Pannenset oder Ersatzrad - was ist besser ?

  • Modernen Autos wird oft, aus Sparsamkeit oder um Gewicht zu sparen, anstatt eines Ersatzrades ein einfaches Pannenset beigelegt.


    Wie oft hat man eigentlich einen Reifenschaden ?
    In der Regel ist er so selten, dass man wirklich mit einem Pannenset auskommen würde. Die Mehrzahl der Reifenpannen basieren auf zu geringem Reifendruck. Stellt man unterwegs einen "Platten" fest, muss man oft nur die fehlende Luft ergänzen. Der Reifen selbst ist oft sogar (noch) unbeschädigt. Erst die Weiterfahrt mit zu niedrigem Luftdruck verursacht dann den Reifenschaden.
    Ich persönlich musste/durfte nur ein einziges Mal einen Reifen wechseln .. ganz am Anfang meiner bisher ca. 3/4 Million gefahrenen Kilometern. Das beruhte aber nur darauf, dass das Ventil am Reifen einen Fehler hatte.


    Wenn man also regelmäßig den Reifendruck kontrolliert, kann man sich fast sicher fühlen, weder Pannenset noch Ersatzrad zu benötigen.


    Es gibt aber auch Fälle, in denen man nicht einfach nur rechtzeitig Luft nachfüllen muss:
    Zum Beispiel ein Fremdkörper (z.B. Nagel) im Reifen oder ein Riss im Reifen.

    Mit einem Nagel im Reifen (kann man sich faktisch überall mal "einfangen") genügt kein Pannenset.
    Der Reifen muss fachmännisch repariert werden oder der Reifen muss ersetzt werden (ab bestimmten Reifenindexes).
    Hat man in einem solchen Fall nur ein Pannenset, kann der Wagen während der Reifenreparaturdauer nicht benutzt werden.
    Sie ja schon sehr ungewöhnlich aus, wenn man ein Auto mit nur 3 Rädern auf der Straße sieht .. übrigens "umkippen" würde es deshalb noch lange nicht.

    Ähnlich sieht es aus, wenn der Reifen einen Riss aufweist.

    Ein Riss kann schon durch das falsche Überfahren einer Bordsteinkante oder eines Steins entstehen. Dieser falsche "Treffer" zerstört Fasern der Karkasse und wird erst viel später zu einem sichtbaren Riss werden.
    Eigentlich sollte man so etwas auch schon bei der Kontrolle des Reifendrucks bemerken können, Hier muss der Reifen auf jeden Fall gewechselt werden. Flicken nicht möglich und Pannensets helfen auch nicht weiter.


    In diesen beiden Fällen ist ein Pannenset völlig untauglich.
    Druckverlust hat eigentlich immer eine Ursache, die mit falschem Luftdruck oder dem Zustand des Reifens zu tun hat. Das Füllen von Rissen und Löchern behebt zwar kurzzeitig den Druckverlust, behebt aber nicht das eigentliche Problem.
    In jedem Fall sollte der Reifen deshalb später von einem Fachmann kontrolliert werden, damit die Ursache festgestellt wird und der Fehler fachmännisch behoben wird.


    Das Ersatzrad
    Es gibt keine Vorschrift, dass man eins haben muss. Es gibt auch keine Vorschrift, wie groß es sein muss und/oder welche Bereifung es haben muss.
    Es kann deshalb auch kleiner sein und man kann auch einen Winterreifen als Ersatzrad dabei haben.
    Erst bei einem Unfall oder einer Kontrolle kann es wirklich wichtig sein, ob das Ersatzrad ursächlich eine Mitschuld an einem Unfall haben könnte. Die Verantwortung dafür obliegt aber nur dem Fahrer und er trägt dann natürlich auch die Haftung.


    Ein Ersatzrad kostet natürlich in der Produktion bedeutend mehr als eine "elektrische Luftpumpe + Pannenspray". Gleichzeitig schleppt man zu 99% aller Fahrtstrecken "überflüssigen Ballast" mit, der den Verbrauch leicht erhöht.


    Um diese beiden Kosten möglichst gering zu halten, wurden die "Noträder" erfunden.
    Kleiner als normal, leichter als normal .. und ... man kann mit ihnen nur 80 km/h fahren und er "reicht" auch nur für bis zu 50 Kilometer.
    Unter Auweia - und so etwas fährt auf der Straße habe ich mal fotografiert, wie ein Notrad aussieht, wenn man das nicht beachtet ... denn es steht eigentlich in jeder Fahrzeugbedienungsanleitung wenn ein Notrad mitgeliefert wird.


    Doch egal ob vollwertiges Ersatzrad oder Notrad: In beiden Fällen kann man das Fahrzeug auch während einer Reifenreparatur weiter benutzen. Mir wäre es auch lieber, dass ich weiß "Alle 4 Reifen sind in Ordnung. Der defekte wird gerade ordnungsgemäß instand gesetzt" als dass ich darauf vertrauen muss/will, dass das "Flickzeug" ausgereicht hat.


    Was ist nun besser ?
    Beides hilft, dass man wieder weiter kommt, wenn es nur einen kleinen Reifenschaden gab.
    Mehr Sicherheit gibt es aber nur mit einem Ersatzrad. Mehr Sicherheit kostet leider aber immer auch mehr Geld.


    Gibt es keine "Zwischenlösung ?
    Natürlich stehe ich auch nicht gerne "bei Nacht und Nebel" an der Autobahn um ein Rad zu wechseln. Sowohl der Zeitaufwand als auch die Gefahr, von einem vorbeifahrendem Fahrzeug erfasst zu werden, muss ja nicht unbedingt sein.


    Es gibt "Pannensets für Zweiräder". Ich habe es ausprobiert.
    Sie wirken genauso zuverlässig wie die für PKW.. nur muss man daran denken, dass diese kleinen Behälter nicht genügend Luft produzieren/beinhalten um den Reifen komplett zu füllen.
    Im oben beschriebenen Fall würde ich also so ein Mini-Pannenset benutzen, die Autobahn verlassen, Luft nachfüllen ... und dann schauen ob das genügt hat.
    Falls nicht, kommt das beschädigte Rad runter und das Ersatzrad drauf... und auf jeden Fall, wenn ich über den Grund des Druckverlustes nicht ganz klar bin. Auf jeden Fall muss ich dann aber nicht auf der Autobahn ein Rad wechseln und bin , mit dem später montierten Ersatzrad, soweit fahren, bis der defekte Reifen ersetzt oder repariert wird.


    Noch mehr Gewicht ? Ja.. ca. 1 Kilogramm für die Bequemlichkeit und Sicherheit, schnell von einer vielbefahernen Straße weg zu kommen.


    Es gibt nicht nur Positives oder Negatives .. egal ob Pannenset oder Ersatzrad: Jede der Lösungen hat beides.


    PS:
    Ein Pannenset kann nur Löcher bis ca. 5mm Größe schließen.

  • Also DAS lasse ich schon seit Januar 2010 nicht mehr als "Ausrede" gelten.
    Schließlich kann man doch seit damals hier nachlesen --> Radwechsel / Reifenwechsel / Reifenpanne wie das geht.


    Man darf auch nie vergessen:
    Wenn ein Pannenset einmal benutzt wurde, muss man sich die Dichtungsflüssigkeit neu holen/kaufen. Auch muss sie in entsprechenden Abständen ersetzt werden, weil die Haltbarkeit überschritten wurde.


    Habe ich ein normales Reserverad, so kostet es mich beim Neukauf eines Wagens (z.B. bei VW) einmalig 60 Euros.
    Bis der Reifen selbst im Notfall nicht mehr nutzbar ist, vergehen sehr viele Jahre (auch einen 10 Jahre alten Pneu kann man im Notfall .. unter Beachtung des Zustandes... noch benutzen ).
    Du schleppst das Ding also mit dir rum und hast immer einen "Gummi-Freund" :loool: in der Not .. auch wenn dein Pannenset längst vergammelt ist.

  • Sorry, aber mit nem 10 Jahre alten Reifen würde ich nicht mal mehr 100 Meter fahren. Das Risiko wäre einfach zu groß.

    Wenn man ein Fenster ins Wasser wirft, geht es unter, wenn man einen Apfel ins Wasser wirft, schwimmt er erst einmal, aber wenn er faulig wird, geht er unter, nur ein Pinguin kann schwimmen.

  • Ich ja eigentlich auch nicht unbedingt .... deshalb hatte ich ja auch "unter Beachtung des Zustandes" geschrieben.


    Stellt sich in dem Fall eigentlich nur die Frage:
    Du hast ein 10 Jahre altes Pannenset und einen 10 Jahre alten Reservereifen .. was bringt dich (z.B. von der Autobahn) runter ?
    Ich garantiere dir, das die Chance höher ist, dass der Reifen durchhält als dass das längst überalterte Pennenset noch seinen Zweck erfüllen kann.


    Schau auf die Reifen von älteren Campingwagen .. du wirst da oft noch DOT-Nummern sehen, die aus dem letzten Jahrhundert stammen. Von der Sonne angegriffen, überaltert, dauernd schlecht gelagert und nur selten wirklich geprüft rollen sie noch auf sehr vielen Straßen rum.
    Wieso sollte ein Auto damit nicht vorsichtig im Notfall weiter kommen .. mit Reifen, die nie Wind/Wetter/Sonne gesehen haben ?


    Das Schlimmste was dabei passieren kann ist, dass du nach einigen Hundert Metern wieder einen Platten oder Platzer hast.
    OK.. das war dann Pech .. aber ansonsten rechnest du bei so einem Reifen dann ja auch damit und verhältst dich entsprechend vorsichtig.


    Wenn du aber dem alten Flickzeug vertraust, wirst du nicht damit rechnen, dass es keine Wirkung mehr hat.
    Es wir sich nicht mehr durch die Reibungshitze im Reifen vulkanisieren. Du merkst es nicht, dass schlagartig wieder Druckverlust einsetzt, weil das Loch doch wieder offen ist.
    Der Reifen walkt immer stärker, erhitzt sich und springt dann von der Felge ... und du dachtest alles wäre wieder in Ordnung und bist auf so etwas überhaupt nicht vorbereitet.


    Bei meinen "letzten Autos" hätte ich den Rerservereifen auch nicht vertraut. Aktuell hängt er unter dem Auto und ist der Witterung schutzlos ausgeliefert.
    Naja.. sollte ich jetzt einen Platten haben, schreibe ich das entsprechende Rad gleich ab. Das Reserverad bekomme ich nicht unter dem Wagen weg .. also werde ich im Notfall nur ein eventuell beschädigtes Vorderrad nach hinten tauschen und auf drei Reifen nach hause humpeln .. neue Felge + Reifen holen fertig.


    Bei meinem "anderen Auto" hatte ich aber beim Kauf damals noch 6 Jahre alte Vorderräder drauf, die in tadellosem Zustand und mit fast vollem Profil waren. Ich habe sie erst einige Jahre später gewechselt nach dem ich drei Sätze Hinterräder abgefahren hatte .. und das auch nur weil ein "lieber Zeitgenosse" mir die Vorderräder an den Flanken mit Nägeln rundum "bestückt" hatte.
    Die Reifen waren ansonsten immer noch tadellos. Keine Risse usw. Sie hatten ja auch nur Lenkaufgaben zu erfüllen.. die Hauptbelastung lag auf den (Antriebs)Hinterrädern.
    Der Tausch der Gummis hat mich damals schon umgerechnet 275 Euro pro Reifen gekostet.


    Alt ist also nicht immer auch gleich völlig schlecht.
    Davon abgesehen: Wer einen Resrervereifen hat, muss ihn natürlich auch gut behandeln. Es nutzt nichts, wenn man die Reserveradmulde öffnet und ein roststrotzendes Etwas mit Gummifetzen vorfindet