Deutschlandtakt bei der Bahn

  • Der Deutschlandtakt soll folgendermaßen ablaufen:

    Zu jeder vollen Stunde soll von jeder Stadt und in jede Richtung ein Zug abfahren.


    Mit "Richtung" ist nicht (nur) die Himmelsrichtung gemeint. Damit ist die Richtung zu einer anderen Stadt gemeint.

    Von Hamburg aus müssten also die Züge in Richtung Köln, München, Frankfurt a.M., Berlin und und und alle gleichzeitig abfahren.


    Die gleichzeitige Abfahrt aller Züge wäre pro Stadt ja weniger das Problem.

    Das lässt sich koordinieren


    Im gleichen Moment werden in allen Städten in Deutschland riesige Mengen an Strom benötigt

    Ein Triebzug (Elektrolokomotive) braucht rund 6 MWh. Ein ICE rund 8 MWh,


    Die 15 meistfrequentierten Fernbahnhöfe In Deutschland haben zusammen 253 Gleise. Durchschnittlich also 16 Gleise pro Bahnhof.

    Nur diese Bahnhöfe brauchen im gleichen Moment 1.518 Megawattstunden, damit die Züge losrollen können.

    Das sind dann aber nur die Züge ohne "Anhänger". Da müssen also Tausende Tonnen an Stahl erst einmal den Rollwiderstand überwinden.

    In diesem Moment sind Züge genauso energiehungrig wie andere Fahrzeuge auch.


    Die DB hat 5.400 Bahnhöfe und 40.000 Züge. Im Landesdurchschnitt dürfen also nur 7 Züge von jedem Bahnhof starten.

    240.000 MWh, die zu jeder vollen Stunde erneut gleichzeitig angefordert werden.

    Die heutigen Stromnetzbetreiber haben schon Probleme, wenn nach Feierabend alle gleichzeitig den Herd einschalten. Das sind garantiert weniger MWh als die vielen Züge gleichzeitig anfordern würden.


    Heute klappt es, weil nicht alle Züge gleichzeitig starten.

    Wenn es später mit dem gleichzeitigen Start klappen soll, müssen erst einmal die Stromnetze leistungsfähiger und stärker werden.


    Die Gleissysteme müssen massiv ausgebaut werden

    Schaut euch einmal diverse Bahnhöfe von oben an. Viele Gleise im Bahnhof, die aber nur auf ganz wenige außerhalb zulaufen.

    Das reicht aus, weil die Züge ja nicht gleichzeitig starten.

    Entweder baut man außerhalb Schleifen, damit die Züge dadurch Zeit schinden, um nacheinander auf die Strecke zu gehen ... oder man muss zusätzliche Gleise legen.


    Muss man aber sowieso, weil viele Gleise immer noch einspurig sind. Zwei Züge können solche Strecken nicht gleichzeitig nutzen.

    Nicht vergessen:

    Aus der Gegenrichtung kommt ja auch ein Zug, der zur vollen Stunde gestartet ist.

    Das wird man dann aber wohl durch eine weitere Schleife lösen. Die muss ja nur in der Nähe des Begegnungspunktes liegen.


    Dann darf es aber keinerlei Verspätungen geben.

    2022 waren 92 Prozent der Züge pünktlich. Sie waren nur bis zu rund 6 Minuten zu spät. Bei diesen "pünktlichen Zügen" würde man also rund 10 Kilometer an "Umleitung" brauchen. Damit sich beide Züge gefahrlos, wenn sie mit 100 km/h fahren, begegnen können.


    Es gibt also noch sehr viel zu tun.


    Vor Jahren hatte man einmal gedacht, es wäre bis 2030 zu schaffen.

    Seit damals hat sich aber viel geändert: Umweltschutz, Umstellung auf andere Energien, Mangel an Rohstoffen und Energie.


    Das nächste Ziel, bis dass man es geschafft haben möchte, ist das Jahr 2070.

    Wir schauen uns die Sache also dann mal in rund 50 Jahren wieder an. :saint2:

  • Vielen Dank für den Beitrag, und möchte eigentlich nicht dazu sagen, aber bei mir funktioniert der Stundentakt schon seit Jahren und dass auf einer eingleisigen Strecke.

    Nachdem ich die Fahrpläne studiert und lange gerechnet habe, stelle ich fest, dass es ein Missverständnis gibt:


    Die Abfahrtzeiten sowohl in Aalen als auch in Donauwörth müssen gleichzeitig zur vollen Stunde sein. Das wäre dann der geplante "Deutschlandtakt"

    Im Fahrplan fahren die Züge aber nie gleichzeitig an beiden Orten ab.


    Die gesamte Fahrtzeit beträgt 80 Minuten. Das bedeutet, dass 2 weitere Züge (zur vollen Stunde) auf die Strecke gehen müssen, weil die ersten beiden ja noch jeweils 20 Minuten vom Ziel entfernt sind.


    Alternativ müsste man die Züge schneller fahren lassen (wie Mo-Fr. RB 89 Zug 63052) damit sie die Strecke innerhalb von einer Stunde schaffen. (exakt 66 Minuten)


    Der schafft es aber auch nur schneller, weil er von Aufhausen bis Trochtelfingen jeweils 1 Minute weniger braucht und in Nördlingen nur 1 Minute statt 8 Minuten wartet und schon nach 6 statt in 11 Minuten in Möttlingen ist. So spart er rund 15 Minuten ein


    Es gibt aber nicht umsonst nur einen Zug in der Woche, der so schnell sein kann.

    06:31 Uhr ist eine Zeit, in der relativ wenige unterwegs sein müssen. Weniger Fahrgäste = geringeres Gewicht (dadurch etwas höheres Tempo möglich bei gleichem Verbrauch) und kürzere Wartezeiten, weil ja weniger ein- und aussteigen müssen.


    Auto und Bahn sind auf den 63 km zu der Zeit in etwa gleich schnell am Ziel.

    Da wird der "Deutschlandtakt" wohl auch kaum jemanden davon überzeugen können, zu anderen Zeiten 20 Minuten länger fahren zu müssen.

    40 Minuten täglich, 200 Minuten pro 5-Tage-Woche, 800 Minuten pro Monat ... und das in einer Zeit in der Freizeit einen immer höheren Stellenwert bekommt und man die Wochenarbeitszeiten immer mehr verkürzen will.

  • Eigentlich ist die Antwort auf den oberen Satz, das auf eingleisigen Strecken kein Taktbetrieb möglich ist.

    Vielen Dank für den Beitrag, und möchte eigentlich nicht dazu sagen, aber bei mir funktioniert der Stundentakt schon seit Jahren und dass auf einer eingleisigen Strecke.


    Dazu erst einmal vielen Dank für das Suchen der Seite, denn dort steht es wie folgt



    Das bedeutet, dass Züge einer Linie sich immer zur Minute 0 und, bei halbstündlich verkehrenden Linien, auch zur Minute 30 begegnen. Diese Regel hat sich europaweit in dichten Netzen etabliert. Legt man diesen Zeitpunkt der Begegnung der Züge in Bahnhöfe, entstehen idealerweise die Knoten zur Minute 0 beziehungsweise 30. Im Rahmen des Deutschlandtakts sollen Fernverkehrszüge nahezu alle deutschen Großstädte im Halbstundentakt miteinander verbinden.

    Bei einer eingleisigen Strecke sind die Endpunkte der Strecke die Knoten.

    Wenn ich dort ankomme, soll es von dort direkt in eine andere Richtung weiter gehen können.


    Das aber immer zur "Stunde Null" und nicht im Abstand von einer Stunde.

    "Stundentakt" ist nicht "Deutschlandtakt".


    Um diese Bedingungen zu erfüllen, muss eben der Zug aus Donauwörth auch zur vollen Stunde in Aalen abfahren (und umgekehrt)


    1) Zuerst einmal Fahrpläne ausarbeiten

    2) Danach wird die Infrastruktur an die Fahrpläne angepasst.


    Bei einer eingleisigen Strecke wird man also erst einmal ausrechnen, wie man es schaffen kann.

    Ein Zug, der 80 Minuten braucht, kann nicht so ohne Weiteres zur vollen Stunde abfahren und auch zur vollen Stunde da sein.


    Noch ein Gleis + noch mehr Züge ?

    Zug bleibt stehen bis die volle Stunde erreicht ist ?

    Zug fährt so langsam, dass er am Ende erst nach 120 Minuten da ist ?


    Die volle/halbe Stunde .. also nach Uhrzeit ... ist das Ziel.

    Diesem Ziel wird zunächst alles andere untergeordnet.


    Zitat

    Optimale Umstiege zwischen den Zügen – dafür sorgen die Knoten im deutschen Schienennetz



    Der Regionalverkehr wird auf die halbstündliche Taktung in den Knotenbahnhöfen ausgerichtet. Und sichert so auch die flächendeckende Mobilität in ländlichen Regionen


    Wie zuverlässig die Planung des Deutschlandtaktes aus 2020 war, kann man ganz gut an "Stuttgart" 21" sehen.

    2009 geplant, sollte es nur 12 Jahre dauern. 


    Stuttgart 21 wird bis 2025 nicht komplett fertiggestellt sein - sagt Verkehrsminister Hermann. Wegen des Bahnprojekts wird außerdem die Gäubahn ab Mitte 2025 nur noch bis Stuttgart-Vaihingen fahren.

    Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ist sich sicher, dass Stuttgart 21 frühestens ab 2027 komplett fertig sein wird. Die Bahn will das Projekt schon ab 2025 in Betrieb nehmen.

    Aus geplanten 12 Jahren sind es im Optimalfall dann doch 16 geworden.. realistisch jedoch eher 18 Jahre.

    Und da hat man wirklich angenommen, dass man ganz Deutschland in nur 10 Jahren umstellen könnte ? :lach::f


    Ob der Deutschlandtakt dann auch die flächendeckende Mobilität in ländlichen Regionen sichert ?

    Wenn er dann endlich funktioniert, wird man auf jeden Fall sicher sein können: Der Zug fährt so, dass man am nächsten Knoten-Bahnhof zur vollen/halben Stunde weiter fahren kann.

  • Und vielen Dank für die Aufwertung von Aalen und Donauwörth zum Knoten-Bahnhof.

    Gern geschehen :thumpu:


    Bei so vielen verschiedenen Zugnummern bin ich automatisch davon ausgegangen, dass die nicht nur hin und zurück, sondern auch noch etwas weiter fahren *lach*


    60 Km bis zum nächsten Bahnhof ? ... öh ... ja wirklich ein Bisschen schwer, da den Anschlusszug zu erwischen :loool: