wie kostenlose Online-Spiele sehr teuer werden können

  • Im Internet gibt es sehr viele kostenlose Spiele. Oft kann/muss man sich jedoch Spiel-Vorteile mit Geld erkaufen. Diese "In-Game-Käufe" kennt man ja schon. Man kann immer wieder für "kleines Geld" etwas kaufen.


    Es gibt aber auch scheinbar kostenlose Spiele, bei denen es richtig teuer werden kann. Ich habe mir da einmal ein Negativbeispiel der wirklich hohen Klasse heraus gesucht.

    Es beginnt damit, dass man seine Spielfigur aussuchen und konfigurieren soll. Toll, man beginnt schon damit, sich auf das Spiel einzustellen und einzulassen.


    Am Schluss soll man sich nur noch "kostenlos registrieren"


    Nachdem man schon so lange "fast dabei" ist, erscheint es nur noch obligatorisch zu sein, dass man eben noch seinen Soielernamen eingibt, E-Mail und Passwort.

    Seht ihr die Zeile "kostenlos registrieren" über dem Feld und "kostenlos spielen" darunter ?

    Ja sicher, größer geht es ja wohl kaum.

    Seht ihr aber auch die beiden kleinen unterstrichenen Begriffe dazwischen ?

    Zitat

    "Scheint ja nur noch eine Formsache zu sein. Das übliche Bla-Bla mit irgendwelchen unverständlichen Texten. Ich sehe ja, dass ich kostenlos spielen kann, also ignoriere ich das jetzt einfach"

    Und dieser Gedanke wäre der größte Fehler, den du machen könntest !


    Hinter dem Link "Bedingungen" geht es nämlich nicht um das Spiel, sondern um einen Vertrag, den du abschließt,

    Damit du einmal einen ersten Eindruck bekommst, hier ein Screenshot des Vertrages, den du abschließen wirst. Selbst mit einem 50cm hohen Monitor und einer Größe von nur 30%, braucht es schon 2 Screenshots um alles darstellen zu können.



    Bis du bei dem großen Feld angekommen bist, vergehen schon 3 komplette Seiten mit einer Größe von 100%.

    In dem Feld kann man dann sehr gut sehen, dass es eine monatliche Gebühr gibt.


    Zitat

    "Mir doch egal. Ich habe ja die kostenlose Version genommen"

    Völlig falsch !!! Das Wichtige kommt nämlich jetzt erst noch - und das betrifft gerade dich.


    Zitat


    ABONNEMENTSGEBÜHREN - Der Abonnent ist für die Zahlung regelmäßiger Abonnementgebühren gemäß den aktuellen Bedingungen der Website verantwortlich. Sofern und solange diese Vereinbarung nicht gemäß den Bestimmungen dieses Vertrages gekündigt wird, ermächtigt der Abonnent, die Website oder deren Abrechnungsstelle zu ermächtigen, die Kreditkarte des Teilnehmers (oder eine andere zugelassene Einrichtung) zu belasten, um die laufenden Kosten der Mitgliedschaft zu bezahlen.

    "Okay ? Hat aber doch nichts mit mir zu tun ?"

    Na, dann warte mal ab und lies weiter


    Zitat


    AUTOMATISCHE VERLÄNGERUNG - Die Anmeldegebühren werden automatisch für eine gleiche Zeitspanne verlängert, d.h. am Ende des ursprünglich gewählten Zeitraums wird die Kreditkarte automatisch belastet oder belastet, es sei denn, dass der Kunde mindestens sieben (7) Tage vorher eine entsprechende Benachrichtigung seitens des Abonnenten, nicht zu verlängern, durch uns erhalten wird. Probemitgliedschaften werden automatisch zu einer einmonatigen Mitgliedschaft zum jeweils geltenden Monats-Satz verlängert, vorbehaltlich der Bestimmungen des unten genannten Probeangebots. Die maximale Laufzeit dieser Vereinbarung beträgt 120 Monate.

    Damit du es merkst, habe ich den wichtigen Bereich extra in Rot eingefärbt. Das Abo verlängert sich also auf bis zu 10 Jahre und nur wenn die Gebühren nicht steigen, sind es insgesamt 4.794 Dollar, die dich das Spiel kosten kann.


    Zitat

    BEENDIGUNG/KÜNDIGUNG - Der Abonnent des Dienstes kann jederzeit und ohne Angabe von Gründen entweder durch die Website oder den Abonnenten per Benachrichtigung des Vertragspartners durch elektronische oder konventionelle Post oder telefonisch gekündigt werden. Abonnenten haften für die ihnen entstandenen Kosten bis zur Beendigung der Dienstleistung.


    PROBEANGEBOT - Alle Probeabonnenten sind von der 7-Tage-Kündigungsregel für diese Probezeit ausgenommen. Als solchem wird einem Teilnehmer, der innerhalb der Probezeit ist, während dieses Intervalls nicht der volle monatlichen Mitgliedsatz berechnet. Dieser Intervall kann als "Zeitraum" bezeichnet werden. Alle Probemitgliedschaften verlängern sich nach Ablauf der Probezeit automatisch um eine Monatsmitgliedschaft und werden mit dem Satz von 39,95 / Monat oder dem anwendbaren Satz abgerechnet, es sei denn, dass eine ordnungsgemäße Kündigung bei der Website eingegangen ist bis 12:01 Uhr des Tages nach dem letzten vollen Tag der Probezeit.


    Wenn zum Beispiel am ersten Tag eines Monats ein Zugang zu einem 3-tägigen Testangebot angeboten wurde, wird dem Mitglied nicht ein Monatsabonnement in Rechnung gestellt. Das Mitglied muss bis spätestens 12:01 Uhr am 4. Tag des Monats, wenn das Mitglied die Mitgliedschaft annullieren möchte, den Eingang der E-Mail oder eine andere entsprechende Benachrichtigung durch die Website sicherstellen. Fehlt eine solche rechtzeitige Benachrichtigung, so verlängert sich die Probeangebot-Mitgliedschaft um eine einmonatige Mitgliedschaft zum jeweils geltenden Monatsgehalt. Mitglieder, die nicht innerhalb der Probezeit kündigen, werden für einen Monat ab dem Tag, der auf den letzten vollen Tag der Probezeit folgt, zu einem Satz von 39,95 $ / Monat oder dem jeweils geltenden Satz berechnet. Das Abonnement des zweiten Monats ist daher wirksam und wird nach Ablauf des ersten vollen Monats nach Ablauf der Probezeit anrechenbar sein, sofern nicht in Übereinstimmung mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen storniert wird.

    "Ich kann doch aber auch kündigen ?"

    Ja, aber DU wirst dafür verantwortlich gemacht, dass die Kündigung auch rechtzeitig eingegangen ist.

    DU muss nämlich sicherstellen, dass die Kündigung auch ankommt. Dass sie angekommen ist, musst du aber später auch beweisen können.


    "Dann verlange ich eben eine automatische Empfangsbestätigung"

    Auf der anderen Seite kann man einstellen, dass so eine automatische Bestätigung nicht gesendet wird.

    "Dann lege ich eben das Übertragungsprotokoll vor"

    Das zeigt nur an, welche Server die Mail empfangen und weiter übertragen haben. Es ist aber kein Beleg dafür, dass die Mail auch wirklich beim richtigen Empfänger ankommt.

    "Dann kündige ich eben per Telefon"

    Die Telefonnummer musste ich nicht unkenntlich machen, weil sie nirgendwo angegeben wird. Selbst wenn du eine finden würdest .... du kannst deinen Anruf später nicht beweisen, weil eine Aufnahme des Gesprächs - ohne vorherige Zustimmung des Gesprächspartners- kein zulässiges Beweismittel ist.

    Auf der anderen Seite muss man nur die Zustimmung dazu verweigern ... und wenn du es mit einem Call-Center zu tun bekommst, wäre selbst das kein Beleg, dass die Kündigung auch wirklich ankommt.

    DU sollst ja später sicherstellen, dass die Kündigung angekommen ist.

    "Dann kündige ich eben per normaler Post .. und notfalls mit Einschreiben"

    Normale Post kann (schon in Deutschland) bis zu 1 Woche dauern. Muss der Brief ins Ausland, kann es auch schon 2-3 Wochen dauern, bis er endlich angekommen ist.

    "Einschreiben" ist eine "typische deutsche Macke". In vielen anderen Ländern gibt es das nicht.


    Wenn es ganz dumm kommt, kannst du also Mail um Mail schreiben und Brief um Brief ... ohne dass du den Eingang einer Kündigung sicherstellen oder nachweisen könntest.


    Vielleicht hätte man ja vorher schon den ersten Teil lesen sollen ?

    Zitat


    RECHTLICHER HINWEIS: BITTE LESEN SIE DIE BESTIMMUNGEN DIESES MITGLIEDSVERTRAGS SORGFÄLTIG DURCH. DIE ANERKENNUNG DER BESTIMMUNGEN UND BEDINGUNGEN WIRD EINE VERBINDLICHE UND DURCHSETZBARE VEREINBARUNG ZWISCHEN IHNEN UND DER WEBSEITE FESTLEGEN. Mit Ihrem Beitritt werden Sie Abonnent und treten in einen verbindlichen und durchsetzbaren Vertrag mit xxxxxx, als Geschäftspartner ein, das Geschäft tätigend als xxxxxxx ("Gesellschaft"; "Wir"; "Seite") und Ihnen ("Mitglied", "Abonnent", "Sie", "Ihr") und stimmen zu, dass Sie sich in die Zuständigkeit der Rechtsprechung ( Name eines anderen Landes) begeben und dass Sie an diese Bedingungen gebunden sind ("Vereinbarung"). Probemitgliedschaften verlängern sich nach Ablauf der Probezeit automatisch um eine Monatsmitgliedschaft und werden mit dem Satz von 39,95 $ / Monat in Rechnung gestellt, es sei denn, dass sie in Übereinstimmung mit diesen Allgemeinen Geschäftsbedingungen storniert werden. Diese Vereinbarung kann jederzeit geändert werden, und Änderungen können ohne Vorankündigung für jeden Abonnenten wirksam werden.

    Das hätte aber auch nicht viel geändert. Die Webseite, die man aufruft, hat nämlich offiziell keinen Zusammenhang mit der Firma, mit der man den Vertrag abschließt.

    Gibt es die Seite nicht mehr, kann trotzdem weiter kassiert werden.


    Wie wäre die Rechtslage und was könnte man machen, wenn es zu Problemen kommt ?

    Nach deutscher Rechtssprechung sind die Vertragsbedingungen ungültig. Man wendet sich in deutscher Sprache an den Besucher und auch die anderen Texte sind so verfasst. Damit unterliegen sie automatisch deutscher Rechtssprechung und Gesetzen.

    Nur was mit deutschen Gesetzen übereinstimmt, ist auch für deutsche Benutzer gültig.


    Wenn du gerichtlich gegen den Vertragspartner vorgehen willst, gilt internationales Recht. 

    Das heißt, dass du dich nicht an ein deutsches Gericht an deinem Wohnort wenden kannst, sondern dich an ein Gericht am Ort des Vertragspartners wenden musst. Da gilt dann aber sein Landesrecht.

    Der Ausgang ist schon im Vornherein klar: Du wirst nie zu deinem Recht kommen :thumbdown:


    Die andere Möglichkeit ist, dass du dich an deine Kreditkartenfirma wendest.

    Erkläre ihr, dass der Vertrag gekündigt wurde und deshalb keinerlei Abbuchungen mehr zu akzeptieren sind.

    Das sollte man besser direkt schon nach der Kündigung machen und auch gleich den Sendebelg der Mail ausdrucken und beilegen/vorlegen

    Eigentlich sollte die Kartenfirma auf deiner Seite stehen. Die Chance ist also sehr hoch, dass nur noch maximal eine Abbuchung erfolgen wird.

    Wenn die Kartenfirma nicht auf deiner Seite steht, kannst du nur noch die Karte kündigen. Dann ist sie ungültig und es kann keiner mehr davon etwas einziehen.


    Kann mich der Anbieter auch verklagen, wenn er kein Geld bekommt ?

    Ja, das kann er. Das muss er dann aber in Deutschland und bei dem für dich zuständigen Gericht machen. Wenn du dann so einen "netten Brief" bekommst, gehst du ganz gelassen zu einem Anwalt und lässt ihn die Sache regeln.

    Kostet vielleicht zwar auch noch einmal etwas Geld, lohnt sich aber auf jeden Fall.


    Ausländische Anbieter wissen aber, dass sie mit solchen Bedingungen in Deutschland kein Recht bekommen werden. Sie verlegen sich lieber auf (völlig wirkungslose) Drohungen.

    Ach übrigens ... "rechtlich wirkungsvolle Anwaltsschreiben" müssen an eine postalische Adresse und per Brief zugestellt werden.


    Wir hoffen, dass du die vielen Lösungen, um aus der Abo-Falle raus zu kommen, nicht brauchst.


    Egal wie gut ein Spiel am Anfang erscheint, lass es sein, sobald Kreditkartendaten oder andere persönliche Daten angefordert werden.