Letztes Wochenende zog eine Regenfront durch Deutschland, die lokal begrenzte Starkregenfälle von bis zu 60 Litern pro Quadratmeter mit sich brachte. Bei so einer Wetterlage sollte man sich gut überlegen, ob man eine weitere Autofahrt antreten möchte.
Ist die Unwetter-Fahrt unvermeidlich. sollte man sich gut vorbereiten:
Informiere dich über die Gegend durch die du fahren musst
In Höhenlagen herrscht anderes Wetter als im Tal. Unwetterartiger Starkregen kann dich sehr oft kurz vor und hinter Höhenzügen erwischen. Das liegt daran, dass die schweren Regenwolken nicht über den Höhenzug kommen und sich deshalb vorher abregnen.
Präpariere den Wagen für eine "Unterwasserfahrt"
Scheibenwischer sind alleine machtlos gegen extremen Starkregen. Die Scheibe selbst muss dabei mithelfen, das Wasser schneller abzuleiten. Dazu muss sie besonders glatt sein.
- Hat man genügend Vorbereitungszeit, poliert man die Scheibe vorher mit einer speziellen Scheibenpolitur.
Durch die Politur wird selbst der kleineste Belag abgetragen. Die Scheibe wird viel glatter als bei einer normalen Scheibenreinigung. Dadurch läuft der Regen auch viel schneller ab.
- Sofern vorhanden, trägt man einen extra Glasschutz auf
Dadurch wird die Scheibe mit einer hauchdünnen Zusatzschicht überzogen, die sie noch glatter macht. Glasschutzflüssigkeiten sind eigentlich für Hausfenster gedacht, damit man sie nicht so oft putzen muss. Er hilft jedoch auch hervorragend bei Autoscheiben. Im Normalfall kann man damit sogar bei stärkeren Regen ab ca. 60 km/h fahren, ohne dass man den Scheibenwischer einschalten muss.
Die Wirkung lässt natürlich immer weiter nach, je öfters man die Wischer betätigt. Nach einigen Monaten ist die hauchdünne Schutzschischt komplett abgetragen.
- Hat man keine Zeit, fährt man in eine Waschanlage, in der auch ein "Lotuseffekt" aufgetragen wird.
Der sogenannte "Lotuseffekt" ist nichts anders als der vorher erwähnte Glasschutz. Eigentlich ist er nur für den Lack gedacht. Da er relativ dick aufgesprüht wird, trägt er sich auch relativ schnell ab.
Die Haltbarkeit ist nur auf wenige Tage begrenzt. Danach fängt es an, dass die Scheibe immer "schmieriger" wird. Wenn es dann soweit ist, muss man die Scheibe gründlich reinigen, um die Reste abzutragen.
Als Vorbereitung für eine Unwetter-Fahrt ist die Beschichtung aber ideal.
Informiere dich über den technischen Zustand des Wagens
Profiltiefe
Bei Regen ist die Profiltiefe entscheidend dafür, wie sicher du fährst. Je weniger Profil du noch hast, desto eher wirst du mit Aquaplaning rechnen müssen. Bei fast neuen Reifen mit maximaler Profiltiefe muss man bereits bei normalen Regen ab 80 km/h mit Aquaplaning rechnen.
Merk dir die 80 km/h ! Das ist die maximale Höchstgeschwindigkeit bei Regen.
Wenn du ältere Reifen hast, ziehe in Gedanken etwas ab und achte immer darauf, wie leicht sich der Lenker bewegen lässt. Man kann es fühlen, wenn die Bodenhaftung nachlässt.
Bremsen prüfen
Zieht der Wagen beim Bremsen leicht zu einer Seite, gehört er eigentlich in eine Werkstatt. Bei normaler Wetterlage ist es eine Lappalie. Bei Starkregen kann es sich aber fatal auswirken, wenn ein Rad/Seite mehr als die andere bremst.
Durch die ungleichmäßige Bremswirkung kann es bei dir zum Aquaplaning kommen, während andere Fahrzeuge problemlos abbremsen könnten.
Wischerblätter prüfen
Wenn die Wischer hin und wieder Schlieren ziehen, solltest du sie spätestens jetzt austauschen. Was sonst nämlich leichte Schlieren sind, werden jetzt ganze Flächen werden, durch die du keine Sicht mehr hast.
Wischwasserstand prüfen
Es klingt zwar seltsam, vor einer zu erwartenden Fahrt in massiven Regen, auch noch den Wischwasserstand zu prüfen. Regen ist Wasser ... aber im Wischwasser sind auch noch Reinigungszusätze.
Du wirst nämlich nicht nur den Regen von oben abbekommen, sondern auch den Dreck von der Straße, den andere Fahrzeuge hoch wirbeln. Dieser Dreck muss sofort entfernt werden, bevor er sich unter die Wischer setzen kann und sie dadurch unwirksam werden lässt
Plane die Reise "mit viel Luft"
Streckenplanung
Falls möglich, meide extreme Steigungen und Gefälle. Je nach Windrichtung kann dich der erwartete Starkregen vor oder hinter einem Höhenzug erwischen. Dort wirst du dann mit schlagartigem Aquaplaning rechnen müssen.
Reisezeit
Sobald du in ein Unwettergebiet kommst, wirst du langsamer fahren müssen. Rechne nie damit, dass du die Zeit später wieder aufholen kannst. Plane lieber eine ca. 1/3 längere Reisezeit als bei normaler Wetterlage ein. Wenn die Fahrt nur durch Unwettergebiete führt, rechne besser die halbe übliche Fahrtzeit hinzu.
Weitere Vorbereitung
Stell dir einen Verkehrssender im Radio ein, der regionale Meldungen entlang der Reisestrecke bringt.
Lade dir eine Verkehrs-App herunter, die dir im Voraus schon streckenbezogene Staus ansagt oder zeigt.
Manche Navigations-App hat auch die Möglichkeit, andere Nutzer vor Gefahren zu warnen. Damit bekommst du noch mehr Informationen, was auf deiner Strecke gerade los ist.
Nimm dir etwas zu Essen und zu Trinken mit. Rechne damit, dass du deine üblichen "Pausenstellen" viel später oder gar nicht erreichen wirst. Du musst während der Fahrt fit und aufmerksam bleiben können.
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Das alles dauert zusammen vielleicht 1-2 Stunden. Wer allgemein schon auf "schwieriges Wetter" vorbereitet ist, braucht nur eben durch die Waschanlage zu fahren, Essen und Trinken einpacken und schon kann es los gehen.
Wer sich unsicher ist, sollte besser die Reise komplett absagen.
Andere Verkehrsmittel sind dann oft auch keine Lösung. Sie haben schließlich mit der gleichen Wetterlage zu kämpfen. Züge werden angehalten, weil Gleise unterspült werden oder Bäume auf die Gleise stürzen. Busse müssen stehenbleiben und Flugzeuge haben Start- oder Landeverbot.
Wenn du aber gut vorbereitet bist und dir die Fahrt auch zutraust - du kannst ja einen erfahrenen Mitfahrer mitnehmen, der im äußersten Notfall das Steuer übernimmt. So lernst du, was man machen kann/muss und wirst dadurch auch sicherer - kannst du jetzt im nächsten Teil weiter lesen.