Produkte aus der eigenen Region

  • In einem anderen Bereich habe ich schon einmal erwähnt, dass die Menschen immer "regional bezogener denken".


    Zitat

    Ich möchte Produkte aus meiner eigenen Region , weil ...
    ... ich meine Region unterstützen will
    ... ich die Wirtschaft meiner Region stärken will
    ... ich meine, dass die Produkte meiner Region besser sind
    ... ich meiner Heimat verbunden bin
    ... ich unnötige Umweltbelastungen durch weite Transporte vermeiden will.


    Jeder dieser Gründe ist "ehrenwert".
    Leider werden sie aber längst so ausgelegt, dass es zu einem Abschotten zu anderen Regionen führt.


    Da wird die "eigene Region" nach Lust und Laune so ausgelegt, so dass man immer diesen "Vorwand" hat, um alles, was nicht in das eigene Werteschema passt, ablehnen zu können.


    "Ich unterstütze die Firma, weil sie in meinem Ort einen Laden hat"
    .... Jawohl .. und dann stellt es sich heraus, dass der "regionale Laden" eigentlich nur eine kleine Filiale einer großen ausländischen Kette ist. Die "Unterstützung" fließt damit großteils ins Ausland ab .. anstatt dass sie der eigenen Wirtschaft zugute kommt.

    "Ich kaufe Bio-Lebensmittel aus meiner Region"

    .. toll ... und wo und wann stellt deine Region überhaupt Bio-Lebensmittel her ? Prüf erst einmal nach, ob du wirklich ein regionales Produkt bekommst. Wenn es in deiner Region keine großen Bio-Höfe gibt, gibt es auch keine Bio-Produkte aus deiner Region.
    PS:
    Weltweit über 60% der sogenannten "Bio-Produkte" werden in China angebaut. "Deine Region" müsste also schon ziemlich global abgesteckt sein *lach*



    "Ich kaufe Produkte eines regionalen Herstellers , um regionale Arbeitsplätze zu sichern"

    ... OK ... achte dann aber auch einmal darauf, was der Hersteller in deiner Region überhaupt macht, und welche Art von Arbeitsplätzen gesichert werden. Kommen auf der einen Seite "Lkw aus XXX" rein und verlassen dann andere "LKW aus deiner Region" das Werk wieder, dann sicherst du nur die Arbeitsplätze für das Umladen oder Umverpacken.
    Das Produkt selbst kommt also nicht aus deiner Region, sondern nur der Name .. aber du sorgst dafür, dass dieser Hersteller in einer anderen Region billig einkaufen kann.. um dir dann die günstige Ware unter dem "Deckmantel der Regionalität" teuer auf's Auge zu drücken.

    "Ich kaufe nur bei regionalen Händlern"
    ... hört sich besser an, als es ist ....
    Achte darauf, ob der Händler nur in deiner Region sitzt oder ob er auch Anstrengungen unternimmt, um deine Region zu unterstützen.
    Es gibt Händler, die nicht in "deiner Region sitzen", sie aber ganz gezielt fördern möchte, indem er dir hauptsächlich Waren aus deiner Region anbietet oder Lager und Werke in deiner Region mit Aufträgen versorgt.


    Der "andere Händlertyp" sitzt bei dir in der Region, beauftragt aber nur Firmen außerhalb deiner Region mit Fertigung und Lieferung.


    "Ich kaufe in meiner Region, um die Umwelt zu schonen"
    .. das ist löblich ...
    Es bedeutet aber auch, dass du nur das kaufen darfst, was in deiner Region zur jeweiligen Zeit auch produziert wird. Im Winter dürftest du also in der Regel nur relativ wenig frisches Gemüse kaufen, weil in deiner Region im Winter ja nichts wächst. "Frisch ist nicht", sondern nur "eingelagerte Ware".

    "Ich kaufe Produkte meiner Region, weil es drauf steht, dass sie aus meiner Region sind"

    ... Namen sind Schall und Rauch...


    - Schwarzwälder Schinken kommt nicht nur aus dem Schwarzwald
    - Frankfurter Würstchen kommen nicht nur aus Frankfurt
    - Paderborner Brot kommt selten wirklich aus Paderborn


    .. um nur einige Beispielnamen zu nennen .. es gibt aber Tausende ähnliche


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    Ich beobachte das verstärkte Regionaldenken schon seit einiger Zeit.


    In den 1980er Jahren war es faktisch kaum vorhanden.
    Man dachte global und auch die Globalisierung nahm immer weiter zu.


    In den 1990er Jahren begannen die ersten Regionen, "regional zu denken".
    Man lehnte Produkte und Dienstleistungen ab, weil man die aus der eigenen Region für "besser" hielt.


    Während die Globalisierung ab den 2000er Jahren stetig zunahm , stieg gleichzeitig überall in Deutschland das "regionale Denken".
    Immer mehr Regionen zogen sich von anderen zurück. Immer mehr "Regionalprodukte " tauchten auf dem Markt auf.


    Für mich war es als "reiner Beobachter" eher ein Rückschritt als ein Fortschritt. Ein Rückschritt in die Zeiten, als es noch kein "Deutschland" als gemeinsames Land gab, sondern als der freie Warenaustausch noch durch Zollvereine und andere "Kleinstaatereien" verhindert wurde.


    "Made in W-Germany" ( bzw. "Made in GDR") war nach dem 2. Weltkrieg nicht nur ein Qualitätsmerkmal , sondern auch in kleines Bisschen Regionalstolz; Stolz auf deutsche Produkte.
    Während in den USA aber relativ vorurteilsfrei offen mit "buy american" geworben werden konnte und ein Franzose lieber französische Waren kaufen sollte .. war es Deutschen "nicht erlaubt" auf die gleiche Art deutsche Verbraucher zum vorzugsweisen Kauf von deutschen Produkten zu animieren... wollte er sich nicht gleich "in die Nazi-Ecke gestellt sehen".


    Die deutsche Wirtschaft besann sich lieber gleich auf die kleineren Regionen und teilte das Land gleich in die alten "Volksstämme-Gebiete" auf : Oberfranken, Unterfranken, Mittelfranken, Badenser, Westfalen, Rheinländer, Schwaben, Lipper, Siegerländer, Oberländer, Bergische, Oberbergische ... und wie die vielen kleinen Regionen alle noch so heißen, die auf normalen Kartenwerken kaum noch vermerkt sind.


    Man versah die Produkte einfach mit eigenen "Regionaletiketten und hatte damit dann gleich schon eine "regionale Bindung" und "Dauerkunden" für das eigene Produkt.
    Und da man sich gleichzeitig den Namen schützen ließ, sorgte man auch dafür, dass Konkurrenz keine Chance bekam.


    Die Regionen kapselten sich verbrauchertechnisch immer mehr voneinander ab. Jeder war stolz auf seine Regionalmarken und kaufte vermehrt nur noch diese.
    Die "lachenden Dritten" waren die Hersteller, die mit einfachen Etikettenwechseln eigentlich in jeder Region ihr "Regionalprodukt" verkaufen konnten .. und sich keine Sorgen um den Verkaufspreis machen mussten: "Region X kauft sowieso alles, wo Region X drauf steht. Und das lassen sie es sich auch noch etwas mehr kosten"


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    Jetzt droht aber so langsam das Ende der "Regional-Marken-Täuschung.


    Ein neues "Regional-Siegel" wird gerade eingeführt.
    Das "Regional-Siegel" ist auf rein freiwilliger Basis. Wer es haben will, muss zuvor nachweisen, dass sein Produkt auch wirklich zum Großteil aus dieser Region stammt.


    Noch ein Siegel.. wozu ?
    Naja... wer wirklich auf regionale Produkte wert legt , kann jetzt sehen, ob die "Regionalität" wirklich nachgewiesen wurde.
    Nur wer das Siegel hat, ist "regional glaubwürdig". Die anderen Firmen können weiterhin nur darauf hoffen, dass ein Produkt, das den Namen ihrer Region trägt, auch wirklich dort hergestellt wurde ... und nicht nur dort verpackt wurde.


    Ganz unter uns ...
    Ich esse ganz gerne auch einmal eine Weißwurst aus Bayern, verzehre ein "Frankfurter" oder "Wiener" Würstchen , eine "Fränkische", einen "Hamburger oder "Berliner" und trinke dazu vielleicht mal eine Biersorte aus einer anderen Region.
    (stopp ! Nein ! "Berliner" und Bier.. nie zusammen *lach-würgs* )


    Wenn es dir schmeckt, sollte es ganz egal sein, aus welcher Region es stammt.
    Es wäre viel zu schade, wenn du aus "purem Lokalpatriotismus" auf deinen Lieblingsgenuss verzichten würdest.


    Du unterstützt auch damit deine "eigene Region" ... deine eigene Region Deutschland/Europa/Erde ...
    Zahl nur nicht extra für etwas, nur weil es angeblich aus deiner eigenen Gegend stammt .. denn in der Regel bleibt das Zusatzgeld sowieso nicht in deiner Region, sondern nur in den Taschen der Hersteller/Händler.


    Nööö .. komm mir bitte nicht damit, dass dadurch die Region auch höhere Abgaben und Steuern bekommt. Der Produktionsstandort hat nämlich nichts mit den Steuern zu tun und die kommunalen Abgaben sind oft unabhängig von den Einnahmen eines Unternehmens .


    Sei gerne lokal-emotional ... bleib dabei aber auch immer logisch-rational... und lass dir "kein X für ein U vormachen" ;)