Die erste Saison mit Experimenten

  • Seit über 4 Monaten bin ich nun fast in jeder freien Minute im Garten gewesen. Davor hatte ich mich darum gekümmert, aus Sämereien diverse Setzlinge/Pflanzen zu ziehen.


    Rasen abtragen und die Fläche wieder zu einem Beet machen.

    Aus einer verwilderten Ecke wieder etwas machen, was man wieder als "Garten" bezeichnen könnte.


    Ein immerwährender Kampf gegen Wildwuchs aller Art

    Das Hauptproblem dabei war: Wenn ich das Unkraut nur in dem Tempo entfernte, wie ich es dann auch wieder loswerden könnte, hätte ich es gleich sein lassen können. Es war nicht möglich, die anfallenden Mengen zeitnah entsorgen zu können.

    Also richtete ich mir eine Ecke ein, die ich als Pufferzone für Unkraut nutzen konnte.

    Immer wenn die grüne Tonne angeholt werden sollte, wurde der alte Benzinrasenmäher als Häcksler eingesetzt. So konnte ich rund 2 qm³ an Gartenabfällen so klein häckseln, dass sie in die Tonne passten.

    Danach konnte ich dann wieder weiter machen und einen Tag später war der Bereich schon wieder gefüllt.


    Das Schlechteste an diese ersten Saison waren jedoch die Wetterbedingungen

    Die 4 kleinen Bäume standen in voller Blüte. Es versprach, eine super Erntesaison zu werden.

    Erdbeeren, Tomaten, Salat und Mais waren gepflanzt und wuchsen auch ganz prächtig.


    Starker Frost, zu einer Zeit, in der es eigentlich nicht mehr so kalt wird

    Nach den "Eisheiligen" kamen plötzlich noch ein paar Nächte mit heftigem Frost.

    Abdecken, was man nur abdecken kann, damit es nicht direkt vom Frost getroffen wird.

    Hoher Aufwand mit geringem Nutzen.


    Die Bäume verloren den Großteil ihrer Blüten. Einige Tomaten und eine Maispflanze hatten es nicht überlebt. Dem Salat ist es auch nicht gut bekommen. Noch waren aber genügend Pflanzen da.


    Stürme

    Dann kam der erste von vielen später noch folgenden Stürmen und richtete gleichzeitig auch das erste Chaos an. An den verbleibenden Maispflanzen konnte ich später noch die Zahl der Stürme feststellen. Jeder vernichtete erneut eine Maispflanze.


    Wie heftig die Stürme waren, kann man daran erkennen, dass der kleine Apfelbaum komplett mit Stamm in Schräglage gebracht wurde, Jetzt hindert ihn nur noch der Pflock am Umkippen, der ihn eigentlich bei Sturm nur etwas stabilisieren soll.

    Sehr viel Regen + heftiger Sturm und schon beginnt der Baum nach fast 10 Jahren plötzlich zu kippen.



    Extreme Dürre

    Von Anfang Mai bis Ende Juli regnete es nicht mehr. Die Wettervorhersagen meldeten Starkregen, Gewitter und anderes, was eigentlich der Trockenheit ein Ende setzen sollte. Das alles kam leider nie an.

    Die Regenwassercontainer mussten mehrere Tausend Liter an Wasser liefern, nur um die Pflanzen am Leben zu erhalten.

    Die Bäume bekamen nur hin und wieder einen Schluck ab. Gerade so viel, dass sie nicht komplett trocken wurden.


    Völlig ungeplant, musste ich auch eine mit speziellen Trockenrasen eingesäte Fläche auch noch aus einem Container rund 6 Wochen lang bewässern. Extrem sparsam dosiert, musste ich den Container trotzdem immer wieder mit Wasser aus der Leitung nachfüllen.


    Extreme Regenmengen

    Dann kam endlich der langersehnte Regen an. Mit 10-20 Litern pro Quadratmetern und Regenstunde, hatte es eher einen Überflutungseffekt als dass die Pflanzen davon profitieren könnten.


    Am kleinen "Tomatenurwald", der den Frost super überstanden hatte, begannen die noch grünen Tomaten schon direkt an der Pflanze zu faulen. Die ersten zwei Dutzend Tomaten landeten direkt vom Strauch im Kompost.

    Auch dem Mais war der Regen viel zu viel. Was die sechs Stürme bis dahin nicht geschafft hatten, das erledigte jetzt das Wasser. Das war es dann mit dem Versuch, Gemüsemais im eigenen Garten zu pflanzen.


    Giftige Pflanzen wachsen plötzlich überall

    Die Kombination aus großer Trockenheit, durchgehender Wärme und dann viel Nässe, brachte aber andere Gewächse hervor:

    Natürlich schoss das Unkraut/Wildkraut "wie Unkraut aus dem Boden".


    Parallel dazu verwandelten sich aber fast alle alten Rasenflächen plötzlich in riesige Pilzzuchtflächen.

    Dass man nach so einem Wetter irgendwo in der Nähe von Bäumen so kleine braune Pilze sprießen sieht, kommt ja öfters mal vor. Jetzt sprießen aber nicht nur die kleine braune, sondern auch große weiße Pilze hervor.


    Auf den ersten Blick sehen sie aus wie Champignons. Die Lamellen haben dafür eine falsche Farbe und der Hut wölbt sich nach kurzer Zeit an den Seiten nach oben --> Der ganze Rasen voller giftiger Pilze .... und hinter dem Garten ist Spielplatz. Gefahr für Mensch und Tier. Die Giftpilze müssen sofort vernichtet werden.


    Wildfraß

    Schon vor dem Einsäen des neuen Rasens hatte ich auf der dafür geräumten Brachfläche Spuren von Rehen und Kaninchen gesehen. Nein, ich wollte einfach nicht glauben, dass die jetzt wirklich schon so nahe heran kommen würden. Das ist nicht nur im Garten, sondern sogar gerade einmal vielleicht 10 Meter vom Haus entfernt .

    Es ist kein alleinstehendes Gehöft, sondern mitten in einer Siedlung und der Wald ist weit entfernt.


    Nachdem ich aus ein paar Sämereien wieder einmal Salatpflanzen gezogen und noch einige dazu gekauft hatte, merkte ich dann aber, dass das wohl wirklich so ist.

    Am 2. Tag nach dem Setzen der Salatpflanzen wurden sie ratzekahl abgefressen. Natürlich wächst der dann immer noch weiter nach - aber im gleichen Tempo wurde er auch wieder weiter abgefressen.

    Tja, da hatte ich dann wohl Reh-/Kaninchenfutter im Garten angebaut. Drin lassen. Vielleicht lenkt das wenigstens von anderen Pflanzen ab.


    Yooo ... eine Salatpflanze hatte ich versucht, mit einem Metallkorb vor dem Fraß zu schützen. Half am Anfang nicht viel, aber mittlerweile werden die Rest der anderen ein Dutzend Salatpflanzen gefressen und vielleicht bekomme ich je wenigstens einen einzigen Kopf Salat davon ab ?


    1 Dutzend Pflanzen gekauft, Sämereien für die gleiche Menge und davon gerade einmal 1 einziger Kopf Salat für mich ?

    Mit rund 6-8 Euro wird es dann der teuerste Kopf Salat, den ich je gehabt habe.



    Die Lehren aus dem ersten Jahr


    Für Tomaten muss unbedingt ein Gewächshaus her.

    Der Nachbar schnabuliert schon seit Wochen genüsslich seine Tomaten, während ich immer noch darauf warten muss, dass endlich mal wieder welche reif genug geworden sind.


    Alles, was als Wildfutter dienen könnte, muss unter Verschluss

    Ganze Horden von Saatkrähe haben mir schon den Rasensamen für den neuen Rasen weggefressen.

    Spatzen haben nach dem Vertikulieren im Frühjahr spezielle Saatmischungen als deliziöse Zwischenmahlzeit betrachtet.

    Salat wird als Snack für zwischendurch betrachtet.

    Brombeeren und Nachis sind das ideale Wespenfutter.


    Muss mir im Sommerschlussverkauf Insekten-, Mücken- und Moskitonetze billig holen. Dann können die Wespen nur noch zuschauen, wie die Früchte immer süßer werden.


    Ich muss mir noch mehr Container holen, um Regenwasser auffangen zu können

    Erst die elendige Trockenheit, bei der ich Wasser in riesigen Mengen brauchte. Danach die massiven Regenfälle, bei denen ich überall umpumpen musste, damit keiner der Container sinnlos überläuft.


    Schon in Bearbeitung ist ...

    Bereiche so bearbeiten, dass dort kein Unkraut mehr wachsen wird. Die ersten Maßnahmen zeigen bereits Erfolg.

    In Erwartung weiterer Regenfälle habe ich heute mal 500 Liter dazu benutzt, um bestimmte Bereiche mit dem Hochdruckreiniger unkrautfrei zu bekommen. Wenn ich damit fertig bin, wird dort auch viele Jahre kein Unkraut mehr sprießen können.


    Was waren/sind die schönen Momente und Erfolge ?

    Der Garten hat sich gestalterisch sehr geändert. Aus großen durchgehenden Flächen wurden pflegeleichte Pflanzeninseln, die Wege vom neuen Rasen zu den hinteren Flächen öffnen.


    Ein Rosenbusch ist so hoch gewachsen, dass er nächstes Jahr einen Rosenbogen umranken können wird, der dann "das Tor zum Erdbeergarten" sein wird.


    Wenn die vielen Rosenbüsche blühen, ist es ein Anblick bei dem man sich denkt " Irgendwie hat sich die Arbeit doch ein wenig gelohnt"

    Es sind aber nur Momentaufnahmen ... denn .. zum Genießen habe ich keine Zeit.

    Vielleicht mal nächstes Jahr oder das Jahr danach ?


    Damit jetzt keiner etwas Falsches denkt:

    Der Garten ist für mich kein Hobby, sondern nur eine Notwendigkeit.

  • 2 Monate später - es ist der 6. Oktober 2023 und so langsam wird es wohl Zeit, den Garten "abzuräumen".


    Morgens vor der Arbeit gehe ich aber immer noch in den Garten, um Tomaten zu pflücken. Es sind zwar nicht mehr die 3 Kilogramm, die ich zwischendurch jeden Morgen hatte, aber ein Pfund ist es immer noch.


    Dazu dann noch ein paar frische aber kleine Erdbeeren.


    Erwartungsvoll blicke ich immer auf die einzige verblieben Natschi am Baum, die alles überlebt hat und jetzt bald erntereif sein wird. Letztes Jahr eimerweise in Apfelgröße und schon im August. Dieses Jahr nur eine einzige in Pampelmusengröße zu der Zeit, zu der sie normalerweise auch reif sein soll.

    ............


    Im August hatte ich in Planung, den Rasen vor dem Haus komplett abzutragen und auf einer viel tieferen Ebene neu mit Trockenrasen einzusäen.

    Es dauerte jedoch noch viele Wochen, bis es endlich wieder einmal trockenes Wetter geben würde.


    Bereits zu Beginn merkte ich, dass ich mit meiner kleinen Maschine nicht weit kommen würde. Mehrere Kubikmeter Erde abzutragen und dann noch ein massives Wurzelwerk von den Büschen im Rasen.

    Mit einem Bagger wäre das alles eine Sache von ein paar Stunden gewesen.

    Eine Firma gefragt und beauftragt ... und mehrere Wochen sinnlos gewartet .. um dann doch alles mit meinen vorhandenen Mitteln selbst machen zu müssen.


    Was ich dann noch sonst so unter dem Rasen fand, zwang mich dazu, immer wieder alles neu zu planen und umzudenken ... um die Pläne dann erneut wieder verwerfen zu müssen, weil wieder etwas auftauchte.


    ..........


    Dem Unkrautproblem gehe ich jetzt mit härtesten Mitteln an den Kragen.

    Das kleine "Feldstück" produziert alleine schon mehr Unkraut als ich entsorgt bekomme. Dazu dann noch der massive Wildwuchs in Pflastern, Wegen, Rinnstein.


    Eigentlich waren die Steine früher ja alle in Beton gelegt, der sich mit den Jahrzehnten aber zersetzt/aufgelöst hatte. Mit Fugen- und Hochdruckreinigern werden die Fugen soweit frei gelegt, dass genügend Platz für neuen Beton ist. Fix-Beton rein, Wasser drauf. Fertig.


    Für Fugen, die man auf diese Art nicht wieder füllen kann, habe ich mir extra einen großen Unkrautbrenner gekauft und damit begonnen, das Unkraut einfach abzufackeln.

    Mit Unkrautbrennern soll man ja eigentlich nur die Wurzeln veröden lassen und kann den Rest dann später einfach wegfegen.

    Klappt aber nur, wenn das Unkraut noch keine Chance hatte, sich stärker zu etablieren. Ist die Schicht auf den Steinen zu dick, funktioniert es nicht mehr.


    Bei Gartenflächen habe ich parallel mehrere Folien probiert, um das Unkrautwachstum zu unterbinden


    Anti-Unkrautflies

    ... dauert nicht lange, bis dort dann doch wieder Unkraut wächst.


    Steingartenfolie

    ... besonders widerstandsfähig, weil die Folie eigentlich unter Steinen zum Einsatz kommt. Das Unkraut kommt aber auch da durch.


    Teichfolie

    ... zu dick und zu fest als dass da das Unkraut noch eine Chance hätte.. aber schwer zu verlegen und man darf die Folie keinesfalls verschweißen, um keine Flächenversiegelung zu bekommen.


    Einfache alte dicke Plastikplane

    .. nur eine Notlösung, weil mir die Steingartenfolie ausgegangen war ... komischerweise aber genauso wirkungsvoll wie die schwere und teure Teichfolie


    Dann natürlich auch noch eine herkömmliche Methode der Unkrautbekämpfung: Bodendecker

    Hier aber nicht auf die herkömmlich empfohlenen gesetzt, sondern auf eine Art von Busch, der nur flächig wächst.

    Versucht zwar auch, zusätzliche Wurzeln an den Auslegern zu bilden, hat aber nur einen Stamm. Man kann ihn also später ganz gezielt wieder entfernen.


    Dann noch eine ganz andere Art von Rindenmulch

    Ganz grobe Holzschnitzel, die man normalerweise gar nicht kaufen kann. Kleine Testfläche mit geschenkten Material angelegt. Funktioniert. Das Material ist zu dick, um sich schnell zersetzen zu können.

    Geht aber nur auf abgegrenzten Flächen, da man doch eine entsprechende Höhe aufschütten muss.


    Zum Glück weiß ich, wo ich dieses besonderes Material bekommen kann. Werde dann aber so große Mengen benötigen, dass ich es mir anliefern lassen muss.


    Die meiste Zeit der ersten Saison habe ich effektiv mit der Bekämpfung von Unkraut und Wildwuchs verbracht.

    Je weiter ich voran komme, desto weniger Zeit werde ich in Zukunft erneut damit verbringen müssen.


    Bis auf den Beton in den Fugen, lassen sich später alle Maßnahmen aber auch schnell wieder rückgängig machen. Sollte ich also mal wieder "Lust auf Unkraut" haben, ist alles wieder in wenigen Stunden frei gelegt.