Die Wahl der richtigen Werkstatt

  • Bei der Werkstatt hat man die Wahl zwischen 3 verschiedenen Arten von Werkstätten


    Markenwerkstatt

    Die Werkstatt kennt die Fahrzeuge ihrer Marke bis ins kleinste Detail. Sie hat auch die eventuell nötigen Spezialwerkzeuge und die am häufigsten benötigten Ersatzteile am Lager. Gleichzeitig schreibt der Hersteller vor, wie viele Arbeitseinheiten (AE) oder Arbeitswerte (AW) eine Reparatur dauern darf oder kann.

    Die einzigen finanziellen Unterschiede in den Reparaturkosten liegen im lokalen Arbeitslohn und bei nicht vom Hersteller vorgegebenen Ersatzteilpreisen.


    Werkstattkette

    Ähnlich wie die Markenwerkstätten gibt es auch hier Vorgeben für die Arbeitseinheiten bei einer Reparatur. Die gängigsten Ersatzteile und Spezialwerkzeuge von bekannten Marken sind vorhanden oder können aus dem Zubehörbereich besorgt werden.

    Braucht man spezielle Originalteile, kann es aber schon teurer werden als in der Markenwerkstatt. Diese Teile müssen erst besorgt werden und die Kette muss sich auch nicht an die Preise der Hersteller halten.

    Vorteil überregionale Werkstattkette: Für viele Arbeiten gibt es standardisierte Preise, die überregional identisch sind.


    Eigenständige freie Werkstatt

    Hier wird es in jeder Hinsicht individuell. Es gibt keine Richtwerte, wie lange eine Arbeit dauern muss. Spezialwerkzeuge sind teilweise nicht vorhanden und müssen (soweit möglich) durch andere Werkzeuge ersetzt werden. Dadurch verzögern sich die Arbeiten in der Regel jedoch. Manche Spezialeinrichtungen sind nicht vorhanden sodass man bei entsprechenden Problemen zusätzlich noch eine andere Werkstatt aufsuchen muss.


    Kommen wir jetzt aber einmal zu den Pro und Kontras


    Markenwerkstatt und Werkstattkette

    Die Vorgabe der Arbeitseinheiten, bedeutet gleichzeitig aber, dass nicht nach tatsächlich aufgewendeter Arbeitszeit abgerechnet wird. Auch wenn die Arbeit sehr viel schneller erledigt ist, bekommt man den gleichen Betrag berechnet.

    Von Vorteil ist es für den Kunden, wenn die Arbeit sehr viel aufwändiger als eigentlich geplant ist. Dann zahlt der Kunde eben nur den Vorgabewert und nicht die tatsächlich aufgewendete Zeit.


    Die Vorgaben beziehen sich oft auch auf Aussagen, wie eine Reparatur durchzuführen ist. Wenn vorgegeben wird, dass ein Teil nicht repariert, sondern direkt ausgetauscht wird, dann wird es auch so an den Kunden so weiter gegeben.


    Während die Mitarbeiter in Marken- und freien Werkstätten über sehr viele Jahre bleiben, herrscht in Werkstattketten oft eine hohe Fluktuation. Immer wieder andere Arbeitskräfte wirkt sich auch auf eine immer wieder wechselnde Arbeitsqualität aus.


    Freie Werkstatt

    Hier hängen Qualität und Geschwindigkeit der Arbeit alleine vom Personal und dem Inhaber ab. Dafür zahlt man bei "Standard-Problemen" auch oft weniger als in Markenwerkstätten oder Werkstattketten. Teuer wird es aber, wenn die Werkstatt sehr viel länger braucht.


    Da die Werkstatt nicht an Vorgaben gebunden ist, findet sie oft auch preisgünstigere Lösungen als Markenwerkstätten oder Werkstattketten. Was man reparieren kann, wird auch repariert und nicht einfach komplett getauscht.



    Manchmal muss man einen Schaden auch über eine Versicherung abrechnen lassen. Die Versicherung sorgt schon dafür, dass nicht mehr abgerechnet wird, als es normalerweise üblich ist. Sie richtet sich nach den Herstellervorgaben, sowohl was Arbeitszeit als auch Materialkosten angeht. Das ist der Wert, den die Werkstatt dann bekommt. Höhere Kosten werden nicht anerkannt.

    Du musst dir da also auch keine Sorgen machen

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    Jetzt folgen persönliche Erfahrungen mit diesen drei Arten von Werkstätten

    Dabei nenne ich auch Hersteller und Modelle. Ich nenne jedoch keine Werkstattnamen oder -Standorte.


    Erstes Auto ein Renault R4. Direkt am Tag nach dem Kauf, musste auch schon die Batterie gewechselt werden. Obwohl es ein alter Gebrauchtwagen war, wählte ich die Markenwerkstatt. Es stellte sich heraus, dass die Arbeit mehrere Stunden dauerte. Trotzdem musste ich nur den Vorgabewert zahlen.


    Ford Mondeo. Die Ölablassschraube wird benötigt, die sie ein Schrauber beschädigt hat. Zubehörhandel und Werkstattketten hatten keine passende vorrätig. Die letzte Möglichkeit war die Markenwerkstatt. Die hatte nicht nur die passende Schraube da, sondern löste die alte auch noch kostenlos sodass man sie auch austauschen konnte. (Den Trick habe ich mir abgeschaut, sodass ich nie wieder in so eine Lage kommen werde)


    Das waren die positiven Erlebnisse.

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    "Scheinwerfer neu einstellen"

    Fiat Stilo. Zwei Markenwerkstätten behaupten unabhängig voneinander, dass man die Scheinwerfer nicht einstellen kann und sie deshalb ausgetauscht werden müssen. Nachdem eine der Markenwerkstätten einen Satz gebrauchter Scheinwerfer eingebaut hatte, mussten diese später dann doch einmal eingestellt werden. Die Behauptungen der beiden Markenwerkstätten stimmen nicht. Ich habe die Scheinwerfer dann selbst (und sogar korrekt) eingestellt. So hätte es wohl auch jede andere Werkstatt gemacht.


    "Wir müssen den Fehler erst eingrenzen. Haben Sie ein finanzielles Limit ?"

    Die Rückfahrleuchte ging nicht mehr an, wenn man den Rückwärtsgang einlegte. Wieder der Fiat.


    Werkstatt Nummer Eins bekam ein Reparaturlimit von 150 Euro angegeben.

    "Wir haben begonnen, den Wagen von vorne her durchzutesten. Die 150 Euro sind jetzt aufgebraucht. Die Rückfahrleuchte ist defekt. Sollen wir weiter prüfen ?"

    Die Fehlerangabe lautete: Rückfahrleuchte defekt.

    Das Ergebnis der Fehlerprüfung lautete: Rückfahrleuchte defekt


    Werkstatt Nummer Zwei fand den Fehler ohne lange und teure Prüfung. "Sie brauchen ein neues Getriebe"

    Der Schalter der Rückfahrleuchte war defekt. Er sitzt ganz unten im Bereich des Schalthebels. Diese Werkstatt wollte mir also gleich ein neues Getriebe einbauen ... und wenn die Scheiben schmutzig sind, sollte ich sie wahrscheinlich auch direkt austauschen lassen ?


    "Bremsen hängen fest"

    Der Neuwagen war immer in der gleichen Markenwerkstatt. Nach einigen Jahren mussten alle halbe Jahre die Bremsen wieder "gängig gemacht werden". Parallel dazu mussten auch immer wieder Bremsklötze und Scheiben gewechselt werden.

    Als ich den Wagen dann übernahm, hingen die Bremsen auch regelmäßig fest. So hat man einen enormen Verschleiß an Bremsklötzen und es geht auch massiv auf die Scheiben.


    Beim Wechsel des Auspuffes, machte mich eine freie Werkstatt darauf aufmerksam, dass die hinteren Bremssättel unbedingt getauscht werden müssen. Sie waren so marode, dass sie sich nicht mehr zurück stellten. Das "Gängigmachen" war nur völlig untaugliche Makulatur gewesen.


    Der reine Austausch der Bremssättel hätte 600 in einer Werkstattkette kosten sollen. Scheiben und Klötze wären noch dazu gekommen. Der Austausch wurde durch eine kleine Dorfwerkstatt für den gleichen Preis vorgenommen .. inklusive neuer Scheiben und Klötze.


    "Steuergerät defekt"

    Eine beliebte Aussage von Markenwerkstätten und Werkstattketten ist auch immer: "Das Steuergerät ist defekt. Das muss ersetzt werden"

    Die Behauptung beruht nicht auf eine erfolgte Prüfung des Steuergeräts, sondern allein auf der Angabe der Onboarddiagnose. (OBD)

    Diese "Diagnose" haben ich sowohl für Ford als auch für FIAT bekommen,


    Es ist falsch, dass ein Steuergerät auf jeden Fall ersetzt werden muss.

    Oft funktioniert es nur nicht, weil ein anderes Teil defekt ist. Die Motorsteuerung beim Ford war nicht defekt, sondern andere Anbauteile haben die Störung verursacht.


    Liegt es wirklich am Steuergerät, kann man es in Fachwerkstätten oft auch reparieren lassen. Steuergeräte kosten je nach Marke so ab 1000 Euro. Reparaturen liegen aber im Bereich von 100-200 Euro.

    Das ist die Erfahrung von einem wirklich defekten Airbag-Steuergerät bei einem Ford.


    "Das gibt es nur als komplette Einheit"

    Diese Aussage habe ich oft in Werkstätten von VW, Mercedes und BMW gehört. Für viele Einheiten gibt es gar keine einzelnen Ersatzteile mehr. Selbst wenn nur eine banale Schraube getauscht werden muss, muss man die ganze Einheit neu kaufen.


    "Zentralverriegelung öffnet und schließt während der Fahrt"

    Immer wenn es Gewitterlagen gab, begann die Elektronik des Neuwagens verrückt zu spielen. Von Türen und Kofferraum war dann ein Öffnen und Schließen zu hören an dessen Ende die Motoren der Zentralverriegelung komplett blockierten und durchgebrannt waren. Nach dem 4. Austausch aller Motoren gab es keine Ersatzteile mehr.

    Es war klar, dass es nicht mit dem Tausch der Motoren getan war. Erst nachdem die Markenwerkstatt den Tipp befolgte, einfach ein EPROM auszutauschen, gab es das Problem nicht mehr.


    Durch völliges Unwissen und Unfähigkeit hat sich eine bestimmte Werkstattkette hervorgetan

    Mazda RX7 mit Wankelmotor. Ölwechsel wurde nach Hubraum berechnet. Der Fahrzeugbrief lag der Werkstatt vor. Eintragung bei Hubraum: " - ". Ein Wankel hat keinen Hubraum. Es gibt nur einen statistischen Wert von 650 ccm pro Scheibe. Dieser RX7 hat einen Einscheiben-Wankelmotor


    Der Werkstattmeister schaute weder auf den Brief, noch erkundigte er sich danach, wie viele Scheiben dieser Wankel hat. Ohne irgendwelches Hintergrundwissen behauptete er steif und fest "Der Wankel hat mehr als 2 Liter Hubraum".

    Eine Tankstelle wechselte problemlos Öl und Filter für einen Bruchteil des Preises.


    Ein Werkstatt dieser Kette hat es nicht einmal geschafft, nach dem Ölwechsel den Deckel nicht wieder aufzuschrauben. Man kann sich vorstellen, wie es danach unter der Haube aussah.


    Zwei Werkstätten dieser Kette haben es in Zusammenarbeit und mit viel Theater geschafft, die Spur nach einem Stoßdämpferwechsel so einzustellen, dass die vorderen Reifen nach einem halben Jahr komplett einseitig abgefahren waren. Es gab dazu auch nicht die üblichen Einstellwerte an die Hand.


    Die gleiche "glorreiche Werkstatt" behauptete nun bei einem anderen Fahrzeug:

    "Man kann nicht bei jedem Wagen den Sturz einstellen"

    "Man kann den Sturz nicht einstellen, wenn die Reifen abgefahren sind"


    Doch, man kann bei jedem Auto den Sturz einstellen. Das muss man auch können, weil man sonst gar keine Reparaturen an Stoßdämpfern oder Radaufhängung durchführen könnte


    Doch, man kann auch bei abgefahrenen Reifen Spur und Sturz einstellen.

    Früher, als es noch keine Messgeräte gab, musste man noch schauen, in welchem Winkel das Rad steht. Dazu durften die Reifen eben nicht abgefahren sein.

    Heute werden Messgeräte an den Rädern angebracht und diese geben an, in welchem Winkel das jeweilige Rad steht. Dasa klappt auch bei abgefahrenen Reifen.


    Wenn Markenwerkstätten und Werkstattketten nicht weiter wissen oder unfähig sind, führt der Weg nur noch zu den freien Werkstätten.

    Das Auto an dem man den Sturz angeblich nicht einstellen kann, war eben in einer solchen freien Werkstatt, bei der das Fahrzeug noch nie vorher war.

    Werkstattkette:

    "Frühestens nach einer Stunde wieder abholen. 62,50 Euro" Eine Stunde später gab es dann die Aussage mit den abgefahrenen Reifen.


    Freie Werkstatt:

    Nach 20 Minuten warten, konnte ich den Wagen für 45 Euro wieder mitnehmen. Dazu gab es natürlich auch die Messwerte ausgedruckt.

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    - Probleme mit Steuergeräten wurden in freien Werkstätten gelöst.

    - Angeblich nicht zu bekommende Ersatzteile wurden in freien Werkstätten ersetzt, ohne die ganze Einheit ersetzen zu müssen.

    - Probleme mit dem Fahrzeug mit Wankelmotor wurden in einer freien Werkstatt gelöst, die sich die teuren Spezialwerkzeuge erst noch besorgen musste.

    - Teure originale spezielle Ersatzteile für das Wankelfahrzeug bekam ich im freien Zubehörhandel. Markenwerkstätten konnten sie nicht besorgen, veranschlagten aber das Doppelte von dem Preis, den ich später zu bezahlen hatte.