Dass wirklich einmal eine Ware fehlt, war wohl für viele "absolutes Neuland" - bis das Jahr 2020 und mit ihm die Corona-Epidemie kam. Da waren manche Waren überhaupt nicht verfügbar. Nach einigen Monaten gab es diesen Mangel jedoch nicht mehr und alles war fast wieder normal.
Im Sommer 2021 begann sich ein neuer Mangel abzuzeichnen, der sich zunehmend verschärfte und 2022 wahrscheinlich an Stärke immer weiter zunehmen wird. Dieser Mangel wird aber nicht nur einige Monate währen, sondern ziemlich langfristig weiter gehen.
Grund 1)
Als die Pandemie begann, wurden immer weniger Waren hergestellt. Landwirtschaftliche Produkte wurden nicht mehr in den üblichen Mengen erzeugt, weil es an Arbeitskräften fehlte. Die Vorratslager füllten sich also nicht mehr in dem Maße, wie sie sonst gefüllt waren.
Grund 2)
Da der Verbrauch in vielen Bereichen sank, fuhr die Wirtschaft ihre Kapazitäten zurück. Man produzierte ganz gezielt weniger, weil eben weniger benötigt wurde.
Grund 3)
Die Lieferketten zerbrachen. Rohstoffe und Halbfertigprodukte wurden nicht mehr im üblichen Rahmen an Zeit und Menge geliefert. Die Logistik funktionierte nicht mehr, da es an den nötigen Containern und Transportmitteln fehlte.
Millionen Container standen herum, wurden nicht entladen und/oder kamen nicht mehr dorthin, wo sie benötigt wurden.
Grund 4)
Als die Weltwirtschaft wieder loslegte, entstand ein enormer Nachholbedarf an Waren aller Art. Auf diesen enormen Bedarf war keiner vorbereitet. Es gab keine gut gefüllter Läger und auch die Produktionskapazitäten waren noch nicht wieder entsprechend hoch gefahren.
Man hatte einen Auftragsüberhang, der nicht erfüllt werden konnte.
Grund 5)
Das nötige Material wurde überall eingekauft, wo es gerade noch zu bekommen war und wo es keine Grenzen für Mengen gab. So kaufte zum Beispiel China den verfügbaren Bestand an Holz aus Deutschland und anderen Ländern. Auch Stahl und Öl gehörten zu den dringend benötigten Waren.
Ohne Begrenzung der Mengen kam es in einigen Ländern zu einem regelrechten Ausverkauf aller Bestände - bevor die Industrie des Landes hochgefahren war und selbst Zugriff darauf nahm.
Grund 6)
Die Sperrung des Suez-Kanals wirkte sich zu einer massiven Verzögerung der Transporte aus. Die Waren kamen teilweise erst 3-4 Monate später in den Lägern an.
Grund 7)
Viele Waren aus China konnten wegen diverser Lockdowns entweder nicht hergestellt oder nicht transportiert werden. China hat ein großes Industriezentrum, das auch "die Fabrik der Welt" genannt wird. Dieses war wochenlang abgeriegelt und die Transportschiffe konnten in den Häfen nicht anlegen, um neue Waren zu laden.
Bei manchen Waren wirkten sich die Verzögerungen direkt und sofort aus. Vorrangig dort, wo die "Originale" nur in China hergestellt werden. Schaut euch einmal an, wo eure elektronischen und elektrischen Geräte und das Zubehör produziert wurden.
P.R.C = Peoples Republic of China = Volksrepublik China
Wenn ein Bauteil aus China fehlt, kann der Rest auch nicht fertig produziert werden. Viele Autohersteller haben Abertausende Fahrzeuge produziert, die darauf warten, dass sie einen Chip bekommen, um endlich fertig zu sein.
Euer Drucker könnte vielleicht mit Toner aus China bestückt sein. Wird so ein Drucker in der Produktion eingesetzt, kann er nicht mehr eingesetzt werden, wenn das Verbrauchsmaterial fehlt.
Holz, Stahl, Beton, Sand und viele andere Rohstoffe fehlen.
Fehlen Rohstoffe, stockt die Produktion und die Läger können nicht gefüllt werden. Was nicht ins Lager kommt, kann nicht ausgeliefert werden und fehlt dann im Laden oder irgendwo in der nächsten Produktionskette.
Die oben genannten Zeitverluste können nicht mehr aufgeholt werden. Jede Verzögerung sorgt dafür, dass ein bestimmter Artikel dementsprechend später geliefert wird. Ohne gut gefüllte Läger gibt es keine Puffer mehr, aus denen man weiterhin ausliefern könnte, während man auf den Nachschub wartet.
Nach aktuellem Stand leben wir fast schon "von der Hand in den Mund".
Wir bekommen nur das, was gerade aus den Herstellerwerken ankommt. Jede Verzögerung sorgt für einen sofortigen Mangel. Ernteverluste wirken sich noch stärker aus, da die Lebensmittel eben nur eine bestimmte Zeit produziert werden können. Bis zur nächsten Saison muss man damit auskommen, was man hat.
Als Verbraucher müssen wir uns darauf vorbereiten, dass wir nicht nur das kaufen, was wir gerade heute benötigen, sondern auch das, was wir normalerweise erst morgen einkaufen würden. Wir legen uns also einen kleinen Vorrat von allen Sachen an, die wir tagtäglich benötigen.
Wünsche nach neuen Waren müssen wir oft verschieben, bis es wieder welche gibt.
Bis dahin müssen wir die alten Sachen "pfleglich behandeln" und auch notfalls reparieren lassen, anstatt uns einfach etwas Neues zu kaufen.