Schönen Gruß vom Getriebe - Wie gefährlich das Verschalten ist

  • Wer sich noch nie verschaltet hat, ist auch noch nie einen Wagen mit Gangschaltung gefahren. Aber auch beim Automatikwagen kann man Fehler machen.


    Die Kupplung nicht lange genug getreten oder falsch eingekuppelt und schon hört man ein unangenehmes "Krrrrrr" aus dem Getriebe. "Schönen Gruß vom Getriebe" oder "Zähneputzen war mal wieder nötig" sind dann die Sprüche, die man dann zu hören bekommt.


    Im Normalfall kuppelt man aus und das Getriebe synchronisiert die Zahnräder so, dass sie genau Spitze auf Lücke passen und dann beim Einkuppeln exakt in die entsprechenden Lücken gehen.

    Kuppelt man jedoch falsch, stehen die Zahnräder "Spitze auf Spitze". Sie greifen nicht ineinander, sondern reiben sich aneinander. Das macht dann das unangenehme Geräusch.


    Ist das eigentlich gefährlich für das Getriebe ? Ja und wie

    Im Leerlauf hat ein Motor so um die 1000 Umdrehungen pro Minute. Pro Sekunde sind das 16 Umdrehungen. Je nach gewähltem Gang drehen die Zahnräder dazu noch um ein Vielfaches schneller.

    Mit dieser Geschwindigkeit reiben sich nun die Spitzen der Zahnräder aneinander.

    Natürlich sind die nicht dafür ausgelegt.


    Wenn die Spitzen der Zahnräder irgendwann nicht mehr spitz und "eckig genug" sind, können die Zahnräder während der Fahrt immer wieder aus den Vertiefungen heraus springen, weil sie dort einfach keinen Halt mehr finden, um die Kraft für den Vortrieb übertragen zu können.

    Dann springt der Gang immer wieder hinaus und das Fahrzeug kann nicht mehr gefahren werden. Jetzt ist eine teure Getriebereparatur nötig, bei der umfassende Bereiche getauscht werden müssen.


    Aber auch, wenn der Gang richtig eingelegt ist, kann ein Verschalten gefährlich sein.

    Beschleunige Mal und dabei erwischt du, anstatt der nächsthöheren Gang, stattdessen den nächsttieferen Gang ( zum Beispiel anstatt vom 4. in den 5. Gang geschaltet, aus Versehen den 3. Gang erwischt)

    Jetzt heult der Motor gequält auf. Du fährst vielleicht schon mit 100 Km/h und willst mit dem nächsten Gang auf 130 km/h weiter beschleunigen. Für den 3. Gang sind aber die 100 km/h schon so viel, dass der Drehzahlbegrenzer abriegelt, damit es nicht zum Motorschaden kommt.


    Der Begrenzer hilft jetzt aber nicht mehr. Du beschleunigst ja nicht "von unten heraus", sondern "kommst von einer viel höheren Geschwindigkeit herunter". Diese Überlast gibt das Getriebe nun nicht nur intern im Getriebe, sondern auch an das gesamte Motorsystem weiter.

    Dabei werden Dichtungen, Getriebe und sogar die Kolben so stark belastet, dass ein kapitaler Motorschaden droht.

    Im schlimmsten Fall können sich sogar die Kolben verbiegen. Was dann im Motor passiert, kann man sich gut vorstellen, wenn man mal versucht hat einen gebogenen Nagel in ein gerades Rohr mit gleichem Durchmesser zu bekommen. Natürlich steckt der dann sofort fest ... und in Sekundenbruchteilen passiert das dann wieder und immer wieder --> Totalschaden


    Es kommt natürlich immer darauf an, bei welcher Geschwindigkeit man sich verschaltet. Wollte man nur energiesparend weiter fahren, ist man beim irrtümlichen Herunterschalten vielleicht gerade noch unterhalb des Abriegelbereichs. Dann gibt es zwar einen starken Ruck, dem Motor schadet man dabei aber nicht.


    Wer übrigens ganz bewusst herunter schaltet, weil man sonst das Fahrzeug nicht mehr gebremst bekommt, sollte nicht nur gleichzeitig die Bremse aktiviert halten, sondern auch immer nur einen einzigen Gang herunter schalten und den so lange beibehalten, bis das Tempo soweit abgenommen hat, dass man beim weiteren Herunterschalten "im Drehzahlbereichs des tieferen Ganges ankommt".


    Okay, im Notfall wäre mir der Motor völlig egal. Besser den Motor hochjagen als mit einem Bremsenversager an einem massiven Hindernis zerschellen.


    Das Getriebe lässt auch grüßen, wenn man die Hand dauernd auf dem Schaltknüppel ruhen lässt

    Jeder Druck wird vom Schaltknüppel direkt ans Getriebe weiter gegeben, auch wenn er keine direkte Verbindung zu ihm hat.

    Lässt man die Hand auf dem Schaltknauf ruhen, übt man dadurch automatisch immer einen leichten Druck aus. Dadurch entsteht auch ein Druck auf die Getriebewellen, die dann einen erhöhten Verschleiß haben.


    PS:

    Wer es noch nicht wusste: Man kann auch einen "Gang heraus nehmen", ohne dass man die Kupplung betätigt. Man, muss den Schalthebel einfach nur in Richtung Leerlauf drücken. Dieser "Druckzustand" wird jedoch zum Dauerzustand, wenn man die Hand immer auf dem Schaltknüppel liegen lässt.

    Während das Gang Herausnehmen ohne Kupplung nur einen kurzen Moment dauert und daher nur ganz kurz eine Belastung auftritt, ist es beim "Handauflegen" eine Dauerbelastung, die enormen Verschleiß verursachen wird.


    Aus einem zu hohen Gang beschleunigen

    Im 5. Gang von 60 km/h bis auf 100 km/h beschleunigen, wird bei Auto-Test oft als Elastizitätsprüfung angegeben. Für diesen Test muss der Motor die maximal mögliche Kraft aufbringen und sie auf das Getriebe übertragen. Das gibt sie jedoch nur zu einem Bruchteil auf den Antriebsstrang weiter.

    Diese Art zu fahren, erhöht auf Dauer den Verschleiß in allen Bereichen des Antriebs, vor allem jedoch im Motor selbst.

    Wem sein Motor lieb ist, der sollte deshalb auf diese Art nicht dauernd beschleunigen wollen.


    Der richtige Gang zur richtigen Zeit und zur richtigen Drehzahl und Geschwindigkeit.

    Das ist das Geheimnis wie Motor und Getriebe möglichst lange halten können.

    Weniger Last = weniger Verschleiß


    Auch bei einer Automatik kann man sich verschalten

    Wer von D (vorwärts fahren) in R (rückwärts fahren) schaltet, so lange das Fahrzeug noch vorwärts rollt, belastet die Automatik über die Maßen. Sie soll jetzt nicht nur den Wagen zurück fahren, sondern gleichzeitig auch noch den bestehenden Vortrieb aufheben.

    Eine Kraft mit einer entgegengesetzten Kraft negieren und gleichzeitig noch einen positiven Vortrieb in die andere Richtung erzeugen ?


    Wenn du noch mit 20 km/h vorwärts rollst und mit 20 km/h rückwärts fahren willst, muss die Automatik also eine Kraft aufbringen, die für 40 km/h ausreichen würde. Wer fährt schon mit 40 km/h rückwärts ? Keiner. Die Automatik ist also gar nicht darauf ausgelegt.

    Machst du es immer wieder, kannst du dich schnell vom Wandler verabschieden und damit hast du das gleiche Ergebnis als wenn du bei einem Schaltwagen "Zähneputzen" würdest: Das war es dann mit dem Fahren.


    PS:

    Wenn man bei einer Automatik die Gänge manuell einlegen kann, kann man (aber nur theoretisch) auch den gleichen Fehler wie bei einem Schaltwagen machen. "Nur theoretisch", weil man da schon ein wirklicher Grobmotoriker sein muss, um den Wahlhebel über einen Gang hinaus zu drücken.


    Passiert das aber wirklich mal, hat es nicht so hohe Auswirkungen wie bei einem Schaltwagen.

    Bei einer Automatik beeinflusst man nicht das Getriebe direkt, sondern nur die Automatik. Die legt den falschen Gang" erst dann ein, wenn es wirklich machbar ist.