Das Rezept für Desinfektionsmittel der WHO basiert auf hochprozentigen Alkoholen. Die Alkohole sind mittlerweile so rar geworden, dass Spirituosen-Hersteller bereits ihre Bestände zur Produktion von Desinfektionsmitteln hergeben oder selbst herzustellen beginnen.
Jetzt gelangen aber zunehmend Mittel in den Handel, die eine ganz andere Basis haben. Leider werden die Zutaten oft nicht deklariert, so dass man nicht weiß ob und wie sie wirklich wirken.
Wir haben uns für einen Test einmal einen Kanister von so einem Mittel geholt und versucht, Daten darüber zu bekommen, aus welches Zutaten es besteht.
Der Hersteller bewirbt, dass es aus einem Salz und Wasser besteht. Gleichzeitig bietet er das Mittel auch unter einer anderen Bezeichnung für Trinkwasseranlagen an. Das andere Mittel soll sozusagen ein Nebenprodukt sein.
Ein Hinweis auf dem Kanister weist darauf hin, dass eine Deklaration nach einer bestimmten Norm nicht erfolgt, da sie keine Anwendung findet.
Die Informationen sind leider so nichtssagend, dass, zusammen mit einem Kollegen, getestet und recherchiert wurde.
Die genannte Norm betrifft nur die Verpackungsverordnung für chemische Stoffe.
Ein Test auf der Haut ergab, dass sie binnen ganz kurzer Zeit auszutrocknen begann. Es muss dabei gesagt werden, dass der Kollege sich mehr als eine übliche Dosis auf die Hände auftrug.
Das Abwaschen des Mittels brachte keine Änderung.
Ein vorsichtiger Geruchstest ergab, dass es "irgendwie bekannt" roch. Der Geruch brachte uns auf die Spur und wir recherchierten mal eben im Netz.
Nun noch eine kurze Bestätigung und ein (irrtümlich) "tiefer Hieb" dieses Geruches, der noch Stunden später in der Lunge brannte, und wir wussten endlich über die Zutaten Bescheid.
Der desinfizierende Inhaltsstoff war Chlor.
Ja klar. Deshalb war der Geruch ja auch bekannt - aus der Badeanstalt, in der auch Chlor dazu genutzt wird, um das Wasser frei von Erregern zu halten. Auch Teichbesitzer benutzen es in Tablettenform.
Hier haben wir es aber mit einer Konzentration zu tun, die weit oberhalb der üblichen Dosen liegt. Daher auch die schnelle Hautreaktion und deshalb konnte man das Mittel auch nicht mehr abwaschen.
Wir konnten jetzt sicher sein, dass das Desinfektionsmittel auch seinen Zweck erfüllen würde. Die hohe Konzentration bedeutet aber auch, dass man mit dem Mittel sparsam umgehen muss. Mit einem Zerstäuber auf die Haut sprühen und nicht die Hände darin "baden".
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Diese Beschreibung sol euch zeigen, dass in Desinfektionsmitteln manchmal keine Wundermittel sind, sondern Zutaten, die man sonst auch zu ähnlichen Zwecken benutzt.
Nur werden sie in Desinfektionsmittel oft ohne weitere Zusätze eingesetzt.
Mit diesem Desinfektionsmittel auf Basis von Chlor könnte man (nur theoretisch) problemlos auch die ganze Wohnung desinfizieren, so wie es auf dem Typenschild steht. Man sollte es aber aus folgenden drei Gründen nicht machen:
1) Das Desinfektionsmittel enthält keinerlei Tenside oder andere reinigenden Zusätze
2) Die aufsteigenden Dämpfe reizen Lunge und Rachen so extrem, dass Gesundheitsgefahren drohen könnten.
3) Als Desinfektionsmittel ist es enorm teuer. Selbst direkt beim Hersteller kostet ein Liter umgerechnet 8 Euro. Nehmt also besser gleich einen günstigen Chlorreiniger, der gleichzeitig auch reinigende Zusätze enthält
Vorsicht: Kommt bitte nicht auf die dumme Idee, Chlorreiniger zur Desinfektion des Körpers benutzen zu wollen. Die Warnzeichen stehen schon ganz zu Recht auf den Flaschen. Hier drohen nämlich schwere gesundheitliche Schäden.
PS:
Man sollte nie versuchen, ein Desinfektionsmittel "nachzumachen", wenn man die Zutaten und vor allem deren Konzentration nicht kennt. In der falschen Konzentration würde es entweder gefährlich oder völlig wirkungslos sein.