Wenn das Vergessen Überhand nimmt

  • Je älter man wird, desto eher vergisst man auch etwas.

    Beobachtet man aber Menschen etwas genauer, kann man merken, wie das Vergessen zuerst nur bestimmte Bereiche betrifft.


    Zuerst vergisst man das, was man nicht regelmäßig anwendet oder nutzt.

    Ich persönlich habe mit Medizintechnik zu tun gehabt und daher auch einen Sprachschatz gehabt, der dazu ausreichte mich mit Medizinern "auf Augenhöhe" unterhalten zu können.

    Da ich den Sprachschatz nicht mehr benötige, habe ich ihn verdrängt. Ab in die Ecke. Anderes ist viel wichtiger. Verstehen kann ich immer noch alles. Mich in der gleichen Art auszudrücken fällt jedoch schwer.


    Ich habe drei Sprachen gelernt und genutzt. Mit den Jahren habe ich aber irgendwann nur noch eine einzige gesprochen. Das Vokabular der anderen Sprachen ging mit der Zeit immer weiter zurück.

    Aber ...

    Seit einigen Jahren habe ich immer wieder und öfters privat mit Menschen zu tun, die nur eine der anderen Sprachen sprechen. Am Anfang fiel es noch schwer, wieder die richtigen Begriffe zu finden.

    Mittlerweile bin ich aber wieder auf dem Level angekommen, in dem ich nicht mehr übersetzen muss, sondern direkt in der anderen Sprache denke. Das ist dann manchmal so "krass", dass ich mich regelrecht unwohl fühle, wenn ich dann doch Deutsch sprechen muss *lach*


    Gegen diese Art von Vergessen kann und sollte man also etwas tun.

    Was man irgendwann einmal angewendet hat, ist nicht vergessen, sondern nur ganz weit in den Hintergrund gerückt. Es muss nur erneut hervor geholt und geübt werden, dann ist das längst Vergessene plötzlich doch wieder da.



    Technische Fähigkeiten gehen verloren


    Eigentlich ist es zum großen Teil ähnlich wie mit dem Vergessen von Sprachen: Man benutzt oder braucht es nicht mehr und verdrängt es deshalb automatisch in den Hintergrund.


    Wozu soll ich diese Texte noch, wie am Anfang des Forums, im Quellcode schreiben ?

    Die ganzen Steuerzeichen und andere Code-Schnipsel setzt das System doch ganz automatisch, wenn ich den Text entsprechend markiere.

    (habe gerade mal aus Jux umgeschaltet ... pfui .. und so habe ich damals Texte erstellt ? *lach* )

    Ich brauche dieses Wissen jedoch weiterhin sowohl im Job als auch privat. Also muss ich es immer wieder hervor holen.


    Anders sieht es aber mit Technik aus, die man nie beherrscht hat.

    Ich kann Computer bauen. Ein Smartphone ist eigentlich auch nur ein Computer im ganz Kleinen. Theoretisch könnte ich sowas also auch bauen ... aber .. ich müsste mir die nötige Technik dazu auch erst ei mal beibringen.

    Darin sehe ich einfach keinen Sinn, weil ich es ja nicht muss.


    Frag mal einen heutigen Teeny ob er weiß was dahinter steckt, wenn er eine App installiert. Viele wissen es nicht, sondern bedienen einfach nur ihr Gerät. Sie müssen es auch nicht wissen. Hauptsache es funktioniert.


    Bei älteren Menschen sieht es eigentlich ähnlich aus. Sie können ihre Geräte bedienen, teilweise ohne zu wissen was dahinter steckt.

    Da sich Technik aber immer weiter entwickelt, kommen sie irgendwann an einen Punkt, an dem sie ein neues Gerät benötigen und das dann nicht mehr verstehen und auch nicht mehr bedienen können.


    Manchmal reicht es schon, wenn ein neues Telefon ganz anders aussieht, dass sie es nicht mehr bedienen können.

    "Das alte Wissen" überwiegt und "das neue Wissen" über die Bedienung wird schnell wieder vergessen und zurück gedrängt. Man hat das ja noch nie gebraucht und schon wird das neue Gerät so benutzt als wenn es das alte wäre... was sehr oft in einer Fehlbedienung endet.


    Dieses vorher noch nie vorhandene Wissen kann man nicht durch Übung zurück holen.

    Hier muss ein Gerät her, das so einfach zu nutzen ist, dass man es nicht mehr wirklich bedienen muss. Es darf kein besonderes Wissen mehr nötig sein.


    Basics gehen verloren


    Wenn die Grundlagen des Lebens verloren gehen, ist es eigentlich die schlimmste Art des Vergessens.


    Kein Gefühl für Hunger und Durst mehr. 

    Ein Problem, das viele ältere Menschen haben. Hier muss man sich dann selbst Merkzettel schreiben, weil: Wenn dieses Gefühl verloren geht, muss man eben "nach Plan leben".


    Das Gegenteil ist es, wenn man kein Sättigungsgefühl mehr hat.

    Man isst einfach immer weiter, bis nichts mehr da ist. Hier wird man sich mit Merkzetteln kaum selbst weiterhelfen können. Entweder isst man nur nach irgendwelchen Plänen oder es muss jemanden anderen geben, der dafür sorgt, dass nie mehr zum Essen erreichbar ist, als man auch essen darf.


    Zu den anderen Basics, die manchmal vergessen werden,  gehört natürlich auch die Körperhygiene.

    Auch hier hilft nur ein "Leben nach Plan" oder jemand anderer weist einen darauf hin, was zu welcher Zeit und Gelegenheit zu machen ist.


    Manchmal wird aber auch die Fähigkeit zu sprechen oder zuhören zu können vergessen.

    Hat man wenig Kontakt zu anderen Menschen, gehen die Sprachfähigkeiten immer weiter zurück.

    Dagegen hilft durchaus lautes Lesen.


    Viele ältere Menschen tragen ein Hörgerät, aber seltsamerweise sagen sie trotzdem immer "ich höre nichts".

    Akustisch ist es kein Problem. Alles ist laut genug.


    Das Problem kann technischer Natur sein:

    Man hört alles gleich laut und kann nicht mehr heraus filtern, was wie zusammen gehört.


    Wenn man sowieso nicht mehr heraus bekommt, schaltet man automatisch irgendwann ab.

    "Ist sowieso nur alles ein einziger akustischer Brei"


    Man "vergisst wie Zuhören geht", weil man es einfach nicht mehr kann und sozusagen "verlernt" hat.


    1) Ab zum Hörgeräteakustiker

    Das Hörgerät muss anders sein oder anders eingestellt werden.


    2) Das Zuhören muss danach wieder neu erlernt werden

    Das muss erst einmal wieder trainiert werden. Das erfordert den entsprechenden Willen und Geduld .. auch des Trainingspartners.