130 km/h Tempolimit auf Autobahnen Pro und Kontra

  • Die Diskussion gibt es bereits seit Jahrzehnten. Jede neue Generation führt sie jedoch mit anderen Argumenten. Gerne wird dabei, natürlich, mit Statistiken gearbeitet. Leider werden die Statistiken jedoch nicht parallel über die gleichen Zeiträume und Ursachen geführt. Aus diesem Grund argumentiert jede Gruppe mit anderen Statistiken und Zeiträumen.


    1) Geringeres Tempo = weniger Unfälle

    2 )Geringeres Tempo = weniger schwere Unfälle

    3) Geringeres Tempo = weniger Stress

    4) Geringeres Tempo = weniger Verbrauch

    5) Geringeres Tempo = weniger Umweltschäden


    zu 1) Geringeres Tempo = weniger Unfälle

    Die absoluten Unfallzahlen sind seit de, Jahr 2000 kontinuierlich gestiegen. Seit dem Jahr 2000 ist aber auch der Fahrzeugbestand immer weiter gestiegen.

    Die Statistiken werden dadurch verzerrt, dass neue Fahrzeugarten mit aufgenommen werden, die es zuvor noch nicht gegeben hat.


    Mit der Einführung von "Fahrrädern mit Hilfsmotor" (Pedelec) sind die Unfallzahlen rasant gestiegen. Eine neue Gruppe kam hinzu, die es zuvor noch nie gegeben hat ... und weil es etwas Neues gab, wurden auch besonders viele Fehler gemacht, die zu Unfällen führten.


    Seit rund 4 Monaten dürfen "Tretroller mit Motorantrieb" (E-Scooter) am Straßenverkehr teilnehmen. Allein unter dieser kleinen Nutzergruppe sind jetzt schon Hunderte von Unfällen und auch die ersten Todesfälle zu verzeichnen.


    Die meisten Unfälle werden im Zusammenhang mit Fußgängern, Radfahrern und anderen langsamen Fahrzeugen verzeichnet. Diese sind jedoch keine Verkehrsteilnehmer auf den Autobahnen, auf denen ein  generelles Tempolimit gelten soll.

    Tempo 130 bringt in diesem Zusammenhang also keinen einzigen Verletzten oder Verkehrstoten weniger.


    Nur 13% der Verkehrstoten werden auf Autobahnen verzeichnet. Die Statistiken differenzieren dabei jedoch nicht, ob es auf dem Streckenabschnitt ein Tempolimit gab oder auch nicht.

    87% aller Verkehrstoten werden jedoch eindeutig auf Straßen vermeldet, bei denen allerhöchstens 100 km/h gefahren werden darf.

    Auch hier lässt sich durch ein Tempolimit auf 130 km/h kein einziger Verletzter oder Verkehrstoter "einsparen"


    Man muss jetzt also nicht einmal eine aktuelle Statistik haben, um zu erkennen, dass "Tempo 130" nur wenig ändern kann. Der Großteil aller Unfälle findet eben nicht bei hohen Geschwindigkeiten statt, sondern gerade bei langsamen Tempo. 

    Wenn Fußgänger, Radfahrer, Scooter-Fahrer verletzt und getötet werden, hat das eben überhaupt nichts mit "Tempo 130" zu tun. Die gibt es ja nicht auf Autobahnen. 


    Andererseits geschehen jedoch die meisten Autobahnunfälle in Staus und Baustellen. Aber auch hier bringt ein Tempolimit keine Änderung, da die Unfälle bei langsamer Geschwindigkeit passieren.


    zu 2) Geringeres Tempo = weniger schwere Unfälle

    Obwohl die absoluten Unfallzahlen kontinuierlich gestiegen sind, hat sich die Anzahl der schweren Verkehrsunfälle immer weiter verringert.

    Ein Unfall der früher zum Tod führte, taucht heute nur noch als Unfall mit verletzter Person auf. Einerseits sind natürlich die Fahrzeuge immer besser geworden, andererseits werden längst schon Anlass und Strecken bezogene Tempolimits eingesetzt.


    Wer sich aber wirklich einmal zu Stoßzeiten auf die Autobahn begibt, wird schnell merken, dass auch auf "freien Strecken" längst schon nicht mehr überall schnell gefahren wird.

    Einerseits lässt es die Verkehrsdichte nicht mehr zu und andererseits gleiten die meisten Fahrer auch lieber entspannt, als sich Stress auszusetzen.


    Das allgemeine Tempo ist also bereits ohne Tempolimit gesunken.


    Ganz wichtig zu wissen: 

    Wer schneller als die "empfohlene Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h" fährt und in einen Unfall verwickelt wird, erhält bei Versicherungen und vor Gericht immer eine Mitschuld zugesprochen.

    Im Rechtswesen hat "Tempo 130" also schon vor vielen Jahren Eingang gefunden. Wenn etwas bei >130 passiert, bist du automatisch mit dran... aber eben nur, wenn etwas passiert und nicht generell.


    zu 3) Geringeres Tempo = weniger Stress

    Wer sagt, dass geringeres Tempo automatisch weniger Stress bedeutet, wird wohl genau der sein, der durch Behinderung des Verkehrs den Stress bei anderen erzeugt.

    Das geringste Tempo wird in Innenstädten und bei stockendem Verkehr gefahren. Genau da gibt es aber die meisten Gefahrenlagen, Unfälle, Verletzte und Stress.


    Zitat

    Abbiegen birgt größtes Unfallrisiko

    Autounfälle sind sehr häufig auf das Versagen der Fahrzeugführer zurückzuführen. Dabei gibt es Verkehrssituationen, welche besonders häufig einen durch einen Fahrfehler begründeten Unfall mit sich bringen. Die meisten Unfälle passieren in der Folge von Fehlern beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie beim Ein- und Anfahren. Missverständnisse oder bewusste Missachtungen bei Vorfahrtregelungen führen ebenfalls häufig zu Verkehrsunfällen.

    https://de.statista.com/statis…aelle-im-strassenverkehr/

    Genau das erzeugt den Stress. Stress den es auf Autobahnen nicht gibt, weil es die Stressursachen nicht gibt.


    4) Geringeres Tempo = weniger Verbrauch

    JEDES Fahrzeug hat den höchsten Durchschnittsverbrauch im Stadtverkehr, also bei langsamen Tempo. Wer in Physik in der Schule nicht gepennt hat, weiß, dass der Verbrauch nur beim Beschleunigen steigt. Ist die gewählte Geschwindigkeit erreicht, wird nur die Energie aufgewendet, die nötig ist, um den Geschwindigkeitsverlust durch Rollwiderstand und Reibung auszugleichen.


    Es kommt nicht auf das Tempo an, sondern darauf, dass man eine Geschwindigkeit wählt, die optimal zum Motor und dem Fahrzeug passt. Hat man diese Kombination ermittelt, ist jedes Tempo gleich Energiesparend .. vorausgesetzt, man will oder muss nicht mehr beschleunigen.


    Es ist mittlerweile sogar schon bewiesen, dass Tempo 30 bei manchen Fahrzeugen einen extrem höheren Verbrauch als eine höhere Geschwindigkeit verursacht.


    5) Geringeres Tempo = weniger Umweltschäden

    Die Umweltschäden sind nicht vom Tempo anhängig, sondern nur vom Verbrauch. Der Reifenabrieb (und damit auch Feinstauberzeugung) ist auf eine bestimmte Strecke, unabhängig vom Tempo, immer gleich. Nur beim Beschleunigen und Bremsen ändert er sich.

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    Die meisten Verbesserungen finden dann statt. wenn der Verkehr gleichmäßig fließen kann. Kommt er immer wieder zum Stocken, erhöhen sich Stress, Verbrauch, Umweltschäden und Unfallzahlen.

    Auf Autobahnen sorgen moderne Verkehrsleitsysteme diesen gleichmäßigen Fluss zu erzielen.


    Die Masse regt sich über hohes Autobahntempo auf, akzeptiert jedoch den täglichen Verkehrskollaps in den Innenstädten durch falsch geschaltete Ampelsysteme. Genau dort wirken sich die Folgen aber direkt auf die dort lebenden Menschen aus.


    Es ist jedoch "politisch erwünscht", lieber über ein "Tempo 130" zu diskutieren, als wirklich dringend zu lösende Probleme anzugehen.