Harte Stöße in der Lenkung. Ursache und Abhilfe

  • Ich fahre einen Wagen, der noch eine echte Lenksäule und keine "by Wire" hat. Man bekommt die Reaktion von der Antriebswelle also direkt zurück gemeldet.

    - Wenn man eine Unwucht im Reifen hat, beginnt das Lenkrad ab einem bestimmten Tempo an zu vibrieren. Das Gefühl hat man auch bei einer modernen Lenkung.

    - Wenn man eine lang gezogene Kurve mit hoher Geschwindigkeit nimmt, spürt man über den Lenker, wann man in den Grenzbereich der Bodenhaftung kommt. Auch das wird bei modernen Lenkungen gleicherart zurück gemeldet.


    Wenn die Lenkung jedoch Stöße zurück meldet, die sich extrem hart anfühlen, liegt ein gravierender Fehler vor.

    Ich beschreibe das Gefühl mal wie folgt:

    Es fühlt sich an, als ob man eine Metallstange in der Hand hält, gegen die von unten mit einem Hammer geschlagen wird.


    Die Ursache für dieses Verhalten sind ausgeschlagene Motorlager. Die betroffenen Lager sollten möglichst bald getauscht werden.

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    Erklärung dazu.

    Der Motor hängt einfach am Chassis. Er wird an vielen Punkten mit ihm verschraubt und überträgt auch jede Vibration und jeden Stoß an die Anbauteile weiter. Bei ganz ganz alten Oldtimern kann man sehen, dass sich das ganze Auto regelrecht schüttelt, wenn der Motor gestartet wird.

    Alle Motorvibrationen werden an das Chassis weiter geleitet.


    Bei modernen Autos fängt man diese Vibrationen ab, indem, man einfach dicke Gummidämpfer zwischen Motor und Chassis anbringt. Mit der Zeit können sich diese "Motorlager" abnutzen. Sie werden immer dünner, bis endlich der Motor wieder direkten Kontakt mit dem Chassis hat.

    Weil der Motor jetzt völlig ungefedert ist, wird nun jeder Stoß in alle mit ihm verbundenen Bauteile weiter geleitet. Gleichzeitig kann er auch Kontakt zu Teilen bekommen, die sonst weit genug von ihm entfernt sind.


    Wenn man wirklich alle Motorlager tauschen lassen wollte, müsste der der ganze Motor raus. Das ist in der Regel aber nicht nötig. Es genügt, wenn man die Lager auf der gleichen Ebene tauschen lässt.


    Auch wenn auf den ersten Blick nur ein einziges Lager getauscht werden soll, stellt es sich später heraus, dass die anderen auf der gleichen Ebene auch verschlissen sind.

    Lässt man nur ein einziges Lager tauschen, wird der Motor an dieser Stelle zwar wieder normal gedämpft. Gleichzeitig geht der Verschleiß aber an anderen Punkten natürlich immer noch weiter. Es wird also nicht lange dauern, bis auch sie getauscht werden müssen.


    Der Tausch von Motolagern ist doch garantiert sehr teuer ?

    Auch wenn es "Motorlager" heißt, so ist es ja kein Teil im Motor selbst. Ich nenne diese "Lager" lieber "Motor-Stoßdämpfer". Das ist nämlich ihre Funktion.

    So ein "Dämpfer" kostet (je nach Fahrzeug) gerade einmal 30 Euro. Je nachdem, welche Dämpfer verschlissen sind, ist ein Tausch auch schnell gemacht.

    Für die Kosten eines Schalldämpfertauschs bekommt man auch Motorlager getauscht.


    Welche Folgen hat es, wenn man die Lager nicht tauscht ?

    Jede Art von Dämpfern hat die Aufgabe, den Verschleiß zu reduzieren. Der Motor ist das schwerste einzelne Bauteil im Fahrzeug. Kann er die Schwingungen ungedämpft an die Halterungen übertragen, werden diese über die Maßen belastet.

    Ich kann es mir zwar nicht vorstellen, aber theoretisch könnte er sogar nach unten rausfallen, wenn die Haltschrauben brechen und er sich durch die Auflagepunkte durchscheuert. Dürfte lustig aussehen, wenn der Motor plötzlich auf der Straße liegt *lach* :lach:


    Wahrscheinlich würden aber eher Defekte an den anderen Bauteilen auftreten, mit denen er direkten Kontakt hat.


    Wie oft kann so etwas vorkommen ?

    Aus eigener Erfahrung sage ich "sehr selten". Das ist nicht das älteste Fahrzeug, das ich je hatte. Auch der Kilometerstand ist niedriger als bei anderen Fahrzeugen. Alter und Laufleistung sind also nicht besonders auffällig hoch. Seitdem ich ihn habe, fahre ich damit die gleichen Strecken wie mit den anderen Fahrzeugen auch.

    Wenn so etwas einmal vorkommt, wird es also wohl eher an der Vorgeschichte des Wagens oder dem Material der Dämpfer liegen.


    Wie wurde der Fehler gefunden ?

    Zuerst einmal wurden die Querlenker und Achsaufhängungen überprüft, weil viele Vibrationen, die man im Lenker spürt, direkt von dort aus übertragen werden.

    Nach der erneuten Beschreibung, wie es sich anfühlt, wurde direkt nach den Motorlagern geschaut.


    Die Vorgehensweise war also nach "klassischer Mechaniker-Manier"

    - typische Problemzonen untersuchen

    - sich die Zusammenhänge im Aufbau vorstellen und nach entsprechenden Schwachpunkten schauen.