Kannst du beweisen, dass du wirklich DU bist?

  • Wusstest du schon, welche und wie viele Papiere man benötigt, um eine Identität nachzuweisen ? Vielleicht sehr viel mehr, als du denkst.


    Der erste Nachweis, dass es dich gibt, ist eine Geburtsurkunde

    Früher wurden Geburten von der Kirche bescheinigt. Jede Pfarrei führte Buch über die Menschen, die in ihr geboren waren. Im Kirchenbuch wurden auch Eltern und andere nahe Verwandte eingetragen.

    Das Taufregister kann man mit einem Geburtsregister gleichsetzen, da die Neugeborenen wenige Tage nach ihrer Geburt getauft wurden.


    Später wurden in Krankenhäusern ähnliche Geburtsregister geführt.


    Irgendwann entstanden dann auch Länder, deren Regierung es nicht mehr egal war, wer seine Bürger waren und wie sie hießen.

    Mit einem Gebgurtsnachweis eines Arztes, Hebamme, Krankenhauses und/oder einer Kirche, ließ man das Neugeborene eintragen.

    Jetzt hatte man auch eine amtliche Geburtsurkunde.


    Diese Geburtsurkunde legt fest, wie sich dein Name schreibt und wann du geboren bist. Auch das Geschlecht, mit dem du geboren wirst, wird dort bescheinigt.

    Dieses Dokument wird später noch einmal herangezogen, wenn es das letzte offizielle Dokument für dich gibt.


    Der erste Ausweis

    Bevor alle Daten überall verfügbar waren, konnte man in seinem ersten Ausweis jeden Namen haben, den man wollte. Auch die Schreibweise konnte ganz individuell neu festgelegt werden.

    Uns liegen Dokumente über mindestens einen Fall vor, bei dem die Person zeitlebens einen völlig anderen Namen führte, als er bei der Geburt eingetragen worden war.

    Für diese Person gibt es daher nur eine Geburtsurkunde und eine Todesurkunde. Das übrige Leben ist unter einem ganz anderen Namen registriert und dokumentiert.


    In einem anderen Fall musste die Person im hohen Alter ihren Vornamen völlig anders schreiben als im vorherigen Leben. Ein neuer aktueller Ausweis ließ nur die Schreibweise aus der Geburtsurkunde zu.


    Überall, wo man einen Ausweis vorlegen muss, gibt es nun Probleme:

    Wo ein alter Ausweis vorgelegt wurde, wird sie unter der ersten Schreibweise geführt. Soll die Identität durch einen aktuellen Ausweis nachgewiesen werden, ist das dort nicht mehr möglich.

    Wird der neue Ausweis für neue Mitgliedschaften benötigt, entsteht ein weitere neuer Datensatz. Von der Datenlage her, ist nun eine andere Person aufgetaucht, die nichts mit der anderen zu tun hat.

    Eine "weitere Komplizierung" entsteht dadurch, dass man früher für viele Sachen keinen Ausweis vorlegen musste. Die Person wurde daher zusätzlich auch noch unter einem abgekürzten üblichen Rufnamen registriert.


    Eine einzige Person mit drei verschiedenen Identitäten, je nachdem wann irgendwo irgendwelche Akten über sie angelegt wurden.


    Zitat

    "Du bist, wer du bist "

    Nein! Du bist immer nur die Person als die man dich kennen gelernt hast.

    Für alle, die in einem solchen Dilemma stecken, gibt es aber einen Ausweg: Namensänderung und/oder Alias.

    Dadurch kann ein neuer Ausweis erstellt werden, der alle Schreibweisen aufführt und damit für alle als Identifikationsnachweis dienen kann.


    Wer diesen Weg scheut, wird sich immer auf das Verständnis von Personen verlassen müssen, denen man "den falschen Ausweis" vorlegen muss.

    Vorsicht!

    Auf gar keinen Fall darf die neue Schreibweise in Akten und Datenbestände aus vorherigen Zeiten eingehen. Dadurch wird es dann nämlich extreme Probleme geben.


    Eheurkunde

    Hierzu müssen die zukünftigen Ehepartner alle Dokumente über ihre Herkunft vorlegen. Zusätzlich müssen auch noch polizeiliche Führungszeugnisse angebracht werden.

    Wer seinen Wohnsitz öfters gewechselt hat, wird dann durchaus feststellen, dass es mit der "deutschen Gründlichkeit" gar nicht so weit her ist. Trotz Meldepflicht und Melderegister können frühere Adressen auch einmal falsch oder gar nicht aufgeführt sein.


    So richtig kompliziert wird es aber erst, wenn der Name oder Vorname jemals gewechselt wurde. Alles muss lückenlos dokumentiert sein, da es ansonsten Probleme geben könnte.


    Sexuelle Identität

    In Deutschland gibt es aktuell Mann, Frau, Divers. Man kann das Geschlecht wechseln und das wird dann auch in alle Daten, Akten und Ausweise eingetragen.


    Diese Möglichkeit gibt es aber nicht immer auch in anderen Ländern.

    Da hat man dann zwangsweise lebenslang in allen Dokumenten immer nur das Geschlecht, mit dem man geboren wurde, in den Papieren

    Hier gibt es dann die gleichen Probleme wie oben, wo sich nur die Vornamen in den Ausweisen änderten.


    Hier gibt es nur die Lösung, dass man die Staatsbürgerschaft eines anderen Landes annimmt und den entsprechenden Eintrag dann später nach Landesrecht ändern lässt.

    Eine "saubere Lösung" ist es aber nur, wenn man nicht gleichzeitig auch noch Bürger des früheren Heimatlandes bleibt. Es könnten sonst durchaus Probleme durch die verschiedenen "Bezeichnungen" entstehen.


    Familienbücher

    Früher hatten diese privaten Familienbücher auch ähnliche Nachweiskraft wie eine Geburts- oder Eheurkunde. In ihnen dokumentierten die Pfarrer ab der Eheschließung alles was die neue Familie anging. Pfarrer hatten eine ähnliche Vertrauensstellung wie dokumentierende Beamte.


    Heutzutage haben Familienbücher keine Nachweiskraft mehr. Sie gelten nicht mehr als "Dokumente", sondern haben nur noch eine ähnliche Stellung wie ein privates Notizbuch.

    Stempel und Siegel ändern an diesem Status nur etwas, wenn es um Zeiten geht, die nicht amtlich dokumentiert sind.


    Am Ende steht dann die Sterbeurkunde

    Zuerst wird dein Ableben bestätigt. Das macht in der Regel dann ein Arzt.

    Zwar handelt es sich schon um ein "amtliches Dokument", trotzdem bist du offiziell längst noch nicht tot.


    Zitat

    "Totgesagte leben doppelt so lang"

    Fast richtig, weil:

    So lange der Todesfall nicht auch der Kommune gemeldet und dort dokumentiert wird, so lange giltst du weiterhin als lebend.

    Für deine Hinterbliebenen kann das von Vorteil sein, weil sie weiterhin auf dein Bankkonto zugreifen können. Deine Beerdigung muss ja auch bezahlt werden können und man kann nicht alles per Überweisung bezahlen.



    Deine Hinterbliebenen gehen mit der ärztlichen Bescheinigung zum Standesamt

    Dort wird dein Tod dokumentiert und eine Sterbeurkunde wird ausgefertigt.


    Jetzt kommt aber auch heraus, unter welchem Namen du einmal geboren wurdest, weil für die Sterbeurkunde der Name aus der Geburtsurkunde genommen wird - und nicht der auf deinem Ausweis.


    Vielleicht fliegt jetzt auch eine lebenslange Schummelei auf?

    Wenn du das hier liest, während du noch lebst, wirst du vielleicht grinsen wollen. Für deine Hinterbliebenen wird das dann aber zu einem Problem werden, weil sie jetzt ja mit einem "falschen Namen" alles regeln sollen.

    Sorg deshalb rechtzeitig vor, damit du Ihnen, zusätzlich zu ihrer Trauer um dich, nicht auch noch diese Probleme bereitest.


    Ansonsten hoffen wir, dass du ein glückliches Leben gehabt haben wirst und du allen, die dich kannten, in guter Erinnerung verbleiben wirst.

    In ihren Erinnerungen wirst du auch weiter leben.