"24/7 erreichbar sein. Jederzeit auf alles und sofort reagieren. Es könnte ja was ganz Wichtiges sein." So begann es vor vielen Jahren einmal auch bei mir mit dem Handy.
Am Anfang gab es auch wirklich nur Wichtiges. Dann kam Berufliches hinzu, was auch nicht unwichtig war. Dann SMS, aber das alles war nichts im Vergleich mit dem ersten Smartphone.
E-Mail, alle Arten von Messengern, SMS, Telefon ... die Zahl der Nachrichten, Hinweise und Mitteilungen nahm immer weiter zu.
Wirklich Wichtiges war immer seltener dabei. Das Klingeln, Schnurren und Tuten zwischendurch nahm schon belästigende Züge an.
Dazu dann noch die lieben Zeitgenossen, die im 5 Sekunden-Abstand immer wieder eine WhatsApp senden: 10 WA für einen zusammenhängenden Satz. Und immer wieder das Geräusch und das Vibrieren.
Auch die anderen "Lieben", die einen mitten in der Nacht mit irgendwelchen Banalitäten aus dem Schlaf schrecken.
Man möchte erbost zurück schreiben "Lass mich doch einfach mal in Ruhe". Kann und sollte man aber nicht machen.
Wie kommt man aus dem Teufelskreis aus erreichbar sein und nervendem Gedudel heraus ?
1) Besonders nervende Zeitgenossen einer speziellen Gruppe im Telefonbuch zuordnen
Dieser Gruppe weist man eine bestimmte Tonmelodie zu oder stellt sie auf lautlos.
2) Wichtigen Personen ein besonders wichtigen Klingelton zuweisen
Das gleiche Prinzip wie zuvor, aber diesmal fallen die Personen aus dieser Gruppe besonders auf.
Vorteil: Man muss nur auf die "wichtigen Signale" achten.
Nachteil: Auch ein "Nerver" kann mal etwas Wichtiges haben. Das würde dann nicht mehr auffallen.
3) Nacht- oder Ruhemodus aktivieren
Man stellt eine Uhrzeit "von - bis" ein. Während dieser Zeit ist dann "Ruhe im Schacht". Alles Störende wird abgewiesen oder unhörbar.(je nach Gerät andere Möglichkeiten und Funktionen)
Nachteil: Während dieser Zeit bekommt man auch nichts mit, wenn man eigentlich reagieren wollte oder könnte.
4) Ton und/oder Vibration einfach abschalten
Jetzt klingelt oder vibriert nichts mehr. Das ist absolut ungewohnt. "Bin ich plötzlich nicht mehr wichtig ?" Doch, die Nachrichten sind alle noch da. Du brauchst nur auf dein Smartphone zu schauen.
Du musst dich nur erst einmal daran gewöhnen, dass du nicht mehr nach der Pfeife deines Smartphones tanzen musst. Du nimmst es, wenn du gerade mal Zeit und Lust dazu hast.
Je nach Smartphone bekommst du auch ein Lichtsignal, wenn etwas Neues eingegangen ist. Das zeigt dir auch an, wenn etwas Neues vorliegt - aber du musst eben nur reagieren, wenn du es siehst.
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Mit der Zeit wirst du merken, dass der Drang (immer sofort reagieren zu müssen) immer mehr nachlässt.
Du benutzt das Gerät nur noch, wenn du es brauchst oder willst. Insgesamt wird das Leben etwas ruhiger und entspannter.
Das Smartphone bestimmt nicht mehr dein Leben, sondern du bestimmst es (wieder) selbst. Es wird wieder zu dem, zu dem es eigentlich entwickelt wurde: Zu einem Kommunikationsmittel, das man benutzt, wenn man es braucht.
Eigener Erfahrungswert ?
Ich habe letzten Freitag einfach den Ton abgeschaltet, weil es einfach irgendwann reicht. Wenn der Stresspegel so schon hoch ist, sucht man eben Wege, unnötigen weiteren zu vermeiden.
Erst war es völlig ungewohnt. Eigentlich habe ich oben alle die Phasen schon beschrieben, die ich durchgemacht habe, bis hin zur völligen Gelassenheit. Bei mir dauerte die Phase nur ein paar Tage.
Wer sich aber sehr intensiv und fast durchgehend mit dem Smartphone beschäftigt, hat durchaus einen etwas längeren "Leidensweg" vor sich.
Heute Abend habe ich den Ton wieder aktiviert, weil ich einen Chatpartner nicht lange auf eine Antwort warten lassen wollte. Schlagartig bekam ich wieder die komplette Kakophonie an Signalen und Vibrationen mit. Der Unterschied war so, als wenn man von einem ruhigen Park in eine laute und geschäftige Maschinenhalle gehen würde.
Jetzt sind die Tonsignale wieder abgeschaltet und ich kann konzentriert am Artikel schreiben.
Ein Smartphone kann ein enormer Stressfaktor sein, den man aber erst als solchen wahrnimmt, wenn man diesen Faktor einfach mal abgeschaltet hat. Probiert es einfach mal aus.