Die geworfenen Süßigkeiten und kleinen Gimmicks erfreuen sich großer Beliebtheit bei Jung und Alt. Leider haben sie mehrere Nachteile:
Jedes Lebensmittel muss einzeln verpackt und gegen Schmutz und Feuchtigkeit geschützt sein.
Normale Verpackung enthalten so viel Inhalt, dass es sich kein Verein leisten könnte, davon solche Mengen zu verschenken, wie sie als "Kamelle" geworfen werden.
Selbst wenn es sich ein Verein leisten wollte, so wäre eine normale Packung viel zu viel. Das Wurfgeschoss darf nur die Menge enthalten, die man einfach komplett in den Mund stecken kann.
Also braucht man Kleinst-Packungen. Die kosten einzeln zwar ein Vielfaches der normalen Größe, machen aber bei insgesamt gleicher Menge viel Mehr Menschen glücklich.
Hier einmal ein paar Beispiele vom Inhalt solcher Kleinst-Packungen, die es ganz regulär gibt;
- Eine normale Packung Gummibärchen hat 200 Gramm. Parallel dazu gibt es auch noch noch bunt bedruckte Tütchen mit jeweils 10 Gramm.
- Eine Packung Tick-Tack hat ca. 40 Gramm. Parallel dazu gibt es auch kleine Tütchen, die jeweils nur 3 Stück mit insgesamt 3,5 Gramm enthalten
- Eine Tafel Schokolade hat 100 Gramm. Es gibt aber auch kleine Täfelchen, die jeweils nur 20 Gramm enthalten
- Snickers, Bounty, Mars usw. gibt es sowohl in normalen Größen als auch in kleinen "Minis", die ca. nur 1/3 Inhalt haben.
Der gleiche Inhalt wird also rund 10 Mal einzeln verpackt. 10 Verpackungen anstatt einer einzelnen. Je kleiner die Menge ist, desto schneller kann auch das Wurfgeschoss liegen bleiben oder verloren gehen. Erst einmal wird eine enorme Menge an Verpackungsmaterial mehr, als eigentlich nötig wäre, verbraucht. Dann wird die Umwelt auch noch durch liegen gebliebene Wurfgeschosse verschandelt.
Andere Artikel müssen so beschaffen sein, dass sie beim Werfen keine Schäden verursachen können.
Sie dürfen als erst einmal nur ein sehr geringes Gewicht haben. Dann muss man dafür sorgen, dass scharfkantige Gegenstände keine Verletzungen hervorrufen können.
Spielzeuge und anderes aus Holz oder Metall wären viel zu schwer. Plastik ist viel leichter.
Um eine scharfe Kante "unschädlich zu machen, muss man den Gegenstand nur in eine Tüte einschweißen, die so viel Luft enthält, dass der Gegenstand keinen direkten Kontakt zur Verpackung bekommt.
So werden Gegenstände aus Plastik zu wurfgerechten Mini-Ballons, die mehr Luft als Inhalt enthalten.
Aber auch hier gibt es das gleiche Problem wie mit den Süßigkeiten --> "vom Winde verweht" liegen sie danach achtlos herum.
Dass solche kleinen Gegenstände nur selten einen Nutzwert haben, ist klar. Nicht einmal kleine Kinder spielen länger als ein paar Tage damit, bevor das kleine Spielzeug unbeachtet in der Ecke liegt.
Ihr merkt, dass sehr viel Verpackungsmaterial nötig ist. In Zeiten, in denen man zu jeder Zeit an den Umweltschutz denkt oder erinnert wird, sind derart verpackte "Kamelle" natürlich auch in der Kritik.
Die ersten Vereine haben für die "Session 2020" schon verlauten lassen, dass sie keine "Kamelle" mehr werfen werden.
Solche Ankündigungen lassen die ersten Sorgen aufkommen, ob es in einigen Jahrzehnten überhaupt noch einen Straßenkarneval in Deutschland geben wird.
Alle, die ähnliche Sorgen haben, möchte ich beruhigen: Es wird auch in vielen Jahrzehnten noch einen Straßenkarneval geben
Schaut euch einmal den Karneval in anderen Ländern an:
In Venedig gibt es keine Kamelle. Da geht es nur um die Verkleidungen und Kostüme
In Brasilien geht es um die Tanzgruppen und ihre Kostüme
In England habe ich (mitten im Sommer) einmal einen Straßenkarneval miterlebt, bei dem der Zug eigentlich nur aus Werbewagen bestand, auf denen Musik gespielt wurde.
Der Straßenkarneval wird sich in Deutschland zwar ändern, aber er wird nicht deshalb aufgegeben, weil es keine "Kamelle" mehr gibt.
Es gibt genügend Beispiele, wie es auch anders geht und garantiert noch mehr gute Ideen, wie ein deutscher Straßenkarneval in Zukunft aussehen könnte.