Hausteilverkauf / Haus-Teilverkauf / Hausteil-Verkauf

  • Wer eine Immobilie hat, hat automatisch auch ein Vermögen. Leider ist es nur "Betongold". Es hat für den einen Wert, der es bewohnt oder der es zu Geld macht.


    Aktuell sieht man im Fernsehen (TV) immer wieder eine Werbung über einen Hausteilverkauf. Eine ältere Person will sich etwas anschaffen, hat aber kein Geld dafür und verkauft dafür einen Teil seines Hauses. Trotzdem kann sie weiterhin dort wohnen bleiben.


    Das klingt natürlich sehr gut. Wo ist da dann aber der Haken ?

    Ich habe mir dazu einmal die Internetseite des Anbieters herausgesucht: https://www.hausanker.de und dann nachgelesen, wie das ablaufen soll.


    Zuerst kommt ein Gutachter, der vom Anbieter geschickt und bezahlt wird, und schätzt den Wert des Hauses ein.

    Der Schätzwert des Gutachters bestimmt den finanziellen Spielraum, den man zur Verfügung hat.


    Hier denke ich zuerst an den alten Spruch "Wes Brot ich ess', des Lied ich sing'"

    Er bedeutet, dass keiner wirklich neutral sein kann, wenn er von einer bestimmten Seite bezahlt wird.


    Meine persönliche Empfehlung wäre, den Wert des Hauses von einem öffentlich bestellten Gutachter/Sachverständigen schätzen zu lassen.

    Das Gutachten kann man dann auch für andere Zwecke verwenden.


    Du entscheidest, wie viel Geld du bekommst

    Das klingt auch sehr gut. Für das Geld verkaufst du aber einen entsprechenden Anteil des Hauses an den Anbieter.

    Mehr als 50% des Hauses (oder dessen Schätzwert) kann aber nicht verkauft werden.


    Als Miteigentümer erhält der Anbieter ein Nutzungsentgelt

    Da haben wir einen der Haken, nach denen ich auf der Suche bin: Für den Teil des Hauses, für den du Geld bekommen hast, musst du faktisch ab jetzt Miete bezahlen.

    Es ist dabei eigentlich völlig egal, welcher Teil des Hauses verkauft wurde. Du verkaufst schließlich nicht ein bestimmtes Zimmer - das du dann eifnach nicht nutzt - sondern einen Anteil des gesamten Hauses.


    Du bestimmst auch weiterhin, was du mit dem Haus machst

    Willst du es verkaufen, übernimmt aber der Anbieter den Verkauf. Du verhandelst also nicht selbst mit dem Käufer. Du kannst ihn dir auch nicht auswählen. Vielleicht könntest du mit einem eigenem Makler mehr Geld heraus holen ?

    Weil du aber nicht mehr der alleinige Eigentümer bist, kannst du das Haus auch nicht mehr zu deinen Bedingungen an den Käufer deiner Wahl verkaufen.


    ABER ..

    Du hast ein Rückkaufrecht.

    Willst du wirklich wieder "der alleinige Herr im Haus sein", musst du den Teil wieder zurück kaufen, den du vorher an den Anbieter verkauft hast.


    Ist das wohl alles seriös ?

    Ja. Es wird alles nach geltendem Recht und notariell abgewickelt. Das muss aber nicht heißen, dass es zu deinem Vorteil ausfällt.


    Ich rechne einfach mal herum ... nur so als Beispiel


    50 Jahre altes Haus, Marktwert 100.000 Euro, reparaturbedürftig bzw. -anfällig allein durch sein Alter

    Das Haus braucht jedes Jahr wieder Reparaturen in Höhe von 5.000 Euro.


    Der Gutachter vergisst die Lage des Hauses in seine Bewertung einzubeziehen. Dadurch beträgt seine Schätzung nur 80.000 Euro. Du kannst also höchstens 50% das Schätzwertes an den Anbieter verkaufen und nur 40.000 Euro bekommen.

    Wenn es nicht vertraglich anders geregelt wird, würde dieses Geld gerade einmal für 8 Jahre an Reparaturen reichen. Spätestens dann ist es mit dem Teilverkauf vorbei.


    Um noch mehr Geld zu erhalten, musst du das Haus verkaufen lassen.

    50% des Hauses gehören dir aber schon nicht mehr. Die Hälfte des Erlöses bekommst du also nicht in die Finger. Wenn die Marktpreise gerade dann in den Keller fallen, wenn du verkaufen willst, kann es sein, dass dein Anteil vielleicht wirklich gerade einmal nur noch 40.000 Euro sind.

    Damit kannst du vielleicht noch 40x die Miete für eine Wohnung in entsprechender Lage bezahlen. Nach ca. 4 weiteren Jahren hast du das Haus dann "verlebt".


    8 Jahre Hausreparaturen + 4 Jahre Mietwohnung und nach 12 Jahren ist vom Haus nichts mehr übrig.


    Rechne vorher ganz genau aus, wie viel Geld du wirklich brauchst

    Gönne dir jeden erdenklichen Luxus, den du für nötig hältst. Vergiss aber nie, dass du faktisch jeden Monat Miete dafür bezahlen musst.


    Vereinbare auf jeden Fall ein Rückkaufrecht

    Vielleicht beruhst du deine Entscheidung später ja einmal und betrachtest sie als Fehler ? Durch das Rückkaufrecht kannst du den Fehler wieder ausbügeln, wenn du an das dazu nötige Geld kommst.


    Vereinbare ein Nießbrauchrecht

    Nießbrauch heißt eigentlich nämlich, dass man mit den anfallenden Kosten nichts mehr zu tun hat. Gehören dir 50% nicht mehr, musst du auch für diese 50% keine Kosten tragen. Lasse dich aber besser noch durch eine Fachmann entsprechend beraten.


    Wer ein Haus, aber nur wenig Geld zur Verfügung hat, für den kann so ein Teilverkauf die ideale Lösung im Alter sein.

    Sehr viele Menschen haben nur eine kleine Rente, die vorne und hinten nicht reicht. Die würde dann auch nicht für die üblichen fälligen Reparaturen am Haus reichen.


    Früher hat man "Geld auf das Haus aufgenommen".

    Man hat also Schulden gemacht und der Bank das Haus als Sicherheit geboten. Kann man die Zinsen nicht mehr zahlen, gehört das Haus der Bank und die verkauft es dann normalerweise, um ihr Geld wieder zurück zu bekommen. Ist der Erlös dann geringer als die Schulden, hast du kein Haus mehr, musst aber trotzdem weiterhin die Schulden abbezahlen. Gleichzeitig muss man dann aber zusätzlich noch die Miete für eine neue Wohnung aufbringen.


    Bei einem Teilverkauf wird dir das Haus aber nicht über en Kopf verkauft. Mit Nießbrauchrecht kannst du auch weiterhin dort wohnen bleiben... musst aber natürlich auch deinen Teil der üblichen Kosten tragen. Das musst du aber so oder so.


    Ist das nicht "Geld zum Fenster rauswerfen ?"

    Du hast das Haus gebaut oder gekauft, damit du es nutzen und bewohnen kannst. Wenn dir das Haus im Alter einen guten Lebensstandard bieten kann - warum willst du darauf verzichten ?

    Es ist "Betongold", das du zu echtem Geld machen kannst. Wieso willst du auf ein gutes Leben verzichten, nur damit du der alleinige Eigentümer bleibst ?

    Mach es zu echtem Geld und genieße dein Leben.


    Ich will meinen Erben aber etwas hinterlassen

    Die 50% bleiben ja auf jeden Fall dein Eigentum. Dieses Eigentumsrecht vererbst du ja schon. Gleichzeitig kannst du das Rückkaufrecht vererben. Wenn deine Erben das komplette Haus besitzen wollen, werden sie sich schon mit dem Anbieter einig werden.


    Was hat der Anbieter wohl davon ?

    Natürlich hat er zunächst einmal das Nutzungsentgelt für den verkauften Teil. In der heutigen Zeit ist das viel mehr als er an Zinsen auf der Bank bekommen würde. Er verdient also auf jeden Fall etwas daran.

    Später kann er seinen Teil dann weiter verkaufen und daraus auch noch einmal Gewinn erzielen. Am Ende wird er sein Geld auf jeden Fall wieder bekommen und auch noch einen guten Gewinn machen.


    Was würdest du persönlich machen ?

    Wenn ich wirklich so wenig Geld habe, dass ich jeden Cent 5 Mal umdrehen muss, und etwas wirklich Wichtiges angeschafft werden muss, würde ich ein vorhandenes Haus auch teilverkaufen. Das Leben muss lebenswert bleiben.


    Ich würde es aber nicht teilverkaufen, um es zu "verjuxen". Ich hätte dabei wohl immer ein schlechtes Gewissen. Ich würde es aber dafür nutzen, um mir Lebensträume zu verwirklichen, die ich ohne einen Teilverkauf nie verwirklichen können würde.

    Am Ende des Lebens sollte man sich alle seine Träume erfüllt haben. Dann kann man auch zufrieden zurück blicken und sich sagen: "Ich habe alles bekommen, was ich mir vom Leben erwartet habe."


    PS:

    Dieses Thema habe ich ganz absichtlich im Bereich "Leben im Alter" erstellt.

    Teilverkauf ist nichts für Jüngere, die noch voll im aktiven Leben stehen. Ihnen würde ich raten, Schulden auf das Haus aufzunehmen und diese mit den Jahren wieder zurück zu zahlen. Für sie sehe ich Teilverkauf keine Vorteile.


    Damit es zu keinen Missverständnissen kommen kann ...

    - Ich betrachte und bewerte nicht den o.g. Anbieter. Er dient nur als Beispiel für ein neues Geschäftsmodell, das ich persönlich mir einmal angeschaut habe.

    - Ich habe keinen Kontakt zu dem Anbieter, sondern nur seine Werbung und seine Internetseite gesehen.

    - Alle Aussagen und Schlussfolgerungen, sind nur die Gedanken, die ich mir darüber gemacht habe.

    - Ich zähle selbst nicht zur Zielgruppe des Anbieters.