Wie sich ein E-Auto von einem Verbrenner bei der Nutzung unterscheidet

  • Lassen wir einmal die ganzen Diskussionen über Reichweite und Umwelt beiseite. Wie anders ist das Fahren eigentlich in einem reinen E-Auto ?


    Ein E-Auto hat kein Motorgeräusch ? Falsch

    Auch Elektromotoren erzeugen ein Geräusch. Nur ist das nicht so laut und viel hochfrequenter. Fährt man ein "E-Mobil", wird man mit der Zeit auch hören lernen, was mit dem Motor los ist.

    Genau wie bei einem lauten Verbrenner, wird man hören können, wenn der Motor sehr viel Kraft aufwenden muss, um zum Beispiel eine Steigung zu bewältigen.


    Bei einem Verbrenner ist das Motorgeräusch gut, um den richtigen Gang einlegen zu können. Bei einem E-Mobil hilft das Geräusch dabei, energiesparend zu fahren. Klingt der Motor gequält, nimmt man etwas "Gas" weg und fährt dadurch etwas sparsamer.


    Du kannst Beschleunigung und Verbrauch nicht mehr durch einen "richtigen Gang" optimieren.

    E-Mobile haben keine Gangschaltung mehr, weil sie die gar nicht benötigen. Du selbst kannst nur noch durch das "Gaspedal" regulieren, wie hoch Beschleunigung und Verbrauch sein werden. Den Rest muss der Hersteller bereits in der Steuerung programmiert haben.


    "Gas wegnehmen" führt nicht mehr zum "gemütlichen Gleiten"

    Ein E-Motor hat keinen Leerlauf mehr. Entweder arbeitet er oder auch nicht. "Stellt man den Strom ab", wird er zum Generator, der Strom erzeugen kann, dadurch dass er "von extern gedreht wird".


    Die Wirkung einer "Motorbremse", wie man es aus einem Verbrenner kennt, ist relativ gering. Dazu fehlt dem E-Motor die dazu nötige Masse,

    Nur durch eine einstellbare Rekuperation kann man noch eine "Motorbremswirkung" gezielt einstellen oder erhalten.

    Der Vorteil ist, dass jedes "Stromwegnehmen" automatisch auch zu einem wirklichen Null-Verbrauch führt. Im Idealfall wird sogar noch Strom erzeugt.


    Wirklich alles ist vom Strom abhängig

    Bei einem Verbrenner kann man Licht, Radio, Heizung und alles andere, was Strom verbraucht, abschalten. Bei einem Diesel braucht man dann nicht einmal mehr die Autobatterie und bei einem Benziner darf dann sogar die Lichtmaschine defekt sein. Die Autobatterie reicht auch alleine noch für viele Zündvorgänge und Kilometer. Gas, Bremse, Lenkung, Geschwindigkeitsanzeige können rein mechanisch ausgelegt werden und benötigen daher dann auch keinen Strom.


    Bei einem E-Mobil wird in der Regel jedoch soweit wie möglich auf jegliche Mechanik verzichtet.

    Obwohl es ganz einfach wäre, wird nicht einmal mal die Geschwindigkeit analog angezeigt und auch die meisten Regelmöglichkeiten sind rein elektronisch ausgelegt. Mechanik kostet in der Herstellung mehr als Elektronik. Um eine mechanische Komponente reparieren zu können, braucht es "Mechaniker".

    Auch wenn längst schon nur noch "Mechatroniker" ausgebildet werden, so wird dieser Beruf bei einem E-Mobil nicht mehr benötigt.

    Wo der Hauptbereich auf Elektronik ausgerichtet ist, braucht man für eine "Reparatur" weder eine Menge Ersatzteile noch Mechatroniker, die etwas über Mechanik wissen.

    Nur für die "wirkliche Hardware" (Aufbau, Chassis. Räder, Bremsen, E-Motor) werden noch Leute mit "Mechanik-Erfahrung" benötigt. Den Rest können Elektroniker jederzeit schnell durch Austausch oder Neuprogrammierung der Platinen reparieren.


    Heizung oder Kühlung wirken sich immer auf die mögliche Fahrtstrecke aus

    Schon bei einem Verbrenner heißt es, dass die Heckscheibenheizung einer der größten elektrischen Verbraucher im Winter ist. Die Energie dafür erzeugt er jedoch selbst, was dann den Verbrauch erhöht.


    Fährst du ein E-Mobil im Winter, muss nicht nur die Heckscheibenheizung, sondern auch die normale Heizung per Strom betrieben werden. Beim E-Mobil muss die Wärme ganz gezielt erzeugt werden, weil die Abwärme zu gering ist, um sie zum Heizen nutzen zu können.


    Was bei einem Verbrenner Luxus ist, gehört bei einem E-Mobil zum Muss

    Bei einem E-Mobil ist das Aufheizen des gesamten Innenraums purer Luxus. Es verbraucht unnötig Energie, die dann nicht mehr zum Fahren zur Verfügung steht.

    Für den Winterbetrieb sind daher Frontscheiben- und Heckscheibenheizung zusammen mit einer Sitzheizung sinnvoller als den ganzen Innenraum zu heizen.

    Einzelne Heizbereiche können damit ganz gezielt erwärmt werden. Was nicht geheizt werden muss, bleibt kalt und spart kostbare Energie.


    Auch komplett ohne Heizung wird sich der Innenraum mit der Zeit erwärmen. Das geschieht dann durch die Körperwärme der Insassen und durch die ungenutzte Abwärme der einzelnen Heizflächen.


    In der "ersten Phase" gibt es keine freien Werkstätten, die Reparaturen durchführen können.

    Alle Hersteller von E-Mobilen aller Art betrachten ihre Elektronik als Betriebsgeheimnis. Es gibt keine Open Source Software, die man als "nicht-Herstellerwerkstatt" optimieren oder umprogrammieren dürfte.


    Es werden einerseits noch viele Jahre vergehen, bis Hacker alle "geheime Elektronik" ausgelesen haben und entsprechende Programme erstellt haben, damit man sie beeinflussen oder neu programmieren kann.

    Andererseits wird man dann eine Reparatur in einer "markenfremden Werkstatt" nur auf eigene Gefahr und Risiko durchführen lassen können. Sobald eine Fremdeinwirkung festgestellt wird, kann es den sofortigen Verlust von allen Garantien, Gewährleistungen und Updates bedeuten.

    Es gibt zwar heute schon Umbauten von Teslas. Dabei tritt der Umbauer jedoch als Hersteller auf und muss für alles so gerade stehen, als wenn er Tesla selbst wäre.... und das auf viele Jahre hinaus.


    Regelmäßige Updates werden wichtiger werden als normale Inspektionen

    Tesla hat zum Beispiel immer wieder automatische Updates aufgespielt, um Fehler zu beheben oder Funktionen zu verbessern. Das wird in Zukunft auch bei allen anderen E-Mobilen Standard werden.


    Diverses Zubehör kauft man nicht mehr irgendwo im Zubehörhandel, sondern als  elektronisches Upgrade beim Hersteller

    Auch wieder Tesla hat vor kurzem ein Upgrade veröffentlicht, das die Beschleunigung verbessert, Für ein paar Tausender beschleunigt der Wagen um rund 4 Sekunden schneller als die normale Version.


    Man wird eine Basis-Version später auch ohne Neukauf zu einer hohen Version ausbauen können

    Renault und Tesla machen es bereits vor, dass die Akkukapazität auf einen Wert begrenzt ist, den man beim Kauf ausgewählt hat. Kauft man sich ein Upgrade, wird ein zusätzlicher Teil des Akkus zur Nutzung freigegeben. Ähnlich sieht es auch mit elektronischen Unterstützungen aus.


    Vom Prinzip hat ein modernes E-Mobil also von Anfang an bereits alles drin, was möglich ist. Man bekommt jedoch nur das davon, was man auch bezahlt hat.

    Man kann sich jederzeit ein "zusätzliches Stück freikaufen" und muss deshalb nicht einmal mehr in eine Werkstatt fahren um es einbauen zu lassen.


    Man muss also bei einem E-Mobil in vieler Hinsicht umdenken und sich auch umgewöhnen.

    Am ehesten ist der Kauf mit einem Computer vergleichbar:

    - Man sucht sich eine spezielle Hardware aus. Es ist eine Hardware der Spitzenklasse.

    - Man sucht sich eine gewisse Software aus

    - Man kann sich später immer wieder andere Software dazu kaufen


    ABER ... Computer veralten, sobald der Hersteller keine Updates mehr liefert und der Hersteller hat auch jederzeit die Möglichkeit, auch wieder Funktionen zu deaktivieren. Das hat Tesla zum Beispiel vor kurzem mit seiner Autopilot-Funktion gemacht, die um viele Möglichkeiten eingeschränkt wurde.


    PS:

    Was passiert, wenn ein Hersteller keine Updates mehr liefern darf oder kann, kann man heute noch nicht sagen.

    Gibt es irgendwelche entsprechende Boykotte, wird man eventuell dadurch auch direkt betroffen sein.

    Der schlimmst Fall wäre, wenn der Hersteller einfach die komplette Programmierung deaktiviert. Ein E-Mobil ohne elektronische Steuerung hat einen Nutzwert mehr.