Wann man ein Auto wirklich unbedingt verkaufen sollte

  • Der Eine legt sich regelmäßig alle paar Jahre ein neues Fahrzeug zu und der Andere fährt den Wagen so lange weiter, bis es keine Ersatzteile mehr für ihn gibt. Beide wären kein gutes Beispiel für einen optimalen Verkaufszeitpunkt.


    Der wirklich richtige Zeitpunkt, ein Auto unbedingt zu verkaufen ist, wenn die Reparaturkosten immer höher werden und nicht abzusehen ist, dass der Reparaturaufwand geringer werden wird.


    Hier ein Beispiel von einem Fahrzeug, dessen Lebenslauf ich vom ersten bis zum letzten Tag kenne. Ein Überblick über fast zwei Jahrzehnte.

    Das Fahrzeug war ein "typisches Rentnerfahrzeug". Es war ein "Garagenfahrzeug", das jede Woche gewaschen wurde und auch sonst in einem optimalen Pflegezustand gehalten wurde. Auch nach über einem Jahrzehnt wurde es noch regelmäßig zu den Inspektionen gebracht. Zwischendurch wurden "Halbzeit-Ölwechsel" gemacht und das verwendete Öl war von der höchstmöglichen Qualitätsstufe (0W40). Alle Wartungen wurden nur in einer Markenwerkstatt durchgeführt .

    Das Fahrzeug wurde "regelmäßig bewegt" und das täglich auf längeren Strecken. Gefahren wurde es "gezügelt", so dass es wenig Verschleiß gab.


    Eigentlich wäre so eine Beschreibung dazu angetan, direkt in Begeisterungstaumel auszubrechen. Der Besitzer hat im Laufe der Jahre alles getan, um den Zustand optimal zu halten und hat durchaus auch mehr investiert als das Fahrzeug eigentlich gekostet hatte. Das "ideale Gebrauchtfahrzeug".

    Trotz der hohen Investitionen und der guten Pflege stellte es sich jedoch heraus, dass das Fahrzeug nach immer mehr und immer teureren Reparaturen verlangte. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, weil ja theoretisch alles erneuert worden war. Nur der Motor und das Chassis hatten noch keine Reparaturen nötig gehabt.   

    Es stellte sich jedoch heraus, dass die meisten Reparaturen einfach nur gepfuscht worden waren. Selbst die teure Markenwerkstatt hatte keine vernünftige Leistung erbracht. Anstatt wirklich wichtige Teile auszutauschen, wurden sie nur irgendwie wieder gängig gemacht. Der Nichttausch sorgte dann dafür, dass immer wieder neue und kostenintensive Reparaturen an anderen davon abhängigen Teilen nötig wurden. 

    Ich weiß, dass die Bremsen mehrmals im Jahr repariert wurden und alle zwei bis drei Jahre neue Beläge und Scheiben fällig wurden. Immense Reparaturkosten, die durch den kompletten Tausch der Bremssättel nicht angefallen wären.  Erst nach einem Werkstattwechsel wurde die Ursache erkannt und fachgerecht behoben. Wieder einmal nicht geringe Kosten, die sich dann aber doch gelohnt hatten. 

    Das Vertrauen des Besitzers in die Fähigkeiten der Werkstatt hatte ihm also nichts genutzt, sondern ihr nur eine dauerhafte Einnahmequelle gebracht.

    Weitere Reparaturen wurden zunächst auch in Markenwerkstätten durchgeführt. Dabei stellte sich jedoch im Nachhinein heraus, dass bei verschiedenen Werkstätten gleichermaßen absichtlich völlig falsch beraten wurde. Eine Reparatur soll unmöglich sein. Eine komplett neue Einheit muss eingebaut werden. .. dabei mussten in Wirklichkeit nur ein paar Stellschrauben neu justiert werden.

    Es wirft ein schlechtes Licht auf Markenwerkstätten, wenn ich als völliger Laie eine "unmögliche Reparatur" innerhalb von 15 Minuten durchführen kann.. die nur aus dem Drehen von ein paar Stellscharuben besteht.


    Spätestens, wenn angeblich ein Steuergerät defekt ist, ist es Zeit, sich von dem Fahrzeug zu verabschieden. Egal welcher Hersteller und welches Steuergerät ... die Kosten werden zuerst einmal im 4stelligen Bereich taxiert .. nur für das Steuergerät ohne Arbeitskosten.

    Eine Reparatur wäre immer günstiger, aber es gibt keine Garantie dafür, dass das Steuergerät auch wirklich die Ursache für den Fehler ist. Oft sind es einfach nur kleine Macken, die überhaupt nichts damit zu tun haben. Die verschwinden auch nicht mit dem Tausch der Steuereinheit. Die nächste Reparatur ist also schon vorgeplant.


    Ich habe in diesen Wagen selbst auch noch einige Tausende hinein gesteckt. Motor und Getriebe waren das Einzige, was an dem Wagen wirklich gut waren .. und auch nie eine Reparatur brauchten. Der Rest war eine Dauerbaustelle.


    Wenn der aktuelle Zeitwert unter den Reparaturkosten von 2 Jahren liegt, ist der Wagen einfach reif für das Recycling. Die Reparaturen steigern den Marktwert des Fahrzeuges ja nicht, sondern erhalten ihn nur noch. Ist der Zeitwert unter 1000 Euro gefallen, lohnen sich 600 Euro Reparaturen auf gar keinen Fall mehr. Warte einfach etwas ab und schon ist die nächste Reparatur fällig. Dann hast du schon mehr ausgegeben, als wenn du das gleiche Fahrzeug in funktionsfähigem Zustand gebraucht neu gekauft hättest.


    Es tut weh, sich von einem gewohnten/geliebten Fahrzeug zu trennen. Man muss es aber machen, bevor einem die "Kiste die Haare vom Kopf frisst". Ein Auto ist kein Familienmitglied, es ist ein Gebrauchsgegenstand. Wenn sich Reparaturen nicht mehr lohnen, muss es einfach weg.


    Was ist mit der Umwelt ?

    Beim Recycling werden noch brauchbare Teile ausgebaut und wieder als Ersatzteile verkauft. Sie leben also in einem anderen Fahrzeug weiter. Der Rest kommt dann in die Presse und wird dann zu anderen Artikeln, die aus den wiedergewonnenen Rohstoffen hergestellt werden können.

    Alle brauchbaren Ersatzteile haben zusammen einen höheren Wert (sowohl für den Verkäufer als auch für den Käufer) als das ganze marode Fahrzeug als Marktwert haben würde. Das Recycling nutzt also allen ... und sorgt dafür, dass du nicht an einem "Autowrack" weiterhin dein Geld verbrennst.


    Es ist alles nur eine Rechnerei. Wenn das Auto zu teuer im Unterhalt wird, muss es eben weg.

    Es nutzt nichts, wenn es bewegungsunfähig in der Garage steht.