Leben im Internet nach dem Tod.. oder ... Belästigung/Spammen über den Tod hinaus

  • Anstoß für dieses Thema ist die Beitragsreihe von Golem.de


    Es ist leider so, dass jeder Mensch einmal sterben muss.
    Mit dem Tod hinterlässt man trauernde Verwandte, Freunde und Bekannte.
    Mit der Zeit können die Trauernden, den Tod des geliebten und geschätzten Menschen verarbeiten. Sie wenden sich wieder dem Leben zu und der Gestorbene bleibt in ihrer Erinnerrung und Geschichten über ihn lebendig.


    Als Erinnerung stellt man sich Fotos des Gestorbenen hin und/oder besucht seine Grabstätte.
    Vielleicht gedenkt man ihm auch an seinem Geburts- oder Todestag und ruft sich die gemeinsam verbrachte Zeit in Erinnerung.


    So war es seit Jahrtausenden.



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    Mit Einzug des digitalen Zeitalters, ist es aber möglich, sich selbst ein "Denkmal über den Tod hinaus" zu setzen .. auch ohne dass man Kaiser/König/Pharao ist... und es kostet auch kein Vermögen mehr.


    Im Internet gibt es dafür Gedenkseiten.
    Hier kann man an liebe Gestorbene erinnern und sie noch ein letztes Mal ehren.
    Immer wenn man sich gemeinsam erinnern will, kann man alle Betroffenen dazu einladen, die entsprechende Gedenkseite zu besuchen.
    Ein "virtueller Gedenkstein" braucht kein langen Reisen. Zeit und Entfernung spielen keine Rolle mehr.


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    Jetzt soll aber eine "neue Marotte" gefördert werden.....


    Anstatt das nach dem Tod eines User seine "Timeline" einfach endet
    ... schließlich kann er ja nicht mehr schreiben und somit bleibt seine Timeline nach seinem Tod ohne neue Informationen von ihm .....
    übernehmen jetzt Bekannte und Verwandte die Accounts des Toten und posten in und unter seinem Namen weiterhin neue Meldungen.


    Eine weitere Marotte ist, dass man sich bereits vor seinem Tod Meldungen ausdenkt, die erst nach dem Tod in vorher festgelegten Abständen veröffentlich werden sollen.


    Eine weitere Möglichkeit ist, dass man einen "Admin" einsetzt, der den Account nach dem Tod verwaltet und weiterführt.


    Sinn und Zweck dieser Angebote ist, dass Internetfreude immer wieder an den Gestorbenen erinnert werden sollen.
    Sie sehen dauernd neue Statusmeldungen und erhalten immer wieder "Briefe von einem Toten".


    Viele werden es nicht übers Herz bringen, die "Freundschaft" zu einem Toten zu kündigen.
    So werden sie dann auf unabsehbare Zeit hin, von einem Toten mit Infos "zugemüllt", deren Zweck nuer darin besteht, dass ein Trauernder immer wieder und wieder und wieder an den Toten erinnert wird.


    Das ist seelische Grausamkeit über den Tod hinaus.
    Die Trauernden bekommen keine Chance, die Trauer zu verarbeiten und Abstand zu gewinnen.
    Immer wenn sie vielleicht gerade dabei sind, sich "lösen zu können", erscheint wieder eine neue Meldung und sie befinden sich gemütsmäßig wieder am Anfang der Verarbeitungsphase.


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    Wer "sich ein Denkmal erbauen" will, sollte dazu nicht die Gefühle anderer Menschen missbrauchen und malträtieren wollen. :!::!::!:
    Eine statische Internetseite bauen und einem Vertrauten damit beauftragen, die Servergebühren für die nächsten Jahre/Jahrzehnte treuhänderisch zu verwalten und zu bezahlen.


    Im Laufe der Zeit schreibt man dann all das hinein, was einen bewegt und was das Leben lebenswert macht.
    Eine kleine Autobiografie , eine selbst angelegte Timeline mit Inhalten und BIldern.


    Die Zugangsdaten hinterlässt man dann dem Vertrauten im Testament oder bereits vorher.
    Nach dem Tod kann der Vertraute dann sozusagen "den Abspann schreiben" = wie der Betreiber gestorben ist, was ihn in den letzten Tagen vielleicht bewegt hatte und wie er beerdigt wurde.


    Damit endet dann die Seite und das "digitale Denkmal" ist vollendet.
    Jeder der sich erinnern will oder vielleicht etwas über den Toten erfahren will, kann dieses Debkmal dann aufsuchen.. wenn ER es möchte.
    Ansonsten kann er weiterhin sein eigenes Leben leben .. ohne andauernd an den Gestorbenen erinnert zu werden.


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    PS:
    Persönlich betrachte ich dieses Forum auch als eine Art von "Lebenswerk" ... aber nicht um an mich zu erinnern, sondern um diverse Informationen zu sammeln und sie "dauerhaft" weitergeben zu können.
    Obwohl ich theoretisch noch viele Jahrzehnte "vor mir habe", kann es passieren, dass auch ich unerwartet sterben kann. Für diesen Fall steht bereits jetzt ein "Vertrauter" bereit. Er wird die Seite im bisherigen Sinn weiterführen und/oder einen Nachfolger suchen, der es in gleicher Art weiterführen wird/will.
    Der "Künstlername Ratgeber" wird dann übernommen und weiter benutzt werden.


    "Ratgeber" wird also auch "nach mir" noch weiter aktiv sein und "leben".
    Da von meinem Tod dann (hoffentlich) keiner erfahren wird, wird es auch keine Trauernden geben, die mit jedem Beitrag an mich erinnert werden. "Ratgeber" lebt dann eben einfach immer weiter ... und da hinter ihm keine spezielle Person steht, ist er auch "nicht tot zu kriegen".


    Mein "persönliches Internet-Denkmal" ist die Grundidee:
    Persönliches Wissen, Erfahrungen und Können weitergeben können, ohne dass man alles erst durch zig Belege beweisen muss.
    Vieles lässt sich eben nicht "beweisen", wenn man es selbst vielleicht als Erster aufgeschrieben hat.
    "Unnützes Wissen" gibt es nicht ... nur Wissen, das man aktuell gerade (noch) nicht benötigt.


    Es kommt aber der Tag, an dem man vielleicht genau nach diesem Wissen sucht ?
    Dann weiß man ganz genau: Es ist nicht verloren, sondern wartet nur darauf, erneut gefunden zu werden.


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    Jeder hat da natürlich seine eigenen Ideen.
    Wer sich im echten Leben Anerkennung verschafft und dafür sorgt, dass man geliebt und geehrt wird .. der erhält auch ohne weiteres Zutun viele kleine Denkmäler in den Herzen der Menschen.


    So lebt man in den Herzen der nächsten Generationen weiter.
    Lasst euch doch einmal von euren Großeltern oder Urgroßeltern erzählen. Ihr werdet erleben, dass sehr viel aus ihrem Leben noch bekannt ist = Auch sie haben ihre "Denkmäler" .. in den Geschichten aus ihrem Leben.


    Ich habe meine Urgroßmutter noch kennengelernt und mich noch vor eingen Wochen mit anderen Menschen darüber unterhalten, wie es damals war als sie noch lebte.. und dieses Wissen hat jetzt auch schon die nächste Generation .. Die Urgroßmutter hat also mittlerweile ihr "Denkmal" in der 5. Generation.


    Wird das Internet in der heutigen Version überhaupt so lange bestehen ? Ich glaube nicht.
    Also baut nicht darauf, sondern auf eure Kinder, Geschwister und andere Menschen.. denn diese "Technik ist altbewährt" ;)