Bei Unfall besser die Polizei rufen und immer Fotos schießen

  • Die Polizei muss auf jeden Fall gerufen werden, wenn es Personenschäden (Verletzte) gab. Bei manchen Unfällen ist es aber nicht sofort ersichtlich, dass eine Verletzung vorliegt.

    Zum Beispiel bei einem Auffahrunfall, bei dem sich einer der Beteiligten eine Verletzung der Halswirbelsäule (sog. Schleudertrauma) oder eine Gehirnerschütterung zugezogen hat


    Auch bei Unfällen mit großen Blechschäden empfiehlt es sich, die Polizei zu rufen.

    Je nach Bundesland darf die Polizei für den Einsatz eine Gebühr verlangen, falls es sich um einen Bagatellschaden handelt. Ob es sich um eine Bagatelle handelt, kann man aber auf den ersten Blick nur selten sehen. Bei den heutigen Reparaturkosten kann schon ein kleiner "Bumser" sehr teuer sein und die 1000-Euro-Marke recht schnell überschreiten.

    Die Dokumentation der Polizei sorgt dafür, dass der Schaden im Nachhinein nicht schlimmer dargestellt wird als er war. Das kann durchaus viele Tausend Euro an Reparaturkosten sparen.


    Unabhängig davon sollte man wie folgt vorgehen:


    1) Direkt nach dem Unfall die Unfallstelle sichern

    Warnblinker an und Warndreiecke aufstellen


    2) Alle Motoren abstellen

    Man weiß nie, welche Schäden die Fahrzeuge haben. Es könnte sein, dass sie kurze Zeit später Feuer fangen könnten. Selbst unbeschädigte Fahrzeuge überhitzen, wenn sie zu lange im Stand laufen. Allein dadurch drohen schon große Schäden, die vermeidbar gewesen wären.


    3) Um eventuelle Verletzte kümmern

    Bitte daran denken, dass man viele Verletzungen nicht sehen kann. Es kann auch sein, dass sich einige der Unfallbeteiligten einen Unfallschock zugezogen haben.


    4) Bei Verdacht auf Unfallverletzungen den Rettungswagen rufen (112)

    Die Sanitäter können den Gesundheitszustand besser beurteilen als jeder Laie. Bis der Rettungswagen eingetroffen ist, sollte keiner der Beteiligten den Unfallort verlassen .. auch wenn alles harmlos aussieht und "man sich geeinigt hat".


    5) Lage und Position der Fahrzeuge mit Kreide markieren

    Die Markierungen sind bei der späteren Unfallaufnahme nützlich.


    6) Fotos von der Unfallstelle machen

    Heute hat doch jeder ein Handy mit eingebauter Kamera in Griffweite. Schießt so viele Fotos wie möglich aus allen erdenklichen Positionen. Wenn um Abstände geht, legt irgend einen Gegenstand dazu, damit man später noch am Foto die Entfernungen nachvollziehen kann.

    Ein Zentimetermaß wäre ideal aber auch eine Bordsteinkante oder Mittelstreifen hat ein festes Maß anhand dessen man später noch alles auf den Zentimeter genau sehen kann.


    7) Die Unfallstelle räumen

    Wenn es sich nur um Blechschäden gehandelt hat, sollten die Fahrzeuge zur Seite geschafft werden, damit der fließende Verkehr nicht weiter behindert werden kann.

    Es passiert immer wieder, dass andere Fahrzeuge (auch in eine gut abgesicherte) Unfallstelle hinein fahren.


    8) Personalien austauschen

    Ausweis, Führerschein, Versicherungskarte, Name und Adressen von Unfallzeugen notieren. Je mehr Daten und Fakten desto besser.


    9) Auf die Polizei warten

    Bitte daran denken, dass jedes vorzeitige Verlassen einer Unfallstelle von Zeugen oder Beteiligten ein sogenanntes "unerlaubtes Entfernen vom Unfallort" darstellt. Im Volksmund nennt man so etwas auch "Fahrerflucht". Auch Beifahrer oder Fußgänger können "Fahrerflucht" begehen.

    Das "unerlaubte Entfernen vom Unfallort" stellt eine Straftat dar.


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    Es ist gerade einmal 3 Stunden her, als ich zum einer Unfallstelle kam, bei der faktisch alles falsch gemacht wurde, was nur falsch zu machen war.


    1) Der Unfall war nicht als solcher erkennbar.



    Von weitem sah es aus, als wenn da einer in zweiter Reihe parkt. Kein Fahrer im Fahrzeug und der Motor läuft. Kein Warnblinker an. Den Winkel der Fahrzeuge zueinander konnte man im Gegenlicht auch nicht erkennen.

    Nichts wies auf einen Unfall hin.


    Da sowohl hinter dem Fahrzeug als auch hinter mir andere Fahrzeuge waren, und die Stelle zu eng zum Passieren war, stieg ich aus und schaute nach, was da los ist.

    An der rechten Seite stand ein Fahrzeug schräg zur Fahrbahn in einer Einfahrt und dabei zwei Damen. Eine war sichtlich "von der Rolle", während die andere meine Daten als "Unfallzeuge" haben wollte. Klar, dass ich kein Zeuge war. Ich hatte nicht sehen können, was passiert war.


    Von der anderen Seite kamen diverse Fahrer heran, ich solle meinen Wagen endlich da weg fahren. Alle waren aufgebracht,weil es nicht weiter ging.


    2) Die eine der Damen hatte einen Schock

    Hier wurde alles richtig gemacht. Die andere kümmerte sich um sie.


    3) Obwohl die Situation nicht gerade erst eingetreten war, gab es keinerlei Beweise

    "Schon Fotos gemacht ?" - "Mache ich später"

    Okay, gleich mal zum Handy gegriffen und die Position der Fahrzeuge festgehalten






    Hier kann man sehen, dass das dunkle Fahrzeug im spitzen Winkel in das geparkte helle Fahrzeug gefahren war.


    4) Der Motor des dunklen Wagens lief noch

    Das schreibe ich dem Schockzustand der Fahrerin zu.


    5) Weder Polizei noch andere gerufen

    "Ich würde auf jeden Fall die Polizei rufen" - "Ist das wirklich nötig ?" - "Besser ist das"

    Der Spitze Winkel könnte erhebliche Schäden am Rahmen beider Fahrzeuge verursacht haben. Dann würde es durchaus sehr teuer werden.


    6) Das dunkle Fahrzeug wird einfach von einem Unbeteiligten weggefahren

    Ohne Erlaubnis oder Aufforderung, setzte sich ein Fahrer von der anderen Seite hinter das Steuer des immer noch laufenden Fahrzeuges und fuhr ihn rückwärts hinter das geparkte weiße Fahrzeug.

    Der Fahrer sorgte also dafür, dass später keine Fotos mehr gemacht werden konnten. Er vernichtete sozusagen alle Beweise, die helfen konnten, den Unfall bzw. die Schäden eventuell aufklären zu können.


    7) Der Fahrer wollte den Motor des nun geparkten Wagens weiter laufen lassen

    Mittlerweile konnte man schon neben dem Fahrzeug die überhitzte Kühlflüssigkeit riechen. Es würde nicht lange dauern, bis ein Schaden eintreten würde.

    "Motor aus ! Der ist doch jetzt schon überhitzt ! "


    Zu guter Letzt setzte sich der Fahrer wieder in sein Fahrzeug, scherte aus und bog in die Engstelle ein

    Hinter mir befand sich noch ein anderer Wagen. Beide hätten eben an der Unfallstelle vorbei fahren können, damit der Verkehr von unten hätte passieren können.

    Der Fahrer blockierte jedoch den Weg und erwartete, dass zwei Fahrzeuge einen Kilometer rückwärts bergauf fahren würden, damit er keine weiteren 30 Sekunden warten musste. Das war unlogisch. Dadurch dass er ausgeschert hatte, blockierte er jetzt die Straße.


    Fenster auf, Handzeichen und weiter fahren. Er musste 5 Meter zurück, kurz warten und dann war die Strecke für ihn frei. Hinter ihm befand sich ein Bus. Wenn der jetzt auch weiter fahren würde ... Am Ende machte er schlussendlich doch noch Platz.


    Später überlegt ...

    Der Fahrer hatte verhindert, dass man ordentliche Fotos vom Unfallort machen konnte. Nur meine kleine Knipserei war als Beleg vorhanden. Ich kannte die Beteiligten nicht, aber wenn sie schlau genug waren, hatten sie die Polizei gerufen. Also schnell die Fotos auf einen Stick gezogen und zur Polizei gefahren.

    "Warum auf einen Stick und nicht nur mit dem Handy ? " Es ist einfacher einen Stick dort zu lassen als zu versuchen, per Datenübertragung die Bilder zu übergeben ... und auf meine Speicherkarte will ich nicht warten müssen bis das Verfahren endlich abgeschlossen ist.

    "Vor rund einer Stunde gab es da und da einen kleinen Unfall. Ihre Kollegen müssten es schon aufgenommen haben" - "Moment Ich frage eben nach . Die Kollegen sind noch bei der Unfallaufnahme. Nein, vielen Dank für die Hilfe. Die Fotos werden nicht benötigt. Die Damen haben sich geeinigt."


    Sehr schön. Damit sind die Fotos keine Beweismittel und ich kann sie euch (anonymisiert) zeigen.


    Meine persönliche Vermutung zum Unfallhergang ist folgende:

    Die beiden Damen hatten versucht, aneinander vorbei zu kommen. In dieser Straße nicht einmal möglich, wenn es nur ein Radfahrer ist. Während die eine nach rechts in die Einfahrt fuhr, versuchte die andere Dame, möglichst weit nach rechts zu fahren. Dabei "erwischte" sie dann den geparkten Wagen.


    PS:

    Es gibt wohl nur sehr wenige Fahrer, die in ihrem Fahrerleben noch nicht einmal den kleinsten Unfall hatten. Ab einer gewissen Zahl an Kilometern und/oder gefahrenen Jahren steigt die Chance, so etwas zu erleben immer weiter.


    - Ein Wagen fährt mir an einer Ampel auf, weil er losfährt, obwohl der Wagen vor mir noch steht. B

    ei mir Schaden an der Stoßstange während sein Vorderwagen "die Nase hängen lässt". Erst soll ich sagen, dass er mit einem Motorrad aufgefahren wäre und danach behauptet er, ich hätte den Wagen beim Losfahren abgewürgt. Seine Versicherung speiste mich mit ein paar Hunnies ab, weil ich ja eine Mitschuld hätte. Keine Zeugen, keine Fotos, keine Polizei.


    - In einer Engstelle gegenseitig den Spiegel abgefahren

    Meiner klappte nach hinten. Kein Schaden. Seiner baumelte traurig herunter. 2 Wochen Mietwagen, weil der besondere Spiegel nicht lieferbar war. Es gab zwar Fotos, jedoch keine Dokumentation der Polizei, die darauf hinweisen konnte, das der Wagen auch mit einem vorläufigen Ersatzspiegel hätte weiterhin gefahren werden dürfen.


    - Parkschaden mit kleiner Beule im Kotflügel.

    Polizei gerufen, extra auf die Mini-Beule hinweisen müssen. Am Ende wurden an dem anderen Wagen extra Bleche eingeschweißt, die nicht betroffene Tür ausgetauscht und die komplette Seite des Wagens lackiert. Es gab keine Fotos, dass das alles nicht nötig gewesen wäre, um nur eine kleine Beule zu reparieren.


    - Ein Behindertenfahrzeug steht vor mir an einer Kreuzung

    Es war mit allen Hilfen ausgerüstet, die ein Fahrzeug haben kann, um möglichst leicht gehandhabt werden zu können. Das war ihm jedoch nicht anzusehen.

    Die Rückfahrscheinwerfer leuchten auf und schlagartig fährt der Wagen rückwärts auf mein stehendes Fahrzeug. Laut einem "Zeugen" war ich angefahren. Bloß gut, dass der Fahrer ehrlich war. Er hatte sich verschaltet.

    Alles gut. Freundlich verabschiedet und beide haben sich eine eigene Meinung davon gemacht, was angeblichen Zeugen alles so sehen, wenn sie nur Zeit genug haben, sich selbst etwas zusammen zu konstruieren.


    Fotos und Unfallaufnahmen der Polizei sind Fakten anhand derer man später den Unfallhergang nachvollziehen kann.