Eigene Solaranlage. EEG-Förderung läuft aus. Was nun ?

  • Stell dir einmal vor...

    Du hast vor vielen Jahren eine Solaranlage angeschafft. Damals wurde dir eine 20jährige Abnahmegarantie für den damit erzeugten Strom gegeben. Damals hast du für deinen eigenen Strom sogar mehr Geld bekommen als der Strom eigentlich kostete. Das war ein gutes Geschäft für dich.


    Heute, 20 Jahre später, bekommst du immer noch das gleiche Geld, aber der Strom ist schon viel teurer geworden. Du machst damit also zwar kein Geschäft mehr, doch es lohnt sich immer noch.


    Jetzt kommt die Zeit, an der die Garantiezeit ausläuft. Was bedeutet das aktuell für dich ?


    1) Du bekommst nicht mehr das damals vereinbarte Geld

    Der Vertrag rund um die EEG-Förderung ist eben ausgelaufen.


    2) Du musst mit dem Energieversorger einen eigenen Vertrag aushandeln

    Aktuell wurden gerade bundesweite Ausschreibungen gewonnen, bei dem sich die Interessenten gegenseitig unterbieten mussten. Den Auftrag hat ein Projekt bekommen, das seinen Strom für etwas mehr als 3 Cent pro kWh angeboten hatte.

    Statt 25 Cent bekommst du also vielleicht nur noch 3 Cent pro kWh


    3) Der Netzbetreiber kann sich weigern, deinen Strom anzunehmen und einzuspeisen.

    Er kann es dir sogar verbieten, dass du überschüssigen Strom einspeist. In dem Fall musst du sogar die Einspeise-Leitungen kappen.


    Wenn du Strom einspeist, muss dieser Strom auch weiter verteilt werden. Gleichzeitig müssen Anlagen abgeschaltet werden, wenn zu viel Strom eingespeist wird. Die Betreiber anderer Anlagen haben aber vielleicht noch eine "Garantiezeit laufen". Sie müssen also auch bei der Abschaltung für den Strom bezahlt werden, den sie normalerweise einspeisen würden.


    Das alles ist sehr aufwändig und kostet sehr viel Geld. Wenn der Netzbetreiber dir die Kosten dafür in Rechnung stellen wollte, würde die Abrechnung die Kosten für das alles noch einmal in die Höhe treiben.

    Am Ende würdest du sogar mehrere Euro pro kWh bezahlen müssen, damit du deinen Strom auch wieder los wirst.

    Weil du das aber wahrscheinlich nicht bezahlen können wirst und die Förderzeit sowieso ausgelaufen ist, ist es für den Netzbetreiber viel einfacher und sicherer, dir einfach jede weitere Einspeisung zu verbieten.


    Jetzt wissen wir wenigsten, weshalb Verträge für "kostenlose Solaranlagen" eine Laufzeit von 15 Jahren haben und sie spätestens nach 25 Jahren wieder vom Dach geholt werden.


    Was kann oder muss man machen, nachdem die EEG-Förderung ausgelaufen ist ?


    a) Wirklich jedes Watt selbst erzeugten Stroms auch selbst verbrauchen

    So lange die Anlage Strom erzeugt, muss dieser auch komplett verbraucht werden. Also wirst du zwangsweise im Sommer tagsüber deinen Energieverbrauch "bis an die Decke" fahren müssen.

    Klimaanlagen und alle anderen großen Verbraucher müssen tagsüber laufen, damit deine Anlage nicht mehr erzeugt als du verbrauchen kannst.

    Für die Umwelt ist das natürlich nicht nur "nicht nützlich", sondern sie wird dadurch sogar noch geschädigt. Jedes eingeschaltete Elektrogerät erzeugt Wärme. Die allgemeine Temperatur würde durch die Geräte also noch weiter erhöht werden.


    b) Die Anlage immer nur dann anschalten, wenn man Strom benötigt

    Wenn man keine Speicherbatterien hat, klappt das nicht. Zuerst muss der Steuercomputer und alles drum herum hochfahren. Danach muss die Anlage erst einmal mit der Energieerzeugung beginnen. Der erzeugte Strom muss dann erst einmal auf ein "brauchbares Level" umgewandelt werden (Solaranlagen erzeugen ja nicht direkt 230V-Wechselstrom)

    Erst wenn das alles passiert ist, liefert die Anlage den Strom, den du auch verbrauchen kannst.


    c) Speicherbatterien einbauen, damit man den selbsterzeugten Strom nutzen kann

    Aktuell noch ein sehr teures Unterfangen. Die Batterien leisten noch nicht besonders viel und kosten sehr viel. Feststoff-Batterien sind noch keine Massenware, wären aber die ideale Lösung dafür


    d) Anlage abbauen und eine neue installieren

    Der Abbau kostet viel Geld. Eine neue Anlage ist auch nicht billig. Wenn du es also machst, kommen erst einmal große Kosten auf dich zu. Für die neue Anlage könntest du eventuell .. aber nicht sicher ... wieder eine Abnahmegarantie erhalten.

    Die neue Anlage bringt aber nicht mehr so viel ein und kann sich deshalb für den Privathaushalt nicht mehr amortisieren.

    Aber wenigstens hast du wieder für viele Jahre eine Garantie, dass dein selbst erzeugter Strom auch ins Netz eingespeist wird.


    Zum jetzigen Zeitpunkt (20.02.2020) gibt es deshalb große Diskussionen um das Auslaufen der EEG-Förderung. Deutschland braucht immer mehr "grünen Strom", aber den Anlagebesitzern wird es nach Fristablauf sogar verboten, weiteren Strom einzuspeisen.

    Manche Kommunen und Konzerne versuchen zwar, "abgelaufene Anlagen" zu einem neuen Verbund zusammen zu schließen .... aber das nutzt nur den Besitzern die in der unmittelbaren Nähe sind.

    Für alle anderen ist es billiger und sinnvoller, die eigene Anlage abzubauen.


    Wollen wir mal hoffen, dass die Gesetze und Verordnungen so geändert werden, dass der Strom aus alten Anlagen auch weiterhin problemlos eingespeist werden darf.

    Selbst "kostenlose Einspeisung" wäre besser als die Einspeisung komplett zu verbieten.