Isolierung gegen Lärm

  • Die meisten Wohnungen sind kaum oder nur sehr schlecht gegen Körperschall isoliert. Der Schall wird also durch Boden und Wände in die angrenzenden Räume übertragen.


    Wenn wir ein ruhiges Homeoffice haben wollen, müssen also unbedingt etwas dagegen tun, dass wir durch diesen Lärm gestört werden oder andere stören.


    Folgende Maßnahmen zur Schallisolation haben sich bereits bei Tonstudios, Akustikbau und bei Musiker-Proberäumen bewährt. Es sind also professionelle Erfahrungswerte, die man auch im Homeoffice umsetzen kann.


    Vorweg eine kleine Warnung:

    Die optimalste Art der Schallisolierung ist so gut, dass wirklich kein Geräusch ans Ohr dringt. Selbst das eigene Atmen und andere natürliche Geräusche werden geschluckt. Das darf nicht das Ziel werden, obwohl es auch mit ganz einfachen Mitteln zu erreichen ist.


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    Schallreduzierung durch ganz normale Einrichtungsgegenstände


    Jedes Möbelstück und sogar eine einfache Tapete wirken schallreduzierend. Je kleiner der freie Raum, desto weniger Schall entsteht.


    Um den Schall, und damit auch die Lautstärke, im Homeoffice zu reduzieren. sollte es mindestens mit Teppichboden und Vorhänden ausgestattet sein. Ein paar gerahmte Bilder an den Wänden brechen auch den Schall. Tapezierte Wände sind nackten Betonwänden vorzuziehen.


    All diese Maßnahmen reduzieren nicht nur den Schall im eigenem Raum, sondern verhindern zusätzlich auch noch, dass der Schall auf den Boden und die Wände übertragen werden, die ihn dann in den nächsten Raum weiterleiten könnten.


    Schwachpunkt sind dabei jedoch immer Mauerdurchbrüche wie Fenster und Türen.

    Andere Materialien und Materialstärken sorgen dafür, dass der Schall ungehindert in beide Richtungen durchdringen kann.

    Ein dicker Vorhang wirkt in beide Richtungen isolierend, Eindringender Schall wird genauso reduziert wie im Raum entstehender Schall.


    Eine einfache (benutzte) Tür-Garderobe wirkt auch schon schallhemmend in beide Richtungen. Spiegelflächen verstärken den Lärm jedoch wieder, weil sie zu hart sind um den Schall zu schlucken.


    Wenn es zu einem anderen Raum keine Türen gibt, sollte auf jeden Fall ein Vorhang aufgehängt werden. Je schwerer er ist, desto mehr schützt er vor Lärm in beiden Richtungen.

    Gleichzeitig kann er auch eine "Ampel-Funktion" erfüllen:

    Vorhang auf = Ihr könnt jederzeit gerne hereinkommen

    Vorhang zu = Bitte nicht stören. Hier wird gerade gearbeitet.


    Im nächsten Teil isolieren wir den Raum dann viel professioneller. Ab jetzt wird er sich auch vom Aussehen stark von einem Wohnraum unterscheiden.

  • Schallisolierung mit einfachsten Mitteln


    Schall entsteht durch Reflexion an ebenen Flächen. Damit der Schall reduziert wird, muss er sich in Unebenheiten "totlaufen".

    Dazu brauchen wird möglichst tiefe/hohe Unebenheiten.


    Die einfachste Art ist, dass man alle betroffenen Bereiche einfach mit Eierkartons aus Pappmaschee beklebt.

    Das weiche Material sorgt schon alleine dafür, dass es möglichst wenige Reflexionen gibt und die Spitzen und Senken leiten den Schall immer wieder ins Material selbst hinein.

    Am Ende gibt es kaum noch Reflexionen. Der so beklebte Bereich wird schalltechnisch neutral.


    Bevor ihr so etwas ausprobiert, noch zwei Warnungen:

    Eierkartons sind sehr große Staubfänger, die sich später auch kaum sinnvoll reinigen lassen. Ihr dürft sie aber auf keinen Fall vorher anstreichen, damit ihr sie später leichter reinigen könnt.


    Wenn ihr die Eierkartons einfach auf eine Wand oder Tapete klebt, werdet ihr sie später kaum noch abbekommen. Gerade für Mieter ist das etwas sehr Wichtiges.


    In diesem Fall besorgt euch vorher eine dicke Folie.

    Spannt sie auf einen Rahmen aus Holz und verschraubt den Rahmen dann an der Wand. Jetzt könnt ihr die Eierkartons einfach mit Spezialklebern auf die Folie kleben und die ganze Konstruktion beim Auszug einfach wieder ab schrauben.

  • Kompletter schallisolierender Umbau


    Maßnahmen am Fußboden:

    Schallisolierung durch Trittschalldämpfung für Laminat-Böden. Darauf kommt dann ein dicker, jedoch fester Teppich.


    Maßnahmen an den Decken

    An die Decken klebt man Styroporplatten. Die gibt es in diversen Designs, vorrangig gedacht zu, Beispiel Stuckarbeiten zu imitieren.


    Maßnahmen an den Wänden:

    Rigips-Platten mit Styropor mit der Styropor-Seite auf die Wand kleben. Das Styropor wirkt isolierend gegen Schall und auch gegen Temperaturunterschiede.


    Diese Maßnahme kann auch unter "energetische Modernisierung" fallen und somit durchaus auch förderfähig sein.

    Vorher ganz genau informieren. Falls eine Fördermöglichkeit besteht, nicht eher mit der Maßnahme beginnen bis die Förderung auch bewilligt wurde.


    Maßnahmen an Fenstern:

    Für die Fensteröffnungen werden Styropor-Blöcke zurecht geschnitten, die Wandstärke haben und dann eingesetzt werden, wenn die Schallisolierung benötigt wird.


    Für Mieter wichtig:

    Das Abringen der Rigips-Platten muss auf jeden Fall mit dem Vermieter abgesprochen werden. Man braucht nicht nur seine Genehmigung, sondern auch die schriftliche Zusicherung, dass die Maßnahme beim Auszug nicht entfernt werden muss.


    Gleichzeitig erhöht sie auch noch den Wohnwert. Das kann sich auf die Miete auswirken. Der Vermieter kann mehr Miete verlangen, auch wenn du selbst alles finanziert hättest.


    Fördermittel können in der Regel nur Eigentümer erhalten oder es ist dokumentiert, dass der Mieter nur "ausführendes Organ" ist, die Wohnung aber dauerhaft so verbleiben wird.

    Hier bitte vorher einen Fachmann konsultieren.


    Im nächsten Teil geht es kaum noch mit Selbermachen. Das Material bekommt man auch nicht mehr im Baumarkt.

  • Professioneller Umbau


    Maßnahmen an den Wänden:

    Schallschutz-Kassetten aus der Industrie bestellen. Die Kassetten bestehen aus einem Stahlrahmen, der mit Mineralwolle gefüllt ist und durch Lochbleche nach vorne hin abgeschlossen sind.

    Die Dicke der Kassetten bestimmt den Wert der Schallreduzierung.


    Die Kassetten können ganz normal an die Wand geschraubt werden. Sie müssen aber ganz genau auf die Maße angefertigt und eingepasst werden.


    Maßnahmen an den Fenstern

    Die normale Doppelverglasung wird durch Panzerglas-Verglasung ersetzt,

    Mehrere Glasscheiben werden miteinander und mit Zwischenfolien verklebt und bilden dadurch das Panzerglas. Die Materialhärte und Unbeweglichkeit reflektiert jeden auftreffenden Schall zu nahezu 100%. Der Zwischenraum zwischen den Scheiben wirkt zusätzlich schall- und temperaturisolierend.


    Kostenfaktor: Unermesslich hoch

    Auf diese Art werden Industrieanlagen gegen jeglichen Schall isoliert.

    In einem so isolierten Raum gibt es kaum noch Raumakustik.


    Insgesamt zwar eine Möglichkeit, aber nicht zu empfehlen.

  • Tonstudio-Qualität


    Oben hatten wir einfache Eierkartons genommen. Jetzt holen wir uns speziellen Schallschutz-Schaumstoff. Den gibt es im Fachmarkt oder bei gut sortierten Musikhäusern.


    Je nach Form und Dicke kann man schon vorher den Wert bestimmen, wie stark der Schall gehemmt und unterdrückt wird.


    Die Schaumstoffe kann man auf Holzplatten montieren, die man dann an die Wände schraubt.


    Für die Fensteröffnungen schneidet man passgenaue Elemente, die auf entsprechend große Holzplatten geklebt werden. Danach werden die Platten einfach in die Fenster gestellt.


    Die Türen kann man direkt bekleben.

    Mieter sollten sich dazu einfach neue Türen holen und diese bekleben. Beim Auszug hängt man dann einfach die vorherigen wieder ein.

    Alternativ beklebt man wieder eine Holzplatte, die dann mit Klebeband an der Tür fixiert wird oder man bastelt sich eine Aufhängung, mit der man die Platte an die Tür hängt.


    Die Klebebänder müssen sehr stark kleben und können beim Entfernen auch die Tür beschädigen. Gleichzeitig müssen sie auf Zug nach unten optimiert sein.

    Das benötigte Klebeband nennt sich "Spiegel-Klebeband" und kostet bei vollflächiger Beklebung allein schon mehr als eine normale Zimmertür.


    Decken isolieren

    Auch an die Decken kommen diese besonderen Schaumstoffe.


    Eine "Tonstudio-Isolierung" kann man wieder komplett selbst realisieren. Das Material ist zwar relativ teuer, kann aber problemlos verarbeitet werden.


    Für Selbermacher:

    Benutzt mehrere schmale Platten, die ihr an die Wände schraubt. Danach könnt ihr sie mit speziellen Sprühklebern besprühen und den Schallschutz-Schaumstoff großflächig aufbringen.


    Überlegt euch vorher, wie ihr einen 3 Meter breiten und hochen Schaumstoff genau flach an die Wand bringen wollt.

    Entweder braucht ihr mindestens 3-5 Leute dafür

    oder

    Ihr befestigt ihn vorher an Leisten, die die Fläche von vorne für das Ankleben in Form halten (Auftackern reicht. Die Tackernadeln kann man später wieder ziehen und die kleinen Löcher verschließen sich wieder von selbst... dann aber von vorne tackern und nicht von hinten, sonst bekomt ihr sie nicht mehr heraus)

    oder

    Ihr rollt den Schaumstoff auf und stellt die Rolle hochkant vor die Wand. Während Einer die Rolle gerade hält und langsam abwickelt, drückt ein Anderer jeweils einen Teil flächig gegen die Wand.


    Bei Sprühkleber kann man die Klebung noch einige Minuten lang nachkorrigieren. Sprüht jeweils nur eine kleinere Fläche ein und geht stückweise vor.


    Warnung !

    Bereits während der Arbeiten werdet ihr feststellen, dass ihr immer weniger hören können werdet. Ist ein Raum auf diese Art dann komplett isoliert, hört man dort nicht einmal mehr seine eigene Stimme.


    Es ist eine absolute Schallisolierung, die jeglichen Schall schon weniger Zentimeter hinter seine Quelle schlucken kann.

    Je kleiner der Raum ist, desto weniger kann man dort hören.


    Im schlimmsten Fall könnte man glatt glauben, dass man das gehört verloren hätte.

    Hat man sich dann an die absolute Stille gewöhnt, wirken schon die ganz normalen Alltagsgeräusche als extrem laut.

  • Noch einigermaßen sinnvolle Kombinationsmöglichkeiten


    Natürlich will man "seine Ruhe haben". Gleichzeitig aber wahrscheinlich das Homeoffice in der übrigen Zeit auch als ganz normalen Wohnbereich mit benutzen können.


    Optisch werden daher Eierkartons ausscheiden und auch das "Industriedesign" mit Panzerglas und Stahl-Kassetten wird nicht passend erscheinen.


    Fußboden isolieren

    Trittschall-Schutz für Laminatböden besorgen und (falls noch nicht vorhanden) einen Teppichboden, bringt aber schon einen sehr großen Effekt.

    Trittschall-Schutz auslegen und den Teppich darüber legen kostet nicht sehr viel und auch nicht so viel Zeit und Mühe.


    Wenn das alle im Haus machen würden, könnte man sich das Isolieren der Decken sparen. Vielleicht einfach mal mit den Anderen darüber sprechen ?


    Türen isolieren

    Sparsam (schwaches) "Doppeltes Klebeband" an die Tür kleben. Darauf dann eine Schicht dünnen Schaumstoff kleben. Eigentlich muss das Klebeband nur oben sein und den Schaumstoff halten. Die anderen Streifen dienen nur dazu, um das Flattern zu verhindern.


    Schaumstoffe gibt es auch in dezenten Grautönen sodass es trotzdem noch wohnlich bleiben kann.


    Fenster isolieren

    Ein dicker Vorhang vor den Fenstern hemmt den Schall aus beiden Richtungen und schützt gleichzeitig noch vor Hitze und Kälte.


    Wände isolieren

    Leider gibt es kaum Möglichkeiten, von außen eindringenden Schall effektiv zu verhindern, ohne zu viel Aufwand zu treiben.

    Strukturtapeten sind aber oft so dick, dass sie auch sehr viel Schall schlucken können. Je dicker, desto effektiver.


    Schränke sollte man ja sowieso nie direkt an die Wand stellen. In diesem Fall auch, weil sie den Schall von der Wand auch in den Raum übertragen. Sie würden wie ein Resonator wirken, der den Schall noch zusätzlich verstärkt.

    Falls nicht anders machbar, einfach auf die Rückseite Styropor kleben.


    Wenn die Waschmaschine des Nachbarn sehr laut zu hören ist, gibt es aber eine billige Möglichkeit das zu ändern:

    Einfach mal mit ihm sprechen


    "Du, sorry. Deine Waschmaschine ist immer so laut. Da habe ich mir gedacht, ich besorge einfach mal so eine Schallschutzmatte dafür. Eine Kleinigkeit, die uns beiden etwas mehr Ruhe bringt. Einfach ein Geschenk unter guten Nachbarn"


    Ein Geschenk ist wirkungsvoller als irgendwelche Beschwerden. Geschenke sind immer Freundlichkeiten. Beschwerden sind jedoch immer auch Angriffe. Gegen ein Geschenk muss man sich nicht verteidigen, daher wird es wohl auch eher als eine Beschwerde akzeptiert.


    Etwas teurer wird es natürlich, wenn der Nachbar immer gerne laut Musik hört. Aber selbst das teuerste Funk-Headset ist immer noch besser als die ganze Wohnung isolieren zu müssen.


    Wenn es alleine nicht geht, muss eben Teamwork helfen. Denn eigentlich wollen ja alle ihre Ruhe haben.