Außendienst, Vertreter, Handelsreisende, Reisender

  • Für diese Berufe gibt es (noch) keinen Ausbildungsweg.
    Sie können in einem "abhängigen Arbeitsverhältnis" oder als selbstständige Tätigkeit" (entsprechend HGB ein eigenes Gewerbe) ausgeübt werden.


    Arbeitsbedingungen:
    Reisen gehört zum Beruf und das bei jedem Wetter. Übernachtungen in Hotels und Gaststätten sind kein Urlaub, sondern normaler Arbeitsalltag (je nach dem wie groß das zu betreuende gebiet ist)
    In der Regel übernimmt ein "Reisender" ein gewissen Betreuungsgebiet oder einen bestimmten Kundenstamm.


    Aufgaben:
    Das Ziel des Reisenden ist die Kundenbetreuung und die Förderung des Umsatzes.
    Er stellt seinen Kunden neue Artikel vor, versucht eventuell auftauchende Probleme zu lösen oder gibt seinen Kunden Tipps/Empfehlungen, wie sie ihren Umsatz steigern könnenWenn der Kunde "Umsatz macht", hat auch der Reisende seinen Anteil davon .. weil der Kunde ja bei ihm nachbestellt.
    Ein "guter Außendienstler" kennt nicht nur seine Angebotspalette, sondern auch die wirtschaftlichen Bedürfnisse seines Kunden.
    Je besser er auf den Kunden eingehen kann, desto mehr könnenn beide voneinander profitieren.


    Der Beruf des Reisenden ist ein Serviceberuf bei dem es auf Fachwissen, Einfühlungsvermögen und auch auf Vertrauen ankommt. Selbstverständlich spielt auch das Auftreten und Charme eine nicht zu vernachlässigende Rolle.


    Bezahlung:
    Hierbei gibt es viele Variationen


    - Reines Festgehalt
    Der Außendienstler fährt in festen Zeitabständen seine Kunden an. Präsentation von Neuheiten , Marktbeobachtung, Hilfestellungen um den Kundenumsatz zu fördern... das sind seine Aufgaben. Sein vorrangiges ziel ist die Kundenbetreuung, die dann wieder dazu führt, dass der Kunde vorrangig bei der Firma des Außendienstlers bestellt. Schließlich hat diese Firma ihm ja den Betreuer geschickt, der ihm mit Rat und tat hilft und zu dem man Vertrauen haben kann.


    - kleines Fixum und Provision
    Ein kleines Festgehalt, das dafür sorgt, dass der Reisende gerade genügend zum Leben hat .. aber nicht mehr. Seinen "wirklichen Verdienst" muss der Reisende durch sein Verkaufstalent erwirtschaften.
    Dieses System hat sich bei angestellten Reisenden durchgesetzt, da es sie zwingt möglichst viel zu verkaufen um wenigstens ein normales Leben führen zu können.


    - reine Provision
    Die Provisionsquoten sind recht hoch, dafür gibt es aber auch kein Geld wenn mal keine Umsätze getätigt werden.
    Hier haben wir also schon einen "freien Handelsvertreter" vor uns.
    Für ihn gibt es "Sekt oder Selters". Er lebt allein von seinen Umsätzen. Wenn die Zeiten schlecht sind, bekommt er wenig Geld und kann dafür in guten Zeiten "was auf die Seite legen".


    Ein freier Handelsvertreter arbeitet nicht nur für eine Firma. Er hat in der Regel die Handelsvertretungen für mehrere Firmen übernommen, damit er saisonal auftretende Minderumsätze durch andere Vertretungen wieder auffangen kann, die zeitgleich besser laufen.
    Er ist sein eigener Chef und nur die Werksverträge verpflichten ihn zu etwas.


    Soziales Umfeld:
    Ein "Vertreter" verliert bei einem größeren Vertriebsgebiet auf lange Sicht fast alle sozialen Kontakte ... oder er baut sich in jedem Teil seines Gebiets parallel soziale Kontakte auf, um überall "heimisch" zu sein.
    Die Geschichten von Vertretern, die in verschiedenen Städten mehrere Familien haben, sind zwar oft übertrieben, entsprechen aber oft genug der Realität. Man muss schließlich einen Ort haben, wo man sich zuhause fühlen kann.
    In den Geschichten sind es Familien ... in der Realität sind es Beziehungen und andere soziale Kontakte.


    Die Alternative besteht in einer Vereinsamung ... und oft genug endet sie auch in Suchtproblemen.
    Ein "Vertreter" ist also entweder ein eingefleischter Einzelgänger oder er wird auf Dauer diesen Beruf nicht lange ausüben (wollen)

    Die Freiheit der Selbstbestimmung:

    Genau DAS ist es, was die Meisten an diesem Beruf fasziniert. Es ist wirklich so.
    Der Reisende plant seine Touren eigenverantwortlich. Er weiß immer wann die beste Zeit ist, bei seinen diversen Kunden zu erscheinen.
    Auch angestellte Reisende haben in der Regel diese Freiheit und trotz aller modernen technischen Möglichkeiten .... eine wirkliche Kontrolle gibt es nicht.


    Die Termine stehen fest .. aber zwischen den Terminen ist der Vertreter "sein eigener Herr". Wenn er seine Termine effektiv geplant hat und sie auch erfolgreich "absolvieren" kann - dann bleibt ihm immer die Entscheidung wann und wo er mal eine Pause einlegt. Mal eben 1/2 Stunde Pause "außer der Reihe" ? Kein Problem. Es ist ja kein Chef da, der ihn durchgehend beobachtet.
    Wenn die Pausen aber zu lange waren ... dann muss er auch sehen, wie er die Zeit wieder hereinholt um die Termine einzuhalten.
    Er hat zwar völlige Freiheit, muss aber auch selbst dafür sorgen, dass er immer pünktlich zu vereinbartenTterminen erscheint.


    Ein nicht vorher geahnter Stau oderr Unfall ... und die verlorene Zeit kann ihn bares Geld kosten ... und auch wenn es wieder mal das "Knöllchen" für zu schnelles Fahren ist :D


    Natürlich ist dieser Beruf nichts für Menschen, die ungern selbst Verantwortung übernehmen oder sich lieber nach bestimmten Vorgaben richten oder gerne in Routine leben.
    Routine gibt es nicht. Jeder Tag, jede Stunde ist anders ... aber genau das macht diesen Beruf auch wieder interessant.
    Nachteil: natürlich gibt es auch keine festen Pausenzeiten oder Feierabend. Das kann schnell auch an die gesundheitliche Substanz gehen .. aber was ein "echter Reisender" ist ... der läuft auch nicht wegen jedem Wehwehchen zum Arzt .. denn die zeit hat er sowieso nicht (eingeplant) ;)


    Was bedeuten denn eigentlich die Begriffe ?


    Außendienstler
    Er dient seiner Firma außerhalb der Firma und repräsentiert sie.


    Vertreter
    Er handlelt für seine Firma und vertrittt sie nach Außen hin und tritt in ihrem Namen auf.

    Handelsvertreter

    Er hat diverse Handelsvertretungen, deren Produkte er offeriert

    Handlungsreisender

    Er handelt auf Reisen mit Waren, die er zuvor eingekauft hat.. sozusagen eine "Company on tour /Firma auf Reisen"


    Reisender
    Er bietet keine Waren an, sondern eher diverse Dienstleistungen. Hier sind z.B. Zeitungsabonoments oder Finanzdienstleistungen zu nennen. Er verdient sein Geld vorrangig mit dem Abschließen von Verträgen. Hierfür bekommt er oft eine entsprechende Abschlussgebühr pro Vertrag. Diese ist vorher fest vereinbart und basiert nicht auf einer prozentualen Beteiligung am Umsatz/Erlös.


    Klinkenputzer ???
    Tja ... diesen Begriff gibt es nur im Volksmund. Er entstand zu einer Zeit, als Verteter noch einfach an der Haustür klingelten und den Bewohnern ihre Waren vorführten, anboten und verkauften.


    Erklärungsversuch:
    Man nahm dabei so oft Türklinken in die Hand, dass es fast schon einem Putzen von Klinken nahe kam.
    Alternative Erklärung:
    Wenn viele Verteter kamen, glänzten die Türklinken vom häufigen Benutzen, Reiben und Wischen so, als wenn sie frisch geputzt worden wären.... tja und wer die Klinken so "wienerte", der wurde eben "Klinkenputzer" genannt. ;)


    Wer einen Außendienstler als "Klinkenputzer" tituliert, der beleidigt ihn vorsätzlich; denn der heutige Außendienst hat nichts mehr zu tun mit den ursprünglichen "Klinkenputzern"