2022 gab es schon einmal etwas ähnliches (Kein Papiermangel ? Realitätsferne Politiker) Damals behaupteten die Politiker, das es keinen Mangel geben würde .. auch wenn die Papierindustrie genau das Gegenteil publizierte.
Heute ist es genau umgekehrt:
Die Politik sagt "Wegen des Mangels an Papier und der für den Druck benötigte Zeit, ist eine vorgezogene Neuwahl nicht umsetzbar". Die Papierindustrie hält dagegen "Die deutsche Papierindustrie ist leistungsfähig genug. Bei frühzeitiger Bestellung ist es gar kein Problem"
Diesmal ist es aber die Papierindustrie, die absolut keine Ahnung hat - weil sie einfach nur von der reinen Produktionsmenge ausgeht.
Sie berücksichtigt nicht, dass auch alles von ihr an Tausende von Anlieferstellen transportiert werden muss. Gleichzeitig vergisst sie, dass nicht "die Papierindustrie als Gesamtes", sondern nur ein einzelner ihrer Konzerne den Auftrag erhalten kann und wird.
Zu der Papierindustrie
1) Welche Mengen werden überhaupt benötigt ?
In Deutschland gab es bei der Europawahl 2024 und 60,9 Millionen Wahlberechtigte
- Alle müssen einzeln angeschrieben werden.
Bei der Bundestagswahl 2021 haben sich 47,3% für die Briefwahl entschieden.
28,88 Millionen müssen also die Unterlagen zugesendet bekommen.
- Anschreiben
Insgesamt müssen also schon einmal 89,78 Millionen Blatt weißes Papier versendet werden.
898 Paletten Papier mit einem Transportgewicht von 448,9 Tonnen.
Die Wahlunterlagen bestehen aus 1 Seite weißem Papier + 1 farbig + 1 andersfarbig
60,9 Mio. weiß .. noch einmal 609 Paletten Papier mit einem Transportgewicht von 304,5 Tonnen.
Bis hier werden jetzt also schon 1.507 Paletten an weißem Papier mit 753,4 Tonnen Gewicht benötigt.
37,5 LKW-Ladungen sind nun nicht wirklich viel -
Dazu kommen dann noch
60,9 Mio. Farbe 1 = 609 Paletten Papier mit einem Transportgewicht von 304,5 Tonnen
60,9 Mio. Farbe 2 = 609 Paletten Papier mit einem Transportgewicht von 304,5 Tonnen
An farbigen Papier fallen also noch einmal zusätzlich 12,5 LKW-Ladungen an.
jetzt sind wir schon bei 50 LKW Ladungen -
2) Wie viele Transporte sind überhaupt nötig ?
Es gibt in Deutschland 2056 Städte.
Das bedeutet, dass auch mindestens 2056 LKW-Transporte gleichzeitig stattfinden müssen.
3) Welchen Vorlauf hat die Papierindustrie ?
Zunächst einmal müssen die verschiedenen Papiere auch in der benötigten Menge an die verschiedenen Auslieferungslager kommen.
Sie müssen also bereits im Werk in entsprechenden Teilmengen geliefert werden. Das erhöht die Zahl der benötigten LKW ganz enorm.
Danach müssen die für jede Stadt benötigten Mengen noch einmal gesondert in die Liefer-LKW geladen werden.
Erst danach können die (fiktiven) 2056 LKW gleichzeitig ausliefern.
Tag 1) Alles ist produziert und wird direkt auf die LKW gepackt.
Tag 2) Die LKW treffen an den Lagern ein und es wird damit begonnen, die Liefer-LKW zusammen zu stellen
Tag 3) Die Auslieferung beginnt.
ABER -
Alle Behörden setzen auf Recyclingpapier. Dafür gibt es in Deutschland nur 2 große Hersteller. Farbiges Papier ist in der Regel nicht in großer Stückzahl verfügbar. Die Hersteller können also nicht einfach nur Lagerware nehmen, sondern müssen erst einmal eine entsprechende Produktion starten.
zu den Kommunen
1) Ausschreibungen sind Pflicht
Bei solchen Mengen muss sogar europaweit ausgeschrieben werden.
Es interessiert also absolut nicht, wie leistungsfähig die Papierindustrie in Deutschland ist.
- Auch für das Drucken muss ausgeschrieben werden
- Auch für das Versenden der Unterlagen muss ausgeschrieben werden
- Briefumschläge müssen gesondert ausgeschrieben werden
2) Ausschreibungen müssen eine entsprechende Vor- und Nachlaufzeit haben
1 Woche Ausschreibungszeit + 1 Woche, bis alles ausgewertet ist und der Zuschlag erteilt werden kann, ist da eher das Minimum
Nachdem der Zuschlag erteilt wurde, beginnt die Produktion, Maschineneinrichtung, Beschaffung von weiteren Materialien.
Angenommen, es gibt keinerlei Verzögerungen, können die Druckereien also ca. 2,5 Wochen nach Beginn der Ausschreibung mit den Wahlzetteln starten.
Lassen wir ihnen einfach mal 3 Tage.. dann ist alles nach 3 Wochen fertig.
Jetzt müssen nur noch die individuellen Seiten für jeden Wahlberechtigten einzeln gedruckt werden.
Entweder passiert das in den Kommunen oder schon direkt in einer Druckerei. Geben wir noch einmal 1/2 Woche extra = 3,5 Wochen.
Alles ist bereits automatisch vorsortiert, verpackt und muss jetzt nur noch von irgendeinem Briefdienst abgeholt und zu den Empfängern gebracht werden.
Die Post transportiert pro Tag 55 Millionen Briefe in ganz Deutschland. Wenn wirklich der ganze andere Briefverkehr gestoppt würde, würde es 2 Tage dauern.
Über den Daumen würde es also rund 4 Wochen dauern, bis alles fertig und angekommen ist.
Völlig unberücksichtigt bleibt bei allem jedoch noch:
- Zuerst einmal muss die Kandidatenliste feststehen (aktuell noch nicht)
- Die Wahlbenachrichtigung muss 21 Tage vor der Wahl erfolgen
Mit dem errechneten Vorlauf von rund 4 Wochen nach dem Zuschlag sind es also 51 Tage
Die vielen Ausschreibungen müssen vorbereitet werden und sie müssen auch veröffentlich und der Zuschlag muss per Brief zugestellt werden.
Geben wir den Behörden dafür noch einmal 1 Woche = 58 Tage.
Selbst wenn heute (am 10. November) schon die Kandidatenliste feststehen würde, wären die nächsten Wahlen doch erst nächstes Jahr.
Die Parteien fordern die Vertrauensfrage für den 13.11. Da jedoch absolut nichts vorbereitet wurde, ist eine Wahl am 15. Januar 2025 kaum mehr machbar.
Und selbst das wäre nur machbar, wenn wirklich alle Kapazitäten nur für die Wahl eingesetzt würden. Das Zivilleben müsste also einige Tage komplett zurück stehen