Die Bahn ist nicht so grün wie sie gerne behauptet

  • "100 Prozent Ökostrom" , "der schnellste Klimaschützer". Mit diesen und anderen Slogans versucht die Bahn für sich zu werben. Das Ziel vom Umweltschützern ist, dass möglichst viel Verkehr auf der Schiene stattfindet.


    Schauen wir uns jetzt einmal die Realität an, in der viele Menschen leben müssen...


    Wir stellen uns vor, dass wir in einem fiktiven Dorf leben würden.

    Der nächste Bahnhof ist 15 km entfernt. Die nächste Großstadt liegt 50 km entfernt. Zum Bahnhof muss man den Bus nehmen. Er braucht für die Strecke rund 1/2 Stunde, weil er Umwege fährt, um möglichst viele Fahrgäste aufzulesen.

    Am Bahnhof angekommen heißt es nun, dass man bei Wind und Wetter ungeschützt auf den Zug warten muss. Wenn der Zug dann endlich kommt, braucht es erneut eine halbe Stunde bis er endlich in der Großstadt angekommen ist.

    Ohne die üblichen Wartezeiten haben Bus und Bahn rund 1 Stunde Fahrtzeit für die Entfernung von 50 Kilometern gebraucht. Je nach Betreibern von Bus und Bahn, haben die beiden Fahrten zusammen rund 20 Euro gekostet.

    Wer jetzt in der Großstadt einkaufen wollte, wir auf der Rückreise alle Einkäufe zu schleppen haben.

    Wie oft kann man es sich wohl leisten, so viele Umstände und Zeit auf sich zu nehmen ?

    Auf dem Dorf sind Bus und Bahn keine Alternative für ein eigenes Fahrzeug - oder - man bestellt sich einfach alles im Internet. Die bestellten Waren kommen dann aber mit kleinen Transportern und LKW und nicht mit der Bahn.


    Wir stellen uns jetzt vor, dass wir in einer Kreisstadt leben würden.

    Auch hier ist die nächste Großstadt jeweils 50 km entfernt. Bis direkt ins Zentrum dauert die Fahrt mit Zug und Straßenbahn rund 1 Stunde. Will man weitere Ziele besuchen, muss man auch jedes Mal erneut rund eine halbe Stunde an Zeitaufwand rechnen.

    Wie auf dem Dorf gibt es auch hier erneut das gleiche Problem: Später muss man die Einkäufe irgendwie nach Hause bekommen.

    Ähnlich wie auf dem Dorf, ist auch hier das eigene Fahrzeug sowohl vom Zeitaufwand als auch von den Reisekosten her günstiger und komfortabler als die Bahn.


    Wir stellen uns jetzt vor, dass wir direkt in der Großstadt leben würden.

    Alles ist fußläufig zu erreichen und man kann einfach jeden Tag erneut einkaufen gehen. Ideale Voraussetzungen, um kein eigenes Fahrzeug halten zu müssen.


    Doch nun zur "grünen 100% Behauptung" der Bahn


    Die Bahn fährt zu

    - 19% mit Kohle

    - 9% mit Gas

    - 11% mit Kernenergie

    - 61% mit erneuerbaren Energien


    Rechen-Genies vor: Wie kann man aus 61% öko-Energie 100% machen ?

    Vor einigen Jahren habe ich bereits über einen Wasserstoffzug berichtet. Der soll irgendwann in der Zukunft zum Einsatz kommen, weil eine Elektrifizierung der Strecke von der Bahn eindeutig ausgeschlossen wird. Bis dahin wird die Strecke auch weiterhin mit schmutzigen Dieselloks betrieben.

    "Grünen Wasserstoff" gibt es aktuell nicht einmal in ausreichender Menge. Vorrangig wird "grauer Wasserstoff" eingesetzt.


    Die Bahn erzeugt selbst kaum Öko-Strom. Sie kauft nur den Strom an, den sie aktuell benötigt.

    Da der deutsche Strommix erst in ferner Zukunft zu 100% ökologisch sein soll, kauft sie automatisch auch nicht nur Ökostrom ein.

    Jede Kilowattstunde Ökostrom, die die Bahn kauft, steht anderen Firmen und Verbrauchern nicht mehr zur Verfügung. Dadurch wird der Ökostrom nur anders verteilt. Ansonsten ändert sich aber nichts.


    Andererseits bedeute das aber nicht, dass eine ICE-Fahrt immer klimaneutral sei, erklärt Alexander Eisenkopf, Verkehrsökonom der Zeppelin-Universität Friedrichshafen: "Der Zug fährt mit dem Strom, der im Moment in das System eingespeist wird. Die 100 Prozent Ökostrom sind nur eine Werbeplakette, genau wie die grünen Streifen."


    Die 100 Prozent hätten keine ökologische Relevanz, sagt Eisenkopf

    Verkehr und Klimaschutz: Wie "grün" ist die Bahn wirklich? | tagesschau.de