Seelische Belastung kann dich kaputt machen

  • Stress und Mobbing sind anerkannte seelische Belastungen. Es gibt aber auch viele andere, für die es keine "Schlagwörter" gibt.


    Nehmen wir einfach mal die Sorgen um Verwandte oder Schutzbefohlene...

    Seit langer Zeit sorgst du dich um einen Menschen. Es ist ein regelrechter "Dauerdruck", der auf dir lastet. Allein der kann schon dazu führen, dass du dich innerlich veränderst. Wenn die Sorgen mit der Zeit immer mehr zunehmen, steigt auch der Druck immer weiter. Druck = Stress und der ist nicht nur seelisch, sondern auch körperlich ungesund.


    Du hast jetzt nur mehrere Möglichkeiten:

    1) Du gibst du Verantwortung komplett ab

    Wer eine Person zu betreuen oder zu pflegen hat, kann eventuell darum bitten "aus der Pflege entlassen zu werden". Das geschieht oft, wenn jemand freiwillig gepflegt hat und "einfach nicht mehr kann".

    Entweder finden sich jetzt andere freiwillige Helfer oder man überlässt die Betreuung "Professionellen". Das ist jedoch nicht immer möglich.


    2) Du trägst die Verantwortung weiterhin

    Wenn du vorher schon gemerkt hast, dass du deine Grenzen erreichst, solltest du dir darüber klar sein, dass du jetzt persönlich auch Hilfe brauchen wirst. Schau dich um, wie es anderen in einer ähnlichen Situation geht und wie sie mit der Last zurecht kommen.

    Es gibt oft Selbsthilfegruppen von Betroffenen und manchmal sogar "staatliche Stellen" die Unterstützung bieten oder gewähren können. Manchmal kann auch ein Psychologe dabei helfen, dein seelisches Gleichgewicht wieder zu bekommen.


    Nehmen wir jetzt aber einmal den Fall, dass du einen schweren Schicksalsschlag erlitten hast ...

    Was so ein "Schicksalsschlag" ist, definiert jeder für sich selbst anders. Für den Einen ist es ein Todesfall, für den Anderen vielleicht "nur" eine extrem tiefe Enttäuschung.


    Grundsätzlich sollte man die Vergangenheit erst einmal aufarbeiten.

    Es geht zunächst darum, dass man den Schicksalsschlag einmal aus einer "neutralen Richtung" betrachten kann. Nicht alles war immer schlecht und nicht alles war immer gut. Sobald man etwas "neutraler" betrachten kann, wird man vielleicht auch feststellen können, dass es gar keinen speziellen Anlass gab, sondern, dass es eher eine Kombination aus vielen Kleinigkeiten war, den man nun als Schicksalsschlag empfindet.


    Danach sollte man mit der Vergangenheit abschließen

    Du kannst nichts an der Vergangenheit ändern. Was geschehen ist, lässt sich nicht rückgängig machen. Trauer und Hass bringen dich nicht weiter, sondern halten dich nur weiterhin in der "Belastungsphase". Je länger sie andauert, desto schwerer wird es, ihr zu entkommen.

    Du musst unbedingt "einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen" !


    Verdränge jeden Gedanken an die Belastung und entferne/vernichte alles was dich später einmal daran erinnern könnte. Deine Erinnerungen sind jetzt dein größter Feind. Halte sie nicht weiterhin wach, sondern sorge dafür, dass der Grund für die Belastung nicht immer wieder dein Denken beherrschen kann.


    Den Blick in die Zukunft richten

    Wenn du "den Schlussstrich geschafft hast", solltest du keinen Gedanken mehr an den Grund der Belastung verschwenden. Du hast etwas überstanden, was du zu deinen persönlichen Lebenserfahrungen einsortieren musst. Es wird natürlich weiterhin Einfluss auf dein Verhalten nehmen, aber nur indem du dann einen ähnliche Lage bereits im Vornherein erkennst und zu vermeiden versuchst.


    Ab "diesem Punkt" solltest du jetzt nur nach an die eigene Zukunft denken.

    Vorsicht: Wenn du noch am planen bist, wie du die Belastung überwindest, bist du immer noch in der Belastungsphase.


    Es ist sehr schwer, aus einem Kreislauf auszubrechen, der sich immer weiter hoch schaukelt. Wenn man keinen "persönlichen Weg" zu einer "neutralen Sicht" findet, sollte man sich durch einen Psychologen helfen lassen und mit ihm zusammen einen individuellen Weg erarbeiten.


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    Mir persönlich sind mehrere Arten von seelischen Belastungen "untergekommen".


    Enttäuschte Liebe

    Ja, manchmal bildet man sich wirklich etwas ein - gerade wenn man sich zuerst nur im Internet kennengelernt hat. Wenn das "Liebesgesäusel" beim ersten Treffen dann in regelrechte Abneigung umschlägt, fühlt es sich an, als wenn man "einen Schlag mit dem Hammer" bekommen hat.

    Natürlich kommt dann zunächst einmal eine tiefe Enttäuschung auf, die durchaus auch in Hass um schlagen könnte. Man fühlt sich hintergangen und betrogen und will dem Anderen möglichst das gleiche Gefühl bereiten.


    Komm, lass es sein. Das bringt dich weder weiter, noch lindert es deinen Schmerz.

    Man muss sich einfach eingestehen, dass man sich in etwas hineingesteigert hatte, das mit der Realität nichts zu tun hatte. Das konntest du vorher natürlich noch nicht wissen und hast dich deshalb "voll hinein gestürzt".

    Danach hast du aber die Erfahrungen gemacht und wirst dich beim nächsten Mal etwas zurück halten. Gefühle sind eine Sache für sich. Man kann sie weder erzwingen noch einfordern.


    Ein Beziehung wird extrem belastend und muss deshalb beendet werden

    Das kann sowohl eine Freundschaft als auch eine Liebesbeziehung sein. In der Regel ist es eine Seite, die die Beziehung beendet, während die andere weiter an ihr festhalten möchte.

    Psychologen sagen, dass man eine Beziehung beenden soll, wenn man nur noch aus Pflichtgefühl daran festhält.

    "Der hat mir früher mal geholfen. Jetzt stehe ich deshalb auch weiterhin in seiner Schuld und muss die Beziehung weiter aufrecht erhalten".


    Wenn man selbst der "Alleingelassene ist", muss man die Entscheidung des Anderen einfach akzeptieren.

    Finde dich damit ab ! Verhindere aber auch, dass die Beziehung von der anderen Seite aus wieder aufgenommen wird und/oder du immer wieder daran erinnert wirst.


    Eine Beziehung "läuft nur noch nebeneinander her"

    Man ist nur noch aus Gewohnheit und Bequemlichkeit zusammen und eigentlich wollen beide ein ganz anderes Leben. Bis sie sich darüber ausgesprochen haben, werden sie sich immer mehr und weiter gegenseitig belasten.


    Hier gibt es nur die sachliche Erkenntnis: Es bringt keinem mehr etwas, wann man weiterhin zusammen bleibt.

    Man zieht gemeinsam einen Schlussstrich unter das bisherigen Leben und versucht es neu zu organisieren.


    Jemand braucht immer mehr Hilfe und Pflege

    Am Anfang reicht es vielleicht, wenn man hin und wieder nach ihm schaut. Mit der Zeit müssen aber auch andere Personen mit eingebunden werden, um die Belastung aufzuteilen.

    Diese Personen brauchen aber auch eine "Auszeit", damit sie die Belastung für einige Zeit los sind. Gleichzeitig muss man die steigende Belastung aber auch so anerkennen, dass die Personen "auch etwas davon haben", wenn sie weiterhin helfen.


    Die letzte Erkenntnis ist, dass man begreift, dass und wann es mit der Selbsthilfe nicht mehr funktioniert und man die Verantwortung irgendwann komplett abgeben muss. Die Entscheidung zu diesem "letzten Schritt" belastet zunächst mehr alle vorherigen Aspekte. Man zögert sie so weit hinaus wie es irgendwie möglich geht.

    Man muss sich aber darüber klar sein, dass man diese Entscheidung nur noch eine gewisse Zeit hinauszögern kann.


    Wann man diese Entscheidung treffen muss, ist natürlich individuell und auch vom Alter der hilfsbedürftigen Person abhängig. Bei einem älteren Menschen kann es sein, dass man diese Entscheidung nicht mehr treffen muss. Bei einem jüngeren Menschen muss man sie schon so früh treffen, dass die Belastung für beide Seiten keine negativen Auswirkungen haben können.

    "Ich bin auf die Hilfe anderer angewiesen" .. auch das kann eine schwere Belastung und sogar Schuldgefühle darstellen. In diesem Fall würde eine professionelle Betreuung die Last von beiden Seiten nehmen.


    Todesfall eines sehr nahen Angehörigen

    Hier haben wir eine ähnliche Situation wie bei einer belastenden Beziehung ... nur dass sie nicht absichtlich herbei geführt wird. Die Erinnerungen müssen verblassen können.

    Einige Hinterbliebene lenken sich mit allerlei Tätigkeiten ab, um noch an die früheren Zeiten zurück denken zu müssen. Andere ändern das komplette Lebensumfeld, damit sie nicht auf Schritt und Tritt an den Verstorbenen erinnert werden.

    Wieder andere finden Erleichterung in Hass auf den "so abrupt gegangenen", weil sie sich von ihm in Stich gelassen fühlen. Und eine andere Gruppe kommt aus ihrer Trauer nie wieder von selbst heraus.


    Jeder hat seine eigene Art mit einem Todesfall umzugehen. Der Todesfall ist schon für sich allein eine extreme seelische Belastung mit der man fertig werden muss. Danach sind die Erinnerungen an den Verstorbenen das, was m meisten belastet.

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    Die Natur (oder auch der "liebe Gott" ) hat dafür gesorgt, dass wir mit schweren seelischen Belastungen fertig werden können.

    Verdrängen - einfach nicht mehr daran denken wollen

    Vergessen - mit der Zeit vergisst man viel - wenn man nicht absichtlich die Erinnerung wachhalten will

    Getrübte Erinnerung - man sieht nur noch das Gute (oder das Schlechte) und kann sich sagen "schöne Zeit" oder "zum Glück vorbei"


    Bei geliebten Menschen bleibt oft die Erinnerung an das Gute zurück. Bei gehassten Menschen eher die Erleichterung, dass es jetzt endlich vorbei ist... und dass man so etwas nie wieder haben will.


    Bis dahin hat aber jeder Betroffene seinen eigenen Weg zu gehen. Mal geht es ohne Hilfe und manchmal braucht man Unterstützung dabei.

    Am Ende liegt es aber nur an dir, ob und wie du diesen Weg schaffst.