Fleisch: Höherer Preis nicht automatisch besser für das Tier

  • Eigentlich gibt es mehrere grundsätzlich verschiedene Arten, Schlachtvieh aufzuziehen.


    Traditionell:

    Das Schlachtgewicht muss so schnell wie möglich erreicht werden. Dabei ist es faktisch egal unter welchen Bedingungen und was verfüttert wird. Nur Tierschutzgesetze ziehen Grenzen des Erlaubten.


    "Turbo-Fleisch" erkennt man spätestens dann, wenn man das Fleisch anbrät. Weil das Gewicht einfach "angefüttert" wurde, enthält es sehr viel Wasser. Nach dem Braten kann das Gewicht deshalb bis zu 30% niedriger sein als vorher.


    Tierwohl:

    Es hört sich sehr positiv an, dass das Tier "ein gutes Leben hatte". Das "bessere Leben" wirkt sich jedoch nicht auf die Fleischqualität aus, wenn die Schlachtreife in der gleichen Zeit erreicht wurde.


    Im schlechtesten Fall hätte man also doch wieder "Turbo-Fleisch". Das Tierwohllabel ist nämlich ganz ausdrücklich kein Qualitätssiegel !


    Bio:

    Bio gibt aktuell die meisten Einschränkungen bei der Lebensmittelproduktion vor. Sie reichen vom verfütterten Futter bis hin zur artgerechten Haltung. Das Thema ist aber so umfangreich, dass ihr euch da besser noch z.B. unter Die wichtigsten Bio-Siegel auf einen Blick | Verbraucherzentrale Hessen (verbraucherzentrale-hessen.de) näher informieren solltet.


    Die Probleme bei den Bio-Siegeln werden im Link auch behandelt. "Bio" bedeutet aber nicht automatisch auch eine höhere Fleisch-Qualität. Bio kostet aber bei der Herstellung mehr, sodass man auch mehr für das Fleisch bezahlen muss.


    Weidehaltung:

    Hier haben wir wahrscheinlich die natürlichste Art der Fleischerzeugung: Das Nutzvieh lebt auf der Weide und ernährt sich nur von dem, was es auf der Weide findet. Da es sich dabei durchgehend bewegen muss, ist das Tier auch viel "fitter" und lebt gesünder. Es gibt viel weniger Wassereinlagerungen und das Fleisch ist von Fetteinlagerungen und Muskelschichten durchzogen.

    Das wäre dann die höchste Qualität, bei der es beim Braten auch die geringsten Verluste gibt.


    Wenn ein Nutzvieh sich nur von Gras und Kräutern ernährt, dauert es erheblich länger, bis es sein Schlachtgewicht erreicht hat. Auch wenn man wirklich nichts mehr zufüttern müsste (muss man aber trotz Weidehaltung ) kostet des Vieh erheblich mehr an Arbeitszeit.

    Man hat hochwertiges Fleisch, das aber nicht in rauen Mengen hergestellt werden kann. Gleichzeitig kostet die Herstellung auch erheblich mehr.


    Aktuell sind "staatlich verordnete Preiserhöhungen" im Gespräch.

    Ein künstlich erhöhter Preis macht "Turbo-Fleisch" kein Bisschen besser. Oft wird der Preis für Fleisch auch mit dem von Gemüse verglichen. In vielen Städten zahlt man für den gleichen Brennwert von Gemüse erheblich mehr als für Fleisch. Das liegt aber nicht daran, dass das Fleisch so billig ist, sondern daran, dass das Gemüse erheblich teurer ist und gleichzeitig auch weiterhin im Preis massiv steigt.


    Ein durchschnittlicher Erwachsener hat eine Bedarf von rund 2.000 kcal täglich.

    100g Blattsalat haben einen Brennwert von 14 kcal.

    100g Schweinefleisch haben 274 kcal.


    100g Feldsalat kosten in Berlin aktuell 0,93€ . Für die 2.000 kcal. würde man 132,85€ ausgeben müssen

    100g QS-Schweinefleisch kosten im gleichen Markt aktuell 0,80 €. Für die 2.000 kcal. würde man 5,84€ ausgeben müssen.


    Das war natürlich nur ein Extremvergleich. An den Salat kommt noch Öl, was den Kilokaloriengehalt automatisch erhöht. Es dauert schon eine gewisse Zeit, bis man 142x 100 Gramm Feldsalat verspeist hat. So viel Zeit hat eigentlich kaum jemand, der berufstätig ist *lach*

    Die 7x 100 Gramm Schweinefleisch sind am Tag da schon eher zu schaffen.


    Ein höherer Fleischpreis wird also nicht dafür sorgen können, dass Geringverdiener nur auf Gemüse umstellen... wenigstens nicht bei so hohen Gemüsepreisen.

    Die einzige Lösung für das Fleischproblem wird sein, dass bestimmte Arten der Tierhaltung komplett verboten werden. Das schließt dann auch ein Importverbot für anders erzeugtes Fleisch mit ein. Das ist jedoch nicht mit dem EU-Recht vereinbar.