Festnetz: Vertraue nie den Angaben der Anbieter

  • Die Telefon- und Datennetze sind in der Regel so gut ausgebaut, dass man sich problemlos einen Tarif aussuchen kann. 16 Mbit/s reichen schon lange nicht mehr für Internet aus, sind aber immer noch überall zu bekommen. Das ist sozusagen die unterste Grenze des Hinnehmbaren.

    Erst ab einem besonders hohem Tempo wird es schon schwieriger, einen Anschluss zu bekommen. 100 Mbit/s bekommt man aktuell schon fast überall. Die Tendenz geht längst schon zu Gigabit/s


    Jetzt einmal zur besseren Vergleichbarkeit:

    DSL 16.000 = 16 Mbit/s

    DSL 100.000 = 100 Mbit/s

    DSL 1.000.000 = Gigabit/s


    Problematischer wird es jedoch schon, wenn man sich in Regionen befindet, die weiter weg von großen Städten sind. Seit einiger Zeit werden auch ländliche Regionen besser ausgebaut. 2018 wurde zum Beispiel großmundig angekündigt, dass bestimmte Gewerbegebiete in OWL ab 2019 mit schnellem Internet versorgt werden würden. "DSL 20.000 werden dazu führen, dass auch moderne Kommunikation und Datenübertragung Einzug halten wird"


    Ich sitze hier an einem günstigen Anschluss mit 50 Mbit/s. Mehr brauche ich gerade nicht, kann aber auch für ein paar Euro mehr jederzeit 100 Mbit/s haben. "DSL 20.000" sind für mich also nicht besonders zukunftssicher. Mein Handy geht mobil schon mit 21 Mbit/s ins Mobilfunknetz und ist damit schneller als die "ländlichen Gewerbegebiet-Anschlüsse" für die man mindestens doppelt so viel wie für meinen 50 Mbit/s zahlen soll.


    Für einen ganz bestimmten Anschluss in einer ländlichen Region kennen wir den Leitungsdurchsatz des in den 1980er Jahren verlegten Kupferkabels für das Telefonnetz.:

    - Der Download beträgt, wenn die maximale Leistung zur Verfügung steht, 1,9 Mbit/s

    - Der Upload beträgt im Maximum (0.384 Mbit/s

    Der geringe Datendurchsatz reicht nicht einmal für VoIP aus, wenn in mehreren Häusern gleichzeitig telefoniert werden soll. Telefoniert man mit diesen Häusern, hört man es ganz deutlich, wie von digital auf analog umgestellt wird, sobald das Gespräch beginnt.


    Für eins der Häuser bietet die Telekom die üblichen "DSL 16.000" an, schränkt jedoch ein, dass dort maximal 1,9 Mbit/s ( DSL 1.900) ankommen kann. Die Telekom ist der Netzbetreiber und sollte es deshalb am besten wissen.

    Auch andere Anbieter bieten ihre üblichen Tarife an, schränken jedoch auf die gleichen niedrigen Werte ein. Es ist eigentlich ganz klar, da sie genau die gleichen Kabel nutzen und deshalb nicht besser sein können.


    Ein neuer regionaler Anbieter versorgt nun die Region mit Glasfaserkabel. Das gibt Hoffnung, dass mit ihm auch "vernünftiges Internet" möglich sein könnte. Für genau diese Adresse gibt er nach einem Verfügbarkeitscheck "50 Mbit/s" an.


    "Wie schafft er das denn wohl ?"

    Das Glasfaserkabel wird nicht in den Straßen verlegt. Er muss also "irgendwie anders 50 Mbit/s schaufeln" wo des Netz nur 1,9 Mbit/s her gibt.


    Da fragt man doch besser einmal direkt nach.

    Zitat

    "Die reale Leistung würde sich auf mindestens 75% vom gebuchten Tarif belaufen.

    Die Anschlusskosten liegen bei xxx€ bei einer FTTC-Lösung.

    Für einen direkten Glasfaserhausanschluss müssten ca. 80m von der Trasse zum Haus verlegt werden. Hier belaufen sich die Kosten auf ca. 6900,00€. "



    Bei der Anfrage wurden dem Anbieter die technischen Werte der Leitung angegeben. Gleichzeitig auch eine Adresse, an der er in unmittelbarer Nähe einen anderen Kunden hat.


    Was ist FTTC ?

    Die Datenverbindung läuft per Glasfaserkabel bis zum nächsten "Verteilerpunkt". An dort geht es dann ins vorhandene Kabelnetz.

    Laut aussage des Anbieters quetscht er also eine 50 Mbit/s Leistung durch ein Kabel, das nur 1,9 Mbit/s leisten kann.


    Die Kosten von fast 7.000 Euro für einen richtigen Glasfaseranschluss zeigen genau, wie weit der nächste Anschluss entfernt ist und dass auch der Nachbar (ca 10 Meter entfernt) deshalb nicht dort angeschlossen sein kann.


    Der Nachbar "freut" sich oft darüber, dass er seine Ruhe hat, weil er nicht dauernd ans Telefon muss. Wer ihn anrufen will, hört nur das Rufsignal, jedoch geht keiner ran. Erst wenn er einen "reitenden Boten aus dem Nachbarhaus bekommt", merkt er, dass sein Telefonanschluss mal wieder ausgefallen ist.

    Weil er aber immer noch Internet hat, kann man sehr gut erkennen, dass auch er noch nicht über VoIP telefoniert.


    Die ganze Erzählung soll euch darauf aufmerksam machen, dass ihr auf gar keinen Fall den Angaben eines Anbieters vorbehaltlos trauen dürft.


    Würde ich jetzt bei diesem lokalen Anbieter einen Anschluss beantragen, würde er sich auf die "Rückfalloption" in seinen AGB beziehen. Die bestätigt dann die gleichen Werte, wie sie die Telekom und andere angeben, die das gleiche >Kabel nutzen wollen. Für mich persönlich wäre das aber nur ein Ärgernis, weil ich dann in einem 2-Jahresvertrag gefesselt wäre, aus dem ich nicht mehr heraus komme... mit doppelten Kosten für einen Anschluss, der physikalisch nur maximal 3,8% der Leistung bringen kann.

    Man kann zwar an die Grenzen der Physik gehen. Am Ende geben sie jedoch das Maximum vor.


    Natürlich kommt es für mich nicht infrage, dass ich die Kosten für den Netzausbau dieses Anbieters aus eigener privater Tasche trage. Das wären die Monatsgebühren von 14 Jahren für einen Hybrid-Anschluss bei dem die 50 Mbit/s auch zugesichert werden.

    Wenn in 14 Jahren dann endlich Glasfaserkabel gelegt sind, kann ich immer noch umsteigen ... oder eben auch früher, wenn der Anbieter erkennt, dass dort ein höherer Bedarf ist und deshalb das Netz von sich aus ausbaut.


    Was ist ein "Hybrid-Anschluss" ?

    Wenn die Übertragungsrate der normalen Leitung nicht ausreicht, wird innerhalb des Routers alles auf das LTE-Mobilfunknetz "umgeschaltet". Dazu ist dort eine spezielle SIM-Karte eingesteckt.