E-Auto gebraucht kaufen. Alles ist anders als früher

  • Bei den "alten Stinkern" war ein Gebrauchtwagenkauf eigentlich ganz einfach. Wie lange ein Auto noch hält, konnte man an der Laufleistung erkennen.

    - Benziner halten irgend etwas um die 230 TKM. Danach geht der Motor so langsam dem Ende zu. Das heißt jetzt nicht, dass er die 300 TKm nicht erreicht, aber die Chance wird immer geringer.

    - Diesel gelten mit so hohen Kilometerständen dagegen eher als "gut eingefahren". Ein paar Hunderttausend Kilometer sind immer noch drin.


    Wenn die Laufleistung passt, geht es ans Alter des Fahrzeuges. Je älter es ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es altersbedingte Ausfälle und Reparaturen gibt. Ein junger Wagen mit wenigen Kilometern war also der Garant dafür, dass man noch lange seinen Spaß daran haben würde.


    Bei Autos mit Elektroantrieb ist es aber anders

    Elektromotoren haben (theoretisch) keinen Verschleiß. In den Motoren sind kaum Verschleiß anfällige Komponenten verbaut, die sich abnutzen und immer wieder ersetzt werden müssen.


    Die Laufleistung spielt auch nur in sofern eine Rolle, dass man nach ihr den allgemeinen Verschleiß einschätzen kann, den alle Fahrzeuge haben. Das Gleiche gilt für das reine Fahrzeugalter.


    Das Wichtigste am E-Auto sind die Akkus !

    Wenn der Wagen nur wenig gefahren wird, erhöht sich die Chance, dass die Akkus tiefentladen wurden. Tiefentladung schadet den Akkus und zerstört sie sogar.

    Wenn ein E-Auto also bei der Probefahrt keinen Strom hat, lasst besser gleich die Finger davon.


    Der Akkuzustand sagt etwas über die restliche Nutzungszeit aus. Unter 80% Rest-Kapazität gilt ein Akku heutzutage als defekt.

    Man kann dann zwar immer noch damit fahren, aber die Reichweite verkürzt sich immer mehr.. bis er sich am Ende überhaupt nicht laden/fahren lässt.


    Kann man Akkus nicht auffrischen oder reparieren ?

    Ganz kurz geantwortet: Nein

    Die Akkus eines E-Autos kann man nicht mit den bisherigen Mitteln auffrischen. Reparaturen können aktuell nur die Hersteller selbst durchführen, weil dabei sowohl die Zellen als auch die Membranen ersetzt werden müssen.


    Was kostet ein neuer Akku-Satz ?

    Ich habe vor einigen Tagen gelesen, dass ein Besitzer eines der ersten Stromer-Minis einen defekten Akku hatte. Ihm wurde ein Kostenvoranschlag von 18.000 Euro für einen neuen Akku unterbreitet. Er bezeichnete den Defekt als "wirtschaftlichen Totalschaden" und will sich den Wagen jetzt in den Garten stellen.


    Was bedeutet eine Restkapazität von nur noch 80%  in der Realität ?

    Die Fahrzeuge, die jetzt schon gebraucht auf den Markt kommen können, konnten im Neuzustand gerade einmal um die 120 Km weit fahren, ohne nachladen zu müssen. Im Winter und Sommer verringerte sich die Reichweite noch einmal um bis zu 20%. Alle Angaben sind Werte unter günstigsten Verkehrsverhältnissen.


    Bei 80%-Akkus werden daraus 96 und 76 Kilometer - wieder unter optimalsten Bedingungen.

    Nur ein längerer Stau und schon heißt es schnell "wer seinen Wagen liebt, der schiebt"


    Schon gewusst, dass man sogar eine Strafe zahlen muss, wenn man liegenbleibt ?

    Wer wegen Spritmangels auf der Autobahn liegen bleibt, den erwartet eine Strafe. Er hätte ja rechtzeitig nachtanken können. Das Liegenbleiben ist also selbstverschuldet.

    Auch für Strom,er gibt es keinen besonderen Mitleidsbonus. Du hättest ja rechtzeitig vorher noch einmal nachladen können.

    Wer weiß, dass er nur eine kurze Reichweite hat, dem ist auch zuzumuten, dass er "Stromtankstellen-Hopping" betreibt. Jeden Parkplatz mit Ladesäule ansteuern, damit man immer genügend Strom in den Akkus hat.

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    Wer also an den Kauf eines gebrauchten Stromers denkt, der sollte sich auch über so etwas Gedanken machen. Ich persönlich komme mit einer Reichweite von 100 Kilometern nicht aus. Ich brauche einen Wagen, der auch ohne Nachladen 300 Km schafft. Erst danach kann er für viele Stunden an die Steckdose.


    Wenn ich höre, dass ein normales E-Auto die ganze Nacht an einer normalen Steckdose hängen muss, um dann wieder 100-200 Km fahren zu können, wird mir ganz anders.

    4 Stunden laden für 200 km (und das wäre schon sehr schnell geladen) bedeutet, dass ich für die 300 km die Fahrtzeit + 2 Stunden laden brauchen würde. 5 Stunden Reisezeit für 300 km ergibt einen Durchschnitt von 60 km/h.


    Ist der Akku dann auch noch alt und schafft nur noch 80%, werden aus 200 km nur noch 160 und ich muss ganze 4 Stunden mittendrin nachladen . 7 Stunden für 300 km = 42 km/h im Durchschnitt. Ein Mokick darf 45 km/h fahren. Schneller kommt man dann auch mit dem E-Auto nicht mehr vorwärts.


    Bei gebrauchten E-Autos sollte man also sehr genau schauen und sich ansonsten besser den Wunsch nach einem Gebrauchten verkneifen.