In was man 1.000 Euro investieren kann

  • Eben habe ich eine ähnliche Überschrift im Focus.de gelesen. Zunächst einmal wird davon ausgegangen, dass man 2-3 Monatsgehälter auf dem laufenden Konto als Rücklage hat. Zusätzlich dazu hat man dann noch die besagten 1.000 Euro zum Investieren.


    Vorschlag 1: Schulden zurück zahlen

    Ja, das ist aktuell eine gute Idee. Es gibt keine Bank mehr, die dir Zinsen für dein Erspartes zahlt. Schulden kosten aber immer Zinsen. Zahlst du also mit den 1.000 Euro Schulden ab, sparst du dafür die Zinsen auf die Schulden.


    ABER ....

    Wenn du sowieso 3 Monatsgehälter auf der hohen Kante hast ... warum setzt du die nicht auch noch ein, um deine Schulden zurück zu zahlen ?

    Damit könntest du vielleicht insgesamt 2-3.000 Euro + die 1000 Euro zurück zahlen und dir die Zinsen für diese Summe komplett sparen. Vielleicht wärst du dann ja völlig schuldenfrei ?


    Wenn du dann trotzdem noch die 2-3 Monatsgehälter als Sicherheit haben willst, kannst du sie dir ja gleich wieder - für viel weniger Zinsen als bisher - wieder von deiner Bank leihen.

    Alternativ solltest du einfach mal deine Schulden "umschulden". Du leihst dir also von einer anderen Bank so viel Geld, dass du damit deine Schulden bezahlen kannst. Die neuen Zinsen sollten natürlich niedriger als die alten sein. Dadurch hast du dann auch Geld gespart.. und die 1000 kannst du dann immer noch investieren.


    Vorschlag 2: In dich selbst als Weiterbildung investieren

    Mit einer höheren Qualifizierung kannst du auch mehr Geld von deinem Arbeitgeber verlangen oder gleich einen besser bezahlten Arbeitsplatz annehmen


    ABER ...

    Die meisten Arbeitgeber werden dir nicht einfach mehr Geld zahlen, weil du jetzt mehr kannst oder weißt. Das was du jetzt besser/schneller kannst, muss sich auch für sie lohnen. Bevor du also die 1000 Euro opferst, klär erst einmal ab, ob du dadurch eine bessere Position erhalten kannst.


    Für 1000 Euro bekommst du in der Regel keine Weiterbildungen, die dir wirklich große Vorteile verschaffen. Selbst für Wochenendseminare musst du oft 2-3000 Euro auf den Tisch legen. "Billige Weiterbildungen" sind dagegen rausgeworfenes Geld, weil man dadurch oft nur Wissen/Können bekommt, das man nicht zu einer beruflichen Verbesserung nutzen kann.

    Überlege es dir also sehr gut, in was du die 1000 Euro stecken willst.


    Bei zu viel Wissen oder Können kann es aber auch sein, dass du sogar bei Bewerbungen abgelehnt wirst. "Es tut mir wirklich leid, aber Sie sind überqualifiziert. Wir können uns Sie einfach nicht leisten"

    Nein, leider ist das kein schlechter Scherz. Ich habe den Satz selbst schon mehrfach vernehmen müssen. Das liegt daran, dass es in manchen Branchen Pflicht ist, je nach Qualifikation bezahlen zu müssen. Braucht man deine Qualifizierung nicht, wirst du einem neuen Arbeitgeber teurer als wenn du sie nicht hättest.


    Vorschlag 3: Investieren in ETF

    Für 1.000 Euro direkt Aktien zu kaufen, ist zu riskant, bringt nichts und sorgt dafür, dass du im schlimmsten Fall alles verlierst. Bei ETF investiert man jedoch gleichzeitig in allen Aktien eines Indizes ( z.B. dm DAX)


    ABER ...

    Im Vorschlag wird erwähnt, dass diverse Indizes (z.B. der DAX) in den letzten 20-30 Jahren im Durchschnitt 10% erwirtschaften konnten. 10% hören sich einerseits super-duper gut an.

    10% auf so lange Zeit sind aber nicht einmal ein Fliegenschiss. Du sollst also 20 Jahre warten bis du 10% = 100 Euro Zinsen zusammen hast. Da kannst du mit Flaschensammeln ja schneller Geld verdienen.


    Gleichzeitig wird vergessen zu erwähnen, dass du Aktien und Indizes nicht im Laden kaufen kannst, sondern nur bei Banken. Dafür fallen dann auch Gebühren an.

    Weiterhin werden auch nicht die Steuern erwähnt, die man auf Börsengewinne zu zahlen hat. Ob am Ende überhaupt noch etwas übrig bleibt ... und ob die Inflation nicht die kompletten 1000 Euro während der Laufzeit aufgefressen hat... das steht wirklich in den Sternen.


    Lass dich also besser durch einen wirklichen Fachmann beraten und dir das Ergebnis auch schriftlich geben. Er ist bei falschen Rat nämlich auch schadenersatzpflichtig, wenn du dadurch die 1000 Euro komplett verlierst.


    Vorschlag 4: Investiere in deine eigene Arbeitskraft

    Mach einfach mal Urlaub oder gönn dir etwas, was deine Arbeitskraft verbessert oder länger erhält.


    ABER ...

    Ob du die 1000 Euro dadurch wirklich gut investiert hast, wird dir keiner sagen können. Du hast kein "Vergleichs-Ich" an dem du erkennen kannst, wie es aussehen würde, wenn du dir keinen Urlaub oder andere Annehmlichkeiten gönnst.

    Der Vorschlag ist also einfach nur eine Theorie.


    Mein persönlicher Vorschlag:

    Sieh wirklich zu, dass du erst einmal eventuelle alte Schulden weg bekommst. Damit sparst du die Zinsen und der dauernde Druck auf's Gemüt lässt auch nach. Schon hast du erst einmal eine Sorge weniger.

    Wenn du dann mal wieder flüssig bist, gönn dir einfach mal etwas und etwas Bildung kann ja auch nicht schaden. Die muss aber nicht unbedingt etwas kosten oder teuer sein... und sie muss auch nicht zielgerichtet auf einen bestimmten Beruf ausgerichtet sein.


    Alternativ kannst du natürlich auch einfach so lange weiter sparen, bis du "wirklich Geld" hast, das sich zu investieren lohnt. 1000 Euro sind viel Geld .. aber zum "Investieren" einfach nicht genug, um dafür wirklich einen "Ertrag" zu erwirtschaften.