Flutopfern persönlich helfen: Wer, was, wie, wo ?

  • In vielen Regionen gab es Überflutungen. Die Flutopfer brauchen Hilfe. Wenn man persönlich Hilfe leisten möchte, gibt es da aber mehr zu bedenken, als man es sich vielleicht vorstellen könnte.


    Probleme und wie/wo man helfen kann


    Sammelstellen für Hilfsgüter

    Die Sammelstellen für Hilfsgüter sind fast überall schon mit Sachspenden gefüllt. Die müssen erst einmal sortiert werden, damit man sie später an Betroffene weiter geben kann.

    Bis alles sortiert und abtransportiert wurde, können die Sammelstellen keine weiteren Sachspenden annehmen.

    Hilfe wird also nicht nur direkt vor Ort, sondern auch ganz weit entfernt benötigt. 

    Fragt also ruhig einmal bei einer Sammelstelle nach, ob dort Hilfe benötigt wird.


    Transporte von Hilfsgütern

    Wer selbst keine großen Fahrzeuge und/oder Anhänger hat, um bei den Transporten zu helfen, kann immer noch beim Beladen helfen. Auch da werden überall helfende Hände gebraucht.


    Wenn man daran denkt, dass man tatkräftig direkt vor Ort helfen könnte, sollte man gut überlegen, wie man Hilfe leisten kann.


    Sachspenden

    Die Sachspenden sollten natürlich voll funktionsfähig sein. Dann muss man die Sachen aber auch noch dahin bekommen, wo sie benötigt werden. Es genügt also nicht, zum Beispiel einen Schrank oder ein Sofa auszusortieren. Man muss dazu auch noch den Transport der Spende übernehmen bzw. organisieren.


    Wenn ihr daran denkt, ein Hilfspaket per Post/Paketdienst zu schicken:

    In den Überschwemmungsgebieten gibt es keine Paketzustellung mehr. Euer Hilfspaket wird also nicht dort ankommen, so es hin sollte.


    Arbeitskraft

    Bitte überlegt gut, ob ihr wirklich in der Lage seid, auch körperlich zu helfen. Manager werden nicht gebraucht. "Anpacker" sind nötig.

    Da hohe Seuchen- und Infektionsgefahr besteht, solltet ihr fit, gesund und am besten auch vollständig geimpft sein.


    Denkt auch daran, PSA dabei zu haben:

    - Durchstechsichere und ölfeste Arbeitsstiefel (S2 oder S3) damit Nägel oder Scherben nicht durch die Schuhsohlen stechen können.

    - möglichst schnittfeste/stabile Arbeitshandschuhe, damit ihr euch bei den Aufräumarbeiten nicht verletzt

    - Pflaster und andere Mittel zur Wundversorgung. Die kleinste Wunde kann sich sofort entzünden, wenn sie nicht direkt versorgt wird


    Bringt am besten auch gleich nötige/nützliche Werkzeuge mit. Es nutzt nichts, wenn für 20 Leute nur eine Schaufel zur Verfügung steht.

    Wenn ihr PSA übrig habt, bringt sie auch mit. Die Menschen in den Flutgebieten können sie auch gut gebrauchen.


    ACHTUNG:

    Das Wasser aus den Leitungen in den Überflutungsgebieten ist nicht trinkbar ! Es ist von Erregern aller Art belastet und muss deshalb vor dem Verzehr unbedingt abgekocht werden.

    Zum Händewaschen vor dem Essen sollte man auch nur abgekochtes Wasser benutzen, weil man sonst auf den "sauberen Händen" die schlimmsten Krankheitserreger haben könnte - die man dann zusammen mit dem Essen verzehrt.

    Bringt euch also auch Trinkwasser mit oder etwas, mit dem ihr Wasser (ohne Strom) abkochen könnt.



    Wie und wo kann ich erfahren, wo meine Spende oder Hilfe benötigt wird ?

    Genau DAS ist das größte Problem bei der persönlichen Hilfe.


    Ich hatte gestern den Entschluss gefasst, dass ich am nächsten Wochenende (in einer Woche) auch persönlich irgendwo helfen wollte. Da ich schon selbst ein Flutopfer war, habe ich eine leise Ahnung, was auf mich zukommen könnte.

    Ich weiß aber auch, dass viele ( bzw. die meisten) Straßen in die Überflutungsgebiete immer noch gesperrt bzw. zerstört sind. Manche Orte sind immer noch nicht erreichbar.

    Ich kann also nicht einfach hinfahren und loslegen.


    Ich habe ein Portal gefunden, auf dem man versucht, Hilfe-Suche und Hilfe-Angebote zu koordinieren

    https://www.unwetter-hilfe.org


    Da hat man erst einmal einen Überblick über die betroffenen Regionen und bekommt auch Links zu aktuellen Lageberichten.

    Wenn man dann seine eigene Postleitzahl eingibt, bekommt man auch annähernd die Entfernung zum eigenen Wohnort angezeigt.


    Ich habe mir das Portal aufgerufen und viele Anzeigen dort durchgelesen. Einige waren so bemerkenswert, dass ich sie einmal zeigen möchte.



    Hier werden 50 Helfer gesucht, die in den nächsten 23 Minuten erwartet werden.

    Die Vorlaufzeit ist viel zu kurz. Die Helfer stehen schließlich nicht "Gewehr bei Fuß", um sofort los zu fahren. :thumpd:



    Hier sucht ein Helfer eine Mitfahrgelegenheit ins Einsatzgebiet.

    Er ist bereit, fast 700 km zu fahren, um anderen Leuten Hilfe leisten zu können. :thumpup:


    Hier sehen wir das Problem, das ich oben schon erwähnt hatte: Die Sammelstellen sind voll und die Spenden müssen jetzt direkt von den Spendern zum Empfänger kommen.

    Leider sollen sie dann per Paketdienst gesendet werden. Nur weil der Absender direkten Kontakt zum Empfänger hat, kann dieser später (hoffentlich) irgendwohin fahren, um das Paket dann abholen zu können.


    Hier wieder das Problem, dass die Sammelstellen nichts mehr annehmen können.

    Faktisch eine komplette Wohnzimmereinrichtung soll verschenkt , muss aber auch noch transportiert werden.

    Der Spender sucht also faktisch einen großen Transporter, der fast völlig leer ins Krisengebiet fahren will. :heul:


    1 Tonne Lebensmittel und 5.000 Liter Trinkwasser suchen ihren Bestimmungsort.

    Der Materialwert des Trinkwassers ist geringer als die Spritkosten für den Transport. Sinnvoller wäre es, die Lebensmittel + die 5 leeren IBC-Container zu transportieren und die Container erst in der Nähe befüllen zu lassen.


    Nicht vergessen:

    Trinkwasser ist Leitungswasser, wie es in allen anderen Gegenden aus dem Wasserhahn kommt. Auch bei Hilfeleistungen sollte man an Effektivität denken. 5 Tonnen Wasser 400 Km zu transportieren, obwohl man es auch ca. 50 Km entfernt aus der Leitung abfüllen könnte ?

    Für solche Fälle kann man sich ein "spezielles Teil" bei der Feuerwehr holen und dann binnen kürzester Zeit die Container direkt aus der Hauptwasserleitung befüllen.


    Große Mengen an Getränken und Lebensmitteln. Alle einzeln abgefüllt und lange haltbar. Ideale Spende für Krisengebiete.

    Nach der Menge und dem Material zu schließen, scheint hier ein Lebensmittelgeschäft seine Vorräte anonym zu verschenken. :besser


    Eine enorme Hilfeleistung, die relativ nah dran ist und auch vielen Menschen helfen wird. :dk

    Gut geplant, genügend Vorlauf, hoher Bedarf. Besser geht es kaum noch :thumpup:


    Auch hier wieder eine enorme Hilfeleistung, die perfekt geplant und durchorganisiert ist. :dk:thumpup:


    Erneut eine gut organisierte Hilfeleistung von sehr hohem Wert und Bedarf. Gleichzeitig auch noch ein Dauereinsatz, um 250 Menschen eine ganze Woche lang versorgen zu können. :bedanken-ani::thumpup::2thumpup:


    Jetzt müssen sich nur noch Bedürftige melden, damit die Spender aller Art auch wissen, wo sie oder ihre Spenden benötigt werden.


    Und da ist das große Problem:

    Es gibt kaum Gesuche, auf die man reagieren könnte. Die sehr lobenswerten Spender von Lebensmitteln und sonstiger Versorgungsgüter sind dringend darauf angewiesen, dass sich jemand bei ihnen meldet.

    Sie stehen startbereit, müssen aber passiv bleiben.


    Die Überflutungsopfer haben keinen Strom, keine Geräte oder keine Zeit, um im Internet herum zu surfen, um nach Hilfsangeboten zu suchen und sich darauf zu melden.

    Für sie ist das Internet nicht hilfreich, weil sie keinen Zugang dazu haben.


    Dadurch ergibt sich aber ein weiterer Hilfsbedarf, der oft gar nicht erkannt wird:

    Druckt euch passende Hilfsangebote aus, bevor ihr zu einer Hilfsaktion fahrt. Zeigt den Hilfsbedürftigen die Angebote und nehmt nach eurer Rückkehr Kontakt zu den Hilfeleistenden auf.


    Ihr könnt als "reitender Bote" die Lücke zwischen Internet und realem Leben schließen. So kommen die Hilfen dort an, wo sie benötigt werden. Auch dieser Botendienst ist ungemein wichtig, dort wo es kein Internet gibt.


    Nein, vergesst, dass ihr überall mobil ins Internet kommen könnt. Da könnt ihr es wahrscheinlich nämlich nicht. Euer Handy ist dort wahrscheinlich nur ein nutzloses Stück Technik. Deshalb vorher ausdrucken oder abschreiben, damit ihr das Hilfsangebot auf jeden Fall dabei haben könnt.