Lehnsherr, Lehnsmann, Leibeigene - Was war das und gibt es das noch heute ?

  • Zu den Zeiten als es noch Könige, Ritter und Burgen gab, hatten die damaligen Herrscher viel Land, konnten und wollten das aber nicht selbst bestellen. Was nutzt ein Rittergut, wenn man darauf nichts zum Essen anbauen kann ? Nichts


    Als Holte man sich Bauern, damit die die Felder für sie bestellen. Die Bauern bekamen ein Stück Land, das sie bewirtschaften konnten. Dafür mussten die Bauern dann ganz bestimmte Kontingente an Lebensmitteln liefern.

    War das Land und die Ernte gut und der Bauer ideenreich und fleißig, konnte der Bauer (theoretisch) auch selbst noch viel Geld damit verdienen. Alles was übrig blieb, gehörte ihm.


    Das war leider nur in der Theorie gut. Die Erträge waren damals nicht so gut wie heute. Was übrig blieb, reichte dann oft nur, um die eigene Familie mal mehr oder weniger gut zu ernähren.


    Lehnsherr/Lehnsmann

    Der Lehnsherr gab das Land zum Lehen ... es ist also nur geliehen. Der Lehnsmann sorgt dann dafür, dass es auch Ertrag abwirft. Macht er seinen Job nicht gut genug, wird ihm das Land einfach wieder weggenommen.


    Leibeigener

    Das ist wohl die unterste Stufe dieser Hierarchie. Der Leibeigene musste machen, was "sein Herr" wollte, wurde dafür aber "angemessen" ernährt, gekleidet und bekam auch "ein Dach über dem Kopf".

    Der Unterschied zu einem Sklaven ist, dass man Leibeigene nicht auf irgendwelchen Märkten kaufen konnte. Oft verschuldeten sich Menschen über alle Maßen und boten dann an, ihre Schulden und Zinsen durch die eigene Arbeitskraft - und die der ganzen Familie - abzuarbeiten.


    Gibt es so etwas ähnliches auch heute noch ? Ja

    Es nennt sich zwar ganz anders und man kommt auch nicht direkt auf die Idee, irgendwelche Zusammenhänge zu sehen ... aber es wird auch heute noch so ähnlich gemacht.


    Große Tiefkühlfirmen haben sogenannte "Vertragsbauern"

    Eine Tiefkühlfirma (TK-Firma) braucht natürlich immer ganz bestimmte Arten an Gemüse in ganz bestimmten Mengen und Qualität. Die kann man nicht einfach erst zur Erntezeit auf dem Markt kaufen. Also muss man einen Landwirt haben, der ganz genau das liefert, was man braucht.


    - Die TK-Firma legt fest, auf welchem Boden was angebaut werden soll

    - Die TK-Firma legt fest, welches Saatgut in welcher Qualität genutzt werden soll

    - Die TK-Firma bestimmt die Zeit der Aussaat.

    - Die TK-Firma bestimmt den Zeitpunkt der Ernte

    - Die TK-Firma bestimmt, wann geliefert werden muss

    - Im Vertrag mit dem Landwirt wird auch der Preis festgelegt, den der Landwirt dann bekommen wird.


    Die Unterschiede zu damals sind nur marginal ...

    - Der Acker gehört dem Landwirt oder wird von ihm gepachtet

    - Die absolute Abhängigkeit von der TK-Firma ist im Vertrag zeitlich begrenzt

    - Die "Abaubefehle" werden im Endeffekt durch einen "Anbauberater" erteilt. "Wir raten Ihnen ... und Sie machen das bitte auch, wenn Sie weiterhin liefern wollen" .


    Der "Vertragsbauer" darf dann alles andere "selbstständig" planen und organisieren ... was man da dann noch wirklich selbst bestimmt machen kann :rolleyes:;)