Senioren-Freizeitparks

  • In den letzten Tagen , hatte ich einmal die Gelegenheit, mich in einem diese "Senioren-Freizeitparks" umzusehen.
    Den Begriff "Senioren-Freizeitpark" habe ich jetzt selbst geprägt, um zu zeigen, dass diese Angebote wirklich nur von dieser Besucherart angenommen werden oder darauf ausgelegt sind.


    Ich werde hier keinen Namen eines solchen "Senioren-Freizeitparks" nennen, damit ich weder diese "Einrichtung" fördere noch "herabsetze". Im Folgenden werde ich aber einmal darauf eingehen, wie ein solcher "Freizeitpark" arbeitet.

    1) Woher kommen die Besucher ?

    Die Besucher dieser "Parks" werden durch Billigpreise und Werbegeschenke geködert.
    Sie reagieren auf Werbemitteilungen, melden sich zu einem Besuch an und werden dann am bestimmten Tag "busseweise rangekarrt"


    Ich habe mich einmal unter den "Busbesatzungen" umgehört:
    Fahrtzeiten von bis zu 7 Stunden und Entfernungen von 5-600 Kilometer waren ziemlich oft zu hören.
    An "meinem Testtag" waren 11 Busse vor Ort mit jeweils um die 50 "Parkbesuchern".


    2) Wie ist der "Park" aufgebaut ?
    Wie alle anderen Freizeitparks auch, liegt dieser besuchte "Senioren-Freizeitpark" auf der "grünen Wiese". Rundherum gibt es eigentlich nichts, was interessant oder zu Fuß erreichbar wäre.


    Es handelt sich um ein "abgeschlossenes Gelände" zu dem man aber kostenlosen Zutritt hat.
    In den Außenbereichen finden sich ungemütliche und ungeheizte "Wartebereiche".
    An meinem Testtag herrschen Minusgrade außen und auch in den Außenbereichen war es nur durch die Menschenmenge und dadurch, dass man eben in einem geschlossenem Gebäude war, etwas Schutz vor der Kälte.


    Ein paar Getränke- und Verkaufsstände mit Preisen, die ich als "sehr hochpreisig" betrachte, sollten für etwas Umsatz sorgen.
    0,33 Liter Bier für 5 Euro und 3 Euro für 0,2 Liter nichtalkoholische Getränke, sind Preise, bei denen ich es mir 2x überlege , ob ich da etwas kaufen "muss".


    Die geheizten Bereiche befanden sich in der reinen Gastronomie. Deren Preise waren aber auch als "sehr deftig"zu bezeichnen. Alles hatte die "Gemütlichkeit" eines Bahnhofwartesaals.. weil es eben auf Tausende Besucher gleichzeitig ausgelegt war.
    Viele miteinander verbundene Räume in denen reger "Durchgangsverkehr" herrschte.


    Die Lokalitäten, die am besten geheizt waren und in denen wirklich "etwas los" war, lagen abseits.
    Hier drängelten sich hunderte auf allerengstem Raum, um überhaupt einen Platz zu finden.
    Bei Volksmusik und drittklassigem DJ "rockte die Hütte". Obwohl dadurch natürlich auch entsprechender Getränkekonsum "vorgeplant" war, zeigte sich das Personal relativ desinteressiert. Bestellungen aufzunehmen.
    Nach 1/2 Stunde "Volksmusikberieselung" und 3 Versuchen, mal eine Bestellung beim Kellner aufzugeben, hatte ich nicht nur die Nase, sondern auch die Ohren voll. Nix wie raus da.


    Würde in diesem Raum je ein Feuer ausbrechen, so würden mindestens 50% der Besucher darin umkommen.
    Einerseits war der Raum mit Tischen und Stühlen so voll gestellt, dass man nie daraus hätte flüchten können und andererseits gab es auch nur einen nennenswerten Ausgang, der aber so schmal war, dass ihn vielleicht 3 Leute gleichzeitig hätten nutzen können.


    Bedenkt man nun, dass sich darin zu 99% Senioren befanden, die u.a. auch auf Gehhilfen und Rollstühle angewiesen waren, so kann man sich die Katastrophe vorstellen, die eintritt, wenn dort jemals ein Brand ausbricht. Die Gefahr dafür war relativ hoch, da in dem Raum das Rauchen überall erlaubt war... auch ohne dass man vorher darauf hingewiesen wurde.

    Rund um die reinen Besucherbereiche, waren die "Wirtschaftsbereiche" zu sehen.
    Ein "Blick von oben" zeigt auch deutlich, dass hier eine "richtige Industrie" aufgebaut wurde.


    3) Was bietet der "Park" seinen Besuchern ?
    Die Basis sind landwirtschaftliche Erzeugnisse. In der Regel ist immer wieder ein Hinweis zu lesen, dass es sich um Waren aus eigener Produktion handelt.


    Neben ein paar Kinderspielgeräten, besteht der ganze Komplex aber aus reinen "Fress- und Kaufbereichen".
    Ein kleines Museum (extra Eintritt) habe ich mir nicht angesehen.


    Da ich überkritisch bin, habe ich mir natürlich auch einmal die Schilder auf den Waren angesehen und mich auch einmal mit den reinen Wirtschaftsbereichen beschäftigt.
    Die reine Menge an ausliegenden Wurstwaren, hätte schon eine Großmetzgerei benötigt. Für die angebotenen Brote wäre wieder ein Großbäckerei nötig gewesen.


    Was für den Besucher auf den ersten Blick nach "Bauernhof" aussieht, hat in den Wirtschaftsbereichen eher Industriecharakter.
    Natürlich werden auch nicht alle Produkte wirklich selbst hergestellt. Das wird auf den einzelnen Etiketten auch ausgewiesen. Unklar bleiben aber oft die wirklichen Herstellungsbetriebe, die oft mit "aus dieser Region" pauschal aufgeführt werden.


    Man bekommt hier also alle Arten von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und auch die "Küche" bietet überwiegend "Bauernkost".
    Wer keine Lust auf Konsum hat, kann dann gerne ausgiebige Spaziergänge unternehmen .. wenn das Wetter passt.


    4) Das Erfolgsrezept ?


    a) Organisierte Busreisen
    Billige Reisepreise mit der Aussicht, dass man "etwas von der Welt sieht".
    Dass das, was man dann zu sehen bekommt, eher in den vielen kleinen Orten liegt, in denen immer wieder weitere Mitreisende zusteigen und dass es danach endlich auf die Autobahn geht, ist ein Aspekt, den die Meisten nicht erwarten.


    b) Nostalgie und Rückbesinnung
    Man spricht vor allem die Generation an, die selbst in der Jugend noch auf Bauernhöfen gearbeitet hat. Gleichzeitig wirft man auch "Tradition und Natur" mit in die Waagschale.


    c) kostenlose Mitbringsel von relativ hohem Wert
    Ja. Es ist wirklich so: Das Geschenk am Ende des Tages hat wirklich einen so hohen Wert, dass allein der reine Reisepreis schon geringer ist. Man bekommt also nicht irgendeinen "Schund" sondern wirklich was Nützliches (in diesem Fall eben Brot und viele Sorten an Fleischprodukten)


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    Jetzt kommt aber der "einzige Haken" .. und der macht eigentlich erst den eigentlichen Umsatz des Parks aus:
    Das Geschenk bekommt man nicht vor 17 Uhr. Um 18 Uhr schließt der Park dann.


    Man hat also rund 9 Stunden Zeit, jede Gastronomie zu besuchen und macht es auch, weil es eben nichts anderes Interessantes gibt.. oder weil man eben "im Warmen" sitzen will.
    Ich kam zu diesem Park, weil ich eigentlich nur einem Senior eine 5stündige Rückfahrt ersparen wollte. 5 Stunden Busfahrt für 160 km !!! Als ich dann sah, welchen Warenwert er geschenkt bekommen sollte , dachte ich "OK, Warten lohnt sich. Hat doch einen sehr hohen Wert".
    Als ich aber dann sah, was all das Verzehrte jeweils kostete und dass man eigentlich nichts anderes machen konnte als essen und trinken .. da merkte ich natürlich, dass es ganz gezielt auf möglichst viel Verzehr ausgelegt war.
    Hätte ich das bereits vorab gewusst, hätte ich gesagt: "Rein in den Wagen. Das kaufen wir in einem normalen Laden und sparen trotzdem noch dabei". Wusste ich leider natürlich nicht.


    Um 15:30 begann dann das "Schlangestehen". Entweder stellte man sich bei Wind und Wetter ungeschützt nach draußen (Minustemperatur + starker Wind) oder man setzte sich wieder in einen der Gastronomiebereiche um erneut zu verzehren.
    Natürlich ist auch das "ganz so gewollt"gewesen.
    Der Park lebt von seiner Gastronomie und der Umsatz wird dann eben durch solche Maßnahmen forciert.


    Obwohl ich kein Busreisender war, habe ich mitgeholfen, die Warteschlange etwas zu verkürzen, damit die "alten Leute" nicht so lange in dieser Kälte stehen mussten. Schnell einige der Wertmarken eingesammelt und dann gleich die vielen Tüten durchgereicht.
    Zum Glück stand ich ganz vorne und konnte dadurch dafür sorgen, dass viele der Senioren möglichst schnell wieder in ihren warmen Bus kamen.. ohne etwas für das "im Warmen sitzen" verzehren zu müssen.


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    Mein persönliches Fazit zum besuchten "Senioren-Freizeitpark"
    Wer gerne 10-14 Stunden im Bus sitzt um dann seine rund 7 Stunden nur "Bauernprodukte" einzukaufen oder zu verzehren, dem kann ich solche Besuche sehr empfehlen.
    Wer aber meint, dass er durch den Besuch "direkt vom Erzeuger" kauft oder "traditionell hergestellte" Produkte bekommt oder Geld sparen muss/will , der muss entweder "sehr stur und duldsam" sein oder doch besser zum "Bio-Bauer seines Vertrauens" gehen.


    Was ich dort gesehen habe, war weder preisgünstig noch gab es wirklich Einzigartiges zu kaufen (außer der Etikettierung).
    Ich hätte alles bei jedem regionalen Metzger oder Bäcker frischer und günstiger bekommen können. Naja.. und irgendwie hatte ich meine Zweifel, dass die "geschenkten Fleischwaren" nicht doch auch normale Discounterware waren. Optisch und auch von anderen Eindrücken her, war kaum ein Unterschied festzustellen.


    Ihr seht, weshalb ich keinen Namen nenne ?
    Dieser "Park" kommt bei mir so schlecht weg, dass er wirklich sehr negativ da stehen würde. Das soll aber nicht Sinn dieses Themas sein. Ich denke mir, dass es in vielen Regionen von Deutschland geben wird.
    Die genannten Entfernungen sind "echt" , weisen aber nicht auf eine bestimmte Region hin, in der der Park zu finden ist.


    Sinn war einzig und allein, einmal aufzuzeigen, dass sich die "Freizeitindustrie" immer mehr auch den "Senioren-Generationen" annimmt. Ihre "Zielobjekte" wollen "Erinnerungen an alte Zeiten" und geben sich (wohl) auch mit einem relativ eingeschränkten Freizeitangebot zufrieden.
    Naja. Nach 5-7 Stunden im Bus erwartet man wohl nicht so viel und ist über jede kleine Ablenkung dankbar.


    Meine "Senior-Reisebgeleitung" war jedenfalls 3 Stunden eher zuhause und bekam auch etwas mehr zu sehen als die Dörfern in seiner Umgegend. Ein extra gemachter Umweg brachte ihn auch in Regionen, die er wirklich mal gerne gesehen hätte, durch die der Bus aus Zeitgründen aber nicht gefahren war.
    Er war schon oft in diesem "Park" hatte ihn aber noch nie "voll miterlebt". Das war jetzt sein erster und letzter "Voll-Besuch".


    Sollte ich mal "Senior" werden, werde ich mich an diesen Tag erinnern wollen.
    Lieber ein paar gute Bekannte in ein Lokal einladen. Das ist dann für alle unterhaltsamer, weniger beschwerlich und günstiger als so eine Reise.