Bremsen quietschen immer wieder. Woran es liegt und was zu tun ist.

  • Wenn man die Bremsbeläge erneuert hat, kann es passieren, dass danach die Bremsen zu jeder Gelegenheit quietschen. Wenn die Beläge neu und die Bremsscheiben alt sind, braucht es immer eine kleine Weile, bis sie sich aufeinander "eingespielt" haben.


    Beim "Einspielen" schleifen sich die Beläge mit jedem Bremsen immer wieder auf die Scheiben ein, bis sie endlich parallel und bündig zugreifen und die optimale Bremswirkung haben. Bremsengeräusche sind während dieser Zeit also ganz normal. Die Zeit des Einspielens dauert aber nicht lange und die Bremsen quietschen währenddessen nur selten. Eher ist es ein leicht schleifendes Geräusch.


    Wenn die Bremsen aber während der ganz normalen Fahrt quietschen, hat das nichts mit den Bremsbelägen oder den Bremsscheiben zu tun.

    Wenn die Bremsen hinten quietschen, zieht einfach mal ganz vorsichtig am Handbremshebel. Wenn es jetzt spürbar/hörbar knackt ... und das Quietschen danach wieder aufhört.... ist das eigentlich nur die erste Bestätigung des eigentlichen Fehlers.


    Zur Bestätigung schaut euch einfach mal die Bremsscheiben an:

    Sind sie auf der Außenseite blank und glänzen sie wie poliert ? Das ist sehr gut :thumbup:


    Schau dir jetzt die Innenseiten an:

    Sind sie vielleicht rostig oder nicht durchgehend blank ? Wenn du sie nicht sehen kannst, versuche einmal sie zu ertasten. Sind sie rau und uneben ?

    Das wäre jetzt die letzte Bestätigung, die man braucht, Die Bremssättel sind defekt :thumbdown:


    Wie und was muss man jetzt reparieren ?

    1) Die Bremssättel auf beiden Seiten müssen ersetzt werden

    Auch wenn nur ein Bremssattel defekt ist, muss trotzdem auch die andere Seite ersetzt werden. Die Bremskraft muss gleichmäßig auf beiden Seiten zum Tragen kommen. Ersetzt man nicht beide Seiten gleichzeitig, kann/wird das Fahrzeug ungleichmäßig bremsen. Das kann zu einem schweren Unfall führen.


    2) Die Bremsscheiben müssen auf beiden Seiten ersetzt werden

    Theoretisch könnte man die alten Scheiben zwar vom Rost befreien und dann polieren. Das ist aber Unsinn. Bei diesem Vorgang würde man so viel abschleifen müssen, dass die Scheiben viel zu dünn werden, als dass man sie noch weiter benutzen könnte. Lebensgefährliche Bastelei.


    3) Wenn die Bremsbeläge schon älter sind, müssen sie auch getauscht werden

    Auf der rostigen Seite der Scheibe haben sie nie gepackt. Auf der anderen Seite haben sie längst schon an Substanz verloren. Tauscht man sie nicht, werden sie auf der blanken Seite irgendwann "Metall auf Metall" greifen, während sie auf der anderen Seite noch Grip haben. Ungleichmäßige und ungenügende Bremswirkung sind die Folge. Auch hier herrscht Lebensgefahr.


    4) Bremsflüssigkeit wechseln

    Die Bremsflüssigkeit muss bei dieser Reparatur sowieso abgelassen werden. Da die Bremsflüssigkeit sowieso alle 2 Jahre gewechselt werden sollte, kann man später auch gleich neue Bremsflüssigkeit einfüllen. Die Arbeit muss sowieso gemacht werden und die Materialkosten für neue Bremsflüssigkeit sind minimal.


    Natürlich müssen die Bremsen danach auch entlüftet werden, damit sie wieder voll funktionsfähig sind. Spätestens hier haben "One-Man-Selbermacher" ohne Spezialwerkzeug kaum eine Chance mehr.


    Warnung

    Es gibt Bastler, die versuchen, die Bremssättel wieder gängig zu machen. Dazu ölen oder fetten sie die gängigen Teile. Da die Sättel jedoch verschlissen sind, hilft das nur kaum oder überhaupt nicht. Schon nach kurzer Zeit sitzen die Bremssättel wieder fest. Dieses Fetten beseitigt nur das Quietschen, aber nicht den eigentlichen Fehler.


    Wenn die Bremssättel in einer Werkstatt getauscht wurden, vergewissere dich, dass auch wirklich alles getauscht wurde. Neue Scheiben haben nach dem Tausch die volle Stärke und keinen hohen Rand und sie sehen wie blankes Metall aus, ohne jedoch schon zu glänzen.

    Sollte ein Wechsel berechnet werden, jedoch immer noch rostige Scheiben zu sehen sein, handelt es sich um Betrug. Diesen sollte man ohne Wenn und Aber anzeigen und auch die Kfz-Innung informieren.



    Wie Scheibenbremsen funktionieren und warum man defekte Bremssättel auf jeden Fall wechseln sollte.

    Nimm einfach einmal einen großen, schweren Teller in eine Hand. Halte den Teller nun nach unten. So ungefähr greift auch ein Bremssattel in die Bremsscheibe, wenn man bremst.


    Mach nun eine Seite des Tellers nass und versuche wieder, ihn dann nach unten zu halten. Du merkst, dass die eine Seite rutschig ist. Du kannst ihn nur sehr schwer halten und musst aufpassen, dass er dir nicht aus der Hand rutscht. Nur auf der trockenen Seite hast du noch etwas Grip.


    So ungefähr ist die Wirkung, wenn ein Bremssattel defekt ist oder ein Bremsbelag. Sie bauen nicht mehr genügend Druck und Grip auf, um die Bremsscheiben fest genug halten zu können.


    Es gibt nur noch auf einer Seite eine Bremswirkung und die lässt um so stärker nach, je länger du bremsen musst. Mit so einer Bremse möchtest du nicht an einem langen Gefälle oder aus höherer Geschwindigkeit bremsen müssen. Der Bremsweg erhöht sich faktisch auf das Doppelte, da ja nur eine Seite des Bremssattels zum Einsatz kommt.

    Im schlimmsten Fall bricht dabei dann der ganze Sattel auseinander, weil die auftretenden Kräfte zu hoch für ihn sind.