Flutkatastrophe 2021 in Deutschland, Österreich, Niederlande und Belgien

  • Seit Ende letzter Woche werden viele Gebiete in Deutschland durch eine Flutkatastrophe betroffen. Es begann mit starken und ergiebigen Regenfällen, die die Flüsse anschwellen ließen. In der Folge füllten sich viele Stauwehre und Talsperren so sehr, dass sie bis über ihre Grenzen gefüllt wurden,

    Damit die Dämme den Druck überhaupt aushalten können, musste man sie möglich schnell wieder leeren. Bei einigen Stauseen ist die Lage aber trotzdem immer noch so kritisch, dass man nicht einmal jetzt schon sagen kann, ob sie (trotz Ablassen des Wassers) überhaupt noch halten werden. Einige wenige Dämme sind bereits gebrochen.


    In NRW und RLP sind viele Bereiche überflutet. Straßen, Bahngleise und Häuser wurden geflutet, unterspült und wurden teilweise sogar weggeschwemmt.

    Einige Tausend Menschen gelten noch als vermisst. Bis heute hat man schon weit mehr als Hundert Menschen bergen können, die durch die Fluten zu Tode gekommen sind. Man rechnet damit, dass man noch weitere finden wird, sobald die Fluten überall zurück gegangen sind.


    Im Süden Deutschlands und in Österreich findet aktuell ähnliches statt. Auch hier treten die Flüsse über die Ufer und die Staudämme werden überflutet und bis an die Berstgrenze belastet.

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    Neben den reinen Überflutungsschäden gibt es noch weitere indirekte Folgen:

    Die Versorgung mit Elektrizität und Trinkwasser wird unterbrochen. Ohne Strom gibt es weder Licht, Heizung noch Telefon, Handyempfang oder Internet.


    In einigen Städten im Ruhrgebiet wurde die Wasserversorgung so beeinträchtigt, dass man nur "Brauchwasser" in die Leitungen einspeisen konnte. Brauchwasser ist kein Trinkwasser. Man kann es höchstens zum Waschen und Putzen gebrauchen. Damit dadurch keine Infektionen übertragen werden, haben die Städte das Wasser extrem mit Chlor versetzt. Gechlortes Wasser (wie in der Badeanstalt) kann man nicht trinken. Man muss es erst noch abkochen.


    In anderen Städten wurde die Bevölkerung gebeten, so weit wie möglich auf Waschen, Duschen und Toilettengänge zu verzichten. Die Abwasserkanäle waren so sehr überlastet, dass ein normaler Wasserverbrauch den Kollaps des Abwassersystems bedeuten könnte.

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    Vor einigen Jahren habe ich bereits einmal geschrieben, was man machen kann, wenn das Haus unter Wasser steht. Damals wurde ich von der lokalen Wetterlage völlig überrascht.

    Es ist jedoch etwas ganz anderes, wenn man im Radio hört, dass in der Nähe mehrere Talsperren kurz vor der Überlastung sind. Wenn dann die Aufforderung kommt, flußnahe Gebiete zu evakuieren und sich weit entfernt davon zu halten, kann einem schon etwas anders werden.


    Dann kommt die Ankündigung "Ab ca. 24 Uhr wird der Damm überflutet. Wir rechnen damit, dass die Flutwelle ca. 4-7 Stunden die Städte X und Y erreicht."

    Und wenn der kleine Bach, den man normalerweise mit einem quer gestellten Kleinwagen aufstauen könnte, schon 100 Meter breit geworden ist, bekommt man eine leise Ahnung, was da auf einen zukommen könnte.

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    Ich musste leider gestern Morgen quer durch alle Flutgebiete, weil ich am anderen Ende von NRW einen dringenden und unaufschiebbaren Termin hatte.

    Wenn schon die sonst immer aktuelle Navi-App nicht einmal rechtzeitig von einer Straßensperre weiß, kann man sich ganz gut vorstellen, wie eilig ganze Regionen abgesperrt werden mussten.


    Du weißt, das Navi führt dich genau auf die nächste Flutregion zu. Hinter dir eine mit Blaulicht fahrende Kolonne von THW und aus der Gegenrichtung kommt eine noch erheblich größere Kolonne von Feuerwehren, THW und anderen Hilfsorganisationen. Da kann man nur noch hoffen, dass das Navi wenigstens dieses Mal ordnungsgemäß führt ... und immer auf die Hinweise achten, um rechtzeitig von der angesagten Strecke abzuweichen.


    Auf der Rückfahrt überholte ich erneut mehrere Kolonnen an Hilfsfahrzeugen und auch große private Muldenkipper und andere Baufahrzeuge waren auf dem Weg in die überfluteten Gebiete.


    Danke an alle Helferinnen und Helfer bei den Hilfsorganisationen.

    Sie haben teilweise einen 14-Stunden-Tag. Viele von ihnen haben ihren Urlaub abgebrochen und helfen ehrenamtlich (ohne jegliche Bezahlung). Nicht zu vergessen sind die Angehörigen der Bundeswehr, die sich oft freiwillig zum Katastropheneinsatz gemeldet haben.


    Sonstige freiwillige Helfer werden gebeten, erst nach Aufforderung aus anderen Regionen in die Überflutungsgebiete zu kommen.

    Sie können erst wirkungsvolle Hilfe leisten, wenn es an Aufräumarbeiten geht. Vorher gefährden sie sich selbst und behindern die Rettungskräfte in ihren Bemühungen.