schlechte Zeitarbeitsfirmen

  • Vorweg gesagt:
    Die folgenden Erlebnisse haben sich alle bei einer einzigen Zeitarbeitsfirma zugetragen. Namen sind frei erfunden und dienen nur dazu die Situation zu schildern.
    Die Schilderungen sollen nur verdeutlichen, womit ein Zeitarbeiter im schlimmsten Fall rechnen kann/muss.


    Die Verträge:
    Zunächst gibt es nur eine Vereinbarung über 2 Probearbeitstage. In dieser Vereinbarung ist erwähnt, dass sie nicht bezahlt werden.
    Es gibt kein Duplikat für den Arbeitnehmer

    Die PSA (persönliche Schutzausrüstung)
    besteht aus einem Paar Sicherheitsstiefeln und einer Billig-Latzhose, die sich schon ab der ersten Wäsche immer weiter verkleinern wird. Nach einigen Monaten wird diese (anfangs zu große) Hose so weit eingelaufen sein, dass die Beine nur noch 3/4 lang sind.
    Es besteht die Pflicht, diese "PSA" zu tragen.
    Auch über diese PSA gibt es einen extra Überlassungsvertrag, der den Arbeitnehmer verpflichtet, bei vorzeitigem Ausscheiden den Wert zu erstatten.
    Erneut kein Duplikat für den Arbeitnehmer.


    Diese relativ untaugliche "Schutzausrüstung" wird auf Jahre hinaus das Einzige sein, was die Zeitarbeitsfirma an Werkzeug oder Ausrüstung zur Verfügung stellt.
    Nach einem Jahr wird sie freiwillig eine neue Latzhose herausgeben und nach 2 Jahren ein neues Paar Sicherheitsstiefel.

    Den eigentlichen Arbeitsvertrag

    gibt es dann erst nach den 2 Probearbeitstagen. Fairerweise wird dieser zurückdatiert, so dass die Probearbeitstage im Nachhinein doch bezahlt werden.
    Im Arbeitsvertrag ist geregelt, dass sich der Arbeitnehmer - wenn er Freizeit aus dem Zeitkonto erhält - 2 Mal täglich um 9 und 16 Uhr persönlich bei der Zeitarbeitsfirma melden muss.


    Die Belehrung zur Arbeitssicherheit
    Sie besteht einfach aus dem Fragebogen. "Füllen Sie das mal aus".
    Am Ende werden gemachte Fehler angekreidet und hinzugefügt, dass eine 15-Minuten-Einweisung/Aufklärung erfolgt ist.


    Ein Punkt wird beim nächsten Mal erneut auftauchen:
    "Soll man Schnittwunden sofort mit einem Pflaster abdecken, damit sie sich nicht entzünden ?"
    Meine Antwort war "Ja" - Das war falsch
    Beim nächsten Mal beantwortete ich die gleiche Frage mit "Nein" (man ist ja gelehrig und lernt aus seinen Fehlern)
    Diesmal ist "Nein" falsch.


    Nach 4 Arbeitstagen muss unbezahlter Urlaub genommen werden.
    "sonst müssen wir Sie bereits in der Probezeit wieder entlassen weil keine Arbeit da ist"
    Da diese Forderung offiziell nicht gestellt werden kann, darf man sich jetzt eine Lüge einfallen lassen, warum man dringend unbezahlten Urlaub benötigt.
    Erneut keine Kopie.


    Interne Anweisungen
    "Sie dürfen nur 10 Stunden am Tag in den Stundennachweis eintragen. Weitere Stunden müssen auf den nächsten Arbeitstag geschrieben werden"
    Diese Vorschrift führte dann dazu, dass man auch Samstags Stunden hatte - oder sogar schon in der Folgewoche eintragen musste... während die eigentliche Woche noch nicht herum war.
    13-Stunden-Tage waren keine Seltenheit.


    Überstundenbezahlung
    Als Überstunden galten nur die Zeiten, die über den vertraglichen Tagesstunden und der vertraglichen Monatsarbeitszeit lagen - nachdem diverse Stunden auf das Zeitkonto gebucht waren.
    Die Stunden aus dem Zeitkonto wurden 1:1 gebucht und ausgebucht. Darauf gebuchte Überstunden wurden nicht als solche gewertet und bezahlt.
    Feiertagszuschläge wurden nicht bezahlt.


    Fahrtkostenerstattung
    Angeblich wurde mit einer speziellen Internetseite bzw. Software gearbeitet um die Entfernung zu ermitteln.
    Differenzen von 5-10 km zur Realität waren die Regel.
    Die ersten 15 km wurden sowieso nicht bezahlt.


    Sehr auffällig war es einmal als 2 Einsatzorte "hintereinander" lagen.
    Arbeitsort 1 war angeblich 29 km entfernt. Um Arbeitsort 2 zu erreichen musste man durch Arbeitsort 1 fahren - trotzdem war die Strecke angeblich 4 km kürzer.


    Selbst mit eine Helikopter und Luftlinie wäre es nicht möglich gewesen, solche Fahrtstreckenverkürzungen zu errechnen. Einwände ? Vergeblich.


    Im Laufe der nächsten Jahre stellt sich heraus, dass immer wieder neue Werkzeuge und Schutzmaßnahmen nötig sind.


    Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz


    Qualitätsprüfung von Weinflaschen:
    Die kleinen Aufreißlaschen schneiden in die Hände. Bis zu 20.000 Mal am Tag. Weder Zeitarbeitsfirma noch Entleihunternehmen stellen Handschuhe zur Verfügung.

    Machinenentwicklungsabteilung von Lebensmittelabfüllmaschinen:

    Aufgabenbeschreibung: "Sie schneiden Getränkekartons auf"


    Umgang mit hochgefährlichen Stoffen, Säuren, Laugen.
    Es erfolgen vorab keine Sicherheitsbelehrungen über diese Stoffe und was im Notfall zu tun ist. Es bleibt allein dem ZA vorbehalten, sich um Weiterbildung und damit verbundenem Selbsthilfemaßnahmen zu kümmern und zu informieren.


    Gehörschädigender Lärm
    Der Entleihbetrieb hält kurzfristig nutzbare Einmalstöpsel bereit. Dauerhafte Gehörschutzmaßnahmen stehen nicht für ZA bereit


    Mischung und Abfüllung von Anorganika aller Art:
    Arbeitsbeschreibung: "Sie spülen leere Plastikfässer aus. Etwas höhere Lärmbelastung"


    Diese Arbeitsbeschreibung passte nicht. Man durfte sich als "Abfüller" betätigen.
    Erst nach 2 Tagen ungeschütztem Arbeiten erhält man vom Entleihbetrieb Gummischürze, Chemieschutzhandschuhe und Gesichtsvollschutz. Atemschutzmaske wird nur auf nachdrückliches Verlangen ausgehändigt.


    Während der nächsten Zeit wird man in direktem Kontakt mit hochgiftigen Stoffen im Mischbereich in Kontakt kommen. Stoffe bei denen Hautkontakt oder Einatmen tödlich ist.
    Eine Mischfehler wird Säuredämpfe in den Abfüllbereich leiten, in dem normalerweise keine gasförmigen toxischen Substanzen vorkommen sollten. Ohne Atemschutzmaske hätte dieser Fehler für Lungenverätzungen gesorgt.


    Mit reiner Körperkraft und ohne Hilfsmittel müssen Fässer mit bis zu 280 Kg Füllgewicht auf Paletten gestemmt oder umsortiert werden.
    Hochregale mit 5 Etagen müssen mit einer defekten Leiter erklommen werden. Aus diesen Regalen müssen bis zu 30 kg schwere Behälter liegend herausgezogen werden um sie dann an der Leiter herunter zu schaffen.


    Nachdem die schadhafte Leiter gemeldet wird, muss man sie zum Tausch geben - und darf dann die restliche Zeit die gleichen Arbeiten ganz ohne Leiter ausführen.
    Ungesichert die Regale hinauf- und mit Last hinunter klettern.


    Lärmschutzbau
    Arbeitsbeschreibung: "Sie stopfen Kassetten"


    Im Gegensatz zur Arbeitsbeschreibung bestehen die Hauptaufgaben aus reinen Metallarbeiten: Schneiden, Abkanten, Schweissen, Nieten von Stahlblechen mit bis zu 5mm Stärke.
    Zum Stopfen wird Mineralwolle benutzt. Die Staubbelastung in der Luft ist extrem hoch. Staubschutzmasken gibt es nicht.
    Der Entleihbetrieb stellt Schweißerhandschuhe zur Verfügung (Haltbarkeit max. 2 Stunden beim Stopfen)
    Besonders verstärkte Schutzkleidung gibt es weder von der Zeitarbeitsfirma noch vom Entleihbetrieb.
    Die Latzhose ist längst zerschnitten, man erhält jedoch keinerlei Ersatz.

    Montagearbeiten in der Höhe

    Es gibt keinerlei Absturzsicherung. Ein 80 kg-Schallschutzelement trägt man viele Treppen hinauf um es dann auf einem schmalen T-Träger vor sich herzuschieben - immer im Balance haltend um nicht inklusive dem Element aus der Höhe abzustürzen.
    Es wird verlangt, dass man inklusive Arbeitsmaterial von einer wackeligen Scherenbühne über 1 Meter freien Raum auf den Träger springt.Höhe ca. 8 Meter. Anlauf Null. Gewicht Arbeitsmaterial 20 Kg.
    Unter Androhung körperlicher Gewalt wird man gezwungen, alleine die Ladung eines kompletten LKW per Hand in den Montagebereich zu schaffen, während das normale Personal Pause macht.


    Facheinsatz im Bürobereich
    Arbeitsbeschreibung: "Am Empfang"


    Tatsächlich bestanden die Aufgaben aus Buchhaltung, Büroorganisation, Verwaltung, Netzwerkaufbau und Administration, Einrichten und Anpassen von Software und Mitarbeiterplanung.


    Während der ersten 3 Tage musste aber gleichzeitig noch eine Nachtschicht in einer Druckerei geschoben werden.
    Schichtzeit: 22-6 Uhr Fahrtzeit: jeweils 1 Stunde
    Bürozeit: 8 - 17 Uhr Fahrtzeit: jeweils 1/2 Stunde


    7:30 Uhr - 17:30 Uhr Büro
    21 - 7 Uhr Schicht in Druckerei
    Gesamte Freizeit innerhalb von 24 Stunden: 4 Stunden für Schlafen, Essen, Hygiene, Umziehen
    Eindeutiger Verstoß gegen Arbeitszeitgesetze.


    Nach einigen Monaten bahnten sich Einstellungsgespräche mit der Entleihfirma an. Nachdem dieses bekannt wurde, wurde der Einsatz telefonisch abrupt abgebrochen.
    Anruf 12 Uhr: "Packen Sie Ihre Sachen bei der Firma und melden Sie sich um 15 Uhr bei mir im Büro. Der Einsatz ist beendet"
    Von dieser Beendigung war dem Entleibetrieb nichts bekannt. Die, durch den befohlenen frühzeitigen "Feierabend", fehlenden Arbeitsstunden gehen zu Lasten des ZA.


    Solche abrupten Einsatzabbrüche gab es immer wieder - immer wenn man sich relativ gut mit dem Personalchef verstand und sich Gedanken über eine Festeinstellung gemacht wurde.


    Die nächsten Monate verbrachte man zuhause währenddessen man sich zweimal täglich im Büro melden musste.
    Das war dann das Abfeiern des Zeitkontos und der "Urlaub".
    Es bestand immer noch der volle Urlaubsanspruch der letzten 1,5 Jahre, da jeder Urlaub bereits nach 1 Tag abgebrochen werden musste, weil ein "dringender Einsatz" nötig war.


    Abfüllen von Organika
    Der gleiche Betrieb wie bei der Abfüllung von Anorganika.
    Unter solchen Arbeitsumständen wollte ich nicht erneut arbeiten. Ich hatte bereits schwere Gesundheitsschäden davon getragen und fragte nach einer anderen Möglichkeit.
    "Entweder Sie machen den Job oder Sie bekommen die Kündigung"


    Danach folgte die Arbeitsbeschreibung:
    "Sie füllen Öldosen um"


    Nicht gesagt wurde, dass es in einer ungeheizten Halle geschah, bei der die Innentemperatur im Maximum bei 5 °C lag. Keinerlei Schutzkleidung, keine Möglichkeit sich was Warmes zu Trinken zu machen.
    Es gab keine Möglichkeit, die Hände zu waschen und keinerlei Toiletten.
    Arbeitszeit: 6 - 17/18 Uhr
    Diese Zustände herrschten monatelang. Die private Kleidung hing längst ölgetränkt in der Firma. Die Entleihfirma gab als einziges Arbeitsschutzmittel 1x die Woche ein paar billige 1-Euro-Arbeitshandschuhe, die sich natürlich schon innerhalb von 1/2 Stunde wieder mit Öl vollsogen, weil sie dafür nicht geeignet und gedacht waren.
    Bei den Temperaturen wirkten sie dann wie zusätzliche Cool-Packs: Nasse Handschuhe in Kühlschranktemperatur-Umgebung.


    Hier erfolgte die "Abberufung" dann an einem Tag 1 Stunde nach Feierabend. Es war uninteressant , dass man jegliche Arbeitskleidung in der Firma dort hatte.
    Am nächsten Tag musste man um 6 Uhr eine neue Arbeitsstelle antreten


    Kunststoffherstellung
    Arbeitsbeschreibung: "Sie packen Tüten von einem Band ab."


    Unerwähnt blieb, dass es sich nicht um übliche "Tüten" handelt, sondern dass man es mit "Tüten" bis zu 2,50 Meter Länge zu tun haben würde. Gewicht pro Stück: bis zu 20 Kg.
    Arbeitsablauf:
    Tüten Stück für Stück zusammenziehen (über ein gummiertes Band, das rutschhemmend wirkte) bis 10 Stück exakt identisch übereinander liegen.
    Bei jeder Tüte muss versucht werden, die Schweissnaht auseinander zu reissen, um festzustellen ob die Verschweissung ordnungsgemäß erfolgt ist.
    Nachdem die Tüten gestapelt sind, müssen sie nach einem gewissen Schema gefaltet und dann auf Palette gepackt werden.
    Plastiktüten sind extrem rutschig wenn man sie gebündelt hat.
    Zusätzlich, dass man beim Heben und Ziehen Kraft aufwenden muss, müssen auch die Hände und Finger immer wieder in einer ganz bestimmten Stellung verbleiben und Druck ausüben.


    Antirutschahndschuhe werden von keinem gestellt.


    Die spezielle Fingerhaltung und die immergleiche Belastung führt nach einiger Zeit zu einer Sehnenscheidenentzündung. Nicht lange genug ausgeheilt und weiterhin die gleiche Arbeitssituation, wird sie später chronisch.


    Weiterhin unerwähnt blieb, dass man sowohl Maschinenführer, Servicetechniker als auch Kunststoffexperte sein und spezielle Schneidwerkzeuge benötigen musste.
    Die Fähigkeiten wurden nicht vermittelt und sowohl Entleihfirma als auch Zeitarbeitsfirma schoben sich die Werkzeug-Aushändigungspflicht gegenseitig zu.
    Auch hier musste der ZA von seinem eigenen Geld diverse Spezialwerkzeuge kaufen.


    Zusätzlich wurde im Lauf der Zeit, der Arbeitsdruck immer höher geschraubt.
    Anfänglich eine Maschine mit 400 Tüten am Tag.. später dann 4 Maschinen mit jeweils 2.500 Stück am Tag parallel bedienen, reparieren und prüfen/abpacken.
    Nur wenn man die Schweissmaschinen morgens in einem gewissen Abstand nacheinander startete, konnte man alle Maschinen gleichzeitig bedienen.
    Im Idealfall hatte man dann pro Maschine 30 Sekunden um die Tüten zu prüfen, übereinander zu ziehen, zu falten, abzupacken und einzupacken.


    Parallel dazu sank die Zahl der Mitarbeiter immer weiter und am Schichtende galt nur die Maschinenzeit und ordnungsgemäß hergestellten Stückzahlen als Kriterium, dass man auch gearbeitet hatte.
    Fehlzeiten wegen ausgefallenen Maschinen oder fehlendem Materialnachschub mussten nachgearbeitet werden... nur danach gab es die benötigte Unterschrift auf dem Stundennachweis... der nur die Sollstunden enthalten durfte.


    Arbeitsumgebung:
    flache kleine Halle ca. 3 Meter hoch, vollgestopft mit Produktionsmaschinen, die Hitze und Öl-/Kunststoffdämpfe abgeben.
    Frischluftversorgung nur über eine üblicherweise geschlossene Flügeltür, die zur benachbarten Halle führte in der Dieselstapler im Einsatz waren.
    An Tagen mit wenig Luftbewegung war die Produktionshalle gefüllt mit Dieselabgasen und die Arbeiter (fast nur ZA) fielen reihenweise aus. Sie wurden gleich durch neue ZA ersetzt und "wurden nie wieder gesehen"


    Nach der 2. Sehnenscheidenentzündung wurde ein Attest ausgestellt, das besagte, dass die Ursache in der Tätigkeit liegt. Zusätzlich wurde erwähnt, dass sie jetzt chronisch geworden ist und jederzeit wieder auftreten kann.
    Dieses Attest sollte später zum Verhängnis werden, weil es ganz anders ausgelegt wurde.


    Metallurgie
    Arbeitsbeschreibung: "Sie arbeiten an einer Presse, die Breckletts herstellt"


    Arbeitsbedingungen an einer Presse:
    Krebserregende Metallstäube, die nicht eingeatmet werden oder anders in den Körper gelangen dürfen.
    Die Stäube dringen durch die dichtesten Stoffe und lagern sich auf der Haut ab.
    Entfernung ist nur durch 5%ige Essigsäure möglich mit dem der komplette Körper abgespült werden muss, bevor man normal duschen darf/kann.


    Innentemperatur + 35-45 °C, höchste Explosionsgefahr durch elektronische Geräte aller Art . daher auch völliges Handyverbot.
    Essen und Trinken nur in einem anderen Gebäude erlaubt - in der einzigen Pause nach 4 Arbeitsstunden.


    Arbeitsbedingungen an der Handabfüllung:
    In einem großen Trichter befinden sich 2-3 to. Metall-Salz-Gemischt. Durch einen einfachen Hebel muss dieses Gemisch dosiert in 5 Kg-Mengen abgefüllt werden.
    Sobald die Menge erreicht ist, muss der Hebel mit Kraft gegen das von oben drückende Schüttgut gedrückt werden um den Auslass wieder zu schließen.


    Das von der Füllstation herabrieselnde Salz greift selbst rostfreien Edelstahl derart an, dass er nach 3 Tagen völlig verrostet ist.
    Direkter Hautkontakt verursacht leichte Verbrennungen.


    Schutzausrüstung in dieser Firma:
    1 Paar Gummihandschuhe
    2 einfachste Staubschutzmasken pro Tag "wenn Sie meinen, dass Sie so ein Weichei sein müssen".
    An einer Presse ist eine dieser Grobpartikelmasken bereits nach 2 Stunden so dicht, dass man nicht mehr atmen kann.
    Man erhält dann eine weitere Maske. Ist diese nach 2 weiteren Stunden erneut luftundurchlässig, wird jede weitere Maske verweigert. "Sie hatten ihre 2 Masken. Mehr gibt es nicht"


    Sinnlos bei der Zeitarbeitsfirma nach wirkungsvollen Masken (die haben ein extra-Ventil) nachzufragen.
    "Die müssen Ihnen Masken geben" nutzt nichts, wenn man keine bekommt.


    Hier waren die ZA auch nicht höher bewertet als Sklaven oder Tiere. Ist einer "aufgebraucht" holt man sich andere.
    ZA's müssen sowohl die Produktion sicherstellen als auch die schweren Presswerkzeuge reparieren und per Hand wechseln.


    Diese Firma hat in der letzten Zeit fast alle eigenen festen Mitarbeiter entlassen.
    Die aktuelle Situation hat sich nicht geändert... nur... jetzt wissen die ZA's selbst nach mehreren Wochen nicht, dass man die Stäube nicht einfach abduschen kann und Staubschutzmasken werden weder erwähnt noch ausgegeben.
    Sie arbeiten jetzt selbst in den Bereichen, die vorher nur speziell ausgebildete Mitarbeitern vorbehalten waren.
    Der Grund für das Handyverbot wird nicht erwähnt und so tragen die Mitarbeiter aktive Handies mit sich, die im ungünstigsten Fall eine verheerende Staubexplosion auslösen können.


    Ein Brand auf dieser Basis kann nicht von den örtlichen Feuerwehren bekämpft werden und im Haus stehen keine nötigen Löscheinrichtungen bereit.


    Die Situation hat sich gegenüber damals also noch verschärft.
    Man riskiert Gesundheit und Leben aller Mitarbeiter durch fehlende Schutzmaßnahmen und Erklärungen.


    Messebau
    Arbeitsbeschreibung: "Messebaufirma. Das kennen Sie ja"


    Ja, das war bekannt.
    Hier gibt es eigentlich nichts Negatives zu berichten.
    Die üblichen Sicherheitsvorschriften wurden gegeben - daran gehalten hat sich nie einer, weil ... richtet man sich exakt nach allen Vorschriften, so kann man eigentlich die Arbeit nicht erledigen/ausführen.
    Aber das habe ich immer wieder erleben können...
    Man macht etwas wissentlich falsch, weil es teilweise einfach nicht möglich ist, die Vorschriften einzuhalten.


    Beispiel:
    "Sie dürfen den LKW nicht betreten"
    Gleichzeitig ist man aber für eine ordnungsgemäße Ladungsssicherung gesetzlich haftbar. Man muss in einem solchen Fall selbst entscheiden, welche Vorschrift vorrangig zu beachten ist und die andere Anweisung (mit allen verbundenen Risiken) missachten.


    Im Beispiel besteht die sehr hohe Gefahr, dass es bei einer ungesicherten Ladung zum Unfall, Verletzten und Toten kommen kann. Im anderen Fall kann man bei der Ladungssicherung von der LKW-Ladefläche abstürzen und sich verletzen.
    Die Wahl fällt in diesem Fall also leicht:
    Ich kann mich selbst durch Geschicklichkeit, Erfahrung und Hilfsmittel vor dem Absturz bewahren. Auf Verkehrssituationen habe ich aber keinen Einfluss.. also sichere ich (trotz "LKW-Betreten-Verbot") die Ladung pflichtgemäß.
    Stürze ich dabei dann trotz aller Vorsicht ab, habe ich eben ein Problem.. das gehört dann zum Berufsrisiko dazu.


    In dieser Firma konnte ich von den Erfahrungen in den anderen Firmen profitieren.
    Stahl, Beton, Holz, Glas, Lackierung. Die Firma hatte für alle benötigten Bereiche eigene Produktionen in denen man eingesetzt wurde.


    Viele handwerkliche Artikel basieren auf den Erfahrungen aus der Zeitarbeit aber am Meisten in der kollegialen Zusammenarbeit in dieser Firma.
    Arbeite lange mit Schreinern usw. und du bekommst Kniffe und Tricks beigebracht, die in keinem Ausbildungshandbuch stehen.

    Die Kündigung

    Im Laufe der Jahre hatte ich immer wieder neue befristete Verträge bei der Zeitarbeitsfirma bekommen. Mal waren es 9 Monate, dann 3 Monate, dann 6 Monate usw.
    Das Arbeitsamt kannte mich schon, denn eigentlich war ich alle Augenblicke dazu verpflichtet mit arbeitsuchend zu melden (3 Monate vor Ablauf eines befristeten Vertrages)


    Am Ende erwartete ich nun wieder eine Verlängerung meines Vertrages mit der Zeitarbeitsfirma.
    "Nein. Das können wir nicht machen. Durch das Attest hätten wir Sie eigentlich sofort entlassen müssen, weil Sie ja nicht schwer heben dürfen."


    "Im Attest geht es doch um die Sehnenscheidenentzündung, die allein durch die Arbeit in der Kunststoffproduktion hervorgerufen wurde"
    "Nein. Da steht drin, dass Sie nicht schwer heben dürfen und Rückenprobleme haben"


    Tja. Da es sich nicht um eine Kündigung handelte, kann man gegen so eine Lügerei und falsche Auslegung nicht vorgehen.
    Es bleibt eben immer dem Arbeitgeber überlassen, ob er einen Vertrag verlängern will oder nicht.


    Am Ende des Monats kam dann die Abrechnung.
    Wie bereits oft erlebt, war sie falsch.
    Diesmal fehlten aber auch Urlaubsausgleich und Zeitkontostunden - also mehrere Hundert Stunden, die einfach unter den Tisch fallen gelassen wurden.


    Hier genügte jetzt aber der Hinweis auf die Gesetze und Vertragspunkte und die Absicht, sofort das Arbeitsgericht anzurufen, wenn nicht unverzüglich bezahlt und pflichtgemäß ein detailliertes Arbeitszeugnis erstellt würde.



    Fazit

    Dieser Filialleiter einer Zeitarbeitsfirma hat Zeitarbeiter massiv bedroht, zu Urkundenfälschung gezwungen und jegliche Arbeitsschutzgesetze und Pflichten unterlaufen.
    Er war dabei jedoch immer so geschickt, dass es für kein Gespräch Zeugen gibt und dass es keine Duplikate für Arbeitsanweisungen und/oder Sonderverträge gibt.
    Um seinen Job zu behalten, war man einfach gezwungen, bei diesem bösen Spiel mitzumachen.


    Achja ...
    Kurze Zeit später wurde ich von der Messebaufirma angerufen, "ob ich noch frei wäre".
    Nun konnte mein Zeitarbeitsvorgesetzter nicht mehr verhindern, dass ich einen Vertrag mit einem Entleihunternehmen abschließen konnte.
    Es kam zu einem Festvertrag - und da jetzt genügend Zeit vergangen ist, kann die Zeitarbeitsfirma von "meiner Messebaufirma" keinerlei "Übernahmegebühren" mehr verlangen. Es ist alles verjährt. :P



    In meiner damaligen Not habe ich alles mitgemacht, nur um den Job nicht zu verlieren.
    Es hat mir eingebracht, dass ein Rückenwirbel zerrieben ist, mir fast ein Daumen durch eine unachtsam fallende Metallplatte abgetrennt wurde, meine Hände verätzt wurden und ich lange Zeit einen Gehörschaden hatte.
    Eventuelle Spätfolgen von den diversen Dämpfen, Gasen und den krebserregenden Substanzen kann ich nicht absehen.


    Im Nachhinein war es die Sache nicht wert.
    Heute würde ich sofort "die Brocken hinschmeissen" wenn mir wieder so etwas abgepresst werden sollte... und rate es auch jedem Anderen, der in eine ähnliche Situation kommt.


    Der Arbeitgeber hat eine Fürsorgepflicht. Erfüllt er sie nicht ausreichend, besteht immer die Möglichkeit fristlos aus wichtigem Grund zu kündigen. Hier sollte man den Gang zum Arbeitsgericht nicht scheuen und sich auch keinen Drohungen nachgeben.
    Gesetze und Vorschriften sind nicht dazu da, dass man sie einfach wissentlich umgeht und andere zu Gleichem zwingt.

    Nachsatz

    Diese Zeitarbeitsfirma gibt es heute noch und auch die Entleihbetriebe.
    Bevor ich diesen Artikel schrieb, habe ich mich bei den ehemaligen Entleihbetrieben umgesehen und auch dortige ZAs gesprochen.
    Grundsätzlich haben sich die Arbeitsbedingungen nicht geändert.
    Sehr oft haben die Inhaber gewechselt und festes Personal wurde gegen Zeitarbeiter ausgetauscht.



    Mein "ehemaliger Zeitarbeitsvorgesetzter" arbeitet heute nicht mehr bei dieser Firma.
    Es ist auch fraglich, inwiefern eine Hotelausbildung zur Leitung einer Zeitarbeitsfiliale im rein gewerblichen Bereich qualifiziert.
    Dann doch lieber einen "bodenständigen Handwerker", der aber genau weiß und sich informiert, wo er seine Leute hinschickt und was sie dort wirklich erwartet... und notfalls auch einfach mal "Tacheles" mit den Entleihbetrieben redet.
    Besser als ein "Schleimscheisser", der seine Leute ins offene Messer rennen lässt und sie dann noch selbst dafür verantwortlich machen will. :thumbdown: