Aquaplaning: Erkennen, vermeiden, richtig reagieren

  • Auqaplaning wurde erst in den 1960er Jahren entdeckt. Es handelt sich hierbei um ein Aufschwimmen des Reifens während der Fahrt auf einen Wasserfilm auf der Fahrbahn.


    Gefahr droht bei starkem Regen und gleichzeitig
    - Fahrbahnmängeln
    - Spurrinnen
    - hohe Geschwindigkeit
    - breite Reifen
    - wenig Profil
    - geringer Reifendruck


    Nur eine dieser Gegebenheiten genügt, damit das Fahrzeug "aufschwimmen" kann.


    Bei Fahrbahnmängeln kann sich an einer Stelle mehr Wasser sammeln als an anderen. Man fährt sozusagen in eine vorher nicht erkennbare Pfütze hinein.
    In diesem Moment wird man oft einen "leichten Schlag verspüren". Er entsteht, wenn der Reifen anfänglich vielleicht noch das Wasser kurzzeitig verdrängt, dann aber gegen die "Mini-Wasserwand" prallt.


    Jetzt ist die letzte Gelegenheit, um Aquaplaning zu vermeiden:
    Sofort Fuß vom Gas und auskuppeln


    Wird die Geschwindigkeit beibehalten, wird es der Reifen "schaffen" auf die Wasseroberfläche zu kommen, die er jetzt gerade noch verdängt. Diese "letzte Warnung" tritt übrigens nicht immer auf. Es kann auch "ohne Schlag" passieren, dass der Reifen aufschwimmt..


    Spurrillen / Spurrinnen sind übrigens auch nur "langgezogene Pfützen".
    Bei rauhen Fahrbahnen kann man sie bereits vorher sehen. Man kann aber nicht sehen, wo sie so tief sind, dass Aquaplninggefahr besteht.
    Ist man bereits in einer Spurrinne drin, bekommt man keinen "Schlag" mehr bevor die Reifen den Kontakt verlieren. Man kann sie nur vermeiden indem man eben versetzt zu ihnen relativ weit links oder rechts in der Fahrspur fährt.

    hohe Geschwindigkeit
    ist relativ zu betrachten
    Die maximal mögliche Geschwindigkeit wird durch die Kombination von Reifenbreite + Profiltiefe + Profilart + Reifentyp + Reifendruck + Fahrzeuggewicht + Wassermenge + Tiefe der Wasserfläche/Pütze/Spurrille bestimmt.
    Das kann man nicht ausrechnen, weil man dazu alle Einzelwerte haben müsste. Die hat man aber nur dann, wenn man immer wieder eine "Hausstrecke" mit dem gleichen Fahrzeug fährt.
    Daraus ergeben sich irgendwann Erfahrungswerte ... selbst die sind aber nicht verlässlich, weil die Profiltiefe immer weiter abnimmt und auch der Reifendruck und Reifenart variieren kann.


    Merke: Es gibt keine verlässliche Höchstgeschwindigkeitsangabe, bei der man "sicher vor Aquaplaning" fahren kann.


    breite Reifen können nicht so viel Wasser zu den Seiten ableiten wie schmale. Es dauert entsprechend länger bis das Wasser abgeleitet ist. Hier wird viel schneller der Zeitpunkt kommen, an dem das Profil in der Mitte "voll ist" und der "Aufschwimmpunkt" erreicht ist.


    Das gleiche Auto, das mit einer bestimmten Geschwindigkeit vielleicht "gerade noch vor dem Aufschwimmpunkt" ist, wird mit nur etwas breiteren Reifen bereits auf der gleichen Wasserfläche "gleiten".


    wenig Profil bedeutet, dass die "Wasserableitrinnen" in der Reifenmitte viel früher "voll" sind. Sie sind nicht mehr tief genug, damit die Wasserfläche getrennt/aufgeteilt wird.
    Da das Profil mit der Zeit immer weiter abnimmt, kann man nur sicher sein "irgendwann wird er aufschwimmen" .. weiß aber nie wann das geschehen wird... und ... was letzte Woche noch "ungefährlich" war, kann heute schon Gefahr bedeuten.


    wenig Reifendruck ist deshalb gefährlich, weil sich der Reifen dann auf den Außenseiten abstützt. In der Mitte der Lauffläche genügt der Anpressdruck nicht mehr, so dass sich hier bereits viel früher eine durchgehede Wasserfläche bildet.
    Der Reifen hat dann nur noch auf den schmalen Außenseiten Bodenkontakt, während sich in der Mitte eine "megabreite Wasserrinne" bildet.
    Dann fährt man einen "Land-Katamaran". Ein Katamaran ist eine Bootsart, bei der nur die Außenseiten Kontakt zum Wasser haben.

    Es ist ganz klar, dass das Wasser in der Mitte der Reifenlauffläche nicht mehr abgeleitet wird, sondern für immer mehr Auftrieb sorgt, je höher die Geschwidigkeit ist. Irgendwann lösen sich dann auch die Außenseiten von der Straße und schwimmen auf.


    Das Gefährliche daran ist, dass man hierbei erst etwas merkt, wenn es bereits zu spät ist.
    Regelmäßige Kontrolle des Reifendrucks ist die einzige Möglichkeit, dieser Gefahr zu begegnen. Etwas höherer Reifendruck "verschmälert" den Reifen. Dabei gelangt das Wasser dann schneller zu den Seiten - aber - es schadet den Reifen auf Dauer, weil eben nicht die komplette Reifenfläche aufliegt und sich somit der verbleibende Rest stärker abnutzt.



    Was ist mit LKW, Bus und Zweirädern ?
    Auch heir kann es zu Aquaplaning kommen. Dass es selten passiert hat nur damit zu tun, dass diese Fahrzeuge nur ganz selten die "idealen Aufschwimmpunkt" erreichen.


    LKW haben extrem tiefe und grobe Profile. Diese Profile leiten viel mehr Wasser ab , als die von anderen Fahrzeugen.
    Um in einen "schwimmfähigen Zustand" zu kommen, müsste ein LKW also extrem schneller fahren als ein gleichschwerer PKW mit PKW-Reifen. LKW erreichen die dazu nötige Geschwindigkeit aber nicht.


    LKW haben aber gleichzeitig auch noch "mehr Räder am Boden" als ein PKW. Ein normales Zugfahrzeug hat 6 Räder, die den Kontakt zur Fahrbahn gewährleisten. Damit all diese Räder aufschwimmen können, m+ssten eigentlich alle profillos sein.


    LKW haben ein viel höheres Gewicht als PKW. Allein durch dieses "extreme Übergewicht" drücken sie ihre Reifen auch dann noch auf die Fahrbahn, wenn PKW längst schon "abgehoben" haben. Dieses Gewicht kann man übrigens nicht erreichen, indem man sein Fahrzeug "schwerer macht". 15-18 Tonnen wiegt zu ein LKW-Zugfahrzeug. Ob PKW oder Tramsporter... dieses Gewicht bringt keiner auf den Boden. Hinzu kommt dann noch, dass beim LKW ein großer Teil des Aufliegers auf der Antriebsachse liegt. Hierdurch wird Zusatzdruck erzeugt, den ein LKW dazu benutzt, um das Wasser zu verdrängen.


    LKW haben einen sehr großen Radstand. Die Vorder- und Hinterräder sind soweit auseinander, dass die Vorderräder das gerade verdrängte Wasser nicht direkt wieder vor die Hinterräder werfen können. Damit müssen die Hinterräder wirklich nur das Wasser verdrängen, dass "übriggeblieben" ist und nicht noch das von den Vorderrädern "zurückgeworfene" Wasser.


    LKW können also doch "aufschwimmen".
    Es passiert jedoch nicht, weil die dazu nötigen Zustände eigentlich nie gleichzeitig auftreten (können). Dazu würde man einen Renn-LKW benötigen, der die ganze Motorkraft in Geschwindigkeit umsetzt, mit profillosen Reifen bestückt ist und extra leicht gemacht wurde. Dann kommt auch ein LKW "ins Schwimmen"


    Busse erleben Aquaplaning recht selten, weil sie ein paar der Vorteile des LKW nutzen können:
    Langer Radstand, tieferes Profil, höheres Gewicht.
    Sind Busreifen jedoch weit genug abgefahren und das Tempo hoch genug, so wird auch ein Bus "schwimmfähig". Ein Bus kann das , zum Aquaplaning nötige Tempo, erreichen. Betroffen sind hier überwigend Reisebusse, die auch eine Zulassung für 120 km/h haben.


    Transporter können kaum Vorteile zu einem PKW verzeichnen. Das Gewicht ist zwar etwas höher, dier Radstand etwas länger, die Reifen aber fast ähnlich wie die eines PKW.
    Auch Transporter werden aufschwimmen, nur geschieht das leicht später als bei einem PKW.


    Zweiräder sind seltener betroffen. Das liegt in der Regel an den schmaleren Reifen und daran, dass sich das eigentliche Profil an der Seite befindet.Die Reifen "schneiden" sich also durch die Wasserfläche und verdrängen sie nicht.
    Befindet sich aber ein Zweiradfahrer in den Schräglage (zum Beispiel in einer langgezogenen Kurve), dann kann er auch auf einem Wasserfilm gleiten.
    Der Nachweis, ob der UInfall ursächlich auf Aquaplaning beruhte oder einfach auf einer rutschigen Straße ist faktisch im Nahhinein unmöglich. Sobald ein Zweirad in Schräglage den Bodenkontakt verliert, rutscht es einfach am entsprechenden Rad weg: Ohne Bodenkontakt keine Seitenführungskräfte mehr.


    Ab einem bestimmten Tempo + Fahrzeuglage gibt es also doch Aquaplaning. Doch bei einem Zweirad ist es "fast egal" ob die Situation durch die rutschige Straßenoberfläche oder durch einen Wasserfilm verursacht wird. Das Fahrzeug wird sofort ausbrechen.
    Während man aber bei einem mehrspurigen Fahrzeug "darauf warten kann", bis man wieder langsamer geworden ist und/oder wieder Bodenkontakt hat .. um dann entsprechend reagieren zu können, haben Zweiradfahrer diese Chance nicht:
    Bricht ein Rad aus, wäre es schon "unverschämtes Glück", dass es Millisekunden später wieder einen Halt findet, den der Fahrer dann für eine Gegenreaktion nutzen könnte.


    Ganz allgemein für alle Fahrzeugarten:
    Möglichst viel Profil + richtiger Reifendruck + geringes Tempo sind die besten Maßnahme um vor Aquaplaning sicher zu sein.
    Tritt es trotzdem auf, kann man nur Gas wegnehmen und auskuppeln, den Lenker in die Richtung halten, in die das Fahrzeug jeweils steuern soll.. wenn das Aquaplaning nicht bestehen würde.


    Fuß vom Gas und auskuppeln, damit das Tempo verringert wird und die Räder wieder Bodenkontakt bekommen (weil sie dann das Wasser wieder abgleiten können).
    Nicht gegenlenken: Ohne Führungskräfte der Reifen hat es keinen Sinn. Stehen die Räder quer, wenn die Reifen wieder Bodenkontakt bekommen, droht ein Unfall.
    Nicht bremsen: Wenn der Reifen sich dreht, leitet er auch weiterhin noch etwas Wasser ab. Steht er aber still, bleibt der Wasserfilm genau an der Stelle statisch bzw. kann sich sogar noch weiter aufbauen. Wasserski mit dem Auto ? Irgendwie keine "emfphelenswerte neue Sportart" ;)