MinisterInnen ziehen die Konsequenzen aus Versagen

  • Im Juli 2021 gab es in Deutschland eine Flutkatastrophe, bei der viele PolitikerInnen in Regionen und Bundesländern durch massive Fehlleistungen auf sich aufmerksam gemacht haben.


    Da die Katastrophe schon rund ein Dreivierteljahr her ist, wäre längst Zeit und Gelegenheit genug gewesen, die gemachten Fehler einzugestehen und vom jeweiligen Amt zurück zu treten. "Dazwischen gekommen" ist aber im Herbst die Wahl zu einer neuen Bundesregierung. Da konnten sich einige von ihnen natürlich nicht vorher noch outen. Schließlich hätte es ihrem Ansehen und der politischen Karriere geschadet.


    In den letzten Tagen sind bereits zwei Ministerinnen zurück getreten. Die damalige Umweltministerin hatte noch vor wenigen Tagen behauptet, dass sie trotz eines Urlaubs an allen Parlamentssitzungen teilgenommen hätte. Nur einen Tag später "bemerkte" sie, dass es leider doch nicht so gewesen ist. In den Protokollen war keine Teilnahme verzeichnet worden.


    Als Grund für den mehrwöchigen Urlaub, 10 Tage nach der Katastrophe, gab sie an, dass Ihr Mann 2019 einen Schlaganfall erlitten habe und deshalb Aufregungen schlecht für seinen Gesundheitszustand waren. Die Kinder litten an den Folgen der Pandemie und auch sie brauchte eine Auszeit.

    Durchaus menschlich nachvollziehbare Gründe für einen Urlaub.


    Trotzdem nahm sie aber das Amt der Bundesfamilienministerin in der neuen Regierung an.

    Für ihren Mann sind Aufregungen immer noch schlecht für die Gesundheit. Die Folgen der Pandemie bei den Kindern lassen sich nicht mit einem (auch noch so langem) Urlaub beseitigen und die Ernennung zur Bundesfamilienministerin war auch schon rund 4 Monate später.

    Mit einem Posten "nicht fertigwerden" und sich dann in eine ganz andere Funktion einzuarbeiten, ist garantiert keine geringere Belastung als einen bekannten Job einfach weiter zu machen.

    Hätte sie den neuen Posten nicht angenommen, wäre ihre politische Karriere anders weiter gegangen.


    Durch den Krieg in der Ukraine kommt auf das Familienministerium schlagartig eine riesige Verantwortung für die Flüchtlingskinder zu. Sie müssen versorgt, integriert und gebildet/unterrichtet werden.

    Doch erst die bevorstehenden Wahlen in NRW haben dazu geführt, dass der Ministerin der Rücktritt nahegelegt wurde.


    Natürlich hat es auch einen politischen Hintergrund:

    Mit dieser Ministerin wären die Chancen ihrer Partei für die Wahl sehr schlecht gewesen, da die Medien ihre Fehler vor kurzem aufgedeckt und veröffentlich hatten.

    Der eigentliche Grund war aber eben, dass ein verantwortungsvoller Posten einfach nicht "nach besten Wissen und Gewissen" ausgeübt wurde. Wie viel Vertrauen kann man dann darin haben, dass der nächste Posten besser ausgefüllt wird ?


    Es wird gemunkelt, dass drei weitere MinisterInnen in ähnlicher Kritik stehen.

    Wir werden erleben, ob sie die eventuelle Fehler eingestehen und die Konsequenzen ziehen werden.


    PS:

    Ich lasse absichtlich die Namen weg. Schließlich geht es eher um's Prinzip und nicht (nur) um die Einzelperson oder Partei.