Linux in Schulen

  • Bei der Entscheidung spielen verschiedene Gründe eine Rolle:

    1. Schulen sind dazu verpflichtet, die Schüler auf den Beruf und die Zukunft vorzubereiten


    Das ist ja eigentlich ein Argument PRO Linux.
    - Ein universelleres Betriebssystem
    - höhere Performance
    - ausbaufähig (Kenntnisse vorausgesetzt)
    - anpassungsfähig (Kenntnisse vorausgesetzt)


    KONTRA Linux
    - Die Vorbereitung auf den Beruf bedingt auch, dass der Schüler auf die Arbeitswelt und die dort genutzten technischen Möglichkeiten vorbereitet wird. Linux ist kaum verbreitet.

    2. Beim Großteil der Eltern ist maximal ein PC mit Windows vorhanden

    Damit ein Schüler den Umgang mit einem System lernt, muss er auch damit üben können. Die paar Schulstunden am Tag genügen oft nicht einmal für die Standardlerninhalte.

    3. Es fehlen Vorgaben/Richtlinien um eine ganz bestimmte Distribution für alle Schulen zu Unterrichtszwecken auszuwählen

    Die Linux-Welt ist gesplittet in "Kommandozeilen-Fans" und "Normal-User", die es möglichst einfach und bequem haben wollen


    4. Es fehlen versierte Lehrkörper für Linux-Unterricht
    Die Ausbildung von neuen Linux-Lehrern beansprucht Zeit. Ein "Linux-Lehrer" müsste sowohl das Fachwissen für Codeänderungen als auch für den Umgang mit einfachen "Klick-Linuxes" haben.


    5. Es fehlen die Gelder für zusätzliche Rechner oder Neuadministration aller vorhandenen Schulrechner
    Da die Schulen jetzt schon kaum die nötige Anzahl an Rechnern für einen regulären Unterricht in EDV haben, ist eine Neuanschaffung eigentlich nicht möglich. Die bisher eingesetzten Systeme sind (in Rechnerentwicklungszeit gemessen) schon Dinosaurier.


    Um allen Schülern die gleichen Bildungsmöglichkeiten zu geben, müssten auch alle Systeme im gleichen Zeitraum umgestellt werden.
    Da aber viele Schulen keine Server haben, sondern mit Einzelplatzrechnern arbeiten, würde die Umstellung sehr viel Zeit kosten.
    Der längste zur Verfügung stehende Zeitraum sind aber die 6 Wochen Sommerferien im Jahr.
    Zu wenig Zeit für einzelne Admins um alle Systeme einer Schule zu ändern. Admins kosten aber Geld.

    6. Die Schüler müssten zweigleisig ausgebildet werden

    Einerseits für die aktuelle Technologie bei den Firmen (Windows) und andererseits für zukünftige Technologieänderungen (Linux).
    Hierzu fehlen wieder die nötigen Unterrichtseinheiten

    7. und Wichtigstes Argument: Eine Bundesländer übergreifende Bildungspolitik muss her

    Da jedes Bundesland innerhalb von Grundschule, Sek I+II, ABS und BBS immer noch seine eigenen Vorgaben machen kann. müsste für den Bereich Datentechnik eine bundesweite Vorgaben geschaffen werden.


    Aus diesen Gründen wird Linux aktuell nur selten in den normalen Unterrichtsplänen erwähnt.

  • Wie ist denn der aktuelle Stand ?


    Zunächst einmal ein paar Zahlen, damit man nachvollziehen kann, um welche Summen es geht:
    (Zahlen Jahr 2006 Quelle:BMBF http://www.schule.bayern.de/te…ausstattung_2006-bmbf.pdf )
    Deutschland hat
    - über 31.000 Schulen
    - über 11,5 Millionen Schüler


    In den Grundschulen teilten sich 12 Schüler einen PC
    In Sek I + II waren es 11 Schüler pro PC
    In BBS waren es 9 Schüler pro PC
    Das Ziel der EU-Kommission von 15 Schüler pro PC wird also gewährleistet
    (ABS = Allgemeinbildende Schulen werden nicht erwähnt)


    Insgesamt haben die deutschen Schulsysteme 1.075.393 Computer gehabt.
    Mit diesen offiziellen Zahlen aus dem Jahr 2006 werde ich in der Folge nun rechnen.

  • Im Bundesdurchschnitt hat jede Schule also rund 34 Rechner.
    Und wieder im Durchschnitt hat jede Schule 370 Schüler
    Die "PC-Versorgung" beträgt also gerade mal 9 % auf den Durchschnitt gerechnet.


    Viel zu wenig Rechner um die Schüler wirklich effektiv auf den "Technikweg" zu bringen.


    Nimmt man durchweg einen Tages-Schulstunden-Satz von 5 Schulstunden an, so stehen 35 Schulstunden pro Woche zur Verfügung um 370 Schüler auszubilden.


    Eine Schule "könnte" also pro Woche 10 Unterrichtsstunden pro Schüler erteilen.
    Das deutsche Schulsystem ist aber nicht auf Variabilität ausgelegt. Man kann auch nicht verschiedene Altersgruppen in einer Unterrichtsstunde "zusammenwürfeln".


    So können eben maximal 2 Klassen parallel unterrichtet werden.
    Pro Tag sind das dann 5 Parallelunterrichte .. eine Schule hat jedoch bis zu 6 Parallelklassen (Jahrgangsstufen 5-10) a/b/c.. das sind dann 18 Klassen.
    18 : 2 = 9


    35 Schulstunden/Woche : 9 EDV-Einheiten = rund 3,8 Unterrichtseinheiten .. also 3
    3 Stunden EDV-Computerunterricht pro Woche à 45 Minuten = 135 Minuten oder rund 2 Zeitstunden
    Dafür sind dann aber 2 volle Lehrerplätze nötig.


    2 Stunden pro Woche .. wie lange mag es da dauern, bis jemand einen Computer beherrscht, wenn er zuhause einen völlig anderen hat ?
    Für 2 Wochenstunden pro Schüler (=8 pro Monat) sind aber 2 Lehrkräfte nötig, die ca. brutto je 3.500 Euro kosten.


    Der Unterricht ist jetzt schon (im Durchschnitt gesehen) kaum effektiv.
    Und Schuld daran ist, dass "Computer" als eigenes Fach erteilt werden muss .. weil die Schulen zu wenig Geräte haben.


    Hätte jeder Schüler einen Rechner vor sich stehen, könnte man mehr lehren weil man den Rechner in fast jede Unterrichtseinheit einbeziehen könnte.


    Ganz klar:
    Eine der Ursachen ist die mangelde technische Ausstattung. Die Schulen können nicht viel komplett Neues lehren, sondern müssen darauf abzielen, dass die Hauptkenntnisse zuhause erworben werden... eben an vorhandenen Windowssystemen.

  • Wie kommt man denn wohl aus dem Dilemma raus ?


    Alternative 1
    Die Schulen schaffen zusätzlich rund 11,5 Millionen Rechner an.
    Das ist jedoch völlig illusorisch. Diese Rechner müssten alle exakt baugleich sein um späteren Support/Aufrüstung normieren zu können.
    So etwas schaffen nicht einmal Großkonzerne und die Vorlaufzeit wäre viel zu hoch.


    Zusätzlich muss man mit extremen Kosten rechnen (Netbooks scheiden wegen Diebstahlgefahr aus und sind auch nicht zukuftssicher/erweiterbar)
    Ich rechne also einfach mal mit rund 600 Euro pro Rechner inkl. Monitor.
    6,9 Milliarden Euro für Hardware ohne Einrichtung . Verglichen mit der Bankenkrise ein Klacks aber für den Bereich Bildung ein nicht aufzubringender Kostenfaktor.


    Bleibt also Alternative 2


    Phase 1
    Es wird ein überregionales EDU-Linux (EDU steht für Education = Unterricht/Lehr-Linux) für den deutschen Sprachraum entwickelt
    An den deutschen Hochschulen sind "Daten-Koryphäen" im Lehramt tätig, die einen Teil ihrer Pflichtarbeitszeit der Entwicklung des EDU Linux widmen können/müssen.
    Es muss ja nicht komplett neu entwickelt werden. Man kann/muss auch auf auf schon vorhandene Codes zurückgreifen um mit dem EDU-Linux eine Grundlage für alle Linux-Distris schaffen zu können.


    Da Schulen und Hochschulen in einem besonderen Datennetz integriert sind, können die zuständigen Entwickler direkt zusammenarbeiten, was die Entwicklung noch mehr beschleunigt als die der normalen Linux-Distris.
    Diese Entwickler arbeiten auch in der Folge an Weiterentwicklungen.


    Da das EDU für den gesamten deutschen Sprachraum entwickelt wird, ist auch eine Zusammenarbeit mit Fachleuten aus CH und A denkbar.


    Phase 2
    Die Handhabung des EDU fließt in die Lehrkörperausbildung aller Schulsysteme mit ein. Bereits tätige Lehrkörper werden in der Anwendung geschult.
    Parallel dazu wird ein Unterrichtswerk erstellt, das für alle Schulen bindend ist.


    Phase 3
    Die EDU wird an alle Schüler auf Datenträger verteilt.
    Das Besondere der Distri MUSS sein, dass sie sich nur parallel zu vorhandenen Systemen installiert, damit die Besitzer ihr eigenes System weiterhin nutzen können.


    Phase 4
    Die Schulrechner bekommen das EDU installiert. Die Systeme werden so konfiguriert, dass keine Änderungen nötig/möglich sind. Die Updates werden automatisch von Uni-Servern bereitgestellt und abgerufen.


    Für die Installation und Einrichtung werden identische Datenträger vorbereitet, damit überall identische Arbeiten nötig sind.
    Für die Installation und Einrichtung kommt jetzt die Vorarbeit aus Phase 2 zugute. Die Installation wird durch die Lehrkörper durchgeführt.


    Noch vorhandene Windowssoftware wird gesondert in einer VirtualBox installiert und kann somit weiterhin unterrichtet werden.


    Phase 5
    Der Unterricht beginnt. Das für die Wirtschaft nötige Windows kann genauso gut unterrichtet werden wie das zukunftsträchtige Linux.
    Jeder Schüler hat das gleiche Linux wie in der Schule und kann daran lernen und damit üben.
    Updates für Schüler werden in der Schule jeweils auf CD/DVD gebrannt und kostenlos verteilt.


    Phase 6
    Eine neue Generation von Computer-Usern entsteht:
    Sie können mit den alten Windows-Systemen genauso gut umgehen wie mit allen Arten von Linux-Systemen.


    Linux-Zukunfts-Vision
    Durch diese Massenverbeitung wird Linux nach und nach auch in der Wirtschaft eingesetzt (auch die Schüler werden mal Manager), die dann etwas unabhängiger von Großkonzernen wie Microsoft wird.
    Die Masse an ausgebildeten Linux PLUS Windows-Kennern sorgt dafür, dass bei der Umstellung in der Wirtschaft nur die reinen Kosten für die Dauer der Umstellung anfallen.
    Nachdem die umstellung erfolgt ist, gibt es keine fallenden Produktionskurven durch mangelnd ausgebildete Mitarbeiter und Einweisungs- und Einarbeitungszeiten.


    Kosten sind ja in der Wirtschaft ein Faktor der vorrangig beachtet werden muss. Diese fallen dann kaum mehr an.


    ABER


    Das Ganze ist ein Langzeitplan, beginnend mit der Entwicklung und kostenlosen Massenverbreitung bis hin zur Ausbildung.
    Bis die beabsichtigte Wirkung (Unabhängigkeit von großen Softwareschmieden) sich voll entfalten kann, werden ca. 15-20 Jahre vergehen... so lange dauert es dann leider, bis neue Lehrer ausgebildet sind und ein "i-Dötzchen" voll im Berufsleben steht und auch Einfluss nehmen kann.


    Den "Startschuss" gibt Phase 1.
    Wenn Phase 2 beginnt, beginnt auch mein Zeitstrahl von 15-20 Jahren.
    Ein Projekt also, das kaum mehr die heutigen Generationen von Windows-Usern und Schülern betreffen/beeinflussen wird, sondern erst die folgende Generation.


    Geduld ist also angesagt und zukunftsorientiert denkende Menschen, die sich einig sind.