E-Autos: Zurück in die Postkutschenzeit

  • Vorweg eine Erklärung...
    Zu Zeiten als es noch keine Motoren gab, mussten auch schnelle Transporte mit Pferden durchgeführt werden.
    Da ein Pferd bis zu 70 km/h laufen kann, waren die Entfernungen fast genauso schnell zu bewältigen, wie heutzutage mit LKW. (so besonders fortschrittlich sind wir heute also ganricht *lach*)
    Aber einem Pferd geht natürlich relativ schnell "die Puste aus" = Das Tempo kann nicht lange gehalten werden... es ist ja ein nur ein Lebewesen und keine Maschine.


    Damit man aber durchgehend das Maximaltempo halten konnte, wurden "Posthalterstationen" und "Pferdewechselstationen" eingerichtet.
    Hier konnten Kuriere und Postkutschen ihre müden Rösser gegen frische wechseln und ihren Weg wieder mit Maximaltempo fortsetzen.
    So ein Wechsel dauerte oft nur wenige Minuten.


    Doch nun zur Gegenwart bzw. Zukunft der Elektro-Autos und wieso sie einen Rückfall in die Postkutschenzeit bedeuten.
    Reine Elektro-Autos haben eine ganz bestimmte Reichweite. Diese verlängert oder verkürzt sich ja nach gefahrenem Tempo.
    Grund für diese Maximalreichweite ist, dass man noch keine leistungsfähigen Batterien entwickelt hat, um damit man die gleichen Reichweiten wie mit Verbrennungsmotoren erreichen zu können.


    Aktueller Stand für "normale E-Autos" (wie sie als Prototypen auf der IAA vorgestellt wurden)
    Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h
    Reichweite: 105 km
    Preis (geplant) ab 10.000 Euro


    Das E-Auto wird also genauso "müde" wie damals die Kutschpferde. Dann muss es "ausruhen" = nachladen. Für 3-18 Stunden lang geht überhaupt nichts mehr.
    Mit "Pferd und Wagen" würde es aber trotzdem weiter gehen.. wenn auch zwar langsam.. aber auch die Ausruhzeit für ein Pferd ist kürzer als das Laden des E-Autos. Die "moderne Technik" ist also nicht einmal annähernd so leistungsfähig wie ein jahrtausendealtes Transportmittel. :thumbdown:


    Jetzt haben sich die Entwickler wohl gedacht:
    "Wenn unsere Fahrzeuge die gleichen Probleme haben wie damals die Postkutschen, dann können wir doch auch zu den gleichen Lösungen greifen"


    Die Reichweite lässt sich nicht erweitern, aber man kann "am Ende der Reichweite" ( in regelmäßigen Abständen) wieder "Posthalterstationen" aufbauen = Batteriewechselstationen.
    In wenigen Minuten sollen die Akkus gewechselt werden, damit man dann wieder die Reise fortsetzen kann. Es ist ganz genau das Gleiche wie damals "im Wilden Westen" und überall auf der Welt.


    Und auch das Prinzip der Eigentümerschaft soll fast identisch werden:
    Damals gehörten die Pferde der Postkutschengesellschaft. Sie unterhielt die Posthalterstationen und sorgte für das nötige Futter an den Stationen. Die Transporteure und Kuriere bekamen die Pferde nur geliehen udn sorgten nur auf den kürzeren Strecken und zwischen den Stationen für den Unterhalt.


    Auch die Batterien sollen nur geleast werden. Selbst wenn man ein Auto kauft: Die Batterie ist nur geliehen und man soll dafür eine Monatsgebühr bezahlen, die die Kosten für den Batteriewechsel tragen soll.


    Das E-Auto ist also für die nächste Zukunft nichts anderes als eine moderne Postkutsche:
    Geringe Reichweite und kurze Nutzungszeit. Dafür dann aber relativ hohe Fixkosten.



    Selbst wenn man diese Nachteile vernachlässigen möchte. Spätestens bei der nächsten Ferienreise wird man das E-Auto verfluchen wollen.
    120 Kilometer pro Stunde sind nur ein rechnerischer Wert, weil das Auto keine Stunde fahren kann... nach 50 Minuten und 100 Km ist die Batterie leer. Wenn man dann die Batterie laden müsste, würde fast schon jedes Fahrrad auf Langstrecke schneller sein als ein E-Auto.
    Schaut euch aber mal an den Tankstellen um. Wie viele Autos tanken an der Autobahn allein an einer Tankstelle ?
    Es sind Hunderte pro Tag... und die müssen erst nach rund 600 Kilometer wieder an die Zapfsäule.


    Bedeutet:
    Wenn Batteriewechselstationen die Tankstellen ersetzen sollten, müssten sie 6 Mal so leistungsfähig sein wie eine heutige Tankstelle.
    Das ist faktisch unmöglich, da die Batteriesysteme nicht für den "SB-Wechsel" konzipiert sind. Das bedeutet, dass die Wartezeit auf den Batteriewechsel extrem höher sein wird als ein einzelner Tausch.
    10 Autos warten an 5 Wechselstationen = mindestens 5 von ihnen müssen die doppelte Wartezeit einkalkulieren.. aus einem kurzen "Tankstopp" wird dann eine ausgedehnte Rast... und je mehr warten, desto länger wird die Zwangspause.

    Die "Postkutschenlösung" taugt also nur so lange, wie es nur wenige E-Autos gibt.

    Wenn gesetzlich verankert würde, dass z.B. ab 2015 nur noch E-Autos fahren dürften, dann würde der komplette Individualverkehr zusammenbrechen.
    Man kann eben keine Dienstreise über 500 Kilometer antreten (zu dessen Ziel keine Bahn führt) um nach 5 Batteriewechseln (mit je 15 Minuten Wartezeit) und 4 1/4 Stunden Vollgas/Vollstrom am Ende nach 5,5 Stunden anzukommen .. und das ohne jeglichen Stau einzubeziehen. Während ein Kurierdienst mit Verbrennungsmotor noch am gleichen Tag wieder zuhause ankommen könnte, müsste ein Elektro-Lieferdienst zwischendurch eine Zwangspause von 11 Stunden einlegen.
    Diese Zeit würde dann jeden Tag auf dieser Strecke verloren gehen. Anstatt zuhause zu schlafen, würden die Fahrer sozusagen nur noch im Fahrzeug leben.


    .. oder man würde ähnlich leben wie vor einigen Hundert Jahren:
    Die halbe Reichweite des Transportmittels bestimmt, wie weit entfernt man andere Gegenden am aktuellen Tag bereisen kann. Alles was weiter weg ist, wird zu einer Reise, die mehrere Tage dauert.


    "Der hat noch nie weiter als über den Tellerrand hinausgeschaut" = Er ist noch nicht weiter gekommen als er von hier aus sehen kann.
    So kommt es dann, dass man nur noch das eigene Umfeld kennt und andere Städte nur aus Erzählungen Anderer kennt.. aber selbst nie besucht hat = der "eigene Horizont" wird immer weiter eingeschränkt.


    So etwas kann man heutzutage bereits in Metropolen wie New York erleben:
    Sehr viele Einwohner haben zeitlebens die Stadt noch nie verleassen. Sie wissen nicht wie es "draußen" zugeht, sondern kennen es nur aus Dritter Hand.



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    ÜBRIGENS...
    Von einem solchen Gesetz wären auch normale Transporte betroffen, die zu einem Großteil per LKW durchgeführt werden.

    Bei einem LKW würde die Bilanz übrigens (bei gleicher Reichweite) noch schlimmer aussehen:

    Alle 1,5 Stunden ein Batteriewechsel á 15 Minuten ( = 4 Wechsel = 1 Stunde)
    Bis zu seiner ersten Pause nach 4 Stunden (45 Minuten laut Gesetz) hat er dann zwar rein theoretisch seine Pausenzeiten eingehalten .. aber eigentlich war es keine wirkliche Pause (die nötig ist), sondern "Arbeitszeit". Nach 4 Stunden muss er also eine zusätzliche Pause einlegen.


    Im Normalfall würde ein LKW bei Vmax von 80 km/h innerhalb von 9 Arbeitsstunden 640 Kilometer schaffen und dann die lange Pause von 11 Stunden machen müssen.
    Allein auf dieser (relativen) Kurzstrecke verliert ein LKW also schon mindestens 45 Minuten an Fahrtzeit = 60 Kilometer früher Fahrtende für den Tag.


    Das erscheint relativ wenig. Betrachtet man aber, dass ein Langstrecken-LKW oft mit Fahrerwechseln in Wirklichkeit 24 Stunden
    durchgehend im Einsatz ist, dann ist das ein enormer wirtschaftlicher Schaden.
    Ein LKW mit Fahrerwechsel kann bis auf die Tankpausen und eine, auf 3 Stunden verkürzte, 11-Stunden-Pause (weil der andere Fahrer ja bereits vorher schlafen kann) durchgehend fahren.
    Sein Tankinhalt beträgt (je nach Ausstattung) rund 2.000 Liter Diesel und er kommt damit (bei typischen 30 Litern) bis zu 6.667 Kilometer weit.
    Diese Strecke bewältigt er inkl. aller nötigen Pausen innerhalb von rund 94 Stunden Gesamtzeit = rund 4 Zeittage


    Wenn es aber ein E-LKW sein würde (den es ja noch garnicht gibt)... dann müsste der, nur wegen den Batteriewechseln fast 14 Stunden länger unterwegs sein. 14 Stunden Zeitverlust, während das Nachtanken vielleicht 0,5 Stunde gedauert hätte.
    In der "verlorenen Zeit" wäre der andere LKW aber schon wieder 1080 Kilometer gefahren.
    Das ist die Bilanz eines LKW in einer 4-Tage-Woche. Man kann das jetzt noch auf die maximal zulässige Zeit hochrechnen.. aber bereits jetzt sieht man, dass jeden Monat eine komplette Fracht nicht befördert werden kann.
    Trotz erheblich mehr Arbeitsbelastung für die Fahrer, verliert die Spedition jedem Monat das Geld für eine komplette Reichweitenstrecke. .. im Jahr sind das 728 verschwendete Arbeitsstunden bzw. Fahrtstunden, die verloren gehen = 58.240 Kilometer die fehlen und natürlich auch die Frachtraten dafür.


    Die Postkutschenlösung ist also auch hier kein Ausweg.

    Die Batterie-Technik ist noch nicht leistungsfähig genug, um Verbrennungsmotoren wirklich ersetzen zu können.

    Noch ist sie nur für Jene etwas, die einen "Einkaufswagen" brauchen .. denn viel weiter kommt man damit ja nicht ;)