Gender-Speech im Wandel. Frau-Mann-Divers

  • Liebe LeserInnen,

    Sehr geehrte Damen, Herren und Diverse,


    seit relativ kurzer Zeit gibt es ganz offiziell eine neue Geschlechtsbezeichnung. Neben Frau oder Mann darf auch als Geschlecht "Divers" in öffentliche Dokumente eingetragen werden.

    Es beginnt damit, dass man bei offiziellen Anreden alle drei Geschlechter mit einbeziehen muss. Was das bewirkt, seht ihr in der Anrede oben.


    Parallel dazu werden viele Begriffe neu und völlig anders bezeichnet.

    Aus "Fahrerinnen und Fahrer" wurde das völlig geschlechtsneutrale "Fahrende".

    Aus "Bäckerinnen und Bäcker" wurde ein "Backende". "Käuferinnen und Käufer" wurden zu neunen "Kaufenden". "Händlerinnen und Händler" werden zu "Handelnde".


    Will man sich immer und überall "political correct" ausdrücken wird es zunehmend schwieriger.

    Eigentlich müssten alle Bezeichnungen geschlechtsneutral geändert werden.

    Das sieht nicht nur seltsam aus, sondern ergibt dann manchmal auch keinen oder einen völlig anderen Sinn.

    ..........

    Mein Nick ist "Ratgeber". Alle anderen hier im Forum sind auch Ratgeberinnen und Ratgeber.

    Damit habe ich jetzt schon den ersten Fehler gemacht: Offiziell hätte ich schreiben müssen

    RatgeberInnen oder Ratgeber*innen

    Es gibt nicht einmal eine allgemeine Richtung, welche Schreibweise korrekt ist.


    Nach neuer Schreibweise wären es sogar "Ratgebende" ... oder "Rat Gebende".

    Der Name des Forums müsste "Ratgebende----Forum" lauten.

    Sieht ja schon ziemlich seltsam aus. Doch zum Glück gelten die neuen "Sprachregeln" nicht für Namen.

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    Die neuen Gender-Speech-Regeln werden sich in im realen deutschen Sprachgebrauch kaum durchsetzen können.

    Man betrachtet ein Gegenüber ganz automatisch als weiblich oder männlich. So wird sie auch weiterhin angesprochen werden.


    Wie sollte man "Divers" ansprechen ? 

    Schon bei der Frage selbst gibt es Probleme. Heißt es nun "eine Diverse" (weiblich) oder "einen Divers" (männlich) oder sollte man sagen "ein Divers" (sächlich) ?

    Die ersten beiden Anredeformen sind definitiv auf ein bestimmtes Geschlecht bezogen. Beide sind also falsch. Die "sächliche Anrede" stellt jedoch eine Abwertung der Person dar, da man auf diese Art eben nur von Gegenständen/Sachen/Tieren spricht.


    Kommen wir nun zur schriftlichen Anrede am Beginn dieses Beitrags.

    Leser*innen bzw. LeserInnen

    Optisch gefällt mir persönlich die erste Version am besten. Beide haben aber den Nachteil, dass weibliche "Lesende" hintenan gestellt werden. "Divers" findet in der Anrede keinerlei Erwähnung.


    Sehr geehrte Damen, Herren und Diverse

    Die Reihenfolge der Anrede beruhte von je eher auf reinen Höflichkeitsformen. Zuerst die Damen und danach die Herren.

    "Ladies first"- "Frauen und Kinder zuerst"- "der Herr hält der Dame die Tür auf"

    Dem "schwachen Geschlecht" wird also immer der Vortritt gewährt.


    "Divers" ist in den Höflichkeitsregeln noch nicht vorhanden oder abgehandelt worden. Zählt dieses Geschlecht jetzt als starkes oder schwaches ? Wenn es als schwaches zählt, steht es vor "Frau" oder erst danach ?

    Wenn es als starkes Geschlecht zählt, stellt sich die gleiche Frage: Vor oder hinter "Mann" ?

    Bei Stellenausschreibungen steht es in der Regel erst an dritter Stelle (w/m/d)


    Im geschäftlichen Briefverkehr findet es immer noch keine Erwähnung.

    Dort heißt es immer noch "Sehr geehrte Damen und Herren"

    Ist aber immer noch besser als wenn man im Englischen das "Dear Sirs" zu lesen bekommt :P


    Woran kann man eigentlich "Divers" erkennen ?

    Ich habe viele Personen kennengelernt, die "divers" sind. Die meisten lassen sich das Geschlecht "Divers" nicht in den Ausweis eintragen. Obwohl sie eigentlich auch das recht dazu haben, ändern sie auch ihre Vornamen nicht in einen "neutralen" aus dem man das Geschlecht nicht heraus lesen kann.


    Der "optimale neutrale Name" ist eigentlich "Sascha". Er ist sowohl ein weiblicher als auch ein männlicher und mit international identischer Definition.


    Man kann "Divers" weder am Namen noch am Aussehen erkennen. Sie sehen sowohl maskulin als auch feminin aus und tragen auch Vornamen beider Geschlechter.


    Auch wenn die Politik es so will, so bleibt das "Gender-Speech" nur Behördenschriften und offiziellen Publikationen wie Vorschriften und Gesetzen vorbehalten.


    Toiletten und andere Einrichtungen speziell für Diverse

    An Schulen wird so ein Unsinn teilweise schon/noch betrieben. Es gibt extra Toiletten für Diverse. Wie ein entsprechendes Toiletten-Symbol aussehen könnte, ist nicht bekannt. Es gibt nämlich gar keins für Diverse.

    Divers hat einen so geringen Anteil an der Gesamtbevölkerung, dass solche Toiletten pro Jahrzehnt vielleicht ein- oder zweimal wirklich durch eine/n Divers benutzt werden müssten/könnten. Material und Platzverschwendung und wie sie wirklich sinnvoll eingerichtet werden müssten, ist auch sehr diskutabel.

    Schließlich kein ein/e Divers sogar beiden Geschlechtern angehören.


    Gibt es Gefängnisse und andere offizielle Einrichten für Diverse ? Nein.

    Es gibt nur Strafvollstreckungsanstalten für Frauen oder für Männer. Extraräume oder sogar ganze Anstalten sich nicht sionnvoll.


    Was sollte uns das alles lehren ?

    - Sprich den Menschen weiterhin höflich und freundlich mit einer weiblichen oder männlichen Anredeform an. 

    Ein/e "Divers" wird es dir von selbst sagen, wenn eine andere Anrede gewünscht wird. Diese Menschen wollen nämlich gar keine Außenseiter sein, sondern ganz normal wie alle anderen auch behandelt werden.


    - Verknote dir nicht die Zunge, um von einer gemischten Gruppe zu sprechen

    Nenne die Mitglieder der Gruppe auch weiterhin mit beiden Anredearten (z. B. Autofahrerinnen und Autofahrer)


    - Mach kein großes Aufhebens darum, wenn du einmal ein/e "Divers" triffst

    Geh ganz offen damit um, dass du nicht weißt, wie du eine/n Divers ansprechen sollst. Frag einfach. Es sind ganz normale Menschen wie du und ich ... und wenn der andere Mensch es "übertreiben" will .. dann ist es deine eigene Entscheidung, ob du das Spiel mitmachen willst.


    "Ich habe das Recht dazu, dass du ..."

    Das mag (vielleicht) sein, davon ist mir jetzt zwar nichts bekannt.. aber der andere Mensch hat keinerlei Anrecht darauf, dass man sich auch mit ihm unterhält oder beschäftigt.

    Sollte es im beruflichen Kontakt sein, gibt es garantiert entsprechende Regeln. Die befolgt man dann eben und damit hat es sich dann.

    Hier gilt immer noch die Regel: "Wie du kommst gegangen, so wirst du auch empfangen"

  • Jetzt soll der Genderwahn auch bei der Bundeswehr eingeführt werden.


    Für alles gibt es schon weibliche Bezeichnungen - aber "Hauptmann bleibt Hauptmann" auch wenn es eine Frau ist.

    Die Bundesverteidigungsministerin meint dazu, dass solche Umbenennungen nicht auf ihrem Plan stehen.


    Nur rund 15% der Truppe sind Soldatinnen.

    Bei Armeen geht es in der Regel darum, Befehle möglichst schnell, kurz und knapp zu geben.


    In anderen Armeen verzichtet man auf Genderismus. Dienstgrade sind geschlechtslos.

    Mr. oder Mrs. General .. aber nicht Herr General und Frau Generälin.

  • Das erinnert mich an akademische Grade.


    Da heißt es auch

    - Frau Professor

    - Professorin

    - Frau Doktor

    - Doktorin


    aber nicht

    - Frau Professorin

    - Frau Doktorin


    Das wäre doppelt gemoppelt und sogar gegen Knigge.


    Was mir auch mal untergekommen ist "Dr.-in" in einer Signatur. So etwas erscheint mir auch nur als Aktionismus.

    "Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein:
    sie muß zur Anerkennung führen.
    Dulden heißt beleidigen."
    Johann Wolfgang von Goethe


    Jeder ist gleichermaßen individuell.


    Man kann nicht sterben, ohne gelebt zu haben.

  • Das alles ist schon so lange her ...

    Mittlerweile setzt sich die Schreibweise z.B. "Autofahrer:innen" vermehrt durch - und - es wird sogar auch so ausgesprochen:

    "Autofahrer".. kurze Pause.. "innen"


    Die ersten Fluggesellschaften verzichten schon auf die allgemeine höfliche Begrüßung der Flugreisenden. Wenn trotzdem, dann nimmt man eine "geschlechtsneutrale Form".

    .....

    Meiner persönlichen Ansicht nach, haben vor allem "deutschsprachige Personen" damit ein Problem.


    In Deutschland gibt es "der, die, das" = männlich, weiblich, sächlich

    In Frankreich gibt es nur "le, la" = nur männlich und weiblich

    In England hat man es ganz einfach. Da steht das "the" vor allen gleichermaßen.


    Außerdem gibt es in Englisch eigentlich kaum reine weibliche oder männliche Bezeichnungen.

    Eine Busfahrerin ist dort einfach "female busdriver" = weiblicher Busfahrer.

    Man setzt also einfach (je nach Bedarf) ein "weiblich" oder "männlich" vor den Begriff. So ein Kunstwort wie "Busfahrende/r" habe ich da eigentlich noch nie vernommen.


    Problematisch wird es im Deutschen, wenn es eigentlich eine weibliche Bezeichnung ist.

    Nehmen wir einfach mal den Begriff "Hebamme". Der Beruf wurde ehemals nur von Frauen ausgeübt. Üben ihn Männer aus, nennt man sie oft einfach "männliche Hebamme". Man macht es also so wie im Englischen: Einfach das Geschlecht voran stellen.


    Wie würde man wohl eine Gruppe aus weiblichen und männlichen Hebamme geschlechtsneutral ansprechen müssen ?

    Liebe Hebammenden :rolleyes:

    Liebe Hebamm:er :s:

    Liebe Hebammer:innen :auslach2:


    Seht ihr ? Da wird es schon so seltsam, das man sich darüber wundern oder einfach lachen muss.


    Was wird geschlechtsneutral aus der Schneiderin und dem Schneider ?

    Liebe Schneidende :1:


    Bei Begrüßungen von Gruppen würde ich es mir ganz einfach machen:

    "Die Damen begeben sich bitte auf diese Seite uns die Herren auf die andere Seite. Diverse bleiben bitte in der Mitte stehen"

    Dann wende ich mich an die jeweiligen Gruppen und begrüße sie entsprechend ihres Geschlechts.

    "Guten Abend die Damen" - "Guten Abend die Herren" - "Guten Abend liebe Diverse"


    Noch einfacher ist es mit "Hallo zusammen" :thumpu:

    Nicht entsprechend höflich, wie es "der Knigge" vorschreibt, sondern eher salopp, wie man es auf der Straße sprechen würde.


    Wenn die Konventionen nicht mehr passen, muss man eben andere Wege gehen. :saint2:

    ....

    Immer wenn ich hier im Forum etwas schreibe, benutze ich vorzugsweise die männliche Form. Das soll jedoch nicht zur Herabsetzung, Missbilligung oder Abgrenzung anderer Geschlechter dienen.

    Erst einmal ist es für mich einfacher und flüssiger zu schreiben, wenn ich jeweils nur eine "Bezeichnungsform" benutze.

    Dazu ist es oft sehr schwer, einen Text zu schreiben, der nur geschlechtsneutrale Wortformen benutzt. Findet man keine, die zum Inhalt passen, muss man den ganzen Text so umbauen, dass ein "neutrales Wort" auch noch den gleichen Sinn ergibt.


    "Gestern habe ich eine Gruppe von Schneider:innen im Haus angetroffen"

    Sprich das bitte mal so aus, wie es aktuell gemacht wird - und es gibt einen ganz anderen Satz als ich ihn geschrieben habe.

    >> Gestern habe ich eine Gruppe von Schneider ... innen im Haus angetroffen <<

    "Was für ein Blödsinn. Im Haus ist doch immer innen" wird man sich denken.

    Da kann man genauso gut sagen "dunkles Schwarz". Schwarz ist immer dunkel. Das muss man nicht extra dazu sagen.


    Durch "Gender Speech" kann also durchaus de eigentliche Sinn völlig anders (als gedacht) verstanden werden.


    Ich warte mal ab, wie sich das weiter entwickeln wird. Im "Amtsdeutsch" ist es vorgeschrieben - ob es sich aber im allgemeinen Sprachgebrauch auch durchsetzen wird :s: