Video-Anleitungen praktisch, genial, günstig oder was ?

  • Video-Anleitungen im Allgemeinen


    "Geniale Idee wie man ..."

    Neue Ideen interessieren mich immer wieder. Bevor ich teure und komplizierte Fertigprodukte kaufe, die sich bei der ersten Störung schon nicht mehr reparieren lassen, baue ich mir sie selbst und kann auftauchende Fehler dann auch selbst beheben.


    "Eigener Stromerzeuger aus ..."

    Ja toll. Sowas kann ich ganz gut gebrauchen, vor allem wenn man es sich aus einfach zu bekommenden Teilen bauen kann.


    Welche Bauteile brauche ich dafür ?

    Jetzt scheiden sich schon die Geister. Es gibt angeblich viele Möglichkeiten. Nur zu blöd, dass ich weder osteuropäische noch irgendwelche südamerikanische oder asiatische Sprachen verstehe. Ich bin also darauf angewiesen, dass im Video wirklich alles ganz genau gezeigt wird.


    Als Nächstes sind die benötigten Bauteile dann doch gar nicht so leicht zu bekommen. Ich habe weder einen Schrottplatz für Autoteile, noch eine Halde an Elektrogeräten aus denen ich die Komponenten ausbauen könnte.


    Jetzt kommt es darauf an, welche Werkzeuge man für die Basteleien braucht.

    Jeder der Bastler benutzt sein Lieblingswerkzeug, mit dem er am liebsten umgeht. Da sind dann Schweißgeräte und Flexen im Einsatz oder alles wird mit Holzbearbeitungsmaschinen gebaut.

    Im Arbeitsalltag habe ich schon mit allen möglichen Maschinen gearbeitet. Ich habe sie jedoch nur jeweils zum gedachten Zweck eingesetzt und nicht als "Universalwerkzeug". Ich besitze also eine Flex - aber die benutze ich eben nicht dazu um irgendwelche Holzarbeiten durchzuführen.


    Schweiß- und andere Metallerarbeiten kann ich zwar auch durchführen. Privat fehlen mir jedoch die dazu nötigen Werkzeuge.

    Wenn ich mir alles Material und Werkzeuge kaufen würde, wäre es billiger, ich würde nur die Bauteile kaufen und den Bau einem Fachmann überlassen.


    Manche Tipps und Tricks sind extrem gefährlich

    Eben habe ich noch ein Video geschaut, bei dem man aus einer CD + Klebeband + Schleifpapier eine Schleifscheibe für eine Flex gebaut hat.


    "Bist du des Wahnsinns fette Beute?"

    Jeder weiß doch wie schnell eine CD brechen oder splittern kann, wenn man Druck darauf ausübt. Spannt man sie dann noch in eine Flex ein, die mit 2.100 U/min dreht, kommt noch die Reibungshitze hinzu, die die CD im Einsatz zusätzlich schwächt.

    Ich möchte jedenfalls nicht im Raum sein, wenn die CD dann zersplittert und zu lebensgefährlichen Geschossen wird.

    Da holt man sich einfach eine Schubb-Scheibe und ist man auf der professionellen und sicheren Seite und länger hält sie auch noch dazu.


    Wenn eine Bastelei also Gefahren birgt: Finger weg davon.


    Manche Tipps sind auch reiner Fake

    Da sieht man zum Beispiel ein Gerät, bei dem man einfach Wasser benutzt. Man startet es und dann bildet sich ein durchgehender und sich selbst speisender Wasserkreislauf, den man angeblich auch zur Stromerzeugung nutzen kann.


    Nein, das Perpetuum Mobile ist immer noch nicht erfunden worden. Es handelt sich ganz einfach um reine Videoschnitttechnik.

    Wenn man viel Glück hat, erfährt man wenigstens am Ende der Anleitung, dass das Gerät überhaupt nicht funktionieren kann. Dann hat man einfach nur sinnlos Zeit verschwendet mit den Betrachten eines Videos.

    Hat man aber nicht erkannt oder gesehen, dass so etwas gar nicht funktionieren kann, verschwendet man noch Zeit, Nerven und Material, um das Fake nachzubauen - und denkt am Ende wahrscheinlich sogar noch, dass man zu dumm wäre, das Gerät nachzubauen.


    Wenn etwas also zu "grandios" ist: Erst einmal darüber nachdenken, wie das eigentlich funktionieren soll und wieso es so etwas noch nicht zu kaufen gibt.


    Manche Tipps sind völlig unnötig

    Da werden dann Probleme gelöst, die es gar nicht gibt. Schon das Anschauen des Videos dauert länger als wenn man etwas ohne den "genialen Tipp" macht.


    Warum finden sich solche Video-Anleitungen eigentlich selten in deutsch ?

    In Deutschland können wir fast jedes benötigte Teil kaufen oder von Fachleuten reparieren lassen. Viele haben deshalb gar keinen Bedarf daran, etwas selber bauen oder reparieren zu müssen.

    DIY ( Do-IT-Yourself) kommt erst wieder so langsam in Mode seitdem man im ersten Lockdown 2020 nichts mehr kaufen konnte. Damals hatten nur Baumärkte geöffnet und man musste sich eben selber helfen oder etwas bauen, was man brauchte.


    Da, wo es aber weder genügend Läden, noch entsprechende Geräteauswahl gibt, da war DIY immer schon die einzige Möglichkeit etwas zu bekommen oder zu reparieren. In Deutschland sind es oft ländliche Regionen, in denen immer noch nach Herzenslust gebastelt und konstruiert wird. Ich habe euch in den letzten Jahren schon viele solche Basteleien anderer gezeigt.


    Ansonsten sind es aber oft wirtschaftlich relativ unterentwickelte Regionen, in denen DIY ganz normal zum Alltag gehört. Daher finden sich oft eben Anleitungen in den Sprachen dieser Regionen im Netz.


    Was ist eigentlich das "Befriedigende" am Selbermachen ?

    Du weißt ganz genau, dass es etwas Einzigartiges ist. Alles ist ein Unikat, das andere eben nicht haben können. Du weißt, dass es nicht unbedingt perfekt ist, aber außer dir weiß ja sowieso sonst keiner, wo du getrickst hast.

    Hauptsache es ist so wie du es dir vorgestellt hast und erfüllt den Zweck.

    Sollen sich die Anderen doch ihr "professionelles Plastikteil" im Laden kaufen. Du kannst deins ohne Probleme selbst reparieren.


    Spart DIY eigentlich wirklich Geld ?

    Wenn man eine Reparatur selbst erledigen kann, spart man sich die Handwerkerkosten. Hier kann man also sehr viel Geld sparen. Will man sich aber ein Massenprodukt selbst bauen, kann es sein, dass die einzelnen Bauteile zusammen schon mehr als ein fertiges Gerät kosten.


    Wenn es aber rund ums Haus geht, geht kaum etwas über Selbermachen. Man kann sich selbst ausprobieren, kreativ sein und dabei auch noch selbstverwirklichen. Manchmal gilt aber auch nur "der Weg ist das Ziel" = Basteln um etwas Neues zu schaffen.