Wieso ein Stahlwerk so lange Widerstand leisten kann

  • Wenn man in den Medien so liest, erscheint es so, als wenn sich die Verteidiger in einer größeren Firma festgesetzt hätten und sich dort in den Kellern aufhalten würden.


    Zunächst einmal zur reinen Größe des Komplexes

    Das Stahlwerk "Azovstal" ist nicht nur eine "größere Firma". Sie ist das größte Stahlwerk in ganz Europa. Das Firmengelände erstreckt sich über sagenhafte 11 Quadratkilometer. Das sind 1.100 Hektar ( 1 Hektar = 10.000 Quadratmeter)

    Es ist also eine riesige Fläche, die man nicht so schnell kontrollieren kann.


    2014 waren dort 40.000 Arbeitskräfte beschäftigt. Das zeigt, wie viele Räumlichkeiten aller Art dort vorhanden sein mussten.


    Kommen wir nun zu den "Kellern".


    Wiederaufbau 1943–1945

    Nach Abzug der deutschen Truppen lag das Werk 1943 komplett in Trümmern. Im gleichen Jahr begann der Wiederaufbau. Zunächst wurden als Folge des Krieges unterirdische, vier Stockwerke tiefe Bunker[5] und ein ausgeklügeltes Netz von Tunneln und Kommunikationssystemen erstellt. Die Produktion wurde erst im Juli 1945 wieder aufgenommen.[1]

    Ein Befehlshaber der pro-russischen Separatisten beschrieb den Ort als „eine Festung in einer Stadt, eine mittelalterliche Mauer“. Er weiß es sehr gut. Mit seinen Truppen und der militärischen Unterstützung Moskaus versuchte er seit 2014 mehrmals, das Stahlwerk zu stürmen. Sie sagen, dass sich unterhalb der Anlage Tunnel befinden, in denen sich die Ukrainer bewegen können, ohne gesehen zu werden. Die „Azoviten“, wie sie die in Mariupol nennen, weil sie sich am Ufer des Asowschen Meeres befinden, sprechen über die Katakomben im Zentrum der Stadt, die angeblich mit denen der Fabrik verbunden sind. Sie sagen, dass es mehrere Eingänge gibt: „direkt in der Nielsen Street, in der benachbarten Kuindzhi Street und in der Garden City“. „Die „Azoviten“, die die Stadt acht Jahre lang auf die Verteidigung vorbereitet hatten, konnten die Katakomben einfach nicht ignorieren „, erklärte einer der Nachbarn einem russischen Korrespondenten, der die Besatzungskräfte begleitete.


    Wie massiv die Bunker sind, kann man aus folgendem Zitat entnehmen


    Die Stahlplatten verhinderten die Katastrophe. Es gab nicht einmal ein verheerendes Feuer. Die Rakete fiel und anstatt einzudringen, rutschte sie aus. Es explodierte, ohne den Schaden anrichten zu können, den es an einem anderen Bauwerk angerichtet hätte, in einem der vielen Gebäude wie denen, die mit einem Loch zurückblieben, in dem sich früher das fünfte C und A oder B und D befanden, die Lobby, die Treppe, der Aufzug und der Ausgang zur Terrasse. Alles verschwindet mit einem Schlag mit einer dieser Raketen, die von der S300-Batterie der Russen abgefeuert wurden. Diesmal war es in Azovstal, dem größten Stahlwerk Osteuropas, nur eine Bedrohung. Es gibt keine Rakete, die so viele Stahlschichten durchdringt.


    Wir haben es also mit einem riesig großen Industriekomplex zu tun, das schon beim Wiederaufbau auf einen eventuellen Kriegsfall vorbereitet wurde. Zusätzlich musste man nicht an Material sparen, weil der für die Bunker benötigte Stahl direkt vor Ort hergestellt wurde.

    Das gesamte Bunker- und Tunnelsystem befindet sich rund 30 Meter unter der Erde. Die Tunnel haben zusammen eine geschätzte Länge von 20 Kilometern.

    In den Vietnam- und Korea-Kriegen wurden auch Tunnelsysteme benutzt. Es gelang nicht, die darin agierenden Kämpfer unschädlich zu machen, obwohl es die damals modernsten Streitkräfte versuchten.


    Es ist also nicht verwunderlich, dass so eine "Stahlfestung" allen bisherigen Versuchen, sie einzunehmen, widerstehen konnte.

    Sie einnehmen zu wollen, bedeutet, dass man unzählige Soldaten opfern müsste, da alle Vorteile auf der Seite der Verteidiger liegen.


    Es gibt nur noch wenige Arten, die Verteidiger auszuschalten oder zum Aufgeben zu bewegen:


    - "klassisches Aushungern"

    Man muss nur abwarten bis Wasser und Nahrungsmittel zu Ende gehen. Fehlt es an Wasser, dauert die "Wartezeit" nur etwas mehr als eine Woche. Ohne Lebensmittel kann es bis zu einem Monat dauern. Ein seit Jahrtausenden bewährtes Mittel zur Eroberung von Städten.

    Ob und wie man ein so großes Gelände "absolut abriegeln" kann, lasse ich mal dahin gestellt.


    - Einsatz von chemischen oder biologischen Kampfstoffen

    Diese Kampfstoffe müssen aber erst einmal in die "inneren Bereiche" gelangen. Man könnte nie sicher sein, auch wirklich alle Verteidiger ausgeschaltet zu haben.


    - nukleare und atomare Waffen

    Die riesigen Mengen an Stahl und die Tiefe der Bunker sind immer noch ein guter Schutz dagegen. Andererseits besteht die Gefahr, die ganze Region für mehrere Generationen atomar zu verseuchen und "unbrauchbar" zu machen.