedoch immer noch zu den seltenen LKW auf den Straßen. In Grenzregionen gibt es keinen Mangel an entsprechenden Fahrzeugressourcen. Ausländische Firmen würden sofort bereit stehen.


    Deshalb kann ich die ganzen Begründungen nicht glauben :teufel:
    Okay, dann zahle ich eben mehr und warte darauf, dass ich irgendwann ein Auto mit ausgereiftem Elektroantrieb bekomme.